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Branchenstruktur
Chinesische Baufirmen dominieren, aber wenn es technisch kompliziert wird, kommen auch westliche Baufirmen ins Land. Deutsche Zulieferer agieren meist über lokale Partner.
22.04.2025
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Der kenianische Bausektor gehört zu den Top 5 in Subsahara-Afrika. Nach letzten verfügbaren KNBS-Zahlen lag der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2023 bei umgerechnet etwa 7,2 Milliarden US-Dollar. Damit hatte der Sektor einen Anteil am BIP von etwa 6,6 Prozent.
Das Geschäft für deutsche Unternehmen wird durch die Dominanz chinesischer Baufirmen erschwert, die in Kenia inzwischen als lokal registrierte Unternehmen aktiv sind. Bei Infrastrukturprojekten, die von der chinesischen Regierung finanziert werden, kommen sie automatisch zum Zuge. Sie partizipieren regelmäßig aber auch bei Projekten, die von westlichen Gebern finanziert werden. Das Problem: Chinesische Bauunternehmen kaufen in der Regel bei chinesischen Zulieferern.
Bauunternehmen | Spezialisierung |
---|---|
China Road & Bridge Corporation (CRBC) | Tiefbau |
China Gezhouba Group Company (CGGC) | Tiefbau |
China Communications Construction Corporation (CCCC) | Hoch- und Tiefbau |
Seyani Brothers | Hochbau |
Cementers | Hoch- und Tiefbau |
Associated Construction | Hoch- und Tiefbau |
Intex Construction | Hoch- und Tiefbau |
Hayer Bishan Singh & Sons | Hoch- und Tiefbau |
Laxmanbhai Construction | Hochbau |
Der Professionalisierungsgrad lokaler Bauunternehmen ist im regionalen Vergleich recht hoch. Gleichwohl kommen regelmäßig ausländische Baufirmen als EPC ins Land, die oft Partnerschaften mit lokalen Firmen eingehen. Während das Design und die Beschaffung von Komponenten häufig vom ausländischen Partner übernommen werden, wird die Baudurchführung einem lokalen Kontraktor übertragen.
Für technisch komplizierte Projekte kommen auch ausländische Baufirmen
Ausländische Bauunternehmen werden insbesondere bei technisch anspruchsvollen Großprojekten beauftragt, wie zum Beispiel beim Bau von Kraftwerken. Mitunter kommen auch ausländische Unternehmen wie Mota Engil zum Zuge oder wie bei Geothermie japanische Firmen wie Marubeni, Toshiba, Fuji, Mitsubishi oder Toyota Tsusho.
In Kenia gibt es für solche Projekte lokale Partner wie Heavy Engineering, H Young & Co, Civicon und CSI Energy Group, die sich auf Energieprojekte spezialisiert haben und vor Ort Komponenten zusammenfügen. Lokal werden mitunter Metallarbeiten erledigt, wie Laufräder, Gehäuse, Schaufelräder, Stahlstrukturen und Strommasten. Zwar ist die Branchenstruktur des kenianischen Bausektors nicht mit der eines Industrielandes vergleichbar, dennoch gibt es in Kenia deutlich mehr lokale Dienstleister als in den Nachbarländern der Region.
Baustoffsektor bietet Investitionsmöglichkeiten
Die Baustoffindustrie baut ihre Kapazitäten weiter aus, insbesondere bei Zement. Hier sind Bamburi Cement, Mombasa Cement, East African Portlands Cement (EAPC), Savannah Cement und ARM Cement die Marktführer. Bei Bamburi und EAPC ist jeweils Lafarge Anteilseigner. Savannah Cement soll verkauft werden, nachdem das Unternehmen in Schwierigkeiten geraten ist. Mit weiteren Investitionen ist in den kommenden Jahren zu rechnen. Auch eine Reihe von Stahlproduzenten ist in Kenia aktiv, mit Devki Steel Mills als Marktführer. Weitere Player sind Apex Steel, ACC und Tononoka. Darüber hinaus werden lokal Farben, Fliesen, Dachkonstruktionen, Fenster und Kunststoffprodukte hergestellt.
Kenianische Baustoffproduzenten exportieren auch in die Nachbarländer und gleichzeitig importiert Kenia zum Beispiel Zement aus Tansania. Aufgrund der East African Community (EAC) ist der Handel von Baustoffen ohne größere Zollbeschränkungen grenzüberschreitend möglich.
Vertriebswege mit hohem Professionalisierungsgrad
Deutsche Zulieferer im Bausektor sind in Kenia entweder mit einer eigenen Vertriebsniederlassung oder über Handelsvertreter präsent. Für Baumaschinen gibt es in Nairobi größere, bekannte Distributoren mit hohem Professionalisierungsgrad. Viele der großen Vertriebspartner betreiben auch Niederlassungen in anderen ostafrikanischen Ländern, wo sie mit einer ähnlichen Produktpalette auf dem Markt sind. Je nach Produkt ist eine intensive Betreuung durch die Vertriebsabteilung in der Zentrale notwendig.
Komponenten wie Armaturen, Inneneinrichtungen oder Werkzeuge können in Kenia über den Fachhandel vertrieben werden, der von kleineren lokalen Händlern wie Alibhai Shariff, Elite Tools, United Tools und Tolsen Tools geprägt wird. Die südafrikanische Baumarktkette Builders Warehouse hat indes ihre im Jahr 2021 eröffnete Filiale in Karen (Nairobi) mangels Geschäft wieder geschlossen.
Ein lokales Büro ist wichtig für engen Kundenkontakt
Einige Hersteller von Komponenten betreiben zusätzlich ein unterstützendes Business-Development-Büro. Dies ist besonders wichtig, wenn das eigene Produkt durch proaktive Marktbearbeitung bei den großen Baufirmen und Financiers bekannt gemacht werden muss. Ähnlich sieht es bei Ingenieurberatern aus, bei denen ebenfalls ein enger Kontakt zu den Kunden wichtig ist. Hier überwiegen staatliche Aufträge, daher muss man bei Behörden und Geberorganisationen bekannt sein.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
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Rockplant | Hitachi, Terex, FRD Furukama | Seit 2009 in Kenia und seit 2013 mit Niederlassungen in Tansania und Uganda |
ESS Equipment (Kanu Equipment) | Bell, Liebherr | Neben Kenia noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas. In Kenia präsent in Nairobi. Firmiert in Kenia unter dem Namen ESS, weil den Namen KANU bereits eine wichtige politische Partei trägt. |
Achelis | Bomag, Case | Achelis betreibt in Ostafrika Filialen in Nairobi, Kampala und Daressalam (Tansania). Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bremen. |
Panafrican Equipment | Komatsu, Wirtgen | Präsenz in Nairobi. Mit mehreren Niederlassungen im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai. |
Mantrac | Caterpillar | Aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas. Hauptsitz ist nahe London. In Ostafrika präsent in Kenia, Tansania und Uganda. |
NECST Motors | Volvo | Niederlassungen in Nairobi und Daressalam. Betreut den Markt in Uganda von Nairobi aus. |
Ganatra Plant & Equipment (GPE) | JCB | Filialen in Nairobi und Mombasa. Ebenfalls in Kampala (Uganda) präsent.
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