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Special | Kanada | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Kanada – Volle Kraft für den Klimaschutz

Kanadas Pro-Kopf-Emissionen sind die höchsten in der G7. Das Potenzial für den Klimaschutz ist groß, vor allem bei Treibstoffen, Energieeffizienz, Industrie und Landwirtschaft.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Klimastrategie: Emissionen senken, Resilienz aufbauen

    Kanadas Klimastrategie fährt mehrgleisig. Sie baut auf Maßnahmen zur Emissionsreduzierung sowie auf die Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels.

    Kanadas Klimaziele stützen sich zum einen auf das Übereinkommen von Paris und zum anderen auf das eigene, 2021 verabschiedete Gesetz zur Klimaneutralität. Zur Erreichung seiner Ziele fährt Kanada eine Vier-Säulen-Strategie:

    1. Bepreisung des Kohlendioxidausstoßes (CO2)
    2. Unterstützende Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen
    3. Maßnahmen zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels und zum Aufbau größerer Resilienz
    4. Instrumente zur Innovationsförderung und Unterstützung von Umwelttechnologien

    Diese vier Säulen untermauert die Regierung mit Gesetzgebung und Richtlinien. Darunter fallen zum Beispiel der GHG Pricing Act (ein Gesetz, das die CO2-Besteuerung regelt), eine Berichtspflicht für große Treibhausgasemittenten, der Kohleausstieg für die Stromerzeugung bis 2030 sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen für Großprojekte.

    Kanada: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Kanada

    Deutschland 

    Bevölkerung (in Mio.)

    38,2

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    Rang: 58

    Punktezahl: 26.47

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %)

    1,5

    1,8

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t pro Jahr)

    545,6

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    14,3

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP2))

    0,3

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 3)/2017 US$ PPP 4)) 5) 

    6,94

    2,76

    1) 2023, Rang von 63; 2) Bruttoinlandsprodukt; 3) Megajoule; 4) Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität); 5) 2019Quelle: CCPI, Global Carbon Atlas, Enerdata 2023


    Kanadas Ministerium für Umwelt- und Klimaschutz legte Ende März 2022 einen überarbeiteten Maßnahmenkatalog für die Emissionsreduzierung bis 2030 vor. Dabei verschärfte sie ihre Reduktionsziele gegenüber dem letzten Klimaplan vom Sommer 2021 nochmals.

    In dem nun aktuellen 2030 Emissions Reduction Plan bewertet die Behörde erstmals die Wirtschaftssektoren des Landes separat und verlangt diesen unterschiedliche Einschränkungen bei den Emissionen ab. Zudem gelten auf Ebene der Provinzen teilweise weitere oder andere Klimaschutzrichtlinien. Das kann die Markteinschätzung für Unternehmen durchaus erschweren.


    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Klimaziele: CO₂-Neutralität bis 2050 gesetzlich geregelt

    Kanada hat seine Emissionsziele von 2030 bis 2050 gestaffelt. Die CO2-Bepreisung und die Förderung von Umwelttechnologien sind wichtige Pfeiler.

    Kanada hat sich folgende übergreifende Klimaziele gesetzt:

    1. Bis zum Jahr 2030: Das Land reduziert seine Treibhausgasemissionen um 40 Prozent unter die Werte von 2005.

    2. Bis zum Jahr 2050: Kanada erreicht Klimaneutralität (Netto-Null-Emission).

    Mit dem Klimagesetz aus dem Juni 2021 ist Klimaneutralität erstmals in Kanada gesetzlich verankert. 

    Strengere Emissionsreduzierung

    Das Land steht weiter zu seinen internationalen Verpflichtungen im Rahmen des Übereinkommens von Paris aus dem Jahr 2016. Im April 2021 verschärfte Kanada seine Ziele zur Emissionsreduzierung, die jeder unterzeichnende Staat im Rahmen des Übereinkommens alle fünf Jahre neu einreichen muss.

    Zur Umsetzung der Ziele plant die Regierung begleitende Investitionen, Gesetzgebung und Maßnahmen, die sie mit den Provinz- und Territorialregierungen sowie Vertretern der indigenen Völker Kanadas abgestimmt hat. Der Klimaschutz ist auch in der Bevölkerung ein zentrales Thema. Unter den Parteien im Parlament werden Klimaschutzstrategien zwar unterschiedlich gewichtet, doch kann heute in Kanada keine Partei erfolgreich ohne eine entsprechende Agenda antreten.

    Kohleausstieg und Förderung der Erneuerbaren

    Wichtige nationale Maßnahmen sind unter anderem der Kohleausstieg bis 2030 und der Aufbau erneuerbarer Energiequellen. Weiterhin investiert der Staat in Umwelttechnologien, erneuert Bauordnungen und -standards, um eine höhere Energieeffizienz in Gebäuden zu erreichen und fördert Alternativen für die noch immer verbreitete Dieselverstromung in den abgelegenen Gebieten des Landes. Eine der wirksamsten Maßnahmen könnte die CO2-Bepreisung sein, die Kanada 2019 einführte und seitdem Jahr für Jahr erhöht. Die Einnahmen aus der sogenannten Carbon Tax werden an kanadische Privathaushalte zurückgeführt. 

