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Luxemburg erweitert und modernisiert das Bahnnetz
Luxemburg investiert 7,2 Milliarden Euro in seine Schienenwege, Bahnhöfe und Züge. Dies sieht ein Programm der Regierung bis 2035 vor.
05.05.2023
Von Torsten Pauly | Berlin
Die Projekte befinden sich noch in der Planung. Zuständig für deren Umsetzung wird die staatliche Bahngesellschaft CFL sein. Mit dieser hat das luxemburgische Ministerium für Mobilität und öffentliche Arbeiten im Frühjahr 2023 einen neuen, zehnjährigen Dienstleistungsvertrag ab 2025 geschlossen. Die Maßnahmen fußen auf dem im Jahr 2022 verabschiedeten luxemburgischen Mobilitätsplan. An Aufträgen interessierte deutsche Unternehmen müssen sich bei der CFL registrieren.
Zusätzliche Gleise und mehr Bahnsteige
Investitionen fließen in den kommenden Jahren vor allem in zwei Streckenabschnitte. Zum einen erhält die viel befahrene Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem nahe der französischen Grenze gelegenen Bettembourg zwei zusätzliche Gleistrassen auf einer Strecke von sieben Kilometern. Zum anderen entsteht in Luxemburg-Stadt eine weitere Pulvermühlenbrücke und auch die Strecke gen Sandweiler beziehungsweise Contern erhält noch eine Spur.
Eine Erweiterung erfahren auch die wichtigsten Umsteigestationen, allen voran der Hauptbahnhof in Luxemburg-Stadt. Dieser erhält zwei neue Bahnsteige respektive vier neue Gleise. Jeweils einen zusätzlichen Bahnsteig mit zwei Gleisen bekommen auch die Bahnhöfe in Howald und in Ettelbruck. Eine zusätzliche Haltespur ist für die Station von Rodange geplant.
Erneuerung der Zugflotte
Die CFL investiert auch in ihr rollendes Material und Wartungsdepots. Die Staatsbahn will bis 2035 unter anderem 20 Lokomotiven sowie 21 ein- und 42 doppelstöckige Triebwagen beschaffen. Die Taktfrequenz wird sich so auf wichtigen Strecken erhöhen. Züge zwischen Luxemburg und Trier sollen zum Beispiel zu Stoßzeiten alle 15 Minuten statt wie bisher halbstündlich verkehren. Auch die Zahl der in den CFL-Waggons verfügbaren Sitzplätze soll bis 2035 um 46 Prozent zunehmen. In den vergangenen Jahren ist in Luxemburg oft der Bahnbauer Alstom zum Zuge gekommen.
Digitalisierung ist ein weiterer Schwerpunkt des zehnjährigen Investitionsprogramms. Dazu zählt auch ein verbesserter Auskunftsservice, der Fahrgäste schon auf dem Bahnsteig online über die aktuelle Auslastung in allen Zugabteilen informiert.
Straßenbahnausbau in der Hauptstadt und im südlichen Esch
Zusätzlich zu den Geldern für die CFL investiert die öffentliche Hand auch in das Tramnetz von Luxemburg-Stadt und Umgebung. Dort wird die einzige bisherige Linie in beide Richtungen zum Flughafen beziehungsweise Nationalstadion verlängert.
Darüber hinaus sind drei neue Trassen geplant. Eine davon wird bis in die Kommune Esch-sur-Alzette führen. Dort befindet sich die Universität des Landes. In Luxemburg-Stadt selber sollen zwei neue Linien die westlichen sowie nordwestlichen Bezirke erreichen. Zuständig für das Straßenbahnnetz und damit verbundene Ausschreibungen ist die Gesellschaft Luxtram.
Berufspendler sollen auf die Schiene umsteigen
Die Zahl der Reisenden wird sich in Luxemburg stark ausweiten. Der Mobilitätsplan schätzte 2022, dass das personengebundene Verkehrsaufkommen bis 2035 auf täglich 2,8 Millionen Fahrten steigt. Dies sind 40 Prozent mehr als 2017.
Der Grund für die Zunahme ist das anhaltende Wirtschaftswachstum. Dadurch hat sich die Zahl der Stellen bereits von 2012 bis 2022 um 34 Prozent erhöht. Die Zahl der Arbeitnehmer aus den Nachbarländern ist im selben Zeitraum sogar um 50 Prozent gestiegen. Somit kamen Ende 2022 jeden Tag 121.800 Grenzgänger zur Arbeit. Vor allem Berufspendler sollen auf den öffentlichen Personenverkehr umsteigen, da das Straßennetz dem Kfz-Aufkommen zu Stoßzeiten kaum mehr gewachsen ist. Um dies zu erreichen, hat Luxemburg auch als erster Staat der Welt den öffentlichen Personenverkehr im ganzen Land kostenfrei gestellt.