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Branche kompakt | Niederlande | Pharmaindustrie, Biotechnologie

Der niederländische Pharmasektor forscht und exportiert

Die Regierung will die Arzneimittelpreise drücken, um den Gesundheitssektor zu entlasten. Auf dem kleinen, lokalen Absatzmarkt setzen innovative Produzenten auf Export.

Von Michael Sauermost | Bonn

Ausblick der Pharmaindustrie in den Niederlanden

Bewertung:

 

  • Aufgrund seiner Forschungsstärke und der hervorragenden Infrastruktur wird der Standort für die internationale Pharmaindustrie im Fokus bleiben.
  • Gestiegene Kosten sowie Fachkräftemangel sind Herausforderungen- allerdings auch für die Konkurrenz.
  • Der lokale Absatzmarkt ist überschaubar, wächst jedoch - nicht zuletzt durch die alternde Bevölkerung.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2025

  • Markttrends

    Die Produzenten profitieren vom Exportmarkt. Die alternde Bevölkerung beeinflusst die solide Inlandsnachfrage.

    Im Jahr 2024 übernahm der deutsche Hersteller von Spezialpharmazeutika, Medios, das niederländische Unternehmen Ceban Pharmaceuticals. Dabei handelt es sich um eine führende pharmazeutische Compounding-Plattform mit Tätigkeiten in den Niederlanden, Belgien und Spanien. Ceban deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Beschaffung von APIs ("Active Pharmaceutical Ingredients") über die sterile und unsterile Herstellung von Arzneimitteln und die Belieferung von öffentlichen sowie Krankenhausapotheken bis hin zum Homecare-Service.

    Internationales Interesse am Pharmasektor bricht nicht ab 

    Der Übernahmedeal verdeutlicht, dass der niederländische Pharmasektor weiter für deutsche Unternehmen von großem Interesse ist: Und dabei geht es nicht maßgeblich um den lokalen Absatzmarkt. Auch die Möglichkeiten der Diversifizierung sowie die Bearbeitung von Drittmärkten verspricht der oftmals unbürokratischere, innovative und sehr exportorientierte Standort.

    Die Niederlande sind für Pharmaunternehmen auch ein attraktiver Markt für die Einführung innovativer Medikamente. Zwar handelt es sich um einen vergleichsweise überschaubaren und mit mäßiger Geschwindigkeit wachsenden Arzneimittelmarkt, der jedoch mit verschiedenen Pluspunkten als Produktionsstandort auf sich aufmerksam macht und über ein gut entwickeltes Gesundheitssystem verfügt.

    8 %

    der weltweiten Pharmaexporte gingen 2024 auf das Konto der Niederlande.

    Branchenunternehmen schätzen die gut entwickelte Forschungs- und Entwicklungslandschaft vor Ort, die von dem relativ hohen Grad an Zusammenarbeit zwischen Regierung und Industrie begünstigt wird. Die begrenzte Größe des Absatzmarkts mit einer Bevölkerung von rund 18 Millionen Einwohnern wird für potenzielle Investoren nicht nur durch die wachsenden Bedürfnisse der alternden Bevölkerung, sondern auch dadurch kompensiert, dass die ausgereifte Infrastruktur und Logistik hervorragende Bedingungen für Pharmaexporte bieten. 

    Industrie steht vor Herausforderungen

    Allerdings steht der niederländische Pharmasektor trotz seiner Innovationskraft vor einigen bedeutenden Herausforderungen. Strikte EU-Vorschriften sowie nationale Regelungen erhöhen auch in den Niederlanden den Aufwand und die Kosten für die Marktzulassung neuer Medikamente.

    Die Regierung und Krankenversicherer streben nach niedrigen Medikamentenpreisen, was Pharmaunternehmen unter Druck setzt, wirtschaftlich tragbare Modelle zu entwickeln. Dies gestaltet sich vor dem Hintergrund unvorhersehbarer Energiepreise als besonders schwierig. Zudem haben die Kostensenkungsinitiativen der Regierung die Kriterien im Erstattungssystem verschärft. Viele Großhändler beliefern den niederländischen Einzelhandel und Krankenhausmarkt auch mit Parallelimporten, worunter die lokalen Hersteller leiden.

