In Japan gibt es nicht viele Unicorns. Dennoch sind in den vergangenen Jahren erfolgreiche Start-ups entstanden. Sie sind jedoch nicht so sichtbar wie in anderen Ländern.
Japan nimmt zwar bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben im internationalen Vergleich hinter den USA und China den dritten Platz ein. Im Wettbewerb um das beste Start-up-Ökosystem schneidet Japan jedoch nicht gut ab. Nur zehn sogenannte Unicorns verzeichnete das Marktforschungsunternehmen INITIAL 2021 auf dem Archipel.
Dennoch bringt Japan erfolgreiche Start-ups hervor. Japanische Start-ups erreichen allerdings den Status eines Einhorns oft nicht, weil sie für ihre weitere Entwicklung früh über Börsengänge den Kapitalmarkt anzapfen. Die Early-Stage Venture-Capital-Firma Carol Capital zählte 2021 mithin 41 sogenannte "Hidden Unicorns". Die Zahl umfasst in Japan börsennotierte und beheimatete Start-ups, die zwischen 2011 und 2021 gegründet wurden und eine Marktkapitalisierung von mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$) aufweisen.
Top Start-ups in Japan Name 1) | Kapitalbeschaffung in Mio. US$ 2) | Branche |
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Preferred | 1.455 | Künstliche Intelligenz |
SmartNews | 4.025 | Applikation, News-Aggregator |
SmartHR | 2.172 | Cloudbasierte Human Resources Software |
Spiber | 5.484 | Neue Materialien, Textil |
TBM | 2.128 | Neue Materialien, Alternative zu Plastik und Papier |
TRIPLE-1 | 360 | Fintech, digitale Infrastruktur |
Clean Planet | 131 | Energie |
Liquid Group | 119 | Fintech, virtuelle Währung |
1) Stand 25.1.2022; 2) 1 US$ = 1 Euro (5.9.2022)Quelle: INITIAL 2022
Start-up-Ökosystem hat noch Lücken
Im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften ist das Start-up-Ökosystem in Japan noch schwach ausgeprägt. Das reicht vom Fehlen von Mentoren und Angel Investoren bis hin zur Late-Stage-Investition. Laut Aussage eines Business Angels mit langjähriger Japanerfahrung fehlt im Land häufig die aktive Begleitung des Unternehmensprozesses und die Marktdurchdringung, die gerade in der Startphase sehr wichtig ist.
Es gibt nur wenige spezialisierte Accelerator-Programme, die auch nach der Gründungsphase unterstützende Netzwerke bieten. Die meisten davon sind Ableger ausländischer Acceleratoren, die in beide Richtungen arbeiten: Sie helfen sowohl jungen japanischen Unternehmen beim Gang auf die internationale Bühne und unterstützen ausländische Start-ups bei ihrem Markteintritt in Japan.
Acceleratoren in JapanName | Fokus | Anmerkungen |
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PLUG and PLAY Japan | Technologie | Accelerator Programm, VC |
CIC Tokyo | Networking | Accelerator Programm |
hello tomorrow | Networking, Technologie | Accelerator Programm |
CREWW INC | Open Innovation Platform | Innovationsplattform |
Agorize Japan | Open Innovation Platform | Spezialisiert auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen |
Quelle: Unternehmens HP 2022
An öffentlicher Unterstützung mangelt es nicht
In Japan selbst arbeitet die Stadtregierung von Tokyo seit Jahren aktiv daran, das Umfeld für Start-ups zu verbessern. Dennoch: Die Metropole ist im Global Start-up Ecosystem Ranking 2022 des Forschungsinstituts Start-Up Genome nur auf Platz zwölf der wichtigsten Standorte zu finden. Zudem hat Japan gegenüber 2021 drei Plätze verloren.
Um Start-ups zu unterstützen, existiert in Tokyo die X-Hub-Tokyo Initiative. Im Wirtschaftszentrum Osaka beziehungsweise in der Kansai-Region existiert der Osaka Innovation Hub. Auch in anderen Städten des Archipels gibt es Start-up-Aktivitäten. Acht Städte wurden offiziell als Start-up-Hubs ausgewählt. Sie verteilen sich landesweit von Sapporo im Norden bis Fukuoka und Kitakyushu im Süden.
