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Branche kompakt | Kanada | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Markttrends

Kanadas Pharmamarkt wird bis 2029 jährlich im Schnitt um rund 5 Prozent wachsen. Für Antrieb sorgt die alternde Bevölkerung und steigende Nachfrage nach innovativen Biopharmaka.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Kanadas Pharmaumsatz macht 1 Prozent am globalen Pharmamarkt aus, womit Kanada der zehntgrößte Markt der Welt ist. Insgesamt wird er bis 2029 pro Jahr durchschnittlich um 4,5 bis 5 Prozent zulegen. Statista Market Insights prognostiziert einen Branchenumsatz von dann fast 26 Milliarden US-Dollar (US$).

Der Löwenanteil entfällt auf Krebsmedikamente. Die in Kanada am häufigsten diagnostizierten Krebsarten sind Lungen-, Brust- (vor allem bei Frauen), Darm- und (bei Männern) Prostatakrebs.

Auch auf Impfstoffe und Arzneimittel gegen Diabetes entfallen größere Marktanteile. Beide Segmente haben sich in den letzten Jahren positiv entwickelt: Während die Nachfrage nach Impfstoffen aufgrund der Pandemie erheblich stieg, verzeichneten Diabetesmedikamente aufgrund der zunehmenden Prävalenz der Zuckerkrankheit und der Einführung neuer Therapien einen deutlichen Anstieg.

Um 6 bis 8 Prozent

wird Kanadas Generikamarkt bis 2032 jährlich im Schnitt zulegen.

Markt für Generika wächst stärker als für rezeptpflichtige Arzneien

Zwar machten Nachahmerpräparate im Jahr 2023 nur rund 22 Prozent der Gesamtausgaben für verschreibungspflichtige Arzneimittel aus. Doch wurden bereits gut drei Viertel der eingelösten Rezepte für sie ausgestellt. Nach Prognosen der Imarc Group wird Kanadas Generikamarkt bis 2032 im Schnitt um knapp 8 Prozent pro Jahr zulegen. Andere Marktforschungsunternehmen gehen von 6 bis 7 Prozent aus.

Im Vergleich zum Gesamtmarkt dürften Generika also überdurchschnittlich stark zulegen. Aufgrund des Kostendrucks im Gesundheitswesen suchen Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Patienten vermehrt nach kostengünstigen Alternativen zu teuren Markenmedikamenten. Getragen wird das Wachstum vor allem durch die alternde Bevölkerung, wodurch der Bedarf an Mitteln gegen chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Arthritis enorm steigt. Das gilt auch für Impfstoffe und Immuntherapien. Waren 2024 etwa 7,9 Millionen der in Kanada lebenden Menschen 65 Jahre und älter, wird diese Zahl in zwei Jahrzehnten voraussichtlich auf 11,5 Millionen angestiegen sein. 

Gute Perspektiven für Biopharmazeutika und Biosimilars

Eine weitere Hauptantriebsfeder ist die wachsende Nachfrage nach innovativen Arzneimitteln. Innovative Biopharmazeutika, die aus lebenden Zellen hergestellt werden, und Biosimilars, also deren Nachahmerpräparate, haben bereits im Zuge der Covid-19-Pandemie deutlich Schubkraft erhalten. Die kanadische Regierung hat seitdem erhebliche Summen in die Förderung von Biopharmazeutika investiert. Auch Biotechfirmen aus dem deutschen Sprachraum bekamen in Kanada in den letzten Monaten mehrfach Zulassungen für Biosimilars, darunter das süddeutsche Unternehmen Formycon und der Schweizer Generikaspezialist Sandoz.

Neben innovativen Medikamenten werden auch Gen- und Zelltherapien sowie Nanotechnologien immer wichtiger. Sie ermöglichen personalisierte und präzisere Behandlungen. So hat das Biotechunternehmen OmniaBio im Oktober 2024 eine Anlage in Hamilton, Ontario, zur kommerziellen Produktion von Gen- und Zelltherapeutika eingeweiht. In der 400 Millionen US$ teuren Anlage ist der komplexe Herstellungsprozess mithilfe von hochmoderner Ausrüstung und KI-Modellen (künstliche Intelligenz) automatisiert.

