Malaysias Bedarf an Arzneimitteln wird kontinuierlich weiterwachsen. Obwohl die heimische Produktion voraussichtlich auch zulegt, ändert sich an der Importabhängigkeit nichts.
Der malaysische Pharmamarkt ist einer der größten in der ASEAN-Region. Die Nachfrage nach Pharmaerzeugnissen entwickelt sich dynamisch und dürfte auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Das Marktvolumen 2022 wird von Branchenkennern auf 2,6 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Bis 2027 soll dieses mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 5,3 Prozent auf 3,5 Milliarden US$ ansteigen. Die Analysten von Fitch Solutions prognostizieren einen Zuwachs der Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel von 75 US$ im Jahr 2022 auf 98 US$ im Jahr 2027.
Gute Aussichten für den Pharmasektor
Die Importabhängigkeit ist sehr groß. Nach Angaben von UN Comtrade hat das Land 2022 für rund 2,2 Milliarden US$ pharmazeutische Produkte vom Weltmarkt importiert. Das entspricht einem Anteil am Marktvolumen von fast 85 Prozent. Deutschland gehört zu den wichtigsten Lieferländern.
Die Nachfrage nach Arzneimitteln wird durch das Bevölkerungswachstum sowie den zunehmenden Bedarf an Behandlungen für chronische Erkrankungen wie Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen angetrieben. Dabei spielt die allmählich alternde Bevölkerung eine nicht unwesentliche Rolle. Die öffentliche Gesundheitsversorgung in Malaysia ist relativ gut entwickelt und erstattet einen Großteil der Kosten für verschriebene Medikamente. Einen zusätzlichen Schub erhält der Sektor durch den wachsenden Medizintourismus.
Dennoch könnte die für 2023 prognostizierte steigende Inflation und ein schwächeres Weltwirtschaftswachstum mit den daraus resultierenden Sparzwängen der Nachfrageentwicklung von Arzneimitteln einen Dämpfer verpassen.
Malaysia verfügt über eine wachsende pharmazeutische Produktion und ist ein wichtiger Exporteur von Generika in die ASEAN-Region und darüber hinaus. Die Produktion konzentriert sich hauptsächlich auf Generika, aber es gibt auch einige wenige lokale Unternehmen, die originale Arzneimittel herstellen.
Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, ein wichtiger Hub für die pharmazeutische Forschung und Entwicklung in der Region zu werden. Es gibt eine wachsende Anzahl von öffentlich-privaten Partnerschaften und Investitionen in die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln.
Verschreibungspflichtige Medikamente bauen ihre Marktanteile aus
In Malaysia werden Arzneimittel durch die Arzneimittelbehörde (Malaysian National Pharmaceutical Regulatory Agency, NPRA) reguliert. Die Verschreibungspflicht von Arzneimitteln wird in Malaysia durch das Gesetz über Arzneimittel und Kosmetika (The Control of Drugs and Cosmetics Regulations) geregelt.
Die Umsätze von verschreibungspflichtigen Medikamenten lagen Schätzungen von Fitch Solutions zufolge 2022 bei ziemlich genau 1 Milliarde US$. Damit hatten sie einen Anteil von 39,8 Prozent am Gesamtumsatz von Arzneimitteln. Bis 2027 wird eine jährliche durchschnittliche Wachstumsrate (CAGR) auf US$-Basis von 7,5 Prozent erwartet. Gleichzeitig soll auch der Marktanteil zunehmen. Das erwartete Wirtschaftswachstum und die sich vergrößernde wohlhabendere Mittelschicht wird die Nachfrage nach patentierten Arzneimitteln weiter beflügeln.
Rezeptfreie Medikamente hatten 2022 einen Marktanteil von 18,1 Prozent. Die Umsätze beliefen sich auf 466 Millionen US$. Insgesamt wird der Umsatz zwar in den nächsten Jahren weiter steigen, der Marktanteil jedoch zurückgehen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man in Malaysia viele rezeptpflichtige Medikamente auch „over the counter (OTC)“ erhalten kann und deshalb die statistische Abgrenzung sehr schwer fällt.
In Malaysia wurden 2022 Generika im Wert von rund 1,1 Milliarden US$ verkauft. Dies entspricht einem Anteil von 42,1 Prozent am gesamten Arzneimittelmarkt und 51,4 Prozent der verschreibungspflichtigen Medikamente. Bis 2027 soll das CAGR auf US$-Basis 4,2 Prozent betragen, so dass 2027 der Umsatz bei 1,4 Milliarden US$ liegen dürfte.
Wachstumsträger des Generika-Marktes sind vor allem Massenerzeugnisse. Die Regierung erhöht die Käufe von derlei Medikamenten wegen der wachsenden Zahl an Patienten mit nicht ansteckenden Krankheiten. Staatliche Krankenhäuser sind angehalten, Generika zu verabreichen, sobald die Patente der Arzneimittel ausgelaufen sind. Gleichzeitig unterstützt die Regierung heimische Hersteller, im Rahmen des „National Key Result Areas Programme“ entsprechende „Nachahmerprodukte“ herzustellen.
Malaysia hat in den letzten Jahren ein wachsendes Interesse an der Entwicklung von Biopharmazeutika und Biosimilars gezeigt. Die malaysische Regierung hat verschiedene Initiativen und Anreize, wie zum Beispiel die "National Biotechnology Policy 2.0", eingeführt, um die Forschung und Entwicklung sowie die Produktion von Biopharmazeutika und Biosimilars im Land zu fördern.
Was die Regulierung von Biopharmazeutika und Biosimilars angeht, gibt es seit 2018 ein Rahmenwerk für Biosimilars, das auf den Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) basiert. Dieses Rahmenwerk soll sicherstellen, dass Biosimilars in Malaysia sicher und effektiv sind und den gleichen Standards entsprechen wie die Referenzprodukte.
Zu den Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Biopharmazeutika und Biosimilars spezialisiert haben, gehört Biocon Malaysia. Dabei handelt es sich um ein Joint Venture zwischen Biocon Limited, einem indischen Biopharmazeutika-Unternehmen, und CIMB Group, einer malaysischen Bank. Biocon Malaysia produziert Biosimilars sowohl für den malaysischen Markt als auch für den Export.
Von Werner Kemper
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Kuala Lumpur