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Wirtschaftsumfeld | Kanada | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Die Personalsuche erfolgt meist über Stellenbörsen. Berufliche Netzwerke werden bedeutender. Die Loyalität der Mitarbeiter gegenüber den Arbeitgebern hat seit Corona nachgelassen.

Zu den wichtigsten Stellenbörsen zählen der staatliche Arbeitsvermittler Job Bank und Internet-Jobbörsen wie Indeed Canada, Monster Canada und CareerBuilder. Außerdem werden viele offene Stellen in Tageszeitungen annonciert, die auch im Internet zugänglich sind, darunter The Globe and Mail und National Post (beides überregionale Tageszeitungen mit Regionalteil), Le Droit und Ottawa Citizen (beide Ottawa), Calgary Herald (Calgary) und The Province (Vancouver).

Business-Networking-Portale werden für die Personalsuche wichtiger

Unternehmen nutzen zunehmend auch Business-Networking-Portale wie LinkedIn, um unter der Job-Rubrik im eigenen Feed Stellenanzeigen zu publizieren und potenzielle Mitarbeitende gezielt anzusprechen. Auch Bewerberdatenbanken werden immer beliebter: Arbeitssuchende hinterlegen dort ein aussagekräftiges Bewerberprofil mit Lebenslauf, und Personaler können aus diesem Pool passende Kandidaten direkt ansprechen.

Neben vielen überregionalen gibt es auch eine Reihe von Jobportalen, die sich auf einzelne Gebiete konzentrieren. Andere wiederum spezialisieren sich auf bestimmte Tätigkeiten (zum Beispiel ITJobs für IT-Fachkräfte). Die AHK Kanada unterhält ein Stellenportal für ihre Mitgliedsunternehmen und Partner in verschiedenen Industriezweigen.

Der US-Datenbankanbieter Crunchbase listet für Kanada mehr als 1.000 Personaldienstleister auf. Das Dienstleistungsangebot ist mit dem einer deutschen Agentur vergleichbar. Themanifest.com, eine Website mit Wirtschaftsnachrichten, führt sogar ein Top-100-Ranking der besten Dienstleister für HR-Outsourcing (Human Resources) in dem nordamerikanischen Land. Die hohe Anzahl dieser Unternehmen legt nahe, dass das Auslagern von Personalmanagement, Recruiting oder zumindest Teilen davon üblich ist.

Ontario will strengere Anforderungen an Stellenausschreibungen

Einzelne Provinzen haben eigene Vorschriften, wenn es um Stellenanzeigen geht. So dürfen Jobangebote nach dem Ontario Human Rights Code (OHRC) keine Aussagen, Qualifikationen oder Referenzen enthalten, die als diskriminierend angesehen werden können.

Die Regierung der Provinz hat Ende November 2023 eine Reihe neuer Anforderungen an Stellenausschreibungen vorgeschlagen, unter anderem in Bezug auf Lohntransparenz und den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI): Sollte dieser Gesetzentwurf verabschiedet werden, wären Arbeitgeber verpflichtet, in jeder "öffentlichen Stellenausschreibung" – der Begriff soll in einer Verordnung definiert werden – die erwartete Vergütung oder zumindest eine Vergütungsspanne zu benennen. Und beim Einsatz von KI im Auswahlverfahren wäre in der Ausschreibung darüber eine Erklärung abzugeben.

In der Nachbarprovinz Québec müssen alle Stellenausschreibungen in französischer Sprache veröffentlicht werden; zudem dürfen Arbeitgeber dort Kenntnisse in anderen Sprachen als Französisch nur verlangen, wenn die Art der Beschäftigung dies erfordert.

Die Kosten für die Einstellung von Arbeitnehmern in Kanada können je nach Art des Mitarbeitenden stark variieren. Auch hat jede Jobbörse ein eigenes Zahlungssystem; laut der Prüfungsgesellschaft Accountor CPA ist mit monatlichen Kosten von gut 220 US-Dollar (US$) pro Stellenausschreibung zu rechnen. Eine dreizeilige Stellenanzeige (Minimalgröße) für drei Tage kostete 2023 im Regionalteil für den Großraum Toronto von The Globe and Mail etwa 10 US$ pro Zeile, in der nationalen Ausgabe etwa 15 US$.

Provisionen externer Personaldienstleister variieren je nach Anbieter in der Regel zwischen 15 und 30 Prozent des Einstiegsgehalts des neuen Mitarbeitenden. Einige Personalvermittler verlangen je nach Branche und Erfahrung auch noch höhere Provisionen. Einem Bericht der Society for Human Resource Management (SHRM) von April 2022 zufolge entstehen Arbeitgebern im Durchschnitt Kosten in Höhe von knapp 3.500 US$ pro Einstellung; dieser Betrag umfasst die Kosten für Anwerbung und Rekrutierung, das Vorstellungsgespräch und die Schulung des neuen Mitarbeitenden.

Die Treue zum Arbeitgeber hat in der Pandemiezeit abgenommen

Seit der Coronapandemie ist es schwieriger geworden, Mitarbeiter an das eigene Unternehmen zu binden. Bei einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens The Harris Poll unter 504 Personalentscheidern im Mai 2022 gaben 35 Prozent an, dass die Fluktuation im Vergleich zum Vorjahr zugenommen hat; ein Jahr früher waren nur 24 Prozent dieser Meinung. Als Hauptgründe macht Harris Poll dabei die Vergütung (36 Prozent), Kündigung seitens der Angestellten (35 Prozent) und die seitens der Beschäftigten empfundene Belastung (33 Prozent) aus. 

Eine Umfrage von KPMG Canada im März 2022 legte zudem offen, dass sich insbesondere Frauen seit der Pandemie gegenüber ihren Arbeitgebern weit weniger loyal fühlen als früher. Unabhängig vom Stadium ihrer Laufbahn benannten sie dabei als wichtigstes Kriterium stets die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Die US-Firma Big Data Analytics News berichtete im Oktober 2023, dass sich mehr als 63 Prozent der Unternehmen in Kanada mit einem Rückgang der Mitarbeiterbindung konfrontiert sehen. Arbeitgeber reagieren darauf unter anderem mit flexibleren Arbeitsstrategien und neuen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten.

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