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Branchen | Japan | Papier, Pappe

Welche Unternehmen in Japans Papierindustrie investieren

Japans Verbrauch von Papier und Pappe sinkt seit Jahren. Dennoch gibt es Wachstumssegmente und Investitionen, und die deutschen Exporte haben sich zuletzt positiv entwickelt.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Eine schrumpfende Bevölkerung und der Vormarsch digitaler Medien führen dazu, dass Japans Konsum von Papier und Pappe seit Jahren sinkt. Insbesondere bei Zeitungspapier ist die Nachfrage rückläufig. Die Druckumsätze sinken auch generell.

Deutschland ist ein wichtiger Lieferant von Papier- und Druckmaschinen nach Japan. Im Jahr 2023 lag der deutsche Anteil an Japans Brancheneinfuhren bei 24,6 Prozent. In den ersten elf Monaten von 2024 stiegen die deutschen Exporte von Papier- und Druckmaschinen nach Japan um 11,1 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres auf 82,8 Millionen Euro. Damit lag Japan weltweit auf Rang 15 der Abnehmer deutscher Papier- und Druckmaschinen. In Asien war es Rang 3 nach China und Indien.

Wachstum gibt es in Japan bei Hygienepapier. Hier hilft auch die zunehmende Zahl ausländischer Touristen in Japan. Für 2025 erwartet das Reisebüro JTB 40,2 Millionen ausländische Besucher. Gleichzeitig schlägt sich die demografische Entwicklung bei Hygienepapier nieder: Weniger Kinder bedeuten eine geringere Nachfrage nach Babywindeln. Dagegen führt die starke Alterung dazu, dass Windeln für Senioren ein Wachstumsmarkt sind. Der Nachfrage folgend passen die Anbieter ihr Angebot an. Der Hersteller Unicharm verkauft inzwischen aus alten Windeln recycelte Windeln.

Trend zu vereinfachter Verpackung

Bei Verpackungspapier erwartet die Japan Paper Association im Jahr 2025 mehr Nachfrage nach Verpackungen für verarbeitete Lebensmittel. Angesichts einer voraussichtlich steigenden Automobilproduktion soll auch der Bedarf an Verpackungen für elektrische Geräte und Maschinen steigen. Diese Entwicklungen werden laut dem Verband überlagert von einem Trend zu reduzierter und vereinfachter Verpackung. Insgesamt soll die Nachfrage nach Verpackungspapier leicht zurückgehen. Daneben gibt es Bemühungen, Plastik zu reduzieren und durch Papier oder Kunststoffe auf Pflanzenbasis zu ersetzen. 

Daio und Hokuetsu kooperieren

Die größten Zellstoff- und Papierhersteller in Japan sind Oji Holdings, Nippon Paper Industries, Rengo, Daio Paper und Hokuetsu. Daio Paper und Hokuetsu vereinbarten im Mai 2024 eine Allianz. Die beiden Firmen wollen bei Produktionstechnologie, Einkauf und Logistik zusammenarbeiten.

Umsätze führender japanischer Zellstoff- und Papierhersteller variieren 1In Milliarden US-Dollar
Unternehmen

2022 2

2023 3

2024 4, 5

Oji Holdings 12,611,712,3
Nippon Paper Industries8,58,17,9
Rengo6,26,26,5
Daio Paper 4,84,64,5
Hokuetsu2,22,12,0
1 Fiskaljahre (1. April bis 31. März); 2 1 US$ = 135,43 Yen; 3 1 US$ = 144,51 Yen; 4 1 US$= 152,73 Yen im Zeitraum vom 1.4.2024 bis zum 15.1.2025; 5 PrognoseQuelle: Nikkan Kogyo Shinbun, Unternehmenswebseiten 2025

Firmen investieren in neue Anlagen in Japan

Angesichts der sinkenden Nachfrage stellen die Firmen in besonders alten Anlagen und Geschäftsbereichen mit ungenügender Nachfrage die Produktion ein. Dennoch gibt es einige Neuinvestitionen.

