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Wirtschaftsumfeld | USA | Außenwirtschafts- und Industriepolitik

Nach US-Wahl besteht weiter Hoffnung auf gute Geschäfte

Die USA importieren vieles, was sie nicht selbst herstellen. Daran ändern auch neue Zölle wenig. Bei aller Vorsicht bleiben die Aussichten für deutsche Unternehmen positiv.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Das Wahlvolk hat gesprochen, und zwar deutlich: Nicht nur wählte es Donald Trump mit deutlichem Vorsprung vor Kamala Harris abermals zum Präsidenten. Die republikanische Partei konnte zudem im Senat die Mehrheit erlangen und führte zwei Tage nach Trumps Wahlsieg bei den Auszählungen für das Repräsentantenhaus. Nun steht Trump nur noch wenig im Weg, um seine angekündigten Maßnahmen in Sachen Wirtschafts- und Handelspolitik umzusetzen.

Ausländische und deutsche Unternehmen sorgen sich vor allem um die geplanten Zollerhöhungen. Trump hatte im Wahlkampf immer wieder betont, er wolle einen allgemeinen Zollsatz von 10 bis 20 Prozent auf alle Importwaren erheben. Für Produkte chinesischen Ursprungs peilt er einen Satz von 60 Prozent an.

Zoll- und Industriepolitik scheitert schon am Fachkräftemangel 

Die Frage, wer letzten Endes die Zeche für Einfuhrzölle zahlt, wird in der Theorie des internationalen Handels seit Langem diskutiert. Technisch gesehen entrichtet nämlich zuallererst der Importeur die Abgabe. Ob er diese dem Lieferanten in Rechnung stellt, hängt von den Zielen und der Wirtschaftsstruktur des die Zölle erhebenden Landes ab. Trump will vor allem die Abwanderung von Arbeitskräften aus dem verarbeitenden Gewerbe rückgängig machen und dadurch neue Jobs schaffen.

"Die meisten Amerikaner wollen gar nicht im verarbeitenden Gewerbe arbeiten oder eine technische Ausbildung absolvieren."

Tilman Bender Geschäftsführer der Personalberatung TH Bender

Doch damit will er ein Problem lösen, das es gar nicht gibt. In den USA herrscht nämlich Vollbeschäftigung und viele Firmen klagen über einen Mangel an Fachkräften, insbesondere in technischen Berufen. Die Arbeitnehmer zieht es in den Dienstleistungssektor. Bürojobs in der IT- und Finanzbranche oder in Anwaltskanzleien bieten höhere Gehälter, ein besseres Image und die Möglichkeit zum Homeoffice. Das produzierende Gewerbe ist als Arbeitgeber nicht besonders attraktiv. Nur noch 8 Prozent aller Beschäftigten waren hier 2023 laut dem nationalen Statistikamt beschäftigt.

Handelsschranken schon unter Biden weitestgehend unwirksam

Der verarbeitende Sektor der Vereinigten Staaten ist daher relativ klein. Infolgedessen muss das Land vieles importieren, was es selber gar nicht herstellen kann. Das trifft insbesondere auf Kapitalgüter zu. In vielen Sparten des Maschinenbaus etwa klaffen große Lücken. Da helfen auch hohe protektionistische Schranken wenig. Bereits Joe Bidens auf dem Papier sehr restriktiv ausfallende "Build America Buy America"-Politik erwies sich in der Realität oft als zahnloser Tiger.

Die deutschen Lieferungen von Maschinen und Anlagen in die USA erreichten 2023 mit 37 Milliarden US-Dollar (US$) einen Rekordwert, so die U.S. International Trade Commission. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) konstatierte einen Tag nach der Wahl zwar, dass eine Belastung des internationalen Handels droht, gibt aber gleichzeitig für die eigene Branche vorsichtig Entwarnung.

"Der Gesamtblick des VDMA auf den amerikanischen Markt bleibt positiv."

Thilo Brodtmann Hauptgeschäftsführer VDMA

Womöglich könnten die deutschen Unternehmen sogar von Trumps Plänen zur Erhebung eines 60-prozentigen Zollsatzes auf chinesische Waren profitieren. Sie konkurrieren in den USA nicht so sehr mit einheimischen Unternehmen. Ihre Hauptwettbewerber sind oftmals chinesische Firmen. Die Chancen von BYD & Co, auf dem amerikanischen Markt mit ihren Elektroautos Fuß zu fassen, tendieren nach dem Wahlsieg Trumps gegen null. Deren Pläne, über eine Fabrikation in Mexiko einen Zugang zu bekommen, dürften nicht aufgehen. Trump plant bereits eine Nachverhandlung des nordamerikanischen Handelsabkommens USMCA. Dieses muss ohnehin zum 1. Juli 2026 verlängert werden.

Wegen der Zölle: USA drohen 2026 eine Inflation von 6 Prozent und mehr

In vielen Fällen müssten daher die US-Importeure die Zölle an ihre Endkunden – amerikanische Unternehmen oder Konsumenten – weitergeben. Dadurch wirken sie letztendlich wie eine, wenn auch unmerkliche Steuer. Das dürfte sich immerhin positiv auf der Einnahmenseite bemerkbar machen.

Doch Zölle haben einen unschönen Nebeneffekt: Sie rufen Gegenmaßnahmen der Handelspartner hervor. Es droht unter anderem ein sich aufschaukelnder Handelskonflikt mit der EU und China. Zudem wirken sie in den USA inflationstreibend. Dieser Effekt dürfte durch die Verschärfung der Einwanderungspolitik noch weiter verstärkt werden: Der Fachkräftemangel würde weiter zunehmen und die Löhne in die Höhe treiben. 

Das Peterson Institute for International Economics hat errechnet, dass ein US-Zollsatz von 10 Prozent auf alle Waren und von 60 Prozent auf solche chinesischen Ursprungs sowie die Ausweisung von 1,3 Millionen Illegalen die US-Inflation 2026 um gut 4 Prozentpunkte steigen ließen. Dabei sind in diesem Szenario noch nicht einmal Gegenmaßnahmen der Handelspartner enthalten.

Mit anderen Worten: Die Inflation würde 2026 auf 6 Prozent steigen. Bei schärferen Maßnahmen der Trump-Administration wäre sogar eine Preissteigerung auf über 9 Prozent möglich. Ein Durchschnittshaushalt müsste dann mit einem Einkommensverlust von 2.600 US$ pro Jahr rechnen.

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