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Wirtschaftsumfeld | Maghreb | Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungszusammenarbeit mit dem Maghreb

Der Maghreb ist eine wichtige Zielregion internationaler Geber. Die Geschäftschancen, die sich daraus für deutsche Unternehmen ergeben, sind sehr uneinheitlich.

Von Laura Sundermann | Bonn

In welche Länder fließen die höchsten Summen an internationaler Zusammenarbeit? Und welche Staaten und Entwicklungsbanken engagieren sich dabei in besonderem Umfang im Maghreb? 

Während internationale Geber Marokko und Tunesien bei der Finanzierung von Entwicklungsprojekten stark unterstützen, fördern sie in Mauretanien, Libyen und Algerien kaum Entwicklungsvorhaben.

Geschäftschancen in der Entwicklungszusammenarbeit ergeben sich für deutsche Unternehmen folglich eher in Marokko und Tunesien. Doch auch in Mauretanien, Libyen und Algerien bieten sich im Rahmen von Ausschreibungen begrenzte Geschäftsmöglichkeiten.

Was ist ODA?

Die Official Development Assistance (ODA) ist eine international vereinbarte Messgröße für die Entwicklungszusammenarbeit der Geberländer. Mit der ODA misst der Entwicklungsausschuss DAC (Development Assistance Committee) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die öffentlichen Mittel, die Geberländer für Entwicklungsleistungen in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgeben. Die Geber melden jährlich ihre ODA-Zahlen, der DAC wertet sie aus und veröffentlicht sie.

Zur ODA zählen Leistungen, die zu günstigen Bedingungen, mit dem Hauptziel der Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von Entwicklungsländern von öffentlichen Stellen an Entwicklungsländer vergeben werden. Für die Anrechnung als ODA müssen alle vier Bedingungen erfüllt sein.

  • Überblick über die Entwicklungszusammenarbeit mit dem Maghreb

    Während Marokko und Tunesien hohe Summen durch die internationale Zusammenarbeit erhalten, sind die Geber in Libyen, Algerien und Mauretanien sehr viel zurückhaltender.

    Der Begriff "Maghreb" ist nicht eindeutig definiert. Im engeren Sinne versteht man darunter Marokko, Algerien und Tunesien, im weiteren Sinne zählen auch Mauretanien und Libyen dazu. Die Union des Arabischen Maghreb (UMA), ein 1989 gegründeter wirtschaftlicher und politischer Zusammenschluss von Mauretanien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen, stärkt die zweite Definition. Daher werden in diesem Bericht die genannten fünf Länder berücksichtigt.

    Die Staaten liegen bis auf Mauretanien allesamt am Mittelmeer, nah an Europa und ihre Amtssprache ist Arabisch. In den ehemaligen französischen Kolonien Mauretanien, Marokko, Algerien und Tunesien ist zudem Französisch als Handels-, Bildungs- und Wissenschaftssprache präsent, in Libyen gewinnt seit einigen Jahren Englisch an Bedeutung.

    Wirtschaftlich lassen sich die Rohstoffexporteure Algerien, Libyen und Mauretanien zusammenfassen. Dem gegenüber stehen Marokko und Tunesien mit einer diversifizierten Wirtschaftsstruktur.

    Internationale Geber bedenken die Staaten in sehr unterschiedlichem Maße mit Krediten und Zuschüssen. Die relativ wohlhabenden und gleichzeitig wenig demokratischen Länder Algerien und Libyen erhalten kaum internationale Entwicklungsgelder. Marokko zieht mit einer Kombination aus mittlerem Einkommen, klaren Entwicklungsplänen und einer vergleichsweise hohen Einwohnerzahl die meiste Entwicklungshilfe an. Auch in Tunesien gibt es viele Entwicklungsprojekte.

