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Erneuerbare Energien sollen an Bedeutung gewinnen
Kuwait will seine Kraftwerkskapazitäten modernisieren und weiter ausbauen. Wichtige Projekte zeigen aber nur langsame Fortschritte. Dies gilt auch für die erneuerbaren Energien.
07.07.2022
Von Robert Espey | Dubai
Die Regierungsplanung in Kuwait geht von einem weiterhin kräftig steigenden Strombedarf aus. Gemäß der Statistik des Ministeriums für Elektrizität und Wasser (MEW) hat sich die Stromerzeugung von 2014 bis 2019 um 15 Prozent auf 75,1 Milliarden Kilowattstunden erhöht. Coronabedingt kam es 2020 zu einem leichten Rückgang um 0,4 Prozent.
Das Ministerium prognostiziert bis 2028 einen Anstieg der Stromproduktion auf über 100 Milliarden Kilowattstunden. Es wird erwartet, dass die in den heißen Sommermonaten erreichte Spitzenlast 2028 bei 20,5 Gigawatt liegt, 2020 waren es 15,9 Gigawatt.
Kapazitätsanstieg durch neues Kraftwerk und Erweiterungsprojekte
Der Ausbau der Kraftwerkskapazitäten basiert bisher fast ausschließlich auf fossilen Energien. Der Kapazitätszuwachs um 4,5 Gigawatt im Zeitraum 2015 bis 2020 verteilt sich auf die 1. Phase des Az Zour North Kraftwerkes (1,5 Gigawatt) sowie auf Erweiterungen der großen Kraftwerkskomplexe Sabiya und Az Zour South.
Das 2015 fertiggestellte Az Zour-Projekt ist das erste Kraftwerk in Kuwait, das auf Basis einer Private-public-Partnership (PPP) realisiert wurde. Die Betreibergesellschaft (Shamal Az-Zour al-Oula Power & Water Company) ist seit 2020 an der Börse notiert. Vor dem Börsengang lag die staatliche Beteiligung bei 60 Prozent, die anderen Investoren waren Engie aus Frankreich (17,5 Prozent), Sumitomo aus Japan (17,5 Prozent) und die lokale Abdulla Al Hamad Al Sagar & Brothers Company (5 Prozent).
Die Leistung des Sabiya Kraftwerkskomplexes ist durch sechs Gas- und zwei Dampfturbinen um 2,2 auf 7,0 Gigawatt gestiegen. In Az Zour South haben zwei Gas- und eine Dampfturbine die Kapazität um 0,8 auf 6,1 Gigawatt erhöht. Siemens war bei den Erweiterungen der beiden Kraftwerke der wichtigste Technologielieferant (Turbinen, Generatoren, Kontroll- und Schalttechnik etc.).
Kraftwerke | 2018 | 2022 | 2026 1) |
---|---|---|---|
Shuaiba South 2) | 720 | 720 | 60 |
Doha East 2) | 1.122 | 1.122 | 212 |
Doha West | 2.541 | 2.541 | 2.541 |
Az Zour South | 5.806 | 6.056 | 6.841 |
Shuwaikh | 252 | 252 | 252 |
Shuaiba North | 876 | 876 | 876 |
Sabiya | 5.867 | 7.047 | 8.200 |
Az Zour North | 1.540 | 1.540 | 4.240 |
Al Nuwaiseeb 3) | 0 | 0 | 2.400 |
Khiran 3) | 0 | 0 | 1.200 |
Shaqaya (Solar, Wind) 4) | 70 | 70 | 70 |
Insgesamt installiert 5) | 18.794 | 20.224 | 26.892 |
Konventionelle Kraftwerke bleiben Investitionsschwerpunkt
Derzeit ist kein größeres Kraftwerk im Bau. Die Errichtung von drei weiteren konventionellen Kraftwerken (Az Zour North 2 & 3, Al Khiran und Al Nuwaiseeb) mit einer Gesamtleistung von 8,1 Gigawatt steckt seit Jahren im Planungsstadium fest. Die Kraftwerke Az Zour North 2 & 3 und Al Khiran sollen als PPP-Projekte umgesetzt werden, zuständig ist die Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP). Für das Al Nuwaiseeb Projekt wird wahrscheinlich ein EPC-Vertrag (Engineering, Procurement, Construction) ausgeschrieben.