Tokyo ist aber in Japan das einzige ernstzunehmende Start-up-Zentrum mit genügend kritischer Masse. Doch selbst in Tokyo mangelt es - wie auch in den anderen Start-up-Hubs des Landes - an erfolgreicher Internationalisierung und privater Risikofinanzierung. Das stellt die Studie "Tokyo Start-up Ecosystem" des Tokyo Development Learning Centers 2021 fest.
J-Startup soll Sichtbarkeit schaffen
Diese mit öffentlichen Geldern und von Sponsoren finanzierten Initiativen laufen im nationalen J-Startup-Programm zusammen. Es fördert seit 2018 In- und Outbound-Aktivitäten. JETRO gibt eine Übersicht über die Aktivitäten verschiedener Akteure im japanischen Start-up-Kontext. Diese ist jedoch nicht vollständig, denn es existieren daneben eine Reihe privater Initiativen.
Insgesamt wird das Start-up-Ökosystem von nicht-spezialisierten Akteuren bestimmt, etwa den japanischen Banken, den Inkubatorbüros von Universitäten sowie Start-up-Ablegern großer Unternehmen. Deren Erfolg basiert nicht unmittelbar auf dem Wachstum von Start-ups. Für japanische Banken ist die Finanzierung von Start-ups etwa eine Art von Darlehensvergabe. Diese sollte nicht zu hohen Risiken ausgesetzt sein, was Start-ups mit hohem "Cash-burn" nicht entgegenkommt. Inkubatorbüros in Universitäten existieren schon seit Langem und sie sind eher Adminstrationsorgane. Darin unterscheidet sich das Start-up-Ökosystem in Tokyo stark von Zentren in anderen Teilen der Welt, so die Studie "Tokyo Start-up Ecosystem".
Start-up-Kosmos wächst
Zu den größten privaten Akteuren gehört etwa das Cambridge Innovation Center (CIC) aus den USA. Dieser Accelerator ist bereits in Tokyo mit einem Innovation Campus aktiv und plant ein Start-up-Zentrum in Fukuoka, das 2025 eröffnet werden soll. Zudem betreibt das CIC in Japan bereits vier Venture Cafés als Plattform für den Austausch: In Tokyo, Tsukuba, Nagoya und an der Universität Ritsumeikan.
Viele große Unternehmen haben eigene Start-up-Abteilungen eingeführt. Sie wollen so ihre Inhouse-Innovationsaktivitäten ergänzen, ihre technologische Transformation beschleunigen und ihre Geschäftsfelder erweitern. Solche Venture-Capital-Aktivitäten von Unternehmensseite haben in Japan deutlich zugenommen. Deutsche Firmen wie Bosch und Infineon betreiben auf dem Archipel ebenfalls eigene Start-up-Programme.
Die Segmente, in denen in Japan die meisten Start-ups entstehen, sind auf Digitalisierung fokussierte Bereiche, darunter künstliche Intelligenz, Fintech, Informationstechnik und Softwarelösungen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen sind langfristig Biotechnologie, Medizintechnik und Mobilität wichtige Themen. Ebenso bekommen Greentech-Lösungen zur Unterstützung der Dekarbonisierung immer größere Aufmerksamkeit.
Viele Netzwerk-Events angeboten
In Japan finden eine Reihe von Konferenzen und Pitch-Veranstaltungen für junge Unternehmen statt. Die meisten Start-up-Veranstaltungen gibt es in Tokyo. Eine der wichtigsten, und nach Aussagen des Organisators, größten Events auf dem Archipel und in Asien ist der Innovation Leaders Summit. An dem Treffen nehmen regelmäßig große japanische Konzerne teil. Anfang Dezember 2022 findet die zehnte Innovationsmesse für Venture-Capital (VC)-Matching statt.
Viele Fachmessen in Japan wie die Robotermesse iRex bieten Start-ups Bereiche, in denen sie Kontakte zu Unternehmen knüpfen können. Als Initiative von Auslandshandelsorganisationen verschiedener Länder der Europäischen Union ist die TechBIZKON zu nennen, die jedes Jahr mit verschiedenen Themenschwerpunkten abgehalten wird.
Von Jürgen Maurer
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Tokyo