    Der Mangel an qualifizierten Fachkräften, insbesondere im Bereich der Biotechnologie und Pharmaproduktion, stellt eine wachsende Hürde dar. Die Integration neuer, digitaler Technologien wie künstlicher Intelligenz treibt die Kosten in die Höhe – ist jedoch essenziell, um gegenüber der internationalen Konkurrenz, vor allem aus den USA, Deutschland und China, nicht zu sehr ins Hintertreffen zu geraten. Nebenbei steigt auch der Druck, in umweltfreundlichere Produktionsmethoden und Abfallmanagementsysteme zu investieren.

    Nachfrage wächst moderat und kontinuierlich

    Der niederländische Pharmamarkt wuchs im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr laut BMI Research um knapp 4 Prozent auf etwa 10 Milliarden Euro. Bis 2028 erwartet das Forschungsinstitut jährliche Steigerungsraten von circa 3,1 Prozent. Somit könnte bis dann die 11-Milliarden-Euro-Schwelle überschritten werden. Bis 2033 sei eine Steigerung auf 12,6 Milliarden Euro möglich. Dann könnten die Arzneimittelumsätze knapp 6 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben ausmachen. Der Vergleichswert für 2023 lag bei 8,2 Prozent.

    Der niederländische Branchenverband der Pharmaindustrie (KNMP) geht davon aus, dass der lokale Pharmamarkt in den kommenden Jahren weiterwächst. Insbesondere dürfte die Nachfrage nach neuen, innovativen Behandlungen – vor allem aufgrund der alternden Bevölkerung - steigen.

    Die zunehmenden Herz-Kreislauferkrankungen werden besonders als Wachstumstreiber für den Sektor gesehen. Die durch die Regierung vorgenommene Kostenreduzierung für Medikamente bringe Risiken für innovative Arzneimittelhersteller mit sich, biete jedoch Chancen für das Generikasegment.

    Die Niederlande weisen relativ niedrige Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente im Vergleich zu anderen Industrienationen auf. Laut Erhebungen der OECD betrugen diese im Jahr 2023 durchschnittlich 507 US-Dollar (461 Euro). Der Vergleichswert für Deutschland lag bei 1.159 US-Dollar (1.063 Euro). Das Nachbarland Belgien kam auf 761 US-Dollar (693 Euro). Allerdings wird damit gerechnet, dass trotz staatlicher Kostensenkungsmaßnahmen die Gesundheitsausgaben durch die alternde Bevölkerung nominell weiter zunehmen.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in den NiederlandenInvestitionssumme in Millionen Euro
    Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen
    Übernahme von Calypso Biotech durch Novartis

    400

    Wurde im Jahr 2024 abgeschlossen 
    Übernahme von Ceban Pharmaceuticals durch die Medios AG

    235 

    Wurde im Jahr 2024 abgeschlossen 
    Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport, Nationaler Wachstumsfonds

    79

    Projekt läuft von 2022 bis 2031Kooperation mit dem öffentlich-privaten Konsortium PharmaNL, Aufbau einer F&E-Infrasstruktur
    Merck: Übernahme der niederländischen HUB Organoids Holding

    k.A.

    Übernahme zum Jahreswechsel 2024/25Geschäftsbereich: Organoide
    Kapazitätserweiterung von Ardena in den Niederlanden 

    k.A.

    1. Quartal 2025Neues bioanalytisches Labor und Qualitätssicherungssystem
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Das Land legt außerdem großen Wert auf klinische Forschung und Innovation und verfügt über ein unterstützendes regulatorisches Umfeld für die Entwicklung neuer Medikamente und klinische Studien. Die gut entwickelte Forschungslandschaft hat dazu geführt, dass sich vor Ort mehrere bedeutende Biotechnologie-Cluster gebildet haben, die Investoren sowie Start-ups anziehen.

    Die Niederlande sind sehr offen für digitale Anwendungen. Durch die zunehmende Nutzung der Onlinebestellung von Folgerezepten werden die Möglichkeiten für den direkten Kontakt zwischen Patient und Arzt verringert. Patienten, die ihre Rezepte online bestellen, haben möglicherweise andere Erwartungen und Bedürfnisse. Dies wirkt sich auf die Marketingaktivitäten der Hersteller aus. Ein weiterer Trend liegt in der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Verpackungen.

