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Ausschreibungen für erneuerbare Energien im Herbst 2022 erwartet
Kasachstan setzt beim Ausbau alternativer Energien wieder auf mehr Tempo. Über den aktuellen Auktionsplan könnten Anlagen mit einer Leistung von 690 Megawatt neu hinzukommen.
05.08.2022
Von Jan Triebel | Almaty
Für potenzielle Investoren und Projektentwickler eröffnen sich in Kasachstan erneut Möglichkeiten, um sich bei mehreren Vorhaben im Bereich der erneuerbaren Energien einzubringen. Das Energieministerium des neuntgrößten Flächenstaates weltweit hat Mitte Juli 2022 den Ablaufplan für insgesamt 13 Auktionsrunden bestätigt. Bei den für Herbst 2022 geplanten Versteigerungen werden Standorte in verschiedenen Landesteilen offeriert. Dabei handelt es sich zumeist um bereits reservierte Grundstücke mit vorab festgelegten Leistungsparametern.
Das Portfolio der unterschiedlichen Technologien für erneuerbare Energien umfasst in den anstehenden Auktionen Fotovoltaik, Wind, Wasserkraft und Biomasse. Vorausgesetzt, bei allen Losen ergeht ein Zuschlag, könnte schon bald der Bau von stromerzeugenden Anlagen mit einer Leistung von gesamt 690 Megawatt beginnen. Ausrichter der Auktionen ist das Finanzabwicklungszentrum zur Unterstützung erneuerbarer Energien in Abstimmung mit dem Betreiber des kasachischen Stromnetzes KEGOC.
Leistung (in MW1)) | Versorgungszone | Standort mit reserviertem Grundstück | Termin der Auktion | |
---|---|---|---|---|
Wasserkraft | 20 | Nord und Süd | k. A. | 24.10.2022 |
Wasserkraft | 200 | Nord und Süd | k. A. | 25.10.2022 |
Biomasse | 10 | alle Zonen | k. A. | 7.11.2022 |
Fotovoltaik | 3 x 20 | Süd | Kosujenki/Gebiet Kysylorda; Balatopar/Gebiet Almaty; Kreis Aralski/Gebiet Kysylorda | 8.-10.11.2022 |
Windkraft | 4 x 50 | Nord | Kreis Ajagosski/Gebiet Abai; Emba/Gebiet Aktöbe; Stadtbezirk Jesil/Nur-Sultan; Nowoischimskaja/Gebiet Nordkasachstan | 11.-24.11.2022 |
Windkraft | 50 | West | Kreis Mangystauski/Gebiet Mangystau | 21.11.2022 |
Windkraft | 50 und 1002) | Nord | Arkalyk/Gebiet Kostanai; Scheskasgan/Gebiet Ulytau | 28. und 29.11.2022 |
Die für 2022 geplante Auktionsrunde fällt wieder deutlich größer als zuletzt aus. Die Verantwortlichen hatten das Kontingent im Jahr 2021 auf 200 Megawatt begrenzt - wie es hieß, mangels ausreichender Kapazität im Übertragungsnetz.
Letztlich lagen die Ergebnisse der Auktionen sogar noch deutlich unter diesem Wert. Bei insgesamt 24 Geboten für alle Technologien, die 2021 ausschließlich von kasachischen Akteuren stammten, wurden acht neue Projekte mit zusammen knapp 87 Megawatt berücksichtigt. Eine der Auktionen wurde annulliert, da sich nur ein Bieter für den Bau eines 100 Megawatt starken Wasserkraftwerks interessierte.
Klarer Fokus auf Windkraft und Fotovoltaik
Trotzdem kommt Kasachstan beim Ausbau der erneuerbaren Energien durchaus voran. Zwischen Januar und Juni 2022 gingen laut Energieministerium mehrere Vorhaben mit einer Leistung von insgesamt 320 Megawatt neu ans Netz. Dies entsprach einem Zuwachs um 16 Prozent gegenüber dem Stand Ende 2021.
Bis zum Jahresende 2022 rechnet das Fachressort technologieübergreifend mit der Fertigstellung von zehn weiteren Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 291 Megawatt. Im Vergleich dazu begannen bereits im Jahr 2021 neue Anlagen mit einer Leistung von gesamt 376 Megawatt mit der Stromproduktion.
