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Branchen | Kasachstan | Erneuerbare Energien

Kasachstan setzt neue Auktionsrunden für erneuerbare Energien an

Das 2025 zu versteigernde Kontingent umfasst über 1,8 Gigawatt. Windkraft steht im Fokus. Der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion soll sich bis 2030 mehr als verdoppeln.

Von Viktor Ebel, Jan Triebel | Almaty, Bonn

Der Markt für grünen Strom in Kasachstan wächst. Als Ansatz für die Beteiligung in- und ausländischer Interessenten bietet sich ein bereits etabliertes Auktionsmodell an. Es sieht die Versteigerung der Bau- und Betriebsrechte für neue Kraftwerke vor. Erfolgreiche Bieter können mit garantierten Vergütungen rechnen. Die Auktionen erfolgen nach dem Prinzip einer umgekehrten Versteigerung. Das günstigste Preisgebot kommt zum Zuge.

Für 2025 insgesamt 13 Bieterrunden angesetzt

Im Februar 2025 bestätigte das kasachische Energieministerium den Ablaufplan der Auktionen für das laufende Jahr. Als Durchführer wird das Finanzabwicklungszentrum zur Unterstützung erneuerbarer Energien (RFC) 2025 insgesamt 13 Bieterrunden ausrichten. Zusammengefasst zu drei Terminblöcken werden die Versteigerungen Ende Mai, Mitte Juni und in der zweiten Novemberwoche stattfinden. Das Kontingent neuer Erzeugungskapazitäten beläuft sich 2025 auf 1.810 Megawatt.

Investoren und Projektentwicklern aus dem In- und Ausland werden Vorhaben in den Bereichen Wind, Wasserkraft, Fotovoltaik und Biomasse angeboten. Der staatliche Betreiber des nationalen Stromnetzes KEGOC stellt den Netzanschluss bereit und sichert zu, nach der Fertigstellung der Anlagen den dort produzierten Strom zu garantierten Preisen einzuspeisen. Die erfolgreichen Bieter kommen als potenzielle Partner in Frage, wenn es um die Lieferung von Ausrüstung oder Beratungsdienstleistungen geht. Die Liste der Firmen wird vom RFC veröffentlicht.

Umfangreiche Ausbaupläne für Windkraft

Mit 1.200 Megawatt Leistung dominiert Windkraft die für 2025 angesetzten Auktionsrunden. Zwei Standorte in der nördlichen Versorgungszone und jeweils einer im Süden und Westen des Landes wurden berücksichtigt. Im Bereich Wasserkraft zielen vier Lose mit zusammen 500 Megawatt Leistung auf den Bau von Anlagen mit jeweils 50 und 200 Megawatt ab. Außerdem werden vier Standorte für Fotovoltaikanlagen mit zusammen 90 Megawatt angeboten. Kleiner fällt das Angebot für die energetischen Verwertung von Biomasse aus, wo lediglich eine Leistung von bis zu 20 Megawatt ausgeschrieben wird.

Beim Vergleich mit der langfristigen Auktionsplanung bis 2027 fällt auf, dass die Kapazitäten 2025 zugunsten der Windkraft erhöht wurden. Ursprünglich waren hier nur 800 Megawatt vorgesehen. Neu ist auch die Größenordnung eines einzelnen Projektes: Erstmalig wird ein Windpark (samt Stromspeicher) mit einer Leistung von 1.000 Megawatt ausgeschrieben. In der Vergangenheit galt eine Obergrenze von 500 Megawatt. Auch für Wasserkraft wurde das Angebot erweitert.

Nennleistung betriebsbereiter Anlagen für erneuerbare EnergienIn Megawatt
Kategorie

2022

2023

2024

Wind

958

1.395

1.520

Fotovoltaik

1.148

1.203

1.222

Wasserkraft

280

270

287

Biomasse

1,98

1,77

1,77

Quelle: Energieministerium Kasachstans 2025

Der meiste grüne Strom stammt bereits aus Windkraft

6,4 %

der kasachischen Stromerzeugung entfielen 2024 auf grünen Strom.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Kasachstan hält weiter an, auch wenn der Bestand an Ökostromanlagen 2024 mit einem Leistungsplus von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr nur überschaubar zunahm. Von den insgesamt 164 Megawatt neu installierter Leistung entfielen rund drei Viertel auf die Windenergie. Die Ökostromproduktion stieg um knapp 14 Prozent auf insgesamt 7.581 Gigawattstunden. Davon stammten 59 Prozent aus Windkraftanlagen.