    Zudem will das Land fossile Treibstoffe umweltfreundlicher machen. Dafür rief es den Clean Fuel Standard ins Leben. Unter diesem sind Produzenten und Importeure von Treibstoffen wie Diesel und Benzin seit 2022 verpflichtet, die CO2-Intensitäten ihrer Produkte zu senken. Die vorgeschriebenen Reduzierungen – angegeben in CO2-Äquivalent pro Megajoule – werden sich von 2022 bis 2030 stetig erhöhen. Damit will Kanada seine Treibstoffproduzenten zu Innovationen zwingen und die Förderung alternativer Treibstoffe beschleunigen.  

    Fonds zur Abfederung der Folgen des Klimawandel

    Die Politik wird nicht nur die Energiewende des Landes beschleunigen, sondern auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die riesige Landfläche und die betroffenen Gemeinden abfedern. Dies geschieht vor allem mit speziell ausgerichteten Katastrophenschutz- und Infrastrukturfonds, wie dem Disaster Mitigation and Adaptation Fund und dem Natural Infrastructure Fund.

    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Klimagesetze: CO₂-Bepreisung und Klimaneutralität verankert

    Klimagesetze regeln in Kanada unter anderem die Preisentwicklung für die CO2-Steuer. Ebenso sind Umweltgutachten definiert und Klimaneutralität bis 2050 ist erstmals Gesetz. 

    Kanada hat in den letzten fünf Jahren drei Gesetze zum Klimaschutz verabschiedet. Diese sind der Greenhouse Gas Pollution Pricing Act (2018), der Impact Assessment Act (2019) und der Canadian Net-Zero Emissions Accountability Act (2021).

    1. Der Greenhouse Gas Pollution Pricing Act führt einen Preis für den CO2-Ausstoß ein. Jede Provinz und jedes Territorium hat die Möglichkeit, ein eigenes System zu etablieren, das mit den Zielen des Bundes konform ist. Für alle Provinzen, die dem nicht nachkommen, gilt seit Januar 2019 das CO2-Preissystem des Bundes.

    Kanada startete mit 16 US-Dollar (US$) pro Tonne Treibhausgasemissionen. Die Besteuerung erhöhte sich danach jährlich um 8 US$, bis sie 39 US$ im Jahr 2022 erreichte. Ende 2020 beschloss die Regierung ab 2023 die jährliche Steigerung auf 12 US$ anzuheben. Im Mai 2023 lag der CO2-Preis bereits bei 48 US$. Er wird bis 2030 eine Höhe von 133 US$ erreichen.

    Weitreichende Umweltverträglichkeitsprüfungen

    2. Der Impact Assessment Act definiert den Bereich der Umweltverträglichkeitsprüfungen. Das Gesetz erweitert den Anwendungsbereich für Umweltgutachten von Projekten. Es soll neben direkten Auswirkungen auf die Umwelt auch soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche Aspekte einbeziehen. Ebenso müssen Gutachter beurteilen, inwieweit Projekte die Einhaltung der kanadischen Klimaschutzziele erleichtern oder behindern.

    3. Der Canadian Net-Zero Emissions Accountability Act, kurz Bill C-12, verankert Kanadas Klimaneutralität bis 2050 gesetzlich. Um die ambitionierten Ziele durchzusetzen, sieht der Gesetzgeber erstmals Kontroll- und Transparenzmechanismen vor. Das Umweltministerium muss dem Parlament Rechenschaft ablegen und Fünfjahresmeilensteine festlegen. Zudem werden bei den Vereinten Nationen hinterlegte Ziele automatisch Teil der Bill C-12.

    Land in Sachen Klimaschutzgesetzgebung kein Vorreiter

    Die gesetzlichen Vorgaben sind zwar ein wichtiger Schritt zum Ausbau des Klimaschutzes. Dennoch bewegt sich Kanada damit im Vergleich zu anderen industrialisierten Staaten nur im Mittelfeld. Emissionsbudgets für einzelne Sektoren oder die Provinzen fehlen beispielsweise. Der nicht unbedeutende Öl- und Gassektor stellt die größte Herausforderung für die Erreichung der Emissionsziele dar. Von dem Gesetz werden vor allem Unternehmen aus der Umwelttechnik und den Branchen Energieeffizienz, elektrifizierter Transport und erneuerbare Energien profitieren.

    Klimagesetze: Anwendung in der Praxis

    Gesetz

    Umsetzung

    Greenhouse Gas Pollution Pricing Act

    2018

    Impact Assessment Act 

    2019

    Canadian Net-Zero Emissions Accountability Act

    2021

    Quelle: Justice Laws Website 2023


    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Investitionen: Zahlreiche Förderprogramme für den Klimaschutz

    Die kanadische Regierung investiert Milliarden Dollar in die Bekämpfung des Klimawandels. Dabei stehen Dekarbonisierungsprojekte im Mittelpunkt.

    Die Regierung investiert im In- und Ausland in den Klimaschutz. In Kanada selbst setzt sie einen Schwerpunkt bei der Emissionseinschränkung. Zugleich will sie das Know-how in Sachen Umwelttechnologien forcieren. Der kanadische Klimaschutzplan setzt dafür klare Vorgaben, etwa das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2050. Öffentliche Investitionen fließen in den nächsten Jahren verstärkt in grüne Technologien.

    Der Aufbau einer eigenen Wasserstoffwirtschaft, der Ausbau von Elektromobilität und Batterietechnik mit regionalen Wertschöpfungsketten und die allgemeine Förderung von Umwelttechnologien sind wichtige Regierungsziele. Mit seinen Förderprogrammen hofft Kanada zudem, ausländische Investitionen ins Land zu locken.

