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Special | Globaler Handel

China hängt Deutschland, Japan und USA im Außenhandel ab

Die Globalisierung hat die Handelsvolumina der vier großen Volkswirtschaften befeuert. Während China als Sieger aus dem Rennen geht, verlieren andere Wettbewerber Weltmarktanteile.

Von Christiane Süßel | Bonn

Mit der Globalisierung sind die internationalen Handelsströme in den vergangenen 20 Jahren enorm gewachsen. Das zeigt ein Blick auf die Warenexporte der vier großen Volkswirtschaften USA, China, Deutschland und Japan. Jedoch haben nicht alle vier Konkurrenten in gleichem Maß vom globalen Exportwachstum profitiert.

USA hat tiefrote Handelsbilanz

Bei der Betrachtung der Handelsbilanz geht China als klarer Sieger vom Platz. Vor allem Japan und die USA stehen im Schatten des Aufstiegs des Reichs der Mitte. Allerdings weisen die Vereinigten Staaten schon lange eine negative Handelsbilanz aus: Sie importieren unter dem Strich mehr Produkte als sie exportieren. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat dieses Ungleichgewicht während seiner Regierungszeit immer wieder als Argument für unfaire Handelsbedingungen vorgebracht. In der Tat hat sich das US-Handelsdefizit in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt und erreichte 2020 mit 975 Milliarden US-Dollar (US$) einen Rekordwert.

Weniger im Fokus steht, dass auch Japan gegenüber seinem großen Nachbar zunehmend verliert. Der Archipel hat 2000 noch einen Handelsüberschuss von 99,6 Milliarden US$ erzielt. Doch seit dem Jahrtausendwechsel schmolzen die japanischen Überschüsse und lagen im Krisenjahr 2020 nur noch bei mageren 5,9 Milliarden US$. China hingegen spurtete auch der Exportnation Deutschland weit voraus. Lag der chinesische Überschuss im Jahr 2000 mit 24,1 Milliarden US$ noch bei der Hälfte des deutschen Überschusses, so verbuchte die Volksrepublik 2020 mit 535 Milliarden US$ mehr als das Doppelte des deutschen Werts.

China steigt in erste Exportliga auf

Vor allem die erste Dekade des neuen Jahrtausends war von einem rasant wachsenden Außenhandel geprägt. So haben sich die weltweiten Exporte zwischen 2000 und 2010 von gut 6 Billionen US$ um satte 136 Prozent auf knapp 15 Billionen US$ mehr als verdoppelt. Zwar legten in diesem Zeitraum auch die Ausfuhren der USA und Japans zu, jedoch blieben sie deutlich hinter der globalen Steigerungsrate zurück. Eindeutiger Gewinner beim Exportwachstum ist China. Die Volksrepublik katapultierte ihre Ausfuhren binnen zehn Jahren von 249 Milliarden US$ auf 1,6 Billionen US$ – ein sattes Plus von mehr als 500 Prozent.

Das Zunahme um den Faktor sechs im Zeitraum 2000 bis 2010 ist im Wesentlichen dem Beitritt des Riesenreichs zur Welthandelsorganisation WTO im Dezember 2001 zu verdanken. Mit dem Exportvolumen von 1,6 Billionen US$ stellte die Volksrepublik neben Deutschland auch das Schwergewicht USA in den Schatten. Dabei gelang es Deutschland in derselben Dekade, seine Ausfuhren ebenfalls mehr als zu verdoppeln. Beim prozentualen Zugewinn lag Deutschland mit 131 Prozent aber lediglich etwa auf dem Niveau des globalen Wachstums.