Gemäß der 2021 veröffentlichten Regierungsplanung soll Az Zour North 2 & 3 schon 2025 mit 1,8 Gigawatt in den Teilbetrieb gehen und im Folgejahr 2,7 Gigawatt erreichen. Der Start von Al Khiran (1,8 Gigawatt) und Al Nuwaiseeb (3,6 Gigawatt) ist für 2026 anvisiert. Alle drei Kraftwerksprojekte werden mit einer angeschlossenen Meerwasserentsalzungsanlage gebaut.
Nach aktuellem Planungsstand soll noch 2022 für Az Zour North 2 & 3 und Al Khiran ein Präqualifizierungsverfahren eingeleitet werden. Mit einer Ausschreibung wäre frühestens 2023 zu rechnen. Die Vergabeentscheidung könnte sich bis 2024 ziehen. Der Zeitplan für Al Nuwaiseeb ist noch unsicherer. Derzeit wird ein Beratungsunternehmen gesucht. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner soll gute Chancen haben.
Neben dem Bau neuer konventioneller Kraftwerke ist vorgesehen, die Kapazität des Sabiya Kraftwerkskomplexes um 1,2 Gigawatt zu erweitern. Dazu sind zwei Projekte ausgeschrieben. Ein Vorhaben umfasst ein neues Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) mit einer Leistung von 0,9 Gigawatt. Das andere Projekt sieht die Umwandlung einer bestehenden Gasturbinenanlage in ein GuD-Kraftwerk vor, das zusätzliche 0,3 Gigawatt liefern soll.
Ferner ist für Sabiya die Modernisierung einer vor über 20 Jahren in Betrieb genommenen Dampfturbinenanlage mit einer Leistung von 2,4 Gigawatt geplant. Modernisierungsarbeiten sind auch in den Kraftwerken Doha West und Doha East in Vorbereitung.
Großprojekt soll erneuerbare Energien voranbringen
Erneuerbare Energien haben in Kuwait einen Anteil von 0,3 Prozent an den Kraftwerkskapazitäten (Stand: Juli 2022). Der Beitrag zur Stromerzeugung ist verschwindend gering. Die offizielle Statistik weist für 2020 die Solarstromproduktion mit lediglich 0,02 Milliarden Kilowattstunden aus. Die gesamte Stromerzeugung wird mit 74,8 Milliarden Kilowattstunden angegeben.
Als Ziel für 2020 hatte Kuwait einen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von 5 Prozent anvisiert. Für 2030 werden 15 Prozent angestrebt. Gemäß Regierungsplanung müssten zur Realisierung dieser Quote bis 2030 die Solar- und Windkraftkapazitäten auf 4,5 bis 5 Gigawatt steigen, derzeit sind 70 Megawatt installiert.
Die Kuwait National Petroleum Company gab 2020 den Plan auf, ein 1,5 Gigawatt Photovoltaik-Kraftwerk zu bauen. Für das 1,2 Milliarden US$-Projekt lagen seit Frühjahr 2019 Angebote von Unternehmen aus China, Spanien und Griechenland vor.
Der Großteil der geplanten Solar- und Windkraftkapazitäten entfällt auf das nach langem Planungsvorlauf 2014 gestartete Shagaya Projekt. Die 1. Phase schloss 2018 mit einem 50 Megawatt CSP-Kraftwerk (Concentrated Solar Power), einer 10 Megawatt Photovoltaikanlage und einem 10 Megawatt Windkraftwerk ab. Betreiber der 1. Phase sind das MEW zusammen mit dem Kuwait Institute for Scientific Research. Fichtner wurde als Berater engagiert.
Die nächste Ausbaustufe des Shagaya-Projekts soll über eine Kapazität von 3 Gigawatt verfügen. Eine Festlegung auf bestimmte Technologien (PV, CSP, Wind) gibt es bislang nicht. An der Ausschreibung für einen Beratervertrag haben sich unter anderem Ernst & Young und Price Waterhouse Coopers beteiligt. Die Angebote liegen seit September 2021 vor. Mit der Vergabe des Beratervertrages wird im Herbst 2022 gerechnet.
Nach MEW-Angaben soll das 3 Gigawatt-Projekt in zwei Phasen mit 1 Gigawatt und 2 Gigawatt unterteilt werden. Die Realisierung soll durch private Investoren erfolgen, die mit dem MEW einen Stromabnahmevertrag über 25 Jahre abschließen. Eine Ausschreibung des Projekts wird 2023 erwartet.