    Große Geber und Empfänger im Maghreb

    Die großen multilateralen Geber engagieren sich unterschiedlich stark im Maghreb. Im Jahr 2022 sagte die Weltbank etwa 2,34 Milliarden Euro an Official Development Assistance (ODA) und anderen Mitteln zu. Von EU-Institutionen, das heißt von Europäischer Kommission und Europäischer Investitionsbank (EIB), floss 2022 ODA in Höhe von etwa 1,4 Milliarden Euro in den Maghreb. Deutschland und Frankreich sind ebenfalls wichtige Geber für die Region. Deutschland zahlte 2022 ODA in Höhe von etwa 1 Milliarde Euro, Frankreich stellte im selben Jahr 945 Millionen Euro für den Maghreb bereit. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) hingegen machte 2022 nur Zusagen über etwa 487 Millionen Euro.

    Deutsches Engagement in der Region

    Deutschland ist einer der wichtigsten Geber im Maghreb. Dabei zeigt sich - wie auch bei anderen Gebern - ein klarer Fokus auf Marokko, gefolgt von Tunesien und mit größerem Abstand Libyen, Mauretanien und Algerien.

    Die KfW Entwicklungsbank setzt dabei die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) Deutschlands im Auftrag der Bundesregierung um, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt die Projekte der Technischen Zusammenarbeit (TZ) durch.

    Förderstrategien der großen multilateralen Geber im Maghreb

    Die Weltbank schließt den Maghreb in ihre Strategie für die Region Nahost und Nordafrika (MENA) mit ein. Kurzfristige Ziele sind sozialer Ausgleich, die Ausweitung der regionalen Zusammenarbeit, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen des Klimawandels und den Umgang mit der Flüchtlingskrise sowie der Wiederaufbau in von Konflikten betroffenen Ländern. 2021 hat die Weltbank ihre Strategie leicht angepasst. Unter dem Eindruck der Coronapandemie rückten die Themen Gesundheit und Resilienz stärker in den Fokus. Die Weltbank unterstützt längerfristige Strukturreformen, die unter anderem dazu beitragen, das Humankapital zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben und grünes Wachstum zu ermöglichen.

    EU kooperiert im Rahmen der "Südlichen Partnerschaft"

    Die EU engagiert sich im Rahmen ihrer Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) im Maghreb. Durch das Programm sollen benachbarte Länder ohne Beitrittsperspektive stärker an die EU angebunden werden. Die ENP unterteilt sich in die zwei Regionen: "Östliche Partnerschaft" und "Südliche Nachbarschaft". Letztere umfasst die südlichen und östlichen Mittelmeeranrainer von Marokko bis Syrien inklusive Jordanien. Den finanziellen und organisatorischen Rahmen für die Zusammenarbeit bildet das Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit (NDICI). Innerhalb dieses Instruments arbeitet die EU über Mehrjahresrichtprogramme, Mehrjahres- und Jahresaktionsprogramme und Sonder- und Einzelmaßnahmen mit den Partnerländern im Maghreb zusammen.

    In ihrer neuen Agenda für den Mittelmeerraum hat die EU 2021 die Themenschwerpunkte ihrer Zusammenarbeit mit den Ländern der Südlichen Nachbarschaft erneuert. Sie fokussiert sich auf fünf Politikbereiche: 

    1. Menschliche Entwicklung, gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit
    2. Resilienz, Wohlstand und digitaler Wandel
    3. Frieden und Sicherheit
    4. Migration und Mobilität
    5. Ökologischer Wandel: Klimaresilienz, Energie und Umwelt

    Das Thema Migration wird in den EU-Programmen immer wichtiger. In den letzten Jahren hat die EU diverse Mobilitätspartnerschaften geschlossen, und sie finanziert in Mauretanien, Marokko und Tunesien verschiedene Projekte zu Migration.

