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Branchen | Kroatien | Solarenergie

Marktchancen

Auf dem Solarenergiemarkt wird investiert. Das bietet Chancen für Entwickler und Ausrüster.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Investitionen in PV-Anlagen immer attraktiver

Die Energiekrise und der Krieg in der Ukraine haben dem Markt für erneuerbare Energien einen zusätzlichen Schub verliehen. Deren Ausbau soll dazu beitragen, die Versorgung aus zusätzlichen Quellen zu sichern. Gleichzeitig sind Unternehmen und Verbraucher wegen der stark gestiegenen Energiepreise auf der Suche nach anderen Möglichkeiten, ihren Bedarf kostengünstiger zu decken.

Von dieser Entwicklung profitiert der Markt für Solarenergie in Kroatien. Aufgeschreckt durch explodierte Energiekosten sind Produktions- und Dienstleistungsunternehmen, aber auch private Haushalte bereit, in PV-Anlagen zu investieren. Berichten zufolge können sich Stromversorger sowie Anbieter und Installateure von PV-Anlagen derzeit kaum vor Anfragen retten. Sowohl die Nachfrage nach kleinen Solaranlagen von bis zu 100 Kilowatt (peak) Leistung als auch nach größeren Anlagen soll zuletzt stark gestiegen sein. 

Da auf absehbare Zeit ein hohes Preisniveau für Energie erwartet wird, wird der Bedarf an alternativen Kapazitäten hoch bleiben und den Markt für PV-Anlagen antreiben. Hinzu kommt, dass Unternehmen bemüht sind, mit Investitionen in eigene Solarstromgewinnung ihren CO2-Fußabdruck zu senken und so zum Klimaschutz beizutragen.

So installiert beispielsweise der Betreiber von Einkaufszentren Supernova Group (Tochter der österreichischen Supernova Group) Solarmodule auf seinen Objekten in Kroatien. Die Tourismusgruppe Valamar lässt auf Dächern von Hotels an der Adriaküste PV-Module einbauen. Das Projekt wird im Rahmen eines ESCO-Modells mit E.ON Solar als Energiedienstleister realisiert.

Wichtige Impulse für den PV-Markt gehen von den Aktivitäten kroatischer Gemeinden aus. Zahlreiche Städte legen Programme für die Installation von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden zur Eigenversorgung auf. Die Vor- und Ausarbeitung der Projekte wird von der Europäischen Investitionsbank (EIB) unterstützt.

Den Ausbau ihrer Solarkapazitäten forcieren die in Kroatien aktiven Energieunternehmen. Dazu gehört allen voran der Stromversorger HEP. Bis 2030 will das Unternehmen 700 Megawatt an neuen Solar- und Windkapazitäten installieren. Solarkraftwerke bauen in Kroatien ferner der kroatische Mineralölverarbeiter INA, der slowenische Mineralölkonzern Petrol und das spanische Unternehmen Acciona. Andere, wie etwa GEN-I Hrvatska d.o.o., Tochter der slowenischen Energiegruppe GEN-I, bieten an, bereits entwickelte und vorbereitete PV-Projekte aufzukaufen.

Gute Chancen räumen Fachleute Solarenergieprojekten im Agrarsektor und in Landesteilen ein, in denen das Stromnetz noch nicht stark belastet ist. Dazu gehören vor allem die ostkroatische Region Slawonien und Zentralkroatien.

Finanzierung durch EU-Fördermittel 

Zur Finanzierung der Investitionen in Solaranlagen stehen zahlreiche öffentliche und EU-Fördermittel zur Verfügung. So können Unternehmen auf umgerechnet 509 Millionen Euro aus dem EU-Coronafolgen-Fonds für Wiederaufbau und Resilienz (RRF, Recovery and Resilience Facility) für verschiedene Maßnahmen zur „grünen Transition“ zugreifen, darunter zur Dekarbonisierung der Energieversorgung. Umfangreiche EU-Zuschüsse werden auch für Investitionen im Bereich erneuerbare Energien/Solarenergie aus anderen Fonds der EU-Finanzierungsperiode 2021 bis 2027 und dem EU-Modernisierungsfonds abrufbar sein.

Einspeisevergütung und Marktprämien

Das staatliche Fördersystem für erneuerbare Energieprojekte unterstützt den Ausbau der Solarkapazitäten. Zwischen 2007 und 2015 verwendete Kroatien das System der garantierten Einspeisevergütung (Feed-In Tariff/FiT) mit Vertragslaufzeiten von 12 bis 14 Jahren. Einige Unternehmen haben inzwischen ihre FiT-Verträge gekündigt, da der auf dem Markt erzielte Strompreis über dem von HROTE garantierten Abnahmepreis liegt. Der Fonds für Umweltschutz und Energieeffizienz FZOEU schreibt regelmäßig Investitionszuschüsse aus für erneuerbare Energieprojekte privater Haushalte, aber auch juristischer Personen, darunter auch für PV-Anlagen.

