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Harter Wettbewerb unter den Häfen im südlichen Afrika

Die Häfen der Region expandieren und modernisieren ihre Anlagen. Wer bekommt welche Stücke vom Kuchen?

Von Marcus Knupp | Berlin

Der Seetransport spielt für die Länder im südlichen Afrika eine wichtige Rolle. Mineralische Rohstoffe, Vorprodukte und landwirtschaftliche Erzeugnisse gehen in den Export nach Übersee. Investitions- und Konsumgüter werden aus Asien oder Europa eingeführt. Vor allem Industrieprodukte aus Südafrika haben internationale Abnehmer.

Einige Wirtschaftszentren wie Kapstadt, Luanda oder Maputo liegen an der Küste und verfügen über eigene Häfen. Große Wirtschaftszentren wie Gauteng mit der Metropole Johannesburg in Südafrika oder der Kupfergürtel in Sambia und der DR Kongo liegen dagegen weit im Landesinneren. Einige Länder wie Botsuana, Malawi, Sambia und Simbabwe haben keinen Zugang zum Meer.

Welcher Transportweg ist für welche Güter der beste? Das hängt einerseits von den Transportwegen wie Eisenbahnstrecken und Fernstraßen ab, andererseits von der verfügbaren Hafen- und Logistikinfrastruktur an den Küstenstandorten. Und hier ist derzeit einiges in Bewegung. Internationale Hafenbetreiber modernisieren Container-Terminals. Bahnstrecken und Umschlagsplätze für Massengüter werden ausgebaut. Die Abfertigungszeiten gehen weit auseinander und sorgen dafür, dass Warenströme sich neue Wege suchen.

Südafrika in der Transportkrise

In die Schienen- und Hafeninfrastruktur Südafrikas wurde jahrelang zu wenig investiert. Die Folge sind stark gesunkene Transportleistungen auf der Schiene und Wartezeiten in Häfen wie Durban. Hier kann es Tage oder Wochen dauern, bis Schiffe abgefertigt werden. Andere Standorte sehen hierin eine Chance, Verkehre umzuleiten. Der Hafen der mosambikanischen Hauptstadt Maputo etwa liegt von der Entfernung her näher am wirtschaftlichen Zentrum Südafrikas, der Region Gauteng, als Durban. Das Container-Terminal in Maputo wird von DP World aus Dubai betrieben. Wenn der Grenzübergang schnell funktioniert, ist dies eine attraktive Alternative, die für einige Warengruppen wie Zitrusfrüchte oder Ferrochrom bereits genutzt wird.

Gerade bei verderblichen Frischwaren kommt es auf Schnelligkeit an. Sind die Wartezeiten in den Häfen zu lang, nehmen Exporteure auch lange Umwege in Kauf. Das gilt beispielsweise für Tafeltrauben aus der Kapregion Südafrikas. Die Abfertigungszeiten im Hafen von Kapstadt können bis zu zwei Wochen betragen. Da geht es schneller, mit dem Lkw zwei Tage bis Walvis Bay in Namibia zu fahren und von dort ohne Wartezeit zu verschiffen. Denn die gewonnene Zeit verlängert die potenzielle Verkaufszeit in europäischen Supermärkten und damit die Verdienstchancen.

Neue Wege für den Copperbelt

Etwas anders ist die Situation bei mineralischen Rohstoffen und Vorprodukten. Diese sind nicht verderblich, benötigen aber zum Teil enorme Transportkapazitäten. Viele Bergbauregionen liegen weit im Landesinneren. Einige sind über Eisenbahnlinien mit der Küste verbunden. Ein Großteil der Transporte erfolgt jedoch per Lkw. In Walvis Bay warten regelmäßig lange Lkw-Schlangen mit Kupferkathoden aus Sambia auf ihre Entladung. Der Hafen verfügt über einen Bahnanschluss. Die Schienen reichen jedoch nur bis Grootfontein im Nordosten Namibias. Dort umzuladen, lohne sich nicht, sagen Logistikexperten.

Gäbe es eine leistungsfähige Bahnverbindung vom sambischen Kupfergürtel zu einem anderen Hafen, könnten die Güterströme schnell die Richtung wechseln. Eine solche Bahnverbindung besteht bereits zwischen dem kongolesischen Teil des Kupfergürtels und der Hafenstadt Lobito in Angola. Unter dem Namen Lobito-Korridor wird diese Strecke derzeit mit Hilfe der EU und US-amerikanischem Kapital ausgebaut. Damit verbessert der angolanische Hafen seine Wettbewerbsfähigkeit. 

Ein Abzweig nach Sambia ist geplant. Am 24. September 2024 haben die Verkehrsminister von Angola und Sambia eine Absichtserklärung für das rund 800 Kilometer lange Zambia Lobito Rail Project unterzeichnet. Die Strecke würde die Lücke zwischen der angolanischen Stadt Luacano an der Benguela-Bahn und dem sambischen Bahnnetz schließen. Dieses erreicht die neue Strecke in Chingola im Kupfergürtel. Eine Bahnverbindung nach Namibia erscheint aufgrund der größeren Entfernung in naher Zukunft weniger wahrscheinlich. 

Alte Hubs und neue Drehkreuze

Sambia hingegen verfügt mit der TAZARA-Bahn (Tanzania Zambia Railway) über eine Eisenbahnverbindung nach Dar-es-Salaam (Tansania) am Indischen Ozean. Diese stammt aus den 1970er Jahren und wird nun mit chinesischer Hilfe modernisiert. Ein Memorandum of Understanding, das auf dem China-Afrika-Gipfel FOCAC im September 2024 unterzeichnet wurde, sieht Investitionen in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar vor. Die China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) soll dabei sowohl den Auftrag für die Bauarbeiten und die Beschaffung neuer Züge als auch eine Konzession für den Betrieb über 30 Jahre erhalten. Auch für Binnenländer wie Sambia und die DR Kongo ist der tansanische Hafen eine Alternative zu Durban. Die Wettbewerbsposition von Häfen und Transportrouten ergibt sich aus der Kombination von Entfernungen, Transportzeiten, Transportkapazitäten sowie der infrastrukturellen Ausstattung und Effizienz der Hafenabfertigung.

Aber auch unabhängig von Transportwegen für Massengüter oder lokalen Transportbedürfnissen gibt es Entwicklungspotenziale für einzelne Häfen. Denn Zeit ist Geld im Güterverkehr. Große Containerschiffe sollen daher möglichst viel unterwegs sein und nur kurze Zeit im Hafen liegen. Sie legen dann nur in einem strategisch günstig gelegenen "schnellen" Hafen an. Die Verteilung der Container auf die kleineren oder "langsameren" Häfen in der Region übernehmen Zubringerlinien. Walvis Bay in Namibia könnte bald eine solche Position einnehmen - das wäre zumindest ein Grund für den Einstieg der Reederei MSC und ihre Ausbaupläne dort.

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