Etwas gedämpfter verlief die Dekade ab dem Jahr 2010. Dies führte dazu, dass das weltweite Exportwachstum zwischen 2000 und 2020 "nur" um 171 Prozent expandierte. In diesen zwanzig Jahren gelang es China, die Ausfuhren auf 2,6 Billionen US$ mehr als zu verzehnfachen. Damit ließ die Volksrepublik die drei anderen großen Player deutlich hinter sich. Deutschland, die Vereinigten Staaten und Japan lagen unter dem weltweiten Durchschnittswachstum. Während Deutschland und die USA ihr nominales Exportwachstum zwischen 2000 und 2020 allerdings unter dem Strich anheben konnten, ging Japan als Verlierer aus dem Rennen: Die Exporte des Archipels fielen von 770 Milliarden US$ im Jahr 2010 auf 641 Milliarden US$ im Coronajahr 2020 zurück.

USA und Japan verlieren Weltmarktanteile

Chinas Stärke kristallisiert sich außerdem bei der Betrachtung der Exportanteile am Welthandel heraus. Zur Jahrtausendwende machten die Ausfuhren des asiatischen Riesenreichs knapp 4 Prozent der weltweiten Exporte aus. Im Jahr 2020 waren es satte 15 Prozent. Während Deutschland mit einem leichten Kratzer aus dem Rennen ging, büßten Japan und die USA mit einem Rückgang von jeweils rund 4 Prozentpunkten zwischen 2000 und 2020 Weltmarktanteile ein.

Anteile der vier großen Volkswirtschaften an weltweiten Exporten (in Prozent)

Land

2000

2020

Veränderung 2020/2000*

China

3,9

15,1

11,2

Deutschland

8,7

8,1

-0,6

Japan

7,6

3,7

-3,8

USA

12,4

8,3

-4,0

*) Veränderung in ProzentpunktenQuelle: UN Comtrade, Abfrage Herbst 2021; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Staffelübergabe in fast allen Branchen

China hat das Feld in den vergangenen Jahren von hinten aufgerollt. Die Volksrepublik weitete ihre Ausfuhren in allen sechs von Germany Trade & Invest untersuchten Produktgruppen aus – deutlich stärker als das durchschnittliche weltweite Exportwachstum. Vor allem bei Elektronik und Elektrotechnik machten Chinesen von 2000 bis 2020 einen großen Sprung nach vorne. In beiden Kategorien haben sie die zuvor dominierenden US-Amerikaner und Japaner inzwischen deutlich abgehängt.


Deutschland bei Kfz und Chemie führend

Im Maschinenbau löste China 2020 Deutschland knapp als Exportweltmeister ab. Ebenso verwies das Reich der Mitte in der Mess- und Regeltechnik die Exportnationen USA und Deutschland auf die Plätze zwei und drei, wenngleich der Abstand vergleichsweise gering ausfiel.

Nur in zwei der sechs untersuchten Sektoren haben chinesische Anbieter noch nicht die Nase vorn: Deutschland belegte bei den Chemieausfuhren 2020 weiterhin den ersten Platz, allerdings wuchsen deutsche Exporte unterdurchschnittlich. Zudem holt China kräftig auf, auch wenn das Reich noch hinter den USA auf Platz drei landete. Einzig bei den Kfz-Ausfuhren hängen die drei Konkurrenten China deutlich ab. Doch auch in dieser Kategorie hat die größte asiatische Exportwirtschaft binnen 20 Jahren Boden gutgemacht.

Der Blick auf die Marktanteile legt offen: Die Vereinigten Staaten haben in allen sechs Kategorien Marktanteile eingebüßt. In der Mess- und Regeltechnik waren es gar 13 Prozentpunkte. Doch es gibt noch einen zweiten Verlierer: Japan hat in den sechs Segmenten ebenfalls Marktanteile abgegeben. In der Elektronik und Elektrotechnik waren es 8,4 respektive 8 Prozentpunkte. Damit steht die einst größte Exportnation in Asien klar im Schatten des Erfolgs von China. Deutlich wird auch: Die vier großen Exportnationen haben zusammengenommen in allen Kategorien Marktanteile abgegeben. Die einzige Ausnahme ist die Elektronik, in der China dominiert.

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