    AfDB setzt in Nordafrika auf Energie, Transport und Wasserversorgung

    Die AfDB fasst den Maghreb gemeinsam mit Ägypten zur Region Nordafrika zusammen. Sie nennt das langjährige Engagement Nordafrikas seit der Gründung der Bank, gepaart mit seiner wirtschaftlichen Stärke, als Gründe dafür, dass diese Region über die Jahre gesehen der führende "Kunde" und größte Empfänger der Bank wurde. Ein wichtiges Ziel der Region müsse laut AfDB sein, ihre Wirtschaft zu diversifizieren und resilienter zu machen. Zudem analysiert die AfDB, dass Nordafrika generell seine Widerstandsfähigkeit stärken müsse, insbesondere im Hinblick auf Energiewende, Wassermanagement und Ernährungssicherheit. Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie Transport sind Ende 2024 die wichtigsten Interventionsfelder der Bank in Nordafrika.

    Informationen über Projekte und Ausschreibungen

    Bei der Umsetzung von geberfinanzierten Vorhaben schreiben die Staaten die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus.

    GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über die vielfältigen Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit. Die kostenfreie Datenbank ist nach Land, Branche und Geber filterbar.

    Unser E-Mail-Service Tenders & Projects Daily liefert Ihnen täglich die neuesten öffentlichen Ausschreibungen und Projekte aus der ganzen Welt - direkt in Ihr Postfach.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Marokko

    Das politisch stabile Marokko ist nicht nur im Maghreb, sondern weltweit einer der Lieblinge der internationalen Geber. Die Entwicklungsprojekte sind sehr vielfältig.

    Marokko erhält unter den Maghrebstaaten mit Abstand die meiste Official Development Assistance (ODA). Aus Frankreich kam 2022 mit Mitteln in Höhe von 620 Millionen Euro die größte Summe, gefolgt von Deutschland mit 554 Millionen Euro und von EU-Institutionen (EU-Kommission und Europäische Investitionsbank) mit 479 Millionen Euro. Weitere wichtige ODA-Geber waren 2022 die USA, Japan und der OPEC Fund for International Development. Kein anderes afrikanisches Land erhielt 2022 von Deutschland höhere Summen bilateraler ODA als Marokko.

    Die Zusagen der Entwicklungsbanken, die meistens nicht unter ODA fallen, sind ebenfalls beachtlich. Die Summe der Weltbank belief sich 2022 auf rund 1,74 Milliarden Euro. Von der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) erhielt Marokko 2022 Zusagen über etwa 371 Millionen Euro. Die deutsche KfW Entwicklungsbank machte im Jahr 2022 Neuzusagen in Höhe von 277 Millionen Euro.

    Politische Stabilität und Infrastrukturprojekte ziehen Geber an

    Ein wichtiger Grund für Marokkos Beliebtheit dürfte sein relativ stabiles politisches System mit einem unumstrittenen König an der Spitze sein. Obwohl die europäische Entwicklungszusammenarbeit eigentlich einen "more-for-more"-Ansatz verfolgt, der politische Reformen und eine Annäherung an europäische Werte und Normen entsprechend honoriert, ist dies im Fall Marokko nicht zu beobachten. Auch wenn in den Monitoring-Berichten der EU immer wieder auf die Defizite bei Demokratie und Menschenrechten hingewiesen wird, mindert dies die zur Verfügung gestellten Mittel nicht.

    Eine Erklärung hierfür könnte in den Bereichen Migration und Sicherheit liegen. Der 2005 mit Marokko unterzeichnete Aktionsplan beispielsweise klammerte Reformen des politischen Systems komplett aus, enthielt aber schon damals eine Bandbreite an Maßnahmen zu Migrationspolitik und Kooperationen im Sicherheitsbereich. Die EU hat ein Interesse daran, dass Marokko sowohl seine Landgrenzen zu den spanischen Exklaven Melilla und Ceuta als auch die Seegrenzen sichert und irreguläre Migration nach Europa verhindert.