Für 2025 sehen die Aussichten besser aus: Das Energieministerium hat die Inbetriebnahme von neun Objekten mit einer Gesamtleistung von 456 Megawatt angekündigt. Zudem soll mit den Bauarbeiten der ersten 1-Gigawatt-Windparks begonnen werden, die Total Eren (Frankreich), Masdar (Vereinigte Arabische Emirate), ACWA Power (Saudi-Arabien) und China Power International (China) aufgrund der günstigen Windverhältnisse in Kasachstan realisieren wollen.

Maximale Einspeisevergütung bleibt unverändert

Bei den Auktionen gilt für die möglichen Einspeisevergütungen ein Preisdeckel. Dieser wurde zwischen 2024 und 2025 nicht angepasst. Die Richtwerte sind in Tenge je Kilowattstunde und ohne Mehrwertsteuer angegeben.

Richtwerte für Einspeisevergütungen bei Auktionen
Energieträger

Preis (in T/kWh)

Preis (in US$/kWh) *)

Windkraft

22,68

0,048

Fotovoltaik

34,61

0,074

Wasserkraft

41,23

0,088

Biomasse

32,23

0,069

* Umrechnung von Tenge (T) in US-Dollar (US$) zum Mittelkurs der kasachischen Zentralbank für das Jahr 2024: 1 US$ = 469,44 T.Quelle: KEGOC 2025

Tatsächlich erzielte Preise deutlich unter Referenzwerten

Eine Auswertung der Resultate der Auktionen von 2024 durch Germany Trade & Invest zeigt, dass die erfolgreichen Gebote häufig sehr deutlich unter den Referenzwerten lagen. So wurde ein Windprojekt 2024 mit einem Preis von 6,90 Tenge je Kilowattstunde versteigert – 69,6 Prozent unterhalb des Richtwerts. Noch höher lag mit 80,6 Prozent die Differenz bei Wasserkraftwerken, wo ein Gebot von 8,00 Tenge zum Zuge kam. Bei Solarparks fiel die maximale Preisreduktion mit 58,9 Prozent etwas geringer aus.

Das Bieterverhalten 2024 könnte erklären, warum bei den Auktionen 2025 deutlich mehr Wind- und Wasserkraft offeriert wird, dafür aber weniger Solarkapazitäten. Für den kasachischen Netzbetreiber bedeuten geringere Einspeisetarife weniger Kosten, die an die Verbraucher weitergegen werden müssen. Im Jahr 2024 wurden zudem erstmals alle ausgeschriebenen Projekte auch vergeben. Die Gebote überstiegen die Offerte um das Fünffache, was auf ein gesteigertes Interesse der Investoren an Erneuerbaren-Projekten in Kasachstan hindeutet.

Wichtiges Etappenziel beim Klimaschutz erreicht

Kasachstans Klimaschutzstrategie sieht vor, dass der Anteil grünen Stroms an der Gesamtproduktion bis 2025 auf 6 Prozent steigt. Dieses Ziel wurde bereits 2024 übertroffen, als der Anteil 6,4 Prozent erreichte. Mittel- bis langfristig soll sich der Beitrag regenerativer Energiequellen an Kasachstans Stromproduktion auf 15 Prozent im Jahr 2030 und auf 50 Prozent im Jahr 2050 erhöhen.

Wer mitbieten will, muss Garantien und Fristen beachten

Den allgemeinen Ausschreibungsmodalitäten zufolge haben die Auktionsbeteiligten zwei Formen von Sicherheiten per Bankgarantie oder in Form eines sogenannten Standby Letter of Credit zu stellen. Das abzugebende Gebot ist mit 2.000 Tenge je Kilowatt Leistung abzusichern, die Vertragsumsetzung mit 10.000 Tenge je Kilowatt Leistung. Die Ausnahme bildet der 1.000-Megawatt-Windpark: Das Gebot muss hier mit 5.000 Tenge je Kilowatt Leistung abgesichert werden.

Unternehmen, die sich an den Auktionsrunden beteiligen wollen, haben sich außerdem vorab beim Durchführer RFC anzumelden. Die Anmeldezeiträume für die drei Terminblöcke sind:

  • 2. April bis 21. Mai;

  • 22. April bis 16. Juni;

  • 19. September bis 4. November.

Zu den Ausschreibungsbedingungen gehören auch Fertigstellungsfristen. Demnach müssen Fotovoltaikanlagen bereits 24 Monate nach der Vertragsunterzeichnung in Betrieb genommen werden. Bei Windkraft und Biomasse beträgt die Frist 36 Monate. Bei Wasserkraftwerken haben Investoren 60 Monate Zeit.

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