    Kanada engagiert sich auch stärker international für den Klimaschutz

    Beim G7-Gipfel 2021 verkündete Kanada die Verdopplung seiner internationalen finanziellen Verpflichtungen für den Klimaschutz. Damit sagt das Land über die nächsten fünf Jahre verteilt etwa 4 Milliarden US-Dollar (US$) zu. Die Gelder sollen Entwicklungsländern bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Verstärkung des Katastrophenschutzes und der Erhaltung der biologischen Vielfalt unterstützen. 

    Im eigenen Land hat die Regierung seit 2015 nach eigenen Angaben bereits knapp 80 Milliarden US$ in den Klimaschutz und den Aufbau einer grünen Wirtschaft investiert. Im März 2023 stellte Ottawa seinen neuen Haushalt vor und will in den kommenden fünf Jahren etwa 15 Milliarden US$ für die Förderung grüner Technologien ausgeben. Mittels Steuergutschriften, festgehalten im "Clean Electricity Investment Tax Credit", sollen etwa erneuerbare Energien sowie die nationalen Stromnetze schnell ausgebaut werden.

    Der "Clean Technology Investment Tax Credit" ist die zweite große Fördermaßnahme, die 2023 vorgestellt wurde. Firmen, die in Umwelttechnologien sowie den Abbau und die Verarbeitung kritischer Rohstoffe investieren, werden künftig mit einer Steuergutschrift von 30 Prozent für ihre Ausrüstungsinvestitionen belohnt. Schließlich setzt die Regierung auf eine saubere Wasserstoffproduktion. Dank des Clean Hydrogen Investment Tax Credit können Hersteller künftig bis zu 40 Prozent ihrer Projektkosten steuerlich geltend machen.

    Förderungen für emissionsreduzierende Technologien stechen heraus

    Über ihren Strategic Innovation Fund hat die Regierung bereits etwa 100 große Projekte mit etwa 4 Milliarden US$ unterstützt. Der Gesamtwert der unterstützten Vorhaben beträgt 42 Milliarden US$. Das Programm fördert grundsätzlich alle Wirtschaftsbereiche. Unter seinem Dach laufen Förderprogramme wie die Net Zero Accelerator Initiative, der Emissions Reduction Fund (590 Millionen US$) oder der Clean Fuels Fund (1,2 Milliarden US$) zusammen.

    Ein wichtiges Vehikel dafür ist der Net Zero Accelerator (NZA) Fonds mit einem Budget von rund 6 Milliarden US$. Er fördert Dekarbonisierungsprojekte großer industrieller Emittenten sowie die Skalierung von Umwelttechnologien in allen Industriesektoren. Die Stahl-, Aluminium- und Zementproduzenten sowie die Luftfahrt- und Kfz-Industrie erhalten besondere Aufmerksamkeit.

    Unternehmen, die in CO2-Abscheidung und -Speicherung investieren, winken ebenfalls Steuergutschriften. Für Firmen, die Null-Emissionstechnologien anbieten, soll die Einkommenssteuer halbiert werden. Ein wichtiger erster Anlaufpartner für deutsche Firmen, die in Kanada investieren wollen, ist die staatliche Investitionsförderungsgesellschaft Invest in Canada.

    Die Regierung unterhält weitere zahlreiche Förderprogramme für Klimaschutzmaßnahmen und hat dafür eine Webseite eingerichtet mit dem Titel Environmental Funding. Dort sind in sechs Unterkategorien die jeweiligen Programme zu den Projektförderungen verlinkt.

    Initiativen im Bereich Elektromobilität

    ​​​​​​Im Transportsektor fährt die Regierung mehrgleisig und fördert unter anderem über das Programm Incentives for Zero-Emission Vehicles (iZEV) die Elektrifizierung des Straßenverkehrs. Seit 2019 flossen Subventionen von über 500 Millionen US$. Mit der Initiative werden Verbraucher durch eine Prämie animiert, auf Elektroautos umzusteigen.

    Darüber hinaus investiert der Staat über das Zero Emission Vehicle Infrastructure Program in den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Die Initiative ist mit 220 Millionen US$ auf fünf Jahre nicht sonderlich üppig ausgestattet und endet 2024. Neben diesem Bundesprogramm haben einzelne Provinzen (Quebec, British Columbia) zusätzliche Anreize für den Umstieg vom Verbrennungsmotor auf den Elektroantrieb geschaffen.

    Umbau des Energie- und Gebäudesektors

    Im Bereich Energiewende ist unter anderem das Energy Innovation Program (EIP) zu nennen. Über diese Initiative fördert die Regierung Umwelttechnologien im Energiesektor. Es ist in vier Bereiche unterteilt:

    • saubere Treibstoffe und Energiewende in der Industrie
    • CO2-Abscheidung und -Speicherung
    • Innovationsnetzwerke zur Emissionsreduktion
    • "bahnbrechende Energielösungen"

    Die aktuell geförderten Projekte samt Investitionen unter dem EIP sind auf der Seite des kanadischen Umweltministeriums zusammengefasst.