    Gleichzeitig hat das Land große Ambitionen, seine Infrastruktur auszubauen. Hierdurch gibt es in Marokko ein gutes Angebot an förderbaren Projekten, was ebenfalls zur hohen Summe an ODA und Kreditzusagen beiträgt. Diverse Geber unterstützen beispielsweise die ehrgeizigen Pläne Marokkos, die erneuerbaren Energien auszubauen und eine Wasserstoffproduktion aufzubauen.

    Projekte in vielfältigen Sektoren bieten Geschäftschancen

    Auf Grund der hohen Zusagen und der vielen aktiven Geber kann Marokko sehr vielfältige Entwicklungsprojekte durchführen. Ende 2024 gibt es in Marokko viele Vorhaben im Wasser- und Umweltsektor, im Finanz- und im Bildungswesen. Für Unternehmen, die sich an Ausschreibungen beteiligen möchten, lohnt es sich daher, Marokko in den Blick zu nehmen.

    Die Weltbank unterstützt unter anderem ein Projekt zur Reform der staatseigenen Unternehmen mit 323 Millionen Euro. Der Staat möchte seine eigenen Unternehmen effektiver überwachen, die Unternehmensführung soll sich verbessern und teilweise sollen Staatsunternehmen privatisiert werden.

    Die AfDB fördert den Bau eines Gewerbegebiets in der Nähe des Hafens Nador West Med in Ostmarokko. Die Bank unterstützt die Vorbereitung des Terrains durch Erd- und Straßenbauarbeiten und durch das Legen von Versorgungsleitungen. Außerdem sollen dort eine Meerwasserentsalzungsanlage, eine Kläranlage und elektrische Umspannwerke errichtet werden.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Tunesien

    Trotz zunehmend autokratischer Strukturen erhält Tunesien viele Entwicklungsgelder, etwa für Wasser- und Energieprojekte. Die Mittel kommen vor allem aus der EU und Deutschland.

    Tunesien ist der Maghrebstaat, der nach Marokko die zweithöchste Official Development Assistance (ODA) erhält. Der Großteil der ODA stammte 2022 von EU-Institutionen (EU-Kommission und Europäische Investitionsbank), die dem Land etwa 742 Millionen Millionen Euro zur Verfügung stellten. Es folgten Deutschland mit 389 Millionen Euro und Frankreich mit 157 Millionen Euro.

    Die Zusagen der Entwicklungsbanken, die meistens nicht unter ODA fallen, liegen teilweise weit darüber. Die Weltbank sagte Tunesien 525 Millionen Euro im Jahr 2022 zu. Bei der KfW Entwicklungsbank lag Tunesien afrikaweit auf dem ersten Platz und erhielt 2022 Zusagen von fast 373 Millionen Euro. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte im selben Jahr 115 Millionen Euro zu.

    Trotz autokratischer Tendenzen bleibt die Entwicklungszusammenarbeit hoch

    Tunesiens Demokratisierungsprozess seit dem Arabischen Frühling 2010/2011 stellte eine stete Herausforderung für das nordafrikanische Land dar. Gleichzeitig war der Prozess sein größtes Kapital, wenn es darum ging, Mittel ausländischer Geber zu akquirieren. Doch Präsident Kais Saied, der das Land seit Ende 2019 regiert, agiert zunehmend autokratisch.

    Das BMZ schreibt in diesem Zusammenhang: "Angesichts der politischen Entwicklungen hat das BMZ die Reformpartnerschaft mit Tunesien beendet. Zudem wird eine fortlaufende Reorientierung des entwicklungspolitischen Portfolios hin zu bevölkerungsnahen Ansätzen geprüft, die sich noch stärker an den Grundbedürfnissen der Menschen in Tunesien ausrichten." In Zahlen lässt sich diese Haltung noch nicht ablesen. Die globalen ODA-Leistungen für Tunesien steigen stetig an und auch Deutschland zahlte 2022 ungefähr doppelt so viel aus wie etwa 2018.