Um innovative Medikamente zur Behandlung komplexer Krankheiten zu entwickeln, erweitert AstraZeneca sein Forschungs- und Entwicklungs (F&E)-Zentrum in Mississauga, Ontario. Dafür investiert der Pharmakonzern knapp 350 Millionen US$. Gefördert werden beide Projekte vor allem von der Provinzregierung in Ontario.

Arzneimittelforschung wird auf Bundes- und Provinzebene gefördert

Kanadas Bundesregierung hat 2021 den Biosciences Research Infrastructure Fund (BRIF) ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Canada Biomedical Research Fund (CBRF) stellt der BRIF etwa 396 Millionen US$ zur Verfügung, um die biomedizinische Forschung zu unterstützen. Darüber hinaus ergreift der Bund flankierende Maßnahmen, damit sich in Kanada ein starkes Netzwerk von wissenschaftlichen Talenten und Ressourcen entwickelt. Dazu gehört unter anderem die Schaffung besserer regulatorischer Rahmenbedingungen.

Roche investiert gut 90 Millionen US$ in den Ausbau seines Global Informatics Hub in Mississauga, Ontario. Der Hub wird die globalen Geschäftsaktivitäten des Schweizer Pharmakonzerns unterstützen. 

Big Pharma wendet sich zunehmend an Auftragsforschungsinstitute

Bei der Arzneimittelentwicklung, klinischen Studien und einer Reihe weiterer Dienstleistungen greifen immer mehr Pharma- und Biotechnologieunternehmen auf die Leistungen von Anbietern für pharmazeutische Auftragsforschung (CROs) zurück. Auch kooperieren sie mit Hochschulen, staatlichen Forschungszentren sowie spezialisierten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Beispiele hierfür sind das Neomed Institute in Saint-Laurent, Québec, und das Center for Drug Research and Development in Vancouver, British Columbia: Beide arbeiten mit akademischen Einrichtungen, der Industrie und/oder staatlichen Institutionen zusammen, um die Arzneimittel-F&E zu optimieren. Pharmakonzerne spielen dabei aber auch weiterhin eine wichtige Rolle, insbesondere in den späteren Phasen der klinischen Studien und bei der Markteinführung. 

Um die Arzneimittel-F&E in der Provinz Alberta zu fördern, hat die kanadische Regierung im März 2023 rund 59 Millionen US$ für die Canadian Critical Drug Initiative (CCDI) bereitgestellt: Damit soll eine Produktionsanlage für kleine Moleküle sowie eine Anlage zum Abfüllen, Verpacken und Kennzeichnen der Medikamente entstehen. Die von Applied Pharmaceutical Innovation in Zusammenarbeit mit der University of Alberta geleitete CCDI hat ein Gesamtvolumen von knapp 140 Millionen US$ und zielt darauf ab, ein integriertes Forschungs-, Kommerzialisierungs- und Produktionscluster im Großraum Edmonton zu schaffen.

Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in Kanada Investitionssumme in Millionen US-Dollar
Akteur/Projekt

Investitionssumme

ProjektstandAnmerkungen
AstraZeneca

572

im Januar 2025 angekündigtAusbau der Forschungs- und Entwicklungsanlagen in Mississauga und und Verlagerung des kanadischen Hauptsitzes in ein größeres, hochmodernes Bürogebäude
AbCellera

512

Projekt kurz vor Abschlussneuer Biotech-Campus mit F&E-Labors und pharmazeutischen Produktionsanlagen
OmniaBio

423

fertiggestellt im Oktober 2024neue Anlage zur Herstellung von Bioprodukten
Aspect Biosystems 

146

Projekt angekündigt, in Planung   Ausbau der biopharmazeutischen Produktion und therapeutischen Pipeline
Pharmascience

88

im Bau, Fertigstellung für 2026 geplant  Erweiterung der Produktionsstätte für Injektionsmittel
Eurofins CDMO Alphora Inc.

47

in Planung, Fertigstellung für April 2026 geplantNeue GMP-Produktionsanlage (Good Manufacturing Practice) für Biologika zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern und Proteintherapien für klinische und kommerzielle Anwendungen
Northern RNA 

37

im BauAusbau der Bioproduktionskapazitäten, Errichtung einer Anlage zur Herstellung von Lipiden, die eine wichtige Komponente für Impfstoffe und Therapien auf Basis von Boten-Ribonukleinsäure (mRNA)
Durchschnittlicher Wechselkurs 2024: 1 US$ = 1,370 Kanadische Dollar (kan$).Quelle: GTAI-Recherchen

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