Der Ausbau im 1. Halbjahr 2022 auf mittlerweile insgesamt 2.330 Megawatt konzentrierte sich insbesondere auf Windkraft. Allein hier wurden Anlagen mit 210 Megawatt Leistung fertiggestellt, was den Bestand in dieser Sparte um 31 Prozent auf 894 Megawatt in die Höhe trieb. Darüber hinaus kamen 110 Megawatt Leistung für den Bereich Fotovoltaik im 1. Halbjahr 2022 neu hinzu. Diese Sparte verzeichnete ein Bestandsplus von 11 Prozent auf 1.148 Megawatt.
Beitrag erneuerbarer Energien soll bis 2030 auf 15 Prozent steigen
Kasachstans Strategie für mehr Klimaschutz sieht im Bereich erneuerbarer Energien vor, dass bis 2025 der Anteil "grünen" Stroms an der Gesamtproduktion auf 6 Prozent steigt. Das Ziel dürfte realistisch sein, da der entsprechende Beitrag im 1. Halbjahr 2022 bereits bei 4,24 Prozent lag. Im Jahr 2021 betrug der Anteil nach Angaben des Energieressorts noch 3,69 Prozent.
Mittel- bis langfristig strebt Kasachstan einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien an. Für 2030 wird ein Beitrag von 15 Prozent zur gesamten Stromproduktion angestrebt, im Jahr 2050 soll dieser 50 Prozent betragen.
Auktionen sorgen für sinkende Preise
Die zentralasiatische Republik hatte sich bereits 2018 von einem Förderregime für "grünen Strom" verabschiedet, bei dem zuvor einige Jahre lang administrativ festgelegte Einspeisesätze zum Tragen kamen. Stattdessen wird seither auf Ausschreibungen gesetzt, um so möglichst transparent marktfähige Preise zu ermitteln.
Dort greifen vorab festgelegte Preisobergrenzen. Sie fallen je nach Technologie unterschiedlich hoch aus. Mit Stand Anfang August waren die für 2022 geltenden Grenzwerte noch nicht bekannt. Sie orientieren sich an den Ergebnissen der jeweils letztjährigen Ausschreibungen.
Das Auktionsmodell sorgte insbesondere bei Windkraft und Fotovoltaik im Laufe der Zeit für eine spürbar nachgebende Einspeisevergütung. Während der Ausschreibungen im Herbst 2021 wurden die im Vorfeld festgelegten Preislimits bei Windkraft teilweise um bis zu 35 Prozent unterboten, bei Fotovoltaik um etwa 24 Prozent. Demgegenüber gingen die entsprechenden Auktionen 2021 bei Wasserkraft und Biomasse mit nur geringen Abschlägen gegenüber den ursprünglichen Preisobergrenzen zu Ende.
Garantien für Gebot und Vertragserfüllung erforderlich
Den allgemeinen Regularien für die Auktionsrunden zufolge benötigen die dort teilnehmenden Parteien zwei Formen von Sicherheiten durch eine Bankgarantie oder einen sogenannten Standby Letter of Credit. Damit werden zum einen das abzugebende Gebot und zum anderen die Umsetzung des Vertrags abgesichert. Die betreffenden Beträge sind jeweils in Tenge zu hinterlegen.
Während sich die eigentliche Vertragsgarantie für 2022 generell nach der Formel 10.000 Tenge je Kilowatt errechnet, variiert der maßgebliche Betrag für die Absicherung eines Gebots. In den meisten Fällen werden 2.000 Tenge pro Kilowatt Leistung des jeweils geplanten Projekts fällig. Ausnahmen im Jahr 2022 sind zwei Windprojekte mit jeweils 5.000 Tenge je Kilowatt, um die Gebote zu garantieren. Der höhere Satz greift hier, weil für die beiden Vorhaben bereits vorbereitete Projektunterlagen vorliegen.
Am 18. Juli 2022, dem Tag der Veröffentlichung der aktuellen Anordnung des Energieministeriums, galt ein amtlicher Wechselkurs der kasachischen Zentralbank von 1 US-Dollar = 480,37 Tenge. Somit entsprachen 2.000 Tenge einem Betrag von 4,16 US-Dollar, 5.000 Tenge etwa 10,41 US-Dollar und 10.000 Tenge etwa 20,82 US-Dollar.