    In den Niederlanden existieren verschiedene Förder- und Finanzierungsprogramme, die speziell auf Pharma- und Biopharma-Start-ups ausgerichtet sind. Start-ups in den Niederlanden können von EU-weiten Programmen wie Horizon Europe profitieren. Verschiedene niederländische Regionen bieten spezifische Fördermöglichkeiten für Start-ups, die in der Biopharma-Branche tätig sind.

    Von Michael Sauermost | Bonn

  • Branchenstruktur

    Namhafte internationale Unternehmen profitieren ebenso wie Start-ups von der lukrativen niederländischen Forschungslandschaft. Generika kommen noch nicht zum Zuge.

    Der niederländische Pharmamarkt ist nur mäßig fragmentiert und wird von mehreren großen, international orientierten Akteuren dominiert. Viele dieser Unternehmen tätigen strategische Akquisitionen und Joint Ventures mit lokalen Firmen, um ihre Marktposition im Land zu festigen. GlaxoSmithKline (GSK) ist sowohl im Pharmabereich als auch im Consumer-Health-Geschäft tätig. Merck & Co ist eines der wenigen multinationalen Unternehmen mit eigener Produktion auf dem Markt. Viele der Branchenführer wie Sanofi, Janssen Pharmaceutica (Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson), Astra Zeneca, Hoffmann-La Roche oder auch Novartis investieren intensiv in Forschung und Entwicklung. Dabei steht die Onkologie häufig im Fokus. Weitere wichtige Unternehmen, die den Markt derzeit dominieren, sind Abbott Laboratories, AbbVie Inc., Amgen Inc., Astellas Pharma und Pfizer Inc.

    Die Regierung setzt sich für eine allgemeine Gesundheitsversorgung ein und hat Maßnahmen zur Kostenkontrolle im Gesundheitswesen ergriffen, die sich entsprechend auf die Arzneimittelpreise und -erstattung auswirken können. Die alternde Bevölkerung in den Niederlanden treibt allerdings die Nachfrage nach Arzneimitteln, insbesondere in den Bereichen chronische Erkrankungen und Palliativmedizin, an.

    Lukrative Biotech- und Biopharma-Cluster

    Die Präsenz angesehener Forschungsinstitute, qualifizierter Arbeitskräfte, eines soliden Gesundheitssystems und einer innovationsfreundlichen Regierung machen das Land zu einem passenden Standort für biopharmazeutische Akteure. Das Land legt zudem großen Wert auf klinische Forschung und Innovation und bietet ein unterstützendes regulatorisches Umfeld für die Entwicklung neuer Medikamente und klinische Studien.

    In der Provinz Noord-Brabant, insbesondere in Oss, gibt es ein starkes Pharmacluster. Hier arbeiten Unternehmen, Wissenschaft und staatliche Stellen zusammen, um Innovationen in den Bereichen Life Sciences und Gesundheit voranzutreiben. Der größte Life-Sciences-Cluster in den Niederlanden und einer der führenden Europas ist der Leiden Bio Science Park.

    Biotech-Unternehmen, die an der Schnittstelle von Technologie und Biowissenschaften arbeiten, treffen im Utrecht Science Park auf Gleichgesinnte. Der Utrecht Science Park ist auf Biotechnologie, regenerative Medizin und personalisierte Medizin spezialisiert. Auch im Eindhoven High Tech Campus, der eigentlich für Technologie bekannt ist, arbeiten Biotechunternehmen an der Schnittstelle von Technologie und Biowissenschaften.

    Die Niederlande verzeichneten im Biopharmasektor erhebliche Risikokapitalaktivitäten. Die Biotechnologie zählt zu den begehrtesten Risikokapitalsektoren des Landes. BioGeneration Ventures (BGV), eine führende Risikokapitalgesellschaft mit Sitz im niederländischen Naarden, ist auf europäische Biotech-Unternehmen in der Frühphase spezialisiert. Das Unternehmen konzentriert sich auf Branchen wie Biopharma, Medizintechnik und Diagnostik. BGV hat in namhafte Unternehmen wie AcertaPharma, Argenx und New Amsterdam Pharma investiert.

    Mit Sitz in Amsterdam unterstützt INKEF junge europäische Unternehmen, darunter auch im Bereich Life Sciences. Sie bieten langfristige Investitionen und begleiten Unternehmen durch mehrere Finanzierungsrunden. Curie Capital unterstützt Startups im Frühstadium, die ihren Hauptsitz in den Niederlanden haben.

    Verschreibungspflichtige Medikamente bleiben dominant