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Wirtschaftsumfeld | Japan | Direktinvestitionen

Japans Firmen setzen weniger auf China

China verliert für japanische Firmen an Bedeutung, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Zukünftig könnten neben den USA auch Indien und Vietnam wichtiger werden.

Von Frank Robaschik | Tokyo

In einer im Dezember 2023 veröffentlichten Umfrage der Japan Bank of International Cooperation (JBIC) zu Standorten, auf die japanische Firmen in den nächsten zehn Jahren setzen, verliert China enorm. Zwar liegt es immer noch auf Rang 4 der Länder mit Potenzial, verzeichnet aber mit einem Minus von 12,4 Prozentpunkten den mit Abstand höchsten Rückgang. 

Indien, Thailand und Vietnam bekommen bessere Bewertung

Die USA verlieren ebenfalls leicht, bleiben aber auf Rang 3. Ordentliche Zuwächse verzeichnen dagegen Indien, Thailand und Vietnam. Auch Indonesien, Mexiko und Malaysia zählen aus Sicht der befragten japanischen Unternehmen zu den attraktivsten Standorten für die nächsten Jahre.

Indien schneidet in diesen Umfragen seit fast 20 Jahren sehr gut ab. Dies hat sich jedoch nicht sonderlich auf das Handelsvolumen oder die japanischen Direktinvestitionen ausgewirkt. Das könnte dieses Mal anders sein, trotz der vielen Schwächen Indiens. Der Anteil Indiens an den japanischen Exporten ist zwischen 2013 und 2023 von 1,2 Prozent auf 2,2 Prozent gestiegen. Das ist fast eine Verdoppelung, aber immer noch auf niedrigem Niveau

Vielversprechende Länder in den nächsten zehn Jahren aus Sicht japanischer Unternehmen Anteil an allen Antworten in Prozent; Änderung gegenüber dem Vorjahr in Prozentpunkten *
 

Positive Antworten

Änderung

Indien55,64,9
Vietnam29,81,7
USA27,2-2,2
China24,2-12,4
Indonesien23,00,4
Thailand21,52,4
Mexiko8,30,2
Malaysia7,50,3
* Mehrfachnennungen möglich.Quelle: JBIC, Dezember 2023

China verliert als Exportmarkt für Japan an Bedeutung

Von 2020 bis 2023 sank die Bedeutung Chinas an Japans Exporten von 22 Prozent auf 17,6 Prozent. Im Jahr 2023 überholten die USA China als wichtigstes Abnehmerland von japanischen Waren. Bei den Importen fällt Japan das Loslösen von China schwerer. Hier sank der Anteil von 2020 bis 2022 zwar von 25,8 Prozent auf 21 Prozent. Im Jahr 2023 stieg er allerdings wieder auf 22,2 Prozent.

Japan investiert weniger in China

Nach der Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation im Jahr 2000 zählten japanische Firmen zu den wichtigsten ausländischen Investoren in China. Nachdem japanische Firmen in China beispielsweise um das Jahr 2010 mehrfach Proteste und Boykotte ihrer Waren erleben mussten, investierten sie zwar weiter in China, die relative Bedeutung Chinas für Japans Direktinvestitionen im Ausland nahm aber wieder ab. Nach 2012 nahm auch die Orientierung auf die USA wieder zu, und der Anteil der Vereinigten Staaten am Bestand japanischer Direktinvestitionen im Ausland stieg bis Ende 2022 auf mehr als ein Drittel.

Bestand japanischer Direktinvestitionen im Ausland nach ausgewählten Ländern und Regionen Anteil in Prozent
 

2000

2012

2022

USA47,527,534,8
EU19,722,915,8
ASEAN9,011,814,2
China3,19,97,0
Indien0,41,51,5
Quelle: JETRO 2024; Bank of Japan 2024; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Damit sind die USA nach wie vor das Land mit den höchsten japanischen Direktinvestitionsbeständen. Von den über 2 Billionen US$ waren 2022 kumuliert knapp 700 Milliarden US$ in den USA investiert. 

 

2023 investiert Japan erstmals mehr in Indien als in China

Im Jahr 2023 setzten sich diese Tendenzen auch bei den Abflüssen fort. Die USA blieben das mit Abstand wichtigste Investitionsziel Japans. China hat weiter an Bedeutung verloren. Nach vorläufigen Daten des Finanzministeriums flossen von den insgesamt 179,2 Milliarden US$ an Direktinvestitionen 3,9 Milliarden US$ nach China, was nur noch 2,2 Prozent der japanischen Direktinvestitionen im Ausland entsprach. Damit lagen die Abflüsse nach China in etwa auf dem Niveau der Abflüsse nach Deutschland. Gleichzeitig investierte Japan erstmals mehr in Indien als in China.

Abfluss japanischer Direktinvestitionen in ausgewählte Regionen und Länder Nettoinvestitionen in Milliarden US$ 1)
 

2021

2022

2023 2

Insgesamt209,5172,5179,2
USA82,763,664,6
EU19,729,127,5
Deutschland7,44,83,9
ASEAN35,822,823,4
Indien3,74,15,0
China12,25,53,9
1 Umrechnung zum Wechselkurs 1 US$ = 109,9 Yen (2021), 131,6 Yen (2022), 140,6 Yen (2023); 2 vorläufige Angaben.Quelle: Ministry of Finance 2024; Berechnungen von Germany Trade & Invest

USA bleiben wichtigstes Investitionsziel

Japanische Unternehmen sind in den USA in verschiedenen Bereichen als Investoren aktiv. So bauen Honda, Panasonic und Toyota derzeit neue Batteriefabriken. Tokyo Gas gab Ende 2023 die geplante Übernahme des texanischen Erdgasproduzenten Rockcliff Energy über seine Tochterfirma TG Natural Resources bekannt. Der Wert der Transaktion beläuft sich auf 2,7 Milliarden US$. Und im Januar 2024 folgte die Ankündigung des japanischen Bauunternehmens Sekisui House, das in Colorado ansässige Bauunternehmen MDC Holdings im 1. Halbjahr 2024 für 4,9 Milliarden US$ zu übernehmen. Darüber hinaus vereinbarte Nippon Steel im Dezember 2023 den Kauf des Stahlherstellers U.S. Steel für 14,1 Milliarden US$. Die Übernahme stößt in den USA teilweise auf politischen Widerstand.

 

 

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