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Branche kompakt | Kenia | Bauwirtschaft

Markttrends

Der verschuldete Staat muss seine Infrastrukturprojekte vorübergehend einschränken. Für deutsche Zulieferer könnte sich das schwierige Umfeld etwas bessern.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Der Bausektor in Kenia leidet weiterhin unter geringem Auftragseingang. Das kenianische Statistikamt KNBS meldete für das 2. Halbjahr 2024 erstmals seit Dekaden ein Minuswachstum der Branche. Bereits seit 2023 befindet sich der Bausektor in der Krise. Die Aussichten für die Jahre 2025 und 2026 sind leicht verbessert aber von einem Boom bleibt man weit entfernt.  

Bauprojekte werden günstiger

Positiv ist, dass Bauprojekte günstiger werden, weil der kenianische Shilling seit 2024 wieder an Wert gewonnen hat. Dadurch sind Importe erschwinglicher geworden. Das gilt auch für wichtige Baustoffe wie Zement und Bitumen oder wichtige Vorprodukte wie Farbe und Dachkomponenten.

Für private Bauvorhaben hat sich die Situation zusätzlich etwas verbessert, da die kenianischen Zentralbank den Leitzins im Februar 2025 auf "nur noch" 10,75 Prozent gesenkt hat. Im Jahr 2023 lag er noch bei 13,0 Prozent. Private Baukredite sind dadurch etwas günstiger geworden. Gleichwohl bleiben die Rahmenbedingungen für den privaten Hochbau schwierig, auch aufgrund der insgesamt mittelmäßigen Konjunktur des Landes. Ausführlichere Informationen zu den Konjunkturerwartungen Kenias liefert der aktuelle GTAI-Wirtschaftsausblick.

Tiefbau leidet weiter unter Sparkurs des Staates

Der staatlich dominierte Tiefbau erlebt schwierige Zeiten, da die Regierung von Präsident William Ruto aufgrund der hohen Staatsverschuldung Sparmaßnahmen vornehmen muss. Vom Staat oder von Gebern finanzierte Infrastrukturprojekte werden längst nicht mehr so umfangreich durchgeführt wie noch vor einigen Jahren.

Die Infrastruktur veraltet und der Projektstau nimmt zu. Marktbeobachter berichten aktuell immerhin von einer Zunahme von Aufträgen für Studien zu geplanten Infrastrukturprojekten. Wer weiß, wie lange sich Planungen für Bauten in Kenia hinziehen können, sieht darin nur bedingt ein Signal für den nächsten Aufschwung. 

PPP bleiben kompliziert

Offener wird der Staat angesichts des eigenen Kapitalmangels für private Investitionen oder Public Private Partnerships (PPP), zum Beispiel beim Bau und Betrieb von Mautstraßen, Kraftwerken, Übertragungsleitungen oder Dämmen. Fehlende Rechtssicherheit und unausgereifte PPP-Arrangements lassen private Investoren jedoch oft zögern oder existierende Übereinkünfte scheitern. Viele Projekte bleiben über Jahre in der Planungsphase hängen, weil sich Behörden und private Investoren nicht über die Risikoverteilung einig werden.

Gerade der dringende Ausbau der Straßenabschnitte entlang des "Northern Corridor" soll von privaten Investoren gebaut und als Mautstraße betrieben werden. Der "Northern Corridor" beginnt in Mombasa und führt über die kenianischen Großstädte Nairobi, Nakuru und Kisumu nach Uganda und darüber hinaus. PPP werden auch in der Bevölkerung inzwischen kritisch gesehen, da sie im Verdacht stehen, dem Steuerzahler höhere Kosten zu verursachen als rein staatliche Investitionen.

Trotz der momentan schwierigen Lage besteht kein Zweifel am mittelfristigen Wachstumspotenzial des Bausektors. Ein jährlicher Bevölkerungszuwachs von rund 1,2 Millionen Menschen sowie die fortschreitende Urbanisierung machen den Ausbau der Infrastruktur und den Bau neuer Gebäude und Stadtviertel dringend erforderlich. Ein Großteil der Bauaktivitäten konzentriert sich auf den schnell wachsenden Großraum Nairobi, dessen Einwohnerzahl grob geschätzt bei rund 5,5 Millionen Menschen liegt.

1,2 Millionen

Menschen wachsen jährlich zur Bevölkerung Kenias hinzu.

