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Wirtschaftsausblick | Japan

Japans Wirtschaftswachstum bleibt schwach

Die Abwertung des Yen schmälert die Kaufkraft der japanischen Bevölkerung. Das dürfte 2024 das Wachstum bremsen. Exportorientierte Firmen verdienen gut und können mehr investieren.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Top-Thema: Yen-Abwertung verweist Japans Wirtschaft auf Rang 4

Im Jahr 2023 und in den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 hat der japanische Yen weiter kräftig an Wert verloren. Eine gewisse Wiederaufwertung der japanischen Landeswährung ist erst zu erwarten, wenn die Notenbanken in den USA und in der Eurozone die Zinsen wieder senken oder die Bank of Japan (BOJ) diese erhöht. Ein minimaler Zinsschritt der BOJ um 0,1 Prozentpunkte im März 2024 reichte nicht aus, um den Yen zu stabilisieren. Die hohe Staatsverschuldung schränkt den Spielraum der japanischen Zentralbank ein.

Der schwache Yen verstärkt die importierte Inflation. Dennoch stieg die vom Ministry of Internal Affairs and Communication gemessene Inflation in Japan in der Spitze im Januar 2023 nur auf 4,4 Prozent und lag im März 2024 bei 2,7 Prozent. Die Abwertung des Yen führt dazu, dass Japan 2023 trotz eines höheren realen Wirtschaftswachstums den Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland abgeben musste. Nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds könnte Japan 2025 sogar hinter Indien zurückfallen. Diese Prognosen sind aber wegen schwankender Wechselkurse mit starken Unsicherheiten behaftet.

Wirtschaftsentwicklung: Wirtschaft wird 2024 langsamer wachsen

Japans Bruttoinlandsprodukt wuchs im Fiskaljahr 2023 (von April bis März) nach ersten vorläufigen Angaben real um 1,2 Prozent. Die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im Fiskaljahr 2024 liegen unter real 1 Prozent. Zwar läuft es etwa für die für Japan wichtigen Automobilhersteller angesichts des schwachen Yen und weniger Lieferkettenproblemen gut. Auch der Tourismusbranche geht es angesichts der Wiederöffnung des Landes für ausländische Touristen und dem Wegfall coronabedingter Beschränkungen deutlich besser. Auf der anderen Seite schrumpfte 2023 beispielsweise die Wertschöpfung des Groß- und Einzelhandels. Generell schauen über alle Branchen hinweg viele kleine binnenmarktorientierte Firmen deutlich pessimistischer in die Zukunft als große exportorientierte Unternehmen.

Investitionen ziehen an

Dank des schwächeren Yen steigen die Gewinne exportorientierter Unternehmen. Daher dürften die Ausrüstungsinvestitionen der privaten Firmen stärker wachsen als die Wirtschaft insgesamt. Zusätzlich wirken sich – ähnlich wie in Deutschland – staatliche Subventionen für Ansiedlungen in der Halbleiterindustrie positiv aus. Die Kfz-Hersteller wollen im Fiskaljahr 2024 weltweit deutlich mehr investieren. In der Chemieindustrie gibt es bei Halbleiterchemikalien viele Projekte. Die gut laufende Konjunktur im Tourismus führt zu vielen Hotelprojekten. Auch in neue Datenzentren und in die Logistik rund um den E-Commerce fließt viel Geld.

Das Thema Dekarbonisierung hat an Bedeutung gewonnen. Die Regierung treibt den Ausbau erneuerbarer Energien voran und will wieder mehr Kernkraftwerke in Betrieb nehmen. Bei Wasserstoff forschen viele Firmen an Zukunftslösungen.

Geringere Kaufkraft lässt privaten Konsum schwächeln

Zwar steigen in Japan die Löhne nominal so stark wie lange nicht mehr. Allerdings war die Inflation höher, sodass die Reallöhne sanken. Die Ankündigungen für Lohnerhöhungen sind für das Fiskaljahr 2024 nochmal höher als im Vorjahr. Damit könnten auch die Reallöhne etwas steigen. Dennoch dürfte der private Konsum auch im Fiskaljahr 2024 schwach bleiben und bei Weitem nicht an das Niveau von 2,7 Prozent im Fiskaljahr 2022 heranreichen.

Geringere Rohstoffkosten führen zu sinkendem Außenhandel

Im Jahr 2023 schrumpften Japans Importe gegenüber dem Vorjahr um 16,3 Prozent. Hauptgrund sind geringere Ausgaben für Rohstoffe. Die Importe von Kraftfahrzeugen stiegen dagegen um 13,8 Prozent und die Einfuhren von Kfz-Teilen legten um 10,8 Prozent zu. Die Exporte fielen um 3,8 Prozent. Der Rückgang erfolgte trotz einer Zunahme der Ausfuhren von Kraftfahrzeugen um 22,9 Prozent

Im Fiskaljahr 2024 sollen Japans Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen wieder real zulegen. Das prognostizieren wichtige Forschungsinstitute der Privatwirtschaft wie das Daiwa Institute of Research und Mitsubishi UFJ Research and Consulting.

Deutsche Perspektive: Absatz deutscher Waren bleibt stabil

Die deutschen Ausfuhren nach Japan lagen im 1. Quartal 2024 bei 5,2 Milliarden Euro. Das waren 3,4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit war Japan der zweitgrößte Käufer deutscher Waren in Asien und der drittgrößte Abnehmer außerhalb Europas.

Die billigere Landeswährung Yen macht den Absatz deutscher Produkte schwieriger. In einer Umfrage der Auslandshandelskammer (AHK) in Japan vom Frühjahr 2024 berichten 43 Prozent der antwortenden deutschen Firmen von geringerem Umsatz. 76 Prozent geben an, dass ihre Gewinne gesunken sind. Andererseits sind japanische Kunden zwar schwer zu gewinnen, dann aber in aller Regel treue Kunden. Der zurzeit schwache Yen bietet die eine oder andere Gelegenheit zum Kauf japanischer Firmen.

93 %

der deutschen Firmen in Japan bezeichnen die Stabilität und die Zuverlässigkeit der Geschäftsbeziehungen als Alleinstellungsmerkmal Japans (Quelle: Umfrage AHK Japan, März 2024)

Dank dem seit 2019 angewendeten Freihandelsabkommen mit der EU können Lieferungen der meisten Industriegüter mit Ursprung in Deutschland nach Japan zollfrei erfolgen. Allerdings hatte Japan bereits vor dem Abkommen mit der EU im internationalen Vergleich geringe Einfuhrzölle. Interessant ist der Zollabbau bei Nahrungsmitteln. Bei diesen sinken noch jedes Jahr Einfuhrzölle für deutsche Produkte in Japan, beispielsweise bei Käse.

Weitere Informationen zu Entwicklungen in Japans Wirtschaft und wichtigen Branchen bietet die GTAI-Länderseite zu Japan. Hier finden Sie auch Beiträge zu Rechts- und Zollthemen.

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