    Schließlich hat die Regierung auch die energetische Sanierung von Gebäuden als einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz auserkoren und gewährt kanadischen Haushalten, die ihre Eigenheime sanieren, ab dem Sommer 2022 bis zu 30.000 US$ an zinsfreien Krediten. Das insgesamt mit 3,5 Milliarden US$ angelegte Programm Canada Greener Homes Loan wird über mehrere Jahre laufen. Rund 85 Prozent des Budgets sollen in den ersten fünf Jahren eingesetzt werden.

    2 Milliarden neue Bäume

    Mit dem Ende 2020 begonnenen Natural Climate Solutions Fund wird über drei Finanzierungstöpfe die kanadische Land- und Forstwirtschaft mit 3,1 Milliarden US$ gefördert. Herzstück der Initiative ist mit einem Volumen von 2,5 Milliarden US$ das Projekt zur Pflanzung von 2 Milliarden Bäumen in den nächsten zehn Jahren.


    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz 2022

    Kanada

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Abkehr von fossilen Energieträgern wird nicht leicht

    Kanada will Klimaneutralität bis 2050. Dafür ist Strom aus erneuerbaren Energien das A und O. Aber Erzeugung aus Wind- und Sonnenergie ist kaum vorhanden. Ein Zukunftsmarkt? 

    Kanadas wichtigste Energiequellen – gerechnet am Primärenergieverbrauch – sind nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA): Erdgas, Erdöl, Wasserkraft und Kernenergie. Auf Elektrizität als Energiequelle entfallen insgesamt 22 Prozent. Allerdings dürfte der Stromverbrauch mit zunehmender Elektrifizierung des Transports und dem Einsatz von grünem Wasserstoff künftig stark zulasten von Erdölprodukten wachsen.

    Eine Modellrechnung der kanadischen Behörde für Energieregulierung (CER) stellt in Aussicht, dass bis 2050 etwa 60 Prozent weniger fossile Energieträger verbrannt werden. Der Strombedarf steigt im vorliegenden Zeitraum um 45 Prozent. Erneuerbare Energien sollen bis zur Mitte des Jahrhunderts 95 Prozent des Strommix ausmachen. Dieses Basisszenario beruht allerdings auf der Annahme, dass Umwelttechnologien sich weiterentwickeln und die kanadische Klimaschutzpolitik sich verschärft. Ebenso geht die Behörde von einem fallenden Gesamtenergiebedarf um 20 Prozent (bis 2050) aus.

    Klimaneutralität bis 2050 schwer zu erreichen

    Selbst mit diesen drastischen Veränderungen wäre es laut CER nicht möglich, die angestrebte Netto-Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Dazu müssten laut der Behörde vor allem die Kapazitäten bei Wind- und Solarenergie um 100 bis 150 Gigawatt zunehmen. Zusätzlich wären enorme Speicherkapazitäten und ein landesweiter, provinzübergreifender Netzausbau nötig, um flexibel auf schwankende Strombedarfe reagieren zu können.

    Gerade die Stromverteilung zwischen den Provinzen sieht CER als einen Schlüssel zum Erfolg. So könnten British Columbia und Manitoba (Wasserkraft) den Provinzen Alberta und Saskatchewan (Erdgas) dabei helfen, fossile Energien aus dem Strommix zu nehmen. Auch 2050 soll es allerdings noch Erdgasverstromung in Kanada geben. Um hier eine Netto-Null-Emission zu erreichen, soll das entstehende COabgespalten und gespeichert werden. 

    Die Politik müsste gemäß dem CER-Szenario in jedem Fall in den nächsten 20 Jahren die Richtlinien verschärfen. Eine Anhebung der CO2-Preise und strengere Anforderungen an energieeffizientes Bauen wären nötig. Die bisherigen Ankündigungen reichten nicht aus. Weiter müssten Standards für "saubere" Treibstoffe und Beimischungsquoten für Biogas ins Erdgasnetz erhöht werden, so die Behörde.

    Ebenso wären bindende Vorgaben für den Verkauf von Nullemissionsfahrzeugen (ZEV) ab 2025 notwendig. Ab 2035 dürften dann ausschließlich ZEV neu zugelassen werden, mit der Ausnahme von abgelegenen Gebieten. Laut CER sind die Regierungsziele nur erreichbar, wenn die Politik den Ausbau der Stromnetze und Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge konsequent vorantreibt. Zudem solle sie Technologien in den Bereichen CO2-Absonderung und Wasserstoff fördern.

    Wasserkraft dominiert den Strommix

    Für eine nachhaltige Stromerzeugung bietet Kanada ideale Bedingungen. Im Strommix kann das Land bereits mit einem hohen Anteil von erneuerbaren Energiequellen punkten. Etwa 67 Prozent der Elektrizität stammten 2020 aus regenerativen Quellen. Zusammen mit der Kernkraft steigt der Anteil des CO2-freien Stroms sogar auf 83 Prozent.

    Die Provinzen Alberta, Saskatchewan, New Brunswick und Nova Scotia verstromen allerdings weiterhin auch Kohle. Alberta fasst den Ausstieg aus der Kohle für 2023 ins Auge. Ersetzt wird diese jedoch wohl eher durch Erdgas als durch erneuerbare Energien. In Nova Scotia hängen 60 Prozent der Stromerzeugung noch am Koks. Einen Ausstieg traut sich die Provinz nicht vor 2030 zu.