    Gleichzeitig will Präsident Saied den Bedarf an internationaler Hilfe reduzieren, insbesondere wenn damit - wie beim Internationalen Währungsfonds - Reformvorgaben verbunden sind.

    Dass Tunesien dennoch nach wie vor hohe Summen aus der Entwicklungszusammenarbeit erhält, könnte auch am Thema Migration liegen. Dem Land kommt eine wichtige Rolle beim Kampf gegen irreguläre Migration nach Europa zu. Die italienische Insel Lampedusa liegt nur 138 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt. Die EU schloss deshalb im Sommer 2023 ein Abkommen mit Tunesien, das die Migration eindämmen soll. Im Gegenzug erhält das nordafrikanische Land Geld für Such- und Rettungsmissionen, die Rückführung von Migranten sowie Haushaltshilfen.

    Viele Projekte im Wasser- und Energiesektor sowie im Finanzwesen

    In Tunesien gibt es in vielfältigen Sektoren Entwicklungsprojekte. Viel geschieht in den Bereichen Wasser und Umwelt, wo die KfW Entwicklungsbank sehr aktiv ist, sowie im Energiesektor und im Finanzwesen.

    Die KfW Entwicklungsbank unterstützt ein Wasserprojekt, durch das 100 Siedlungen im Gouvernorat Béja an das Trinkwassernetz angeschlossen werden sollen. Sie werden zukünftig mit aufbereitetem Wasser aus dem Staudamm Kasseb versorgt. Im Rahmen des Vorhabens soll außerdem ein Solarpark errichtet werden. Ein deutsch-tunesisches Konsortium hat den Beratungsauftrag erhalten, um die nötigen Vor- und Detailstudien sowie Umweltverträglichkeitsstudien zu erstellen.

    Die Weltbank fördert ein Energieprojekt zur Stärkung des Stromsektors. Im Rahmen des Vorhabens werden eine Konverterstation und eine Übertragungsleitung gebaut. Dadurch kann das tunesische Stromnetz an das geplante Unterseekabel ELMED angeschlossen werden. ELMED soll ab 2028 Tunesien mit Italien verbinden und den Stromhandel mit Europa ausbauen. Das Unterseekabel wird von vielen Gebern unterstützt. Die EU, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die KfW Entwicklungsbank finanzieren Teilprojekte.

    Um sich bei ihren zahlreichen Vorhaben juristisch, technisch oder organisatorisch beraten zu lassen, kaufen staatlichen Stellen wie Ministerien oder Staatsunternehmen oftmals Beratungsleistungen ein. Für Consultingfirmen und Einzelberater bietet sich hier ein weites Feld an öffentlichen Ausschreibungen. Aufgrund der vielfältigen Projekte bieten sich auch für Anbieter von Liefer- und Bauleistungen Geschäftschancen in der tunesischen Entwicklungszusammenarbeit.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Mauretanien

    Mauretanien ist auf internationale Hilfe angewiesen. Projekte in dem wenig entwickelten Land adressieren vor allem die Grundbedürfnisse Gesundheit, Ernährung und Stromversorgung.

    Die Struktur der Geber Mauretaniens unterscheidet sich von der in den anderen Maghrebstaaten. Größter Geber von Official Development Assistance (ODA) war 2022 zwar die Weltbank mit über 94 Millionen Euro. Doch es folgte der Internationale Währungsfonds (IWF) mit 88 Millionen Euro. Diese Summe beziffert einen Schuldenerlass durch den IWF gegenüber dem Land. Als nächster wichtiger Geber von ODA folgte der Arabische Fonds für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (AFESD) mit einem Betrag von etwa 57 Millionen Euro. Frankreich ist mit 29 Millionen Euro ODA der größte bilaterale Geber.

    Darüber hinaus erhält Mauretanien teilweise Entwicklungsgelder in Form von Krediten, die nicht ODA zugerechnet werden. Die KfW Entwicklungsbank sagte 2022 fast 41 Millionen Euro zu. Die Zusagen der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) schwanken von Jahr zu Jahr stark zwischen um die 20 Millionen Euro und nur etwa 1 Million Euro. Im Jahr 2022 sagte die Bank 1 Million Euro zu.