Deutsche Firmen mit zahlreichen Chancen

Die Chancen deutscher Unternehmen im kenianischen Bau sind vielfältig, aber die hohen Preise machen sie für das Massengeschäft weitgehend uninteressant. Gute Chancen haben deutsche Ingenieurberater bei Studien und Bauaufsicht für Infrastrukturprojekte - insbesondere wenn westliche Geber wie die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die EU oder die deutsche KfW beteiligt sind.

Die Baudurchführung bei Großprojekten wird von lokalen Baufirmen dominiert, jedoch erhalten auch immer wieder ausländische Baufirmen Aufträge, wenn spezielle Technologien zum Einsatz kommen. Mitunter gehen ausländische und lokale Kontraktoren für ein Großprojekt auch Partnerschaften ein.

Interessant für deutsche Baufirmen könnten auch größere private Hochbauprojekte sein, bei denen zum Beispiel Botschaften und internationale Organisationen wie die UN die Auftraggeber sind. Gleiches gilt für zahlungskräftige multinationale Firmen beim Bau von Büros und Produktionsstätten. Oft müssen diese Auftraggeber internationale Standards einhalten, mit denen lokale Baufirmen unter Umständen nicht vertraut sind.

Breite Palette von Zuliefermöglichkeiten

Im Hochpreissegment bestehen Zulieferchancen für Baumaschinen, Pumpen, Turbinen, Baustoffe, Gebäudetechnik, Armaturen, Werkzeuge oder Möbel. Mit einer Vertriebsniederlassung oder einem Handelsvertreter in Kenia kann man auch Nachbarmärkte bedienen, von denen einige dynamischer sind als Kenia. "Für unsere Maschinen sind insbesondere die Infrastrukturprojekte in Uganda und Tansania aktuell sehr interessant", sagt Daniel Werner-Meier, Gebietsverkaufsleiter Afrika des Baumaschinenherstellers Bomag.

Das Bopparder Unternehmen vertreibt seine Maschinen über die Filialen des Bremer Handelshauses Achelis in Kenia, Tansania und Uganda. GTAI informiert regelmäßig über die Bausektoren in Tansania und Uganda sowie auch über Äthiopien und Ruanda.

Baustoffsektor wird weiter expandieren

Die Baustoffindustrie wird über kurz oder lang weiter expandieren, auch wenn es im Jahr 2024 einen vorübergehenden Einbruch der Umsätze gegeben hat. Insbesondere die Zementproduktion und die Metallverarbeitung, wenngleich der energieintensive Sektor aktuell steigende Stromkosten beklagt.  

Auch für deutsche Unternehmen gibt es in diesem Bereich Investitionsmöglichkeiten. In Kenia gibt es bislang zwar keine deutsche Investition, aber im südlichen Nachbarland Tansania haben Heidelberg Cement und Knauf gezeigt, wie man in der Region mit der lokalen Herstellung von Baustoffen erfolgreich sein kann.

 

Ausgewählte Bauprojekte in KeniaInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
ProjektbezeichnungInvestitionssummeProjektstandProjektträger
Lamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET)

27.000

Baubeginn bei Einzelprojekten, u.a. Hafen in LamuLamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET)
Nairobi-Mombasa-Expressway

3.600

Machbarkeitsstudie voraussichtlich fertig im Mai 2025PPP-Maut-Projekt unter der Kenya National Highways Authority (KeNHA) Usahihi Expressway Ltd
Standard Gauge Railway (SGR) von Naivasha nach Malaba (Grenze zu Uganda)

3.600

Absichtserklärung wurde 2024 von der kenianischen Regierung unterzeichnet. Investor wird noch gesucht.Kenya Railways Corporation (KRC)
Nairobi-Nakuru-Mau Summit Highway (Teil des Northern Corridors)

1.470

Baubeginn verzögert sich weil privater Investor fehltPPP-Maut-Projekt unter der Kenya National Highways Authority (KeNHA)
Kisumu-Uganda Expressway (Teil des Northern Corridors)

k.A.

Geplant. Die die von der AfDB finanzierte Machbarkeitsstudie mit Kosten von etwa 1,5 Mio. US-Dollar wurde im April 2024 an die deutsche GOPA Infra vergeben. Kenya National Highways Authority (KeNHA)
Thwake-Multipurpose-Damm (Wasserversorgung für die Distrikte Makueni und Kitui, östlich von Nairobi)

820

Im BauTanathi Water Works Development Agency (TWWDA)
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2025

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