    Die Wasserkraft ist mit 60 Prozent am gesamten Strommix die mit Abstand bedeutendste regenerative Energiequelle. Provinzen wie Quebec und Manitoba generieren ihren Strom im Prinzip zu fast 100 Prozent mit ihrer Hilfe. Die aktuelle Regierung will Wind- und Solarenergie, die zusammen gerade einmal auf einen Anteil von 6 Prozent am Strommix kommen, ausbauen. Auch auf Gezeitenkraftwerke will sie stärker setzen.

    Ein Investitionsprogramm des kanadischen Ressourcenministeriums (NRCan) unterstützt entsprechende Projekte mit 750 Millionen US-Dollar (US$). Verfolgt Kanada seine Klimaziele ernsthaft, führt letztendlich kein Weg an Wind- und Sonnenenergie vorbei. Der Markt dürfte sich daher mittelfristig vielversprechend entwickeln.

    Wasserstoff ist Teil der Lösung für Kanadas Klimaschutzziele

    Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle für die Klimaschutzziele der kanadischen Regierung. Neben der Elektrifizierung des Verkehrs soll dieser zukünftig vor allem im Transportsektor eine führende Rolle einnehmen. Mit 25 Prozent der Treibhausgasemissionen ist der Verkehrssektor ein kritischer Bereich zur Realisierung der Klimaschutzziele. Im August 2022 schlossen Deutschland und Kanada ein Wasserstoffabkommen, die „Canada-Germany Hydrogen Alliance“. Ziel der Partner ist es, noch vor 2030 eine transatlantische Lieferkette aufzubauen.

    Seit kurzem gewinnt die Idee einer diversifizierten lokalen Wasserstoffwirtschaft wieder an Zugkraft, zumal sich die regulatorischen Voraussetzungen und Marktbedingungen stetig verbessern. Angetrieben wird dies in erster Linie durch die Klimaschutzziele der Regierung, die Einführung der CO2-Steuer, die Förderung von ZEV Fahrzeugen sowie sinkende Herstellungskosten für Wasserstoff.

    Niedrige Strompreise in Provinzen wie Quebec, British Columbia, Manitoba und Ontario (Wasserkraft, Atomkraft) bieten ideale Voraussetzungen für die Produktion von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse. Darüber hinaus wollen Alberta, British Columbia und Saskatchewan ihre Erdgasvorkommen für blaue H2-Produktion nutzen.


    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Verkehr: Neuwagen ab 2035 nur noch elektrisch

    Die Regierung hat den Verkehrssektor als ein Hauptproblem erkannt. Nun sollen dort CO2-Emissionen mit öffentlichen Nahverkehrsprojekten und Quoten für E-Autos gedrosselt werden.

    Kanadas Ziele für den Klimaschutz betreffen den Transportsektor maßgeblich. Dieser trägt etwa zu 25 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen bei. Die Regierung setzt folglich unter anderem auf den Ausbau der öffentlichen Verkehrsnetze. Ende 2020 kündigte das Umweltministerium entsprechende Investitionen in Höhe von 11,5 Milliarden US-Dollar (US$) an. Dabei stehen 2,2 Milliarden US$ für die Anschaffung von Nullemissionsbussen und 2 Milliarden US$ für große Transitprojekte zur Verfügung.

    Auch der sogenannte aktive Transport – worunter Fahrradfahren, E-Bikes oder E-Roller fallen – wird gefördert. Dafür sollen neue Verkehrswege in den Städten entstehen. Auf Provinzebene fließen zusätzlich öffentliche Gelder in den Ausbau des Nahverkehrs. In der Metropolregion Toronto etwa werden U-Bahnlinien und regionale Zuganbindungen erweitert und mit mehr als 9 Milliarden US$ an Steuergeldern unterstützt. 

    Fördermittel für Nullemissionsfahrzeuge

    Ein entscheidender Teil des Klimaplans sind Vorgaben für den privaten Transport auf der Straße, denn dieser ist für die Hälfte der Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors verantwortlich. Ab 2035 will die Regierung den Verkauf von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen zu 100 Prozent auf Nullemissionsfahrzeuge (ZEV) beschränken. 2030 sollen es bereits 60 Prozent sein, 2026 schon 20 Prozent. Dabei unterstützt der Staat sowohl die kanadischen Haushalte als auch die heimische Automobilindustrie bei der Umstellung mit beachtlichen Fördermitteln.

    Private Käufer eines berechtigten ZEV (beschränkt auf eine Auswahlliste) erhalten bis zu 4.000 US$ an Zulagen. Auf der anderen Seite gewährt die Regierung kanadischen Herstellern von ZEV und ZEV-Komponenten einen Steuernachlass von 50 Prozent. In der Politik werden ferner verbindliche Quoten für Autohändler diskutiert, die kurzfristig beschlossen werden könnten. Diese sind in einigen Provinzen (Quebec, British Columbia) bereits Realität. Der Bund hat sich dazu noch nicht endgültig durchgerungen.

    Auch die bisher mangelhafte Ladeinfrastruktur für Elektroautos wurde bereits 2020 adressiert. Ob die im Zero Emission Vehicle Infrastructure Program auf fünf Jahre festgelegten 220 Millionen US$ Förderung zu einem schnellen Ausbau führen, ist zweifelhaft. Im Dezember 2022 legte die Regierung hier nach. Sie wird in den Bau von 50.000 neuen Ladestationen, verteilt über ganz Kanada, investieren. Sie soll unabhängig von den Maßnahmen der Provinzen und des Privatsektors entstehen.

