Wirtschaftsumfeld | Kenia | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die Löhne in Kenia sind im Schnitt niedrig. Ausländische Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden oft großzügige Pakete an. Das macht sie als Arbeitgeber attraktiv.
04.07.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Sinkende Reallöhne seit dem Jahr 2020
Aufgrund von Kenias lahmenden Konjunktur dürften die Löhne und Gehälter vorerst stagnieren. Die Stagnation hält bereits seit der Pandemie an, zum Teil sind die Löhne gar rückläufig. Angesichts der seit 2022 zunehmenden Inflation erleiden viele Kenianer eine finanziell prekäre Situation. Hinzu kommen höhere Steuern aufgrund der Staatsverschuldung. Laut Kenya National Bureau of Statistics (KNBS) sind die Reallöhne im formellen Sektor seit dem Jahr 2020 vier Jahre hintereinander gesunken. Insbesondere Geringverdiener im informellen Sektor leiden unter der Situation, aber auch die Mittelschicht klagt über sinkende Reallöhne. Viele sind hoch verschuldet.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 548 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 242 |
Verarbeitendes Gewerbe | 396 |
Strom-, gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 1.386 |
Wasserversorgung, Abfallswirtschaft | 198 |
Baugewerbe | 496 |
Groß und Einzelhandel, Reperatur von Kfz | 600 |
Transport und Lagerhaltung | 1.008 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 268 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 768 |
Finanz- und Versicherungswesen | 1.359 |
Im formellen Sektor gibt es zwar leichte Lohnsteigerungen, diese gleichen aber in der Regel die steigenden Kosten nicht komplett aus. Ausländische Unternehmen mit hoher Kapitalkraft leisten sich in diesen schwierigen Zeiten oft höhere Gehaltssteigerungen und sind als Arbeitgeber gerade jetzt sehr beliebt. Gespart wird eher am "Gesamtpaket", vor allem an den sogenannten "allowances". Dabei handelt es sich um freiwillige Zuschüsse des Arbeitgebers zum Beispiel für Schulgebühren, Treibstoff oder Telefonkosten.
Nairobi ist mit Abstand am teuersten
Regional gibt es große Unterschiede bei der Höhe der Gehälter. Für die meisten Unternehmen in der Industrie und im Handel kommt ausschließlich eine Ansiedlung im Wirtschaftszentrum Nairobi in Frage, vor allem für Vertriebsniederlassungen. Die Gehälter in Nairobi liegen schätzungsweise etwa 30 Prozent über denen in anderen Großstädten wie Kisumu oder Nakuru. Insbesondere in den Bereichen Logistik und Tourismus kommt auch die Küstenregion um die Hafenstadt Mombasa in Frage. Mombasa ist nach Nairobi die zweitgrößte Stadt und auch hier liegen im Vergleich zu den anderen Städten die Gehälter etwas höher, allerdings niedriger als in Nairobi.
Zieht man eine Vertriebsniederlassung in Nairobi als typisches Beispiel heran, dann sind dafür in der Regel folgende Positionen zu besetzen: Ein Niederlassungsleiter kann je nach Größe des Unternehmens auf ein Gehalt von monatlich 5.000 Euro und mehr kommen. Personal mit akademischer Ausbildung, zum Beispiel Ingenieure, verdienen oft mehr als 2.000 Euro im Monat, ähnlich hoch liegt das Gehalt einer leitenden Verwaltungskraft. Verkaufsmanager haben ein niedrigeres Grundgehalt, zum Beispiel von etwa 1.000 Euro, bekommen dafür aber erfolgsabhängige Prämien. Techniker verdienen nach Angaben von Marktkennern zwischen 500 und 1.000 Euro monatlich. Diese Angaben sind grobe Schätzungen von Arbeitsmarktexperten und dienen nur als sehr grobe Orientierung. Im Einzelfall kann das Gehalt hier deutlich abweichen.
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 137 |
Führungskraft | 574 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 308 |
Techniker:in | 273 |
Unterstützende Bürokraft | 249 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 121 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 44 |
Handwerker:in | 83 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 131 |
Hilfskraft | 47 |
Ausländische Unternehmen punkten unter anderem mit privater Krankenversicherung
Neben dem Gehalt fallen eine Reihe von Pflichtabgaben für den Arbeitgeber an sowie freiwillige Zusatzleistungen. Insgesamt liegen die "Costs-to-Company" immer noch deutlich unter denen in Deutschland. Das Ringen der Arbeitgeber um knappe Fachkräfte im technischen Bereich macht aber hohe freiwillige Aufschläge der Arbeitgeber notwendig.
Kostenart | ||
National Social Security (NSS) | 2.160,- KES (fester Betrag) | Pflicht. Zu zahlen zu gleichen Teilen vom Arbeitgeber und vom Angestellten |
National Health Insurance Fund (NHIF) | Ab Juli 2024: 2,5%; vorher 1.700 KES pro Monat) | Pflicht. Zu zahlen zu gleichen Teilen vom Arbeitgeber und vom Angestellten (je 2,5%) |
Work Injury Benefit Act (WIBA) | Abhängig vom Gehalt | Pflicht. Zu zahlen vom Arbeitgeber |
Housing Levy | 1,5% | Pflicht. Zu zahlen zu gleichen Teilen vom Arbeitgeber und vom Angestellten (je 1,5%) |
private Krankenversicherung | Freiwillige Zusatzleistung des Arbeitgebers. Kosten variieren je nach Versicherung. | Freiwillig. Zu zahlen vom Arbeitgeber |
Bonus | Freiwillige Zusatzleistung des Arbeitgebers. Höhe ist Verhandlungsabhängig | Freiwillig. Zu zahlen vom Arbeitgeber |
Zuschläge (zum Beispiel für Wohnung, Kfz, Handy etc.) | Freiwillige Zusatzleistung des Arbeitgebers | Freiwillig. Zu zahlen vom Arbeitgeber |
Pay as you Earn (PAYE, Einkommenssteuer) | Der Satz ist abhängig vom Gehalt | Zahlt der Angestellte |
Gerade ausländische Unternehmen punkten zum Beispiel damit, dass sie die Familie der Angestellten freiwillig mit einer privaten Krankenversicherung abdecken. Damit haben die Versicherten Zugang zu den privaten Krankenhäusern und damit einen deutlich besseren Schutz, als mit der staatlichen Pflichtversicherung. Gängige private Krankenkassen in Kenia sind zum Beispiel Britam, Jubilee, ICEA Lion und Sanlam. Einige Unternehmen nehmen ihre Mitarbeitenden auch in eine private Pensionskasse auf. Üblich sind zudem erfolgsabhängige Boni am Ende des Jahres. Darüber hinaus nicht ungewöhnlich sind "allowances (Zuschüsse)" je nach Position für die private Wohnung, Firmenwagen oder Handy.
In Grenzen halten sich im Vergleich zu Deutschland die Pflichtabgaben an den Staat. Aktuell ist dieser aufgrund seiner hohen Verschuldung jedoch intensiv auf der Suche nach Zusatzeinnahmen, sodass Beiträge ad-hoc neu eingeführt oder erhöht werden können. Ein Beispiel ist die im Jahr 2023 eingeführte sogenannte Housing-Levy, die bei 1,5 Prozent des Bruttogehalts liegt. Eine weitere Erhöhung "droht" seitens der staatlichen Krankenkasse National Health Insurance Fund (NHIF), die durch den neu geschaffenen Social Health Insurance Fund (SHIF) abgelöst werden soll und für den die Beiträge deutlich steigen werden (siehe Tabelle unten).