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Mehr grüner Strom: Energieauktionen gehen in die nächste Runde
In Kasachstan schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien voran. Per Auktion werden Standorte vergeben, an denen Anlagen mit fast 7 Gigawatt Leistung entstehen sollen.
09.08.2023
Von Jan Triebel | Almaty
Für Investoren und Projektentwickler eröffnen sich in Kasachstan wieder Chancen, sich am Ausbau der erneuerbaren Energien zu beteiligen. Das Energieministerium des neuntgrößten Flächenstaates bestätigte Ende Mai 2023 den Ablaufplan für 16 Auktionsrunden, die zwischen Ende August und Ende November 2023 stattfinden werden.
Interessenten können sich in den Bereichen Fotovoltaik, Wind, Wasserkraft und Biomasse engagieren. Mit den vorgesehenen Projekten könnte die landesweite Leistung zur Erzeugung grünen Stroms um 860 Megawatt ansteigen. Mitte 2023 speisten in Kasachstan Anlagen für erneuerbare Energien mit insgesamt 2.525 Megawatt Leistung Strom ins Netz ein.
Ehrgeiziger Auktionsplan für die Jahre 2024 bis 2027 vorgelegt
Parallel zum Ablaufplan der Auktionen für 2023 legte das Energieministerium erstmals auch eine mittelfristig angelegte Planung für den Ausbau der grünen Stromerzeugung vor. Sie sieht zwischen 2024 und 2027 jeweils mehrere Auktionsrunden pro Jahr vor und betrifft landesweit insgesamt rund 70 Standorte. Sollten alle diese Projekte für erneuerbare Energien auch umgesetzt werden, wären in den nächsten Jahren bis zu 5.910 Megawatt an zusätzlicher Leistung möglich.
Bereits die für 2023 geplante Auktionsrunde fällt größer als in den letzten beiden Jahren aus. Die Verantwortlichen hatten die ausgeschriebenen Kontingente 2021 auf 200 Megawatt begrenzt, 2022 auf 680 Megawatt - wie es hieß, mangels ausreichender Kapazität im Übertragungsnetz.
Letztlich lagen die Ergebnisse der Auktionen sogar noch deutlich darunter. Im Jahr 2021 hatten sich Investoren nur für acht Standorte und Anlagen mit einer Leistung von 80 Megawatt gefunden. Ein Jahr später wurden zehn neue Projekte mit zusammen 440 Megawatt Leistung besiegelt. Demgegenüber gingen 2022 zwei Auktionen für Wasserkraft (200 und 20 Megawatt) sowie jeweils eine Auktion für Fotovoltaik (20 Megawatt) und Biomasse (10 Megawatt) ergebnislos zu Ende.
Windkraft und Fotovoltaik bilden weiterhin die Schwerpunkte
Entsprechend kam Kasachstan beim Ausbau der erneuerbaren Energien zuletzt auch nur in vergleichsweise kleinen Schritten voran. Im 1. Halbjahr 2023 gingen laut Energieministerium neue Anlagen mit insgesamt 137 Megawatt neu ans Netz. Dies entsprach lediglich 6 Prozent Zuwachs bei der installierten Leistung gegenüber dem Stand Ende 2022. Der Bestand in den beiden bestimmenden Sparten Windkraft und Fotovoltaik belief sich Mitte 2023 auf 1.108 und 1.148 Megawatt.
Kasachstans Klimaschutzstrategie sieht vor, dass der Anteil grünen Stroms an der Gesamtproduktion bis 2025 auf 6 Prozent steigt. Das Ziel ist durchaus realistisch, da der entsprechende Beitrag im 1. Halbjahr 2023 bereits bei 5,8 Prozent lag. Im Jahr 2022 betrug der Anteil nach Angaben des Energieressorts 4,5 Prozent. Mittel- bis langfristig peilt das Land einen Beitrag regenerativer Energiequellen an der Stromproduktion von 15 Prozent im Jahr 2030 und 50 Prozent im Jahr 2050 an. |
Für kommende Auktionen gelten neue Preisobergrenzen
Wie bei früheren Auktionen gelten auch 2023 und in den Jahren danach Preisobegrenzen. Diese überprüft das Energieministerium regelmäßig und passt sie bei Bedarf an. Je nach Technologie fallen die Werte unterschiedlich hoch aus und sind in kasachischen Tenge je Kilowattstunde (kWh) festgelegt. Die Mehrwertsteuer in Höhe von 12 Prozent bleibt unberücksichtigt.
Die nachfolgenden Grenzwerte hat das Ministerium zuletzt Mitte Februar 2023 angepasst. Sie sollen für alle Auktionen zwischen 2023 und 2027 gelten (in Klammern umgerechnet in US-Dollar (US$) zum Mittelkurs der kasachischen Zentralbank für das 1. Halbjahr 2023 – 1 US$ = 451,88 Tenge):
- Windkraft: 22,68 Tenge/kWh (0,05 US$/kWh);
- Fotovoltaik: 34,62 Tenge/kWh (0,077 US$/kWh);
- Wasserkraft: 41,23 Tenge/kWh (0,091 US$/kWh);
- Biomasse: 32,23 Tenge/kWh (0,071 US$/kWh).
Im Vergleich zu den zuvor geltenden Höchstpreisen gab es bei Fotovoltaik und Wasserkraft deutliche Korrekturen nach oben, die jeweils mehr als eine Verdoppelung zur Folge hatten. Demgegenüber fielen die Anhebungen bei Windkraft und Biogas überschaubar aus.
Garantien für Gebot und Vertragserfüllung erforderlich
Den allgemeinen Regularien zufolge sind von den Teilnehmern an den Auktionen zwei Formen von Sicherheiten abzugeben, die das abzugebende Gebot und die Vertragsumsetzung garantieren. Dies kann in Form von Bankgarantien oder sogenannten Standby Letter of Credit geschehen. Die Beträge sind jeweils in Tenge zu hinterlegen.
Für die 2023 ausgeschriebenen Projekte sind die Gebote von den Bietern einheitlich mit 2.000 Tenge je Kilowatt Leistung abzusichern. Die eigentliche Vertragsgarantie wird nach der Formel 10.000 Tenge je Kilowatt errechnet.
Sicherheiten in gleicher Höhe werden auch für die meisten Vorhaben verlangt, die für den Zeitraum 2024 bis 2027 angekündigt sind. Ausnahmen bilden insgesamt zehn Projekte, für die bereits vorbereitete Projektunterlagen vorliegen. In diesen Fällen haben potenzielle Bieter ihre Gebote mit jeweils 5.000 Tenge je Kilowatt abzusichern.
Wechsel zu Auktionsmodell hat sich bewährt
Kasachstan hatte sich bei grünem Strom bereits 2018 von festen Einspeisesätzen verabschiedet und setzt seither auf Ausschreibungen, um so möglichst transparent marktfähige Preise zu ermitteln.
Das Finanzabwicklungszentrum zur Unterstützung erneuerbarer Energien richtet die Auktionen aus. Es agiert unter dem Dach des kasachischen Stromnetzbetreibers KEGOC. Das Auktionsmodell sorgte insbesondere bei Windkraft und Fotovoltaik im Laufe der Zeit für eine spürbar nachgebende Einspeisevergütung.