     

    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Industrie: Öl- und Gassektor treibt Emissionen hoch

    Die kanadische Industrie soll durch die CO2-Steuer und gewisse Ausgleichsmechanismen animiert werden, Emissionen zu reduzieren.

    Der Treibhausgasausstoß der Industrie inklusive des Öl- und Gassektors betragen 37 Prozent aller kanadischen Emissionen. Die Produktion von fossilen Brennstoffen für den Export und den Binnenmarkt sind sicher der wichtigste Treiber für den im internationalen Vergleich hohen Wert: Unter den G7-Staaten steht das Land deutlich an erster Stelle bei den CO2-Emissionen je BIP-Einheit – noch vor den USA und weit vor Deutschland. 

    Die CO2-Steuer ist ein wichtiges Instrument der kanadischen Regierung für die Erreichung ihrer Klimaziele. Sie soll auch das verarbeitende Gewerbe animieren, seine Produktionsprozesse CO2-ärmer zu gestalten. Gleichzeitig will die Regierung die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie erhalten und eine Verlagerung von Produktion und Arbeitsplätzen verhindern. Dafür führte sie 2019 das Output-Based-Pricing-System (OBPS) ein.

    Im Rahmen des Schemas erhält jede Industrieanlage ein Emissionslimit basierend auf Standards und Produktionsvolumen. Jede Fabrik, die über der Grenze liegt, zahlt 48 US$ pro Tonne CO2 (Stand 2023). Wer darunter bleibt, erhält Gutschriften (Carbon Credit). Darüber hinaus führt die Regierung Teile der CO2-Steuer als Subventionen an die Unternehmen zurück. Das System dient vereinfacht gesagt dazu, die Belastung der CO2-Steuer für große Emittenten zu schmälern. Gleichzeitig bleibt der Anreiz für Emissionsreduzierung und Innovationen größtenteils erhalten. 

    CO2-Steuer schiebt Strompreise an

    Für die Entwicklung der Strompreise ist die jährliche steigende CO2-Steuer nur in jenen Provinzen bedeutsam, in denen fossile Energien ein wichtiger Teil des Strommix sind. Dazu gehören etwa Alberta, Saskatchewan und Nova Scotia. Eine unveränderte Zusammensetzung der Stromerzeugung in diesen Regionen kann den Strompreis bis 2030 zwischen 9 und 12 US-Cent pro Kilowattstunde erhöhen.

    Die zusätzliche Belastung wäre in Nova Scotia am stärksten zu spüren. Hingegen dürften wichtige Industriestandorte wie Quebec, Ontario und British Columbia durch den dortigen hohen Anteil erneuerbarer Energiequellen wenige bis gar keine Auswirkungen durch die CO2-Steuer auf ihre Strompreise wahrnehmen.

    Um klimafreundlicher zu produzieren, muss auch die Energieeffizienz in der Industrie beachtet werden. Hier gibt es in Kanada nach den Erkenntnissen des Canadian Energy Research Institute vor allem in der Holz- und Papierindustrie sowie in der Eisen- und Stahlproduktion erhebliches Einsparpotenzial. Die Regierung unterstützt energiesparende Investitionen in der Industrie mit verschiedenen Programmen aus dem Umweltministerium.



    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Gebäude: Energieeffizienz soll schnell zunehmen

    Kanada fördert die Sanierung von Bestandsgebäuden. Ab 2024 sollen neue Baustandards das Nullemissionszeitalter einläuten.

    Gebäude sind für 12 Prozent der kanadischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Anteil ist vergleichbar mit Deutschland (14 Prozent). Davon entfällt die Masse der Emissionen auf Raumwärme und Heizwasser. Die Zahl erhöht sich nach Angaben der Regierung auf 17 Prozent, wenn die indirekten, dem Stromverbrauch geschuldeten Gebäudeemissionen einberechnet werden.

    Eine höhere Energieeffizienz in Gebäuden würde die CO2-Emissionen des Landes deutlich senken, glauben Experten. Bau- und Sanierungsstandards spielen hier eine entscheidende Rolle. Dies ist umso bedeutender aufgrund der klimatischen Bedingungen Kanadas, wo die Heizsaison in vielen Provinzen von Ende September bis Anfang Juni läuft.

    Das kanadische Ressourcenministerium (NRCAN) fördert den Ausbau der Energieeffizienz mit einer ganzen Reihe von Programmen. Diese reichen von ENERGY-Star-Zertifizierungen über Zuschüsse für die Eigenheimsanierung bis hin zu Direktsubventionen für die Einführung von Energiemanagementsystemen. Darüber hinaus betreiben die einzelnen Provinzen zahlreiche eigene Förderprogramme.

    Einen sehr hilfreichen Überblick bietet die Behörde mit ihrer Datenbank Main Directory of Energy Efficiency and Alternative Energy Programs in Canada. Hier werden im Bereich Energieeffizienz über 300 Programme gelistet, von der Bundesebene bis hinunter zu den Kommunen. 

