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Namibia: Walvis Bay bekommt neue Rolle im Container-Verkehr

Seit dem 1. Oktober 2024 betreibt der Schifffahrtskonzern MSC das Containerterminal im größten Hafen Namibias. Was ist der Hintergrund?

Von Marcus Knupp | Berlin

Walvis Bay an der Atlantikküste ist der mit Abstand wichtigste Hafen Namibias. Er dient traditionell vor allem dem Massen- und Stückgutverkehr sowie als Fischereihafen. Die geringe Bevölkerungszahl des Landes von rund 3 Millionen Einwohnern begrenzt den Bedarf an Umschlag mit Konsumgütern.

Walvis Bay spielt jedoch eine wichtige Rolle für den Export von Rohstoffen und Vorprodukten wie Salz, Holzkohle oder Kupferkathoden aus den benachbarten Binnenstaaten ohne eigenen Zugang zum Meer. Bei den Importgütern stehen Treibstoffe an erster Stelle. Seit einiger Zeit wird der Hafen daneben auch vermehrt von Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Der namibische Hafenbetreiber Namport verzeichnete 2023 einen Anstieg des Gesamtumschlags in den Häfen Walvis Bay und Lüderitz um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,69 Millionen Tonnen. Davon entfielen etwa 1 Million Tonnen auf den kleineren Hafen Lüderitz im Süden Namibias. Von dort werden in erster Linie Mangan- und Zinkerze verschifft sowie Erdöl und Fisch angelandet.                                                                                                                                                              

Der Haupthafen Walvis Bay weist ein breiteres Güterspektrum auf. Insbesondere verfügt der Hafen mittlerweile über ein leistungsfähiges Containerterminal. Das Wachstum im Umschlagsvolumen entfiel in den letzten Jahren aber vor allem auf Massengüter. Wichtige Faktoren waren der zunehmende Export von Bergbauprodukten aus dem südlichen Afrika sowie die Erhöhung von Fischfangquoten und die damit verbundene Zunahme der Anlandungen. Die Zahl der Schiffe, die den Hafen besuchten, stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent auf 1.636. Der Umschlag von Gütern aus oder in die Nachbarländer hatte 2023 einen Anteil von 29 Prozent am Gesamtgüteraufkommen. Wichtige Märkte sind Südafrika, Sambia, die DR Kongo und Botsuana.

Containerverkehr bisher gering

Namport hat in den Jahren 2014 bis 2019 ein neues Containerterminal am Standort Walvis Bay gebaut. Hintergrund war damals die verstärkte Nutzung als regionaler Verteilerhafen durch die dänische Reederei Maersk. Der 400-Millionen-US-Dollar-Auftrag ging an die China Harbour Engineering Company (CHEC). Die Anlage mit einer Jahreskapazität von 750.000 TEU (Twenty Foot Equivalent Unit, Standardcontainer) befindet sich auf einer Halbinsel auf neu gewonnenem Land vor der ursprünglichen Küste. Der tatsächliche Containerumschlag pro Jahr erreichte 2023 allerdings nur rund 160.000 TEU, wenn Be- und Entladung getrennt gezählt werden. Große Reserven also für die Abfertigung der Schiffe einerseits und die Lagerung und Sortierung der Container andererseits. Zudem fallen praktisch keine Wartezeiten an.

Dieses Potenzial hat eine der weltweit größten Containerreedereien, die Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in Genf, erkannt. Zum 1. Oktober 2024 hat sie die Konzession für den Betrieb des Terminals in Walvis Bay für 25 Jahre übernommen. Hinter der MSC steht die italienische Unternehmerfamilie Aponte. Zu ihrem Portfolio gehört auch die Terminal Investment Limited (TIL). TIL betreibt nach eigenen Angaben über 70 Containerhäfen in 31 Ländern. Der große Einstieg in Afrika gelang MSC 2022 mit der Übernahme des französischen Hafen- und Bahnbetreibers auf dem Kontinent Bolloré Africa Logistics.

Ein neuer Hub im südlichen Afrika?

Für den Betrieb des Containerterminals in Walvis Bay hat TIL die lokale Tochterfirma Terminal Investment Namibia (TIN) gegründet. Namport gibt damit die Verantwortung für den Containerteil des Hafens ab. Dieser könnte dem Vernehmen nach in drei Jahren sogar vor einer Kapazitätserweiterung stehen. Dies wird wohl wieder eher durch Landgewinnung als durch eine Erweiterung entlang der Küste geschehen. Bereits im November 2024 soll mit der Vertiefung der Hafenbecken und Liegeplätze für Containerschiffe auf 16 Meter begonnen werden, wie von Namport zu erfahren ist.

Da sich der Quell- und Zielverkehr mit Namibia auf absehbare Zeit kaum in diesem Ausmaß vergrößern wird, deuten die Planungen auf eine veränderte Rolle des Hafens im Konzert der Containerterminals der Region südliches Afrika hin. Ein Tiefgang von 16 Metern wird nur für die größten Schiffskategorien benötigt. Für den Umschlag, die Lagerung und die Sortierung großer Containermengen würde TIN zusätzliche Umschlagsflächen benötigen. Ein denkbares Szenario ist daher, dass Schiffe auf der Hauptroute zwischen Asien und Europa in Walvis Bay anlegen, Container ab- und aufladen und dann sofort weiterfahren. Die fehlende Wartezeit vor dem Hafen kommt dem entgegen. Die weitere Verteilung der Container in der Region würden dann Zubringer (Feeder) übernehmen.

Anbindung an das Hinterland

Beide Häfen, Walvis Bay und Lüderitz, verfügen über einen Bahnanschluss. Über die zentrale Nord-Süd-Strecke durch Namibia sind sie untereinander sowie mit dem südafrikanischen Netz verbunden. Im Norden reicht der Ausbau bis zur angolanischen Grenze. Keine Schienenverbindung besteht zum Copperbelt, der wichtigsten Bergbauregion in Sambia und der DR Kongo. Hier endet das namibische Schienennetz in Grootfontein. Der Verkehr wird derzeit hauptsächlich auf der Straße abgewickelt. Ein Umladen in Grootfontein ist logistisch aufwändig. Neben entsprechenden Bahnhofsanlagen müssten zum Beispiel auch stets ausreichend viele Leercontainer vor Ort sein, da Kupferkathoden in der Regel in Containern verschifft werden.

Zwar sind die Fernstraßen in Namibia gut ausgebaut. Letztlich wäre ein Transport mit der Bahn aber effizienter, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um Massengüter handelt. Das zeigt sich gerade in Angola, der DR Kongo und Sambia. Dort wird der Bahnkorridor zwischen dem Kupfergürtel und dem angolanischen Hafen Lobito mit europäischer und amerikanischer Hilfe ausgebaut. Da die Strecke obendrein kürzer ist als die Fahrt vom Copperbelt nach Walvis Bay, entsteht hier ein ernstzunehmender Wettbewerber. In diesem Zusammenhang ist auch die Neuausrichtung des namibischen Hafens zu einem Container-Transshipment-Hub zu sehen.

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