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Special | Kasachstan | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Staatliche Anschubfinanzierungen sind nötig

In Kasachstan müssen der Staat und die Privatwirtschaft zusammenarbeiten, um die Klimaziele zu erreichen. Der finanzielle Bedarf für die Transformation ist erheblich.

Von Jan Triebel | Almaty

Für alle von der Dekarbonisierungsstrategie vorgesehenen Maßnahmen werden Kosten von schätzungsweise 610 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt. Das schließt alle bisher absehbaren Klimaschutzinvestitionen mit ein. So soll der nachhaltige Umstieg auf emissionsarme und -freie Technologien bis 2060 gelingen. Die Gelder werden im Lauf der Jahre schrittweise erhöht. Bis 2030 beläuft sich der Investitionsbedarf zunächst auf 10 Milliarden US$.

Investiert wird in allen Bereichen der Wirtschaft. Damit will die Regierung den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2060 um 9,3 Milliarden Tonnen reduzieren. Die dazu veranschlagten Kosten belaufen sich auf durchschnittlich 65,4 US$ je Tonne CO₂-Äquivalent. Im internationalen Vergleich würde Kasachstans Kostenrahmen somit vergleichsweise günstig ausfallen, schätzt die Regierung des Landes.

Mit rund 386 Milliarden US$ dürften den offiziellen Projektionen zufolge mehr als die Hälfte der erforderlichen Aufwendungen aus bereits vorhandenen Quellen stammen. Da sie als laufende Investitionen ohnehin geplant wären, könnten die Verantwortlichen diese in umweltfreundliche Lösungen umleiten. Für die übrigen etwa 224 Milliarden US$ gilt es, neue Investitionsressourcen zu erschließen.

Investitionsbedarf im Energiesektor am größten

Werden die Wirtschaftsbereiche einzeln betrachtet, sticht der Energiesektor deutlich heraus. Auf ihn wird Schätzungen zufolge knapp die Hälfte des Gesamtinvestitionsbudgets entfallen. Grund dafür ist die besonders hohe Emissionsintensität der Energieproduktion. Sie macht einen breit angelegten, kostenintensiven Umstieg auf emissionsarme und -freie Energiequellen notwendig und treibt die Nachfrage nach umweltschonenden technologischen Lösungen.

Das zumeist überdurchschnittlich hohe Alter der aktuell eingesetzten Technik verschärft den Modernisierungsbedarf im Energiesektor. Betroffen sind die größeren Wasserkraftwerke, die mit Kohle und Gas befeuerten Kraftwerke ausschließlich zur Stromerzeugung wie auch die Heizwerke für die Fernwärmeversorgung. Viele der Anlagen gelten als besonders reparaturanfällig und haben mit unplanmäßigen Ausfallzeiten zu kämpfen.

Der Verkehr gilt als zweitwichtigstes Investitionsfeld für eine klimaneutrale Zukunft. Hier soll annähernd ein Viertel aller Finanzmittel eine möglichst umfassende Umrüstung auf "saubere" Lösungen ermöglichen. Dahinter folgen der Bereich Gebäude und die Industrie, die jeweils etwa ein Zehntel des gesamten Investitionsbedarfs absorbieren sollen. Hinzu kommt die Landwirtschaft mit einem Anteil von etwa 7 Prozent.

In den Budgets für "grüne" Investitionen der Bereiche Energie und Industrie, darunter zum Beispiel in der Zementproduktion, werden Ausgaben für die Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS) jeweils einen der Schwerpunkte bilden. Diese Technologie ermöglicht, größere Mengen von Kohlendioxid (CO₂) abzuscheiden und in speziellen unterirdischen Lagern dauerhaft zu speichern.

Unternehmen vor allem als Investoren gefragt

Die Dekarbonisierungsstrategie sieht vor, dass die öffentliche Hand anfänglich noch in größerem Maße selbst investieren wird. So werden beispielsweise staatliche Anschubfinanzierungen dazu dienen, die Infrastruktur zu modernisieren und gezielt auszubauen.

Später ist davon auszugehen, dass der Staat sich als direkter Investor immer stärker zurückziehen und auf andere Aufgaben konzentrieren wird. Der staatliche Anteil an dem bis 2060 berechneten Gesamtbudget dürfte somit insgesamt nur knapp 4 Prozent ausmachen. In der Gesamtbetrachtung werden somit die Unternehmen den Hauptteil der langfristig benötigten Investitionen selbst aufbringen müssen.

Dafür werden investitionsfreundliche Rahmenbedingungen benötigt. Der Staat will diese durch rechtliche und regulatorische Maßnahmen sicherstellen. Das schließt etwa staatliche Innovationsfonds, Steuervergünstigungen oder besondere Abschreibungsmöglichkeiten mit ein. Diese erleichtern den Unternehmen, auf umweltfreundliche Technologien umzusteigen.

Ideenschmiede für "grüne" Finanzprodukte

Hinzu kommt die staatliche Unterstützung für Finanzstrukturen, die im Umweltbereich aktiv sind. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Astana International Finance Centre (AIFC) in Astana zu, unter dessen Dach bereits seit einiger Zeit das AIFC Green Finance Centre (GFC) agiert.

Das Zentrum gilt mittlerweile als Vorreiter in Sachen "grüne" Finanzierungen in Kasachstan. Es entwickelt Finanzinstrumente für den Klimaschutz, begleitet interessierte Banken bei der Markteinführung solcher Produkte oder zertifiziert die umweltgerechte Verwendung von Krediten. Mittlerweile wurden mehrere "grüne" Unternehmensanleihen in Umlauf gebracht, bei deren Vorbereitung das GFC involviert war.

Zudem wirbt das Zentrum auf internationaler Ebene gezielt um klimaneutrale Projektinvestitionen in Kasachstan und in anderen Ländern Zentralasiens. Zum Thema "grüner" Wasserstoff hat das GFC unter anderem die Initiative für ein eurasisches Wasserstoffkonsortium gestartet. Sie soll länderübergreifend alle interessierten Seiten aus Wissenschaft, Industrie und der Finanzwelt zusammenbringen.

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