    Neuer nationaler Gebäudestandard

    Bereits 2017 verabschiedete Kanada seine Gebäudestrategie. Darin enthalten war unter anderem das Ziel, ab 2030 einen neuen Gebäudestandard (net zero energy ready) in allen Provinzen zu etablieren. Dieser soll ermöglichen, Nullemissionshäuser zu bauen. Die Zeit für die Umsetzung wurde inzwischen korrigiert. Zusammen sollen Bund, Provinzen und Kommunen nun einen neuen nationalen Gebäudestandard bereits bis 2024 ausarbeiten. Ebenso sollen neue Standards für die Sanierung von Bestandsgebäuden bis 2024 gesetzt werden und in allen Provinzen zur Anwendung kommen.

    Betreiber gewerblicher und öffentlicher Gebäude erhalten ab 2022 Unterstützung beim Energiemanagement. Über ein Programm des Umweltministeriums werden Projektkosten zur Einführung eines Energiemanagements unter der ISO 50001 Norm teilweise bezuschusst. Für gemeinnützige Organisationen beträgt der Fördersatz bis zu 75 Prozent, für Gewerbetreibende bis zu 60 Prozent. Gedeckelt ist die Fördersumme mit 31.500 US-Dollar (US$) pro Gebäude. Eine genaue Übersicht über die Fördermöglichkeiten zur Implementierung von ISO 50001 bietet die Webseite des Ministeriums.

    Für Eigenheimbesitzer sticht das Programm Canada Greener Homes Grant heraus. So investiert die kanadische Regierung in den nächsten sieben Jahren 2 Milliarden US$ mittels direkter Fördergelder in die energetische Sanierung von privatem Wohnraum. Eigenheimbesitzern wird mit der staatlichen Finanzspritze ein Anreiz gegeben, die Energieeffizienz ihrer Häuser und Wohnungen zu erhöhen. Hinzu kommt seit Sommer 2022 das Programm Canada Greener Homes Loan. Die Maßnahmen bieten neue Chancen in vielen Bereichen der Bauwirtschaft in Kanada.

    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Land- und Forstwirtschaft: Ökologische Lösungen im Fokus

    Als zweitgrößtes Flächenland der Welt setzt Kanada unter anderem auf seine Wälder im Kampf gegen den Klimawandel. In zehn Jahren sollen nun 2 Milliarden Bäume gepflanzt werden.

    Die Regierung will nach eigenen Aussagen auch auf die "Kraft der Natur" setzen, um dem Klimawandel zu begegnen. Die Forstwirtschaft, ohnehin ein bedeutender Sektor für die kanadische Wirtschaft, soll eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und für die regionale Wirtschaftsentwicklung spielen.

    Ende 2020 rief die Regierung den Natural Climate Solutions Fund (NCSF) ins Leben. Er wird über zehn Jahre 3,1 Milliarden US-Dollar (US$) in ökologische Lösungen investieren. Dabei sollen die Ursachen für den Klimawandel bekämpft und zugleich seine Folgen abgeschwächt werden. Die Maßnahmen verfolgen vier Ziele:

    1. CO2-Absorption und Speicherung
    2. Schadensminderung der unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels (Überflutungen, Dürren, Waldbrände)
    3. Widerstandsfähigkeit kanadischer Kommunen aufbauen und Wasserqualität erhöhen
    4. Konservierung und Management der natürlichen Lebensräume von Kanadas Wildtieren

    Das bedeutendste Ziel, gemessen am Budget, ist sicherlich die CO2-Absorption und Speicherung. Daran geknüpft ist ein nennenswertes Unterprogramm des NCSF: das 2 Billion Trees Program. Im Dezember 2020 gestartet, investiert die Regierung über zehn Jahre 2,5 Milliarden US$ in die Aufforstung.

    Speziell für die Landwirtschaft plant Kanada analog einen Natural Climate Solutions for Agriculture Fund. Die Politik sagte bereits 75 Millionen US$ zu, um das Programm aufzusetzen. Die Ausrichtung dieses Landwirtschaftsfonds ist noch unklar, ebenso, wie die Budgets zukünftig eingesetzt werden. Die Regierung entwirft zunächst eine neue Strategie, auf deren Basis der neue Fonds dann seine Mittel einsetzen soll.

    Bereits aktiv ist das Agricultural Climate Solutions (ACS) Programm. Die Förderungen erhalten landwirtschaftliche Betriebe, damit sie zum Klimaschutz beitragen, unter anderem mit neuen Techniken beim Ackerbau. Zum Beispiel sollen Zwischenfrüchte und Windschutzstreifen helfen, CO2 im Boden zu speichern. Das genaue Budget und die Zielsetzung der Fördertöpfe unter dem ACS stellt die kanadische Landwirtschaftsbehörde auf ihrer Webseite vor.


    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Bedarf viel höher als das Angebot

    Kanada erwartet bis 2030 einen massiven Fachkräftemangel in der Umwelttechnik, aber auch in klassischen Industrien des verarbeitenden Gewerbes.

    Kanadas Plan für Klimaneutralität bis 2050 baut (möglicherweise zu einseitig) auf Technologieförderung. Eine nennenswerte Initiative zur Sicherung qualifizierter Arbeitskräfte gibt es bisher nicht. In einem umfassenden Report vom Februar 2022 stellt die Royal Bank of Canada (RBC) einen bedeutenden Mangel an Fachkräften für die Umsetzung des kanadischen Klimaplans fest.

