Die kanadische Regierung investiert Milliarden Dollar in die Bekämpfung des Klimawandels. Dabei stehen Dekarbonisierungsprojekte im Mittelpunkt.
Die Regierung investiert im In- und Ausland in den Klimaschutz. In Kanada selbst setzt sie einen Schwerpunkt bei der Emissionseinschränkung. Zugleich will sie das Know-how in Sachen Umwelttechnologien forcieren. Der kanadische Klimaschutzplan setzt dafür klare Vorgaben, etwa das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2050. Öffentliche Investitionen fließen in den nächsten Jahren verstärkt in grüne Technologien.
Der Aufbau einer eigenen Wasserstoffwirtschaft, der Ausbau von Elektromobilität und Batterietechnik mit regionalen Wertschöpfungsketten und die allgemeine Förderung von Umwelttechnologien sind wichtige Regierungsziele. Mit seinen Förderprogrammen hofft Kanada zudem, ausländische Investitionen ins Land zu locken.
Kanada engagiert sich auch stärker international für den Klimaschutz
Beim G7-Gipfel 2021 verkündete Kanada die Verdopplung seiner internationalen finanziellen Verpflichtungen für den Klimaschutz. Damit sagt das Land über die nächsten fünf Jahre verteilt etwa 4 Milliarden US-Dollar (US$) zu. Die Gelder sollen Entwicklungsländern bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Verstärkung des Katastrophenschutzes und der Erhaltung der biologischen Vielfalt unterstützen.
Im eigenen Land hat die Regierung seit 2015 nach eigenen Angaben bereits knapp 80 Milliarden US$ in den Klimaschutz und den Aufbau einer grünen Wirtschaft investiert. Im März 2023 stellte Ottawa seinen neuen Haushalt vor und will in den kommenden fünf Jahren etwa 15 Milliarden US$ für die Förderung grüner Technologien ausgeben. Mittels Steuergutschriften, festgehalten im "Clean Electricity Investment Tax Credit", sollen etwa erneuerbare Energien sowie die nationalen Stromnetze schnell ausgebaut werden.
Der "Clean Technology Investment Tax Credit" ist die zweite große Fördermaßnahme, die 2023 vorgestellt wurde. Firmen, die in Umwelttechnologien sowie den Abbau und die Verarbeitung kritischer Rohstoffe investieren, werden künftig mit einer Steuergutschrift von 30 Prozent für ihre Ausrüstungsinvestitionen belohnt. Schließlich setzt die Regierung auf eine saubere Wasserstoffproduktion. Dank des Clean Hydrogen Investment Tax Credit können Hersteller künftig bis zu 40 Prozent ihrer Projektkosten steuerlich geltend machen.
Förderungen für emissionsreduzierende Technologien stechen heraus
Über ihren Strategic Innovation Fund hat die Regierung bereits etwa 100 große Projekte mit etwa 4 Milliarden US$ unterstützt. Der Gesamtwert der unterstützten Vorhaben beträgt 42 Milliarden US$. Das Programm fördert grundsätzlich alle Wirtschaftsbereiche. Unter seinem Dach laufen Förderprogramme wie die Net Zero Accelerator Initiative, der Emissions Reduction Fund (590 Millionen US$) oder der Clean Fuels Fund (1,2 Milliarden US$) zusammen.
Ein wichtiges Vehikel dafür ist der Net Zero Accelerator (NZA) Fonds mit einem Budget von rund 6 Milliarden US$. Er fördert Dekarbonisierungsprojekte großer industrieller Emittenten sowie die Skalierung von Umwelttechnologien in allen Industriesektoren. Die Stahl-, Aluminium- und Zementproduzenten sowie die Luftfahrt- und Kfz-Industrie erhalten besondere Aufmerksamkeit.
Unternehmen, die in CO2-Abscheidung und -Speicherung investieren, winken ebenfalls Steuergutschriften. Für Firmen, die Null-Emissionstechnologien anbieten, soll die Einkommenssteuer halbiert werden. Ein wichtiger erster Anlaufpartner für deutsche Firmen, die in Kanada investieren wollen, ist die staatliche Investitionsförderungsgesellschaft Invest in Canada.
Die Regierung unterhält weitere zahlreiche Förderprogramme für Klimaschutzmaßnahmen und hat dafür eine Webseite eingerichtet mit dem Titel Environmental Funding. Dort sind in sechs Unterkategorien die jeweiligen Programme zu den Projektförderungen verlinkt.
Initiativen im Bereich Elektromobilität
Im Transportsektor fährt die Regierung mehrgleisig und fördert unter anderem über das Programm Incentives for Zero-Emission Vehicles (iZEV) die Elektrifizierung des Straßenverkehrs. Seit 2019 flossen Subventionen von über 500 Millionen US$. Mit der Initiative werden Verbraucher durch eine Prämie animiert, auf Elektroautos umzusteigen.
Darüber hinaus investiert der Staat über das Zero Emission Vehicle Infrastructure Program in den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Die Initiative ist mit 220 Millionen US$ auf fünf Jahre nicht sonderlich üppig ausgestattet und endet 2024. Neben diesem Bundesprogramm haben einzelne Provinzen (Quebec, British Columbia) zusätzliche Anreize für den Umstieg vom Verbrennungsmotor auf den Elektroantrieb geschaffen.
Umbau des Energie- und Gebäudesektors
Im Bereich Energiewende ist unter anderem das Energy Innovation Program (EIP) zu nennen. Über diese Initiative fördert die Regierung Umwelttechnologien im Energiesektor. Es ist in vier Bereiche unterteilt:
- saubere Treibstoffe und Energiewende in der Industrie
- CO2-Abscheidung und -Speicherung
- Innovationsnetzwerke zur Emissionsreduktion
- "bahnbrechende Energielösungen"
Die aktuell geförderten Projekte samt Investitionen unter dem EIP sind auf der Seite des kanadischen Umweltministeriums zusammengefasst.
Schließlich hat die Regierung auch die energetische Sanierung von Gebäuden als einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz auserkoren und gewährt kanadischen Haushalten, die ihre Eigenheime sanieren, ab dem Sommer 2022 bis zu 30.000 US$ an zinsfreien Krediten. Das insgesamt mit 3,5 Milliarden US$ angelegte Programm Canada Greener Homes Loan wird über mehrere Jahre laufen. Rund 85 Prozent des Budgets sollen in den ersten fünf Jahren eingesetzt werden.
2 Milliarden neue Bäume
Mit dem Ende 2020 begonnenen Natural Climate Solutions Fund wird über drei Finanzierungstöpfe die kanadische Land- und Forstwirtschaft mit 3,1 Milliarden US$ gefördert. Herzstück der Initiative ist mit einem Volumen von 2,5 Milliarden US$ das Projekt zur Pflanzung von 2 Milliarden Bäumen in den nächsten zehn Jahren.
Von Daniel Lenkeit
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Toronto