So investiert Daio Paper seit Mai 2024 circa 26,4 Millionen US-Dollar (US$) in eine Anlage für Verbundharze aus Zellulose-Nanofasern in Mishima in der Präfektur Ehime. Diese gleichzeitig leichten und festen Fasern sollen in Kfz-Teilen und in Haushaltsgeräten zum Einsatz kommen. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für das von April 2025 bis März 2026 laufende Fiskaljahr vorgesehen. Die geplante Kapazität beträgt 2.000 Tonnen pro Jahr.

Laut Ohishi Sangyo steigt in Japan durch den Trend zur Reduzierung des Kunststoffeinsatzes die Nachfrage nach Zellstoffformprodukten aus recyceltem Papier. Um hierfür das Angebot zu erhöhen, investiert Ohishi Sangyo von Januar 2025 bis Juni 2026  in seinem Werk in Kitaibaraki in der Präfektur Ibaraki etwa15,4 Millionen US$ in entsprechende Maschinen.

Oji Paper gab im Januar 2025 bekannt, dass die Tochter Oji Nepia im Januar 2026 ihr Werk in Fujinomiya in der Präfektur Shizuoka schließen wird. Die bisher dort gefertigten Produkte übernehmen dann die Werke in Nagoya und in Fukushima. Gleichzeitig werden im Werk in Nagoya Maschinen zur Herstellung von Windeln für Erwachsene installiert.

Rengo baut Werk in Deutschland

In Deutschland investiert die zum japanischen Kartonhersteller-Konzern Rengo gehörende Tricor Packaging & Logistics AG circa 170 Millionen Euro in ein neues Werk. Der Spatenstich erfolgte im Februar 2024. Die Fabrik für Wellpappe in Goch in Nordrhein-Westfalen soll im 3. Quartal 2025 in Betrieb gehen. Die geplante Produktionskapazität liegt bei 140.000 Tonnen Schwerwellpappe pro Jahr. 

Hersteller kaufen Firmen im Ausland

Rengo übernahm im Dezember 2024 über seine Hongkonger Tochtergesellschaft Tri-Wall 90 Prozent der Aktien des indischen Verpackungsherstellers Pronk Multiservice India. Pronk betreibt Werke in Bangalore, Faridabad, Mumbai und Chennai.

Der Papierhersteller Oji übernahm im April 2024 den finnischen Verpackungshersteller Walki. Walki betreibt unter anderem Werke in Steinfurt in Nordrhein-Westfalen und in Wendorf in Mecklenburg-Vorpommern. 

Branche will Dekarbonisierung vorantreiben

Im Fiskaljahr 2022 (von April bis März) emittierte Japans Papier- und Zellstoffindustrie nach Angaben des Ministry of Environment 18,2 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid. Das waren mehr als 5 Prozent der Emissionen von Japans Industriesektor. Im Jahr 2021 veröffentlichte die Japan Paper Association eine langfristige Vision zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050. Danach führt der Weg zur Dekarbonisierung auch über eine stärkere Nutzung von Biomasse als Brennstoff. Hinzu kommen die Nutzung von Erneuerbaren Energien, die Separierung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CCS und CCUS), energiesparende Anlagen, Energiemanagement und die Elektrifizierung von Trocknern und Öfen. Die großen Branchenhersteller haben Ziele zur Reduzierung ihrer Emissionen formuliert.

Nippon Paper stellt Brennstoff um

Nippon Paper Industries gab im Januar 2025 bekannt, dass es circa 366 Millionen US$ in ein Vorhaben zur Brennstoffumstellung in seinem Werk in Ishinomaki in der Präfektur Miyagi investieren wird. Konkret will Nippon Paper Industries Schwarzlauge zurückgewinnen und als Brennstoff verwenden. Die Lauge fällt als Nebenprodukt bei der Zelluloseherstellung an und soll den Brennstoff Kohle ersetzen. Die Anlage soll im 1. Quartal 2029 in Betrieb gehen. Knapp ein Drittel der Investitionskosten für die Umstellung will das Ministry of Economy, Trade and Industry als Zuschuss gewähren.

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