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Branchenstruktur
Wichtigster Akteur im kasachischen Energiemarkt ist die staatliche Holding Samruk Kazyna. Technik für Wind- und Solarparks wird zumeist aus dem Ausland importiert.
10.04.2025
Von Viktor Ebel | Almaty
Staatsunternehmen dominieren den Energiesektor in Kasachstan. KEGOC gehört zum staatlichen Wohlstandsfonds Samruk Kazyna, betreibt die Stromnetze im Land und zeichnet sich auch für deren Modernisierung und Ausbau in den nächsten Jahren verantwortlich. Bei der Energieerzeugung entfällt mit über 30 Prozent der größte Anteil auf Samruk Energy, eine weitere Tochterfirma von Samruk Kazyna.
Neben reinen Kraftwerksbetreibern sind im kasachischen Energiemarkt auch Industriebetriebe vertreten. Die Kraftwerke von Bergbau- und Metallurgiekonzernen versorgen naheliegende Siedlungen mit Wärme und Strom. Der Stromhandel wird von Kazakhstan Operator of the Electric Energy and Capacity Market (KOREM) organisiert, die 2018 auch das Auktionsmodell für Projekte im Bereich erneuerbare Energien eingeführt hat.
Auktionen für mindestens 4,5 Gigawatt grüner Erzeugungskapazitäten bis 2027
Im Rahmen der Auktionen können in- und ausländische Investoren für Bau- und Betriebsrechte neuer Kraftwerke bieten. Investoren und Projektentwicklern werden Vorhaben in den Bereichen Wind, Wasserkraft, Fotovoltaik und Biomasse angeboten. Erfolgreiche Bieter können mit garantierten Vergütungen rechnen, die ihrem Gebot entsprechen. Die Auktionen erfolgen nach dem Prinzip einer umgekehrten Versteigerung. Das günstigste Preisgebot kommt zum Zuge.
Der Plan für die Auktionen zwischen 2025 und 2027 ist bereits bekannt und sieht vor, in dem Zeitraum mehrere Projekte mit einer Gesamtkapazität von mindestens 4,5 Gigawatt zu versteigern. Davon entfällt ein Großteil auf Windkraft, gefolgt von Solarkraft und mit weitem Abstand Wasserkraft und Biomasse. Die erfolgreichen Bieter kommen als potenzielle Partner in Frage, wenn es um die Lieferung von Ausrüstung oder Beratungsdienstleistungen geht. Andere fungieren als Auftraggeber, die nach der Projektinitiierung nach entsprechenden Partnern für die Detailplanung (Engineering Procurement Construction) und Generalunternehmern suchen.
Neuer Trend hin zu bilateral verhandelten Großprojekten
Die im Rahmen von Auktionen versteigerten Projekte hatten bis 2025 eine maximale Kapazität von 500 Megawatt. Größere Vorhaben verhandelte das kasachische Energieministerium auf zwischenstaatlicher Ebene. So im Fall der 1-Gigawatt-Windparks in Kooperation mit Total Eren, ACWA, Masdar und China Power International Holding, mit deren Bau 2025 und 2026 begonnen werden soll. Da die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfanden, werden die Einspeisevergütungen vermutlich höher als bei den Auktionen ausfallen. Beobachter rechnen deswegen mit steigenden Strompreisen, die auf die Verbraucher umgelegt werden. Der Maßstab der Projekte spricht aber dafür, dass Kasachstan seinem Etappenziel von 15 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 damit erreicht.
Zudem besteht hier die Chance, Lokalisierungsbestrebungen umzusetzen. So wurde mit dem chinesischen Investor vereinbart, 30 Prozent der Ausrüstung in Kasachstan zu fertigen. Ende 2024 hat das chinesische Unternehmen SANY Renewable Energy Group mit dem Bau einer Anlage in der Region Schambyl begonnen, in der Türme, Flügel, Gondeln, Turbinen und andere Komponenten für Windparks hergestellt werden sollen. Die Produktionsstätte wird die erste ihrer Art in Kasachstan sein und soll Ende 2025 fertiggestellt werden. Medienberichten zufolge hat das Unternehmen, das den kasachischen Markt bereits zuvor belieferte, hierfür 114 Millionen US$ investiert.