Seit 2015 wurde das Gesetz über erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung novelliert. Die neue Fassung sieht nun Prämien zum Ausgleich für den geringeren Marktpreis (Referenzpreis) vor. Für Anlagen mit einer Kapazität bis einschließlich 500 Kilowatt gilt ein garantierter Kaufpreis für den Strom, den der Strommarktbetreiber HROTE abnimmt. Sowohl der feste Preis als auch die Prämie werden in Ausschreibungen festgestellt. Die Gewinner schließen anschließend Stromabnahmeverträge (PPA) beziehungsweise Vereinbarungen über die Höhe der Prämie mit HROTE ab. Da die notwendigen Durchführungsbestimmungen fehlten, kam das Prämiensystem jedoch erst 2020 zur Anwendung.

In einem Regierungsbeschluss von 2020 (Amtsblatt Narodne novine Nr. 57/2022) hat die Regierung eine Obergrenze für die neu installierten Kapazitäten definiert. Die Gesamtquote wurde mit 2.265 Megawatt festgelegt. Davon entfallen 210 Megawatt auf Solarenergieanlagen mit einer Leistung von 50 bis zu 500 Kilowatt, weitere 240 Megawatt auf Anlagen mit 500 Kilowatt bis 10 Megawatt sowie 625 Megawatt auf Solarkraftwerke mit einer Leistung von mehr als 10 Megawatt.

Impulse für den Ausbau der Solarkapazitäten erhofft sich die Regierung von der Senkung der Mehrwertsteuer auf 0 Prozent. Die Vergünstigung gilt ab dem 1. Oktober 2022 und soll sowohl für die erforderlichen Ausrüstungen und Anlagen als auch für die Bau- und Installationsarbeiten (bei schlüsselfertigen Projekten) gelten. Allerdings stand die Durchführungsverordnung dafür im Oktober 2022 noch aus.

Referenzpreise der Ausschreibungen für Marktprämien in Kroatien (Durchschnitt; in Euro pro Megawattstunde) 1)

2020

2022

Wind von über 3 MW

-

60,3

PV von 50 bis 500 kW

77,4

-

PV von über 500 kW

-

65,9

Wasserkraft

138,0 2)

145,7 3)

Biogas von 500 bis 2.000 kW

141,0

196,4

Biomasse

148,0 beziehungsweise 175,0 4)

-

1) umgerechnet jeweils zum Tageswechselkurs entsprechend des Datums der Ausschreibungsveröffentlichung; 2) für Anlagen von 50 bis 500 kW; 3) für Anlagen von 500 kW bis zu 10 MW; 4) für Anlagen von 500 bis 2.000 kW beziehungsweise von 50 bis 500 kWQuelle: Strommarktbetreiber HROTE, Wechselkurse - Deutsche Bundesbank


Ausgewählte Solarprojekte in Kroatien

Projektbezeichnung (Technologie), Standort

Gesamte Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Investitionsvolumen
(in Mio. Euro)

Freiflächenanlagen in 18 Gemeinden und Städten in Zusammenarbeit mit dem Stromkonzern HEP

168

Hrvatska elektroprivreda d.d. (HEP)

Projektdesign, zum Teil Durchführung

133

Freiflächenanlage Promina in der Gespanschaft Sibenik-Knin

150

Acciona energija d.o.o. (Spanien)

Einholung einer Bau- und Energiegenehmigung

99

Sechs PV-Kraftwerke an verschiedenen Standorten

115

RP Global Projekti d.o.o. (Österreich)

Antrag auf die Ausstellung einer Energiegenehmigung

k. A.

PV-Wind-Hybrid-Anlage Korlat (Windanlage über 58 MW ist schon in Betrieb)

99

HEP

Auswertung der Präqualifikationsangebote

67; Darlehen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)

Dachintegrierte PV-Kraftwerke an öffentlichen, Mehr- und Einfamilienhäusern und Gewerbegebäuden in der Stadt Zagreb

ca. 50; Phase 1: 1,3 MW

Stadtverwaltung Zagreb/ Zweckgesellschaft Zagrebacki suncani krovovi

Für Phase 1 (acht Kraftwerke) steht die Ausschreibung im zweiten Halbjahr 2022 an; für weitere 150 Gebäude in Stadtbesitz liegen die Projektunterlagen vor

Für Phase 1 Zuschüsse des Europäischen Wirtschaftsraums und Norwegens über 1 Million Euro gewährt

Drei Freiflächenanlagen in Valpovo

36,6

PPK Valpovo d.o.o.

Geplanter Baubeginn der ersten Anlage “SE Kraljevc“: zweites Halbjahr 2022, PV-Module: Solvis

Insgesamt 25 bis 28

Drei Freiflächenanlagen in der Umgebung von Knin

22

Petrol d.d. Ljubljana (Slowenien)

Durchführung; geplante Inbetriebnahme: Anfang 2023

Insgesamt 17

PV-Kraftwerk Donja Dubrava in Medjimurje

12,4

HEP

Im Bau; Auftrag an den kroatischen Koncar-KET vergeben

7,7

Quelle: Zusammenstellung von Germany Trade and Invest; Pressemeldungen

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