    Das wenig entwickelte Land ist auf internationale Zusammenarbeit angewiesen

    Mauretanien ist das ärmste und am wenigsten entwickelte Land im Maghreb. Im Index der menschlichen Entwicklung HDI (Human Development Index) lag das Land 2022 nur auf Rang 164 von 193. Marokko - das nach Mauretanien im HDI von den Maghrebstaaten am schlechtesten abschneidet - lag im selben Jahr auf Rang 120.

    Mauretanien ist stark abhängig vom Export seiner Bodenschätze, allen voran Gold und Eisenerz. Der zweite große Wirtschaftszweig ist der Fischfang. Die Ausfuhr von Fisch und Meeresfrüchten ist für etwa 25 Prozent der Exporterlöse Mauretaniens verantwortlich. Zukünftig könnte die Erzeugung und der Export von grünem Wasserstoff eine Rolle spielen. Diverse Projekte sind in Planung, unter anderem eins mit einer Elektrolysekapazität von 10 Gigawatt, an dem auch der deutsche Projektentwickler Conjuncta beteiligt ist.

    Investitionen gibt es vor allem im Bergbau, was sich jedoch kaum auf den Rest der Wirtschaft auswirkt. Gleichzeitig importiert das Land etwa 80 Prozent seiner Lebensmittel. In einer Analyse des Bertelsmann Transformation Index (BTI) heißt es: "Folglich ist das Land zur Finanzierung seiner Sozialprogramme nach wie vor stark von ausländischer Hilfe abhängig."

    Wie auch in anderen Ländern des Maghreb rückt seit einigen Jahren das Thema Migration in Mauretanien stärker in den Mittelpunkt. Zum einen ist Mauretanien Aufnahmeland für Geflüchtete, vor allem aus Mali. Ende Oktober 2024 lebten in Mauretanien - das nur etwa 5 Millionen Einwohner hat - über 154.000 Geflüchtete und Asylbewerber. Zum anderen durchqueren Menschen das Land auf der sogenannten atlantischen Migrationsroute in Richtung Kanarische Inseln. Internationale Geber adressieren daher zunehmend dieses Thema, etwa die EU in einer Sondermaßnahme für 2024.

    Projekte in der Landwirtschaft und Fischerei sowie im Gesundheits- und Energiesektor

    In Mauretanien gibt es vergleichsweise wenige Entwicklungsprojekte, und diese auch nur in ausgewählten Sektoren. Zudem haben die Projekte ein eher kleines Volumen. Unternehmen, die sich um Entwicklungsprojekte in Mauretanien bewerben wollen, bieten sich am ehesten in den Bereichen Landwirtschaft und Fischerei sowie im Energiesektor Geschäftschancen. In Zukunft könnten die Themen Migration und Wasserstoff eine Rolle spielen.

    Die Weltbank unterstützt Projekte im Gesundheitswesen, im Bildungssektor, in Bereich Wasser und Umwelt sowie in der Land- und Forstwirtschaft. Die Projekte sind eher klein und haben oft ein Volumen zwischen 15 und 50 Millionen Euro. Im Gesundheitswesen unterstützt die Weltbank ein Projekt, das die Mütter- und Kindersterblichkeit bei der Geburt reduzieren soll. Diese ist insbesondere in den ländlichen Gebieten hoch. Ein regionaler Schwerpunkt der Maßnahmen liegt auf dem Flüchtlingscamp M'Bera, in dem im Oktober 2024 über 113.000 Menschen lebten, und auf umliegende Gemeinden.

    Die KfW Entwicklungsbank fördert unter anderem Projekte im Fischereisektor, etwa zur besseren Überwachung des Fischfangs.