Bei Ausrüstung ist Kasachstan auf Importe angewiesen
Bei Solarmodulen gab es vor Jahren den Versuch, diese im großen Stil in Kasachstan zu produzieren. Denn die Hauptbestandteile Aluminium, Glas und Silicium sind in Kasachstan ausreichend vorhanden. Das Unternehmen Astana Solar musste aufgrund der starken Konkurrenz aus China jedoch Konkurs anmelden. Heute werden die meisten Fotovoltaikmodule von den chinesischen Herstellern Longi, Jinko Solar, Trina Solar und Risen Energy bezogen. Kasachische Unternehmen fertigen Montagekonstruktionen, Stromkabel und Transformatoren. Mit Miami Solar gibt es seit 2023 auch wieder einen kasachischen Produzenten von Solarmodulen. Weitere Fabriken, unter anderem in Zusammenarbeit mit chinesischen Technologiepartnern, sind in Vorbereitung.
Unternehmen | Produkt |
---|---|
Kuntech LLP | Sonnenkollektor (Warmwasserbereiter) |
Sandy LLP | Wärmepumpen |
KB Tree Energy LLP | Vertikale Windkraftanlagen |
KIT-Oil LLP | Autarkes Solarwärmesystem für Gebäude- und Warmwasserbereitung |
Kazelectromash LLP | Stromkabel |
DOC Co.LTD LLP | Fotovoltaik-Module |
Miami Solar LLP | Fotovoltaik-Module |
Zum Portfolio von Miami Solar gehören auch schlüsselfertige Anlagen, welche die Planung und Installation der Solarkraftwerke miteinschließen. Hier sei Kasachstan solide aufgestellt, sagt der Generaldirektor des Verbandes für erneuerbare Energien Kasachstan, Arman Kashkinbekov, im Interview mit der Seite Petrocouncil.kz. Heimische Firmen können als Generalunternehmer agieren, sie wissen wie man baut und können auch Elektroarbeiten durchführen. Ob eine kasachische oder ausländische Firma den Auftrag erhält, hängt laut Kashkinbekov unter anderem von der Finanzierung der Projekte ab. Viele werden von internationalen Banken finanziert, die dann ausländische Lieferanten und Auftragnehmer hinzuziehen.
Ausländische Unternehmen haben gute Chancen bei Ausschreibungen
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) war einer der Pioniere bei der Finanzierung von grünen Kraftwerken in Kasachstan. Zu ihrem Portfolio gehört beispielsweise das Solarkraftwerk Burnoye, der erste Fotovoltaikpark Kasachstans aus dem Jahr 2015. ECAP Solutions übernahm die Ingenieurs- und Baudienstleistungen, Solarworld Industries lieferte die Fotovoltaikmodule und Schneider Electric die Wechselrichter. Heute herrscht in der Branche mehr Konkurrenz, und neben europäischen Anbietern sind auch chinesische Firmen stark vertreten. Der von der EBRD kofinanzierte 100-Megawatt-Windpark Shokpar setzt auf Turbinen des chinesischen Anbieters Envision. Internationale Unternehmen dürften bei Großprojekten auch mittelfristig die Nase vorn haben.
Gesetzesänderung könnte heimischen Unternehmen mehr Aufträge bescheren
Einheimische Firmen könnten von einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 2024 profitieren, die beispielsweise Haushalten und Landwirtschaftsbetrieben erlaubt, grünen Strom aus bis zu 200-Kilowatt-starken Solaranlagen (zuvor 100 Kilowatt) gebührenfrei ins Netz einzuspeisen.
Neu ist auch, dass dafür keine Registrierung als Einzelunternehmer mehr notwendig ist und die Stromverteiler verpflichtet sind, den Strom abzunehmen. Das neue Geschäftsmodell dürfte Monteuren, Dienstleistern und Händlern eine gute Auftragslage bescheren.
Unternehmen | Sparte | Umsatz 2023 |
---|---|---|
Samruk Energy (staatlich) | Energieerzeugung | 979,0 |
Kazakhstan Municipal Services | Energieerzeugung | 490,2 |
Central Asian Electric Power Corporation | Energieerzeugung | 421,5 |
Eurasian Resource Group | Bergbau, Rohstoffe, Energieerzeugung | 326,0 |
Zhambyl State Regional Electric Power Plant | Energieerzeugung | 89,3 |
Atyrau Thermal Power Plant | Energieerzeugung | 66,0 |