    Mehr als 15 Prozent des kanadischen Arbeitsmarkts, so RBC, werden in den nächsten zehn Jahren massive Veränderungen durchlaufen. Nahezu alle wichtigen Industrien seien von der Umstellung auf eine grüne Wirtschaft betroffen. Die ersten Firmen, die von der Energiewende in Kanada betroffen sind, gehören unter anderem zur Wasserstoffwirtschaft. Zu den wichtigsten zählen etwa Ballard Power Systems, Hydrogenics oder New Flyer. Nicht nur sie werden zahlreiche neue Ingenieure für Brennstoffzellentechnik benötigen.

    In allen Industriebereichen fehlen künftig Fachkräfte

    Auch Unternehmen aus der Schwerindustrie werden Arbeiter mit neuen Qualifikationen brauchen, beispielsweise Mechatroniker. Und die kanadische Bank ist weiter davon überzeugt, dass nahezu alle Betriebe des verarbeitenden Gewerbes inklusive der Bauwirtschaft auf einen Mangel an klassischen Ausbildungsberufen treffen. Der Bedarf an Schweißern, Maschinenschlossern, Mechanikern und Metallurgen ist ohnehin schon größer als das Angebot. Und die Schere dürfte in den nächsten fünf Jahren weiter aufgehen.

    Kanadas Wirtschaftswachstum wird entscheidend davon abhängen, ob die Lücke auf dem Arbeitsmarkt gefüllt werden kann. Die RBC berechnet in ihrem Report, dass bereits ab 2025 etwa 27.000 Fachkräfte für Umwelttechnologien fehlen. Die Geschäftsbank erwartet ferner, dass in fünf Jahren 7.500 Managementpositionen unbesetzt bleiben und 7.300 Ingenieure und Physiker fehlen.

    Klimapolitik schafft zusätzliche Arbeitsplätze und Ausbildungsfelder

    Die zunehmende Elektrifizierung der Wirtschaft und des Verkehrs mit grünem Strom wird vor allem den Bedarf an Elektro- und Energietechnikern erhöhen. Insgesamt, so die RBC, werden bis 2030 durch Kanadas Klimapolitik knapp 100.000 neue Jobs in Berufen entstehen, deren Ausbildungsanforderung gleich bleibt. Zusätzlich sollen mit dem Wandel hin zu Klimaneutralität zischen 235.000 und 400.000 neue Stellen mit veränderten Tätigkeits- und Ausbildungsfeldern entstehen.  

    Weitere Studien, wie die von Clean Energy Canada, eines Hochschulprogramms der Simon Fraser Universität (British Columbia), erwarten allein im Bereich der Elektroautoindustrie ein Wachstum der Stellen bis 2030 um 40 Prozent auf 184.000. Ebenso soll der Bedarf im Sektor saubere Energien um 50 Prozent steigen. Schon heute arbeiten dort circa 430.000 Beschäftigte. Liegen die Forscher richtig, braucht Kanada in den nächsten acht Jahren über 200.000 neue Fachkräfte im Bereich erneuerbare Energien.


    Von Daniel Lenkeit | Toronto

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Kanada

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Environment and Climate Change Canada (ECCC)

    Bundesministerium für Umwelt und Klimaschutz

    Natural Resources Canada (NRCan)

    Bundesministerium für Ressourcen

    Canada Energy Regulator (CER) 

    Bundesbehörde für Energie 

    Innovation, Science and Economic Development Canada (ISEDC) 

    Bundesministerium für Wirtschaft und Industrie

    Statistics Canada 

    Statistikbehörde

    Canadian Centre for Energy Information 

    Statistikportal

    Canadian Renewable Energy Association (CanREA)  

    Industrieverband

    Canada Green Building Council (CAGBC)

    Industrieverband

    Electric Mobility Canada 

    Industrieverband

    Global Energy Show 

    13.-16.06.2023

    Calgary

    Konferenz und Messe

    Electricity Transformation Canada 

    23.-25.10.2023

    Calgary

    Konferenz und Messe

    *) Veranstaltungskalender zum Beispiel Solargis –> Events: https://solargis.com/about-us/event

  • Angebote der AHK

    AHK Kanada

    Das Kompetenzzentrum Energy and Cleantech sowie das Deutsche Sekretariat der Energiepartnerschaft mit Kanada decken die klimabezogenen Aktivitäten und Dienstleistungen der AHK Kanada ab. Über das Kompetenzzentrum finden regelmäßig Geschäfts- und Informationsreisen für deutsche und kanadische Unternehmen nach Kanada und Deutschland zu aktuellen Energiethemen wie z.B. Energieeffizienz in Gebäuden und in der Industrie, Smart Grids und Erneuerbare Energien, statt. Geplante Veranstaltungen und Delegationsreisen des Kompetenzzentrums können Sie unter dem folgenden Link einsehen: https://kanada.ahk.de/en/events.

    Das Deutsche Sekretariat der Energiepartnerschaft mit Kanada begleitet seit Juni 2021 bilaterale Politikdialoge und gemeinsame Aktivitäten, etwa Workshops, Fachstudien, und Delegationen im Energiebereich. Schwerpunkte der Partnerschaft sind Energiesicherheit und kritische Mineralien für die Energiewende, Wasserstoff, und Strukturwandel. Weitere Informationen zu den Aktivitäten finden Sie hier: https://www.canada-germany-energy-partnership.org/energy-partnership/ .

    Kontakt


    Telefon: +1 416 598 33 55

    E-Mail: info@germanchamber.ca

    Homepage: http://www.germanchamber.ca  http://kanada.ahk.de

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