    Die AfDB unterstützt vor allem Projekte im Agrar- und im Energiesektor. Die Bank fördert ein Projekt, durch das mehr Menschen Zugang zu sauberem Strom erhalten sollen. Derzeit hat etwa die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu Strom, in ländlichen Gebieten sind es nur 6 Prozent. Im Rahmen des Vorhabens sollen daher in 40 ländlichen Orten im Südosten des Landes grüne Mini-Stromnetze, sogenannte Mini-Grids, installiert werden.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Libyen

    Seine Erdölvorkommen machten Libyen lange unabhängig von Geberinstitutionen. Die instabile politische Lage erschwert internationale Zusammenarbeit.

    Im Vergleich zu Marokko und Tunesien erhält Libyen einen sehr geringen Betrag an Official Development Assistance (ODA). Größter ODA-Geber waren 2022 EU-Institutionen (EU-Kommission und Europäische Investitionsbank) mit etwa 56 Millionen Euro, gefolgt von den USA mit etwa 51 Millionen Euro und Italien mit etwa 37 Millionen Euro. Die Entwicklungsbanken sind in Libyen wenig präsent. Weder Weltbank noch Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagten 2022 Gelder zu. Unter den UN-Organisationen machte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit etwa 4 Millionen Euro die höchsten ODA-Zusagen.

    Das Land ist wirtschaftlich wieder auf Wachstumskurs

    Libyens große Erdölvorkommen erlaubten es dem Land, jahrzehntelang alle Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte aus diesen Einnahmen zu finanzieren. Das Einkommen aus dem Erdölgeschäft machte das Land lange von ausländischen Krediten unabhängig, führte aber auch dazu, dass kaum in die Diversifizierung der Wirtschaft investiert wurde.

    In den letzten Jahren jedoch wurde die finanzielle und humanitäre Lage durch den Bürgerkrieg und die Schließung oder Zerstörung vieler Ölfelder immer angespannter. Die Coronapandemie führte ebenfalls dazu, dass die Rohölproduktion drastisch sank. Dementsprechend stagnierte die Wirtschaft insgesamt. Seit 2023 wächst sie jedoch wieder. Aktuelle Prognosen sagen auch für 2025 ein starkes Wirtschaftswachstum voraus.

    Doch ohne eine landesweit akzeptierte und repräsentative Regierung sowie eine solide Zentralbank und Währung wird Libyen nur wenige Entwicklungsprojekte umsetzen. Aus denselben Gründen dürften auch internationale Geber vorerst kaum Gelder zusagen.

    Projekte adressieren Migration, Wiederaufbau und nachhaltige Entwicklung

    Trotz der allgemeinen Zurückhaltung gibt es aber auch Akteure der Entwicklungszusammenarbeit, die in Libyen aktiv sind. Diese engagieren sich vor allem in der Flüchtlingshilfe. Zudem leisteten internationale Geber Soforthilfe nach der Flutkatastrophe im ostlibyschen Derna im September 2023.

    Die EU agiert in Libyen im Rahmen von jährlichen Sondermaßnahmen und deckt darüber ein breiteres Themenspektrum ab. Die Sondermaßnahme 2024 unterstützt zwar ebenfalls Wiederaufbau und Entwicklung nach dem Bürgerkrieg und der Flutkatastrophe, nimmt aber auch andere Bereiche in den Fokus. So will die EU das öffentliche Finanzwesen stärken, Investitionen in den grünen und digitalen Wandel fördern sowie Justiz und Rechtstaatlichkeit unterstützen.

    Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet in verschiedenen Projekten in Libyen beziehungsweise mit libyschen Partnerorganisationen. Schwerpunktthemen sind Kommunalentwicklung und Dezentralisierung sowie Gesundheitsversorgung. Vor allem in Fortbildungen und Workshops werden den Zielgruppen die entsprechenden Kompetenzen vermittelt. Auch im Energiesektor ist die GIZ aktiv.

    Insbesondere für Consultingfirmen sowie für Trainer und Projektmanager kann es sich lohnen, die Ausschreibungen der entsprechenden Organisationen zu beobachten oder auch direkt Kontakt mit diesen aufzunehmen. Die instabile Sicherheitslage und der ungeklärte politische Konflikt machen den Einsatz vor Ort jedoch zu einer Herausforderung.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Algerien

    Algerien bemüht sich kaum um internationale Hilfsgelder. Der wichtigste Geber ist Frankreich. Der Energiesektor wird relevanter.

    Algerien erhält nur einen Bruchteil der Entwicklungshilfe, die nach Marokko oder Tunesien fließt. Im Jahr 2022 war der größte Geber von Official Development Assistance (ODA) Frankreich mit 132 Millionen Euro, gefolgt von EU-Institutionen (EU-Kommission und Europäische Investitionsbank) mit 29 Millionen Euro und Deutschland mit 20 Millionen Euro. Im Oktober 2021 wurde das Land Anteilseigner der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Dadurch kann Algerien zukünftig mit EBRD-Krediten Entwicklungsprojekte umsetzen. Ende 2024 gibt es jedoch noch keine aktiven Projekte. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) investierte 2022 nicht in Algerien. 

    Algerien verdient relativ gut am Öl- und Gasexport

    Algerien hat sich gegenüber anderen Ländern jahrzehntelang politisch weitgehend abgeschottet. Begünstigt wurde dies durch die hohen Vorkommen an Erdöl und Erdgas, die 2022 über 89 Prozent der algerischen Exporte ausmachten. Dank der Einnahmen war Algerien lange Zeit recht unabhängig von internationaler Politik und konnte auch seine Entwicklungsprojekte aus den Exporterlösen selbst zahlen. 2015 jedoch fielen der Öl- und der Gaspreis drastisch, gefolgt von einem noch stärkeren Einbruch während der Coronapandemie. Erst im Herbst 2021 stiegen die Preise wieder auf das Niveau von 2014.

    Dies erhöhte über einige Jahre den Druck auf die algerische Regierung, alternative Finanzierungsquellen aufzutun und die Wirtschaft zu diversifizieren. Doch ein grundlegender Paradigmenwechsel im Hinblick auf internationale Zusammenarbeit ist nicht zu erkennen.

    Auch die aktiveren Geber setzten nur wenige Projekte um

    Die französische Entwicklungsagentur AFD (Agence Française de Développement) unterstützt Algerien bei vier Themen:

    • Entwicklung des Humankapitals, insbesondere in staatlichen Institutionen
    • Diversifizierung der Wirtschaft
    • Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft
    • Schutz der Umwelt

    Doch laut Datenportal der AFD unterstützt die Agentur Ende 2024 nur drei laufende Projekte.

    Die EU nennt in ihrem Jahresaktionsprogramm 2024 für Algerien drei Schwerpunktbereiche: Wassersektor, Wirtschaftspolitik sowie Energiewende und Erzeugung von grünem Wasserstoff. Im Rahmen der Zusammenarbeit soll unter anderem eine erste Referenzanlage für grünen Wasserstoff bis 2031 errichtet werden.

    Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet in Algerien schwerpunktmäßig zu Umweltthemen und Beschäftigungsförderung. Das Thema Energie gewinnt an Bedeutung. So berät die GIZ unter anderem das algerische Energieministerium zum Ausbau der erneuerbaren Energien und der Produktion von grünem Wasserstoff.

    Für deutsche Unternehmen sind die Geschäftschancen in der Entwicklungszusammenarbeit in Algerien aktuell klein. Auch aus der Partnerschaft mit der EBRD sind noch keine Projekte hervorgegangen. Sollte sich der wirtschaftliche und politische Druck auf die Regierung jedoch erhöhen, könnte sich dies in den nächsten Jahren langsam ändern.

    Von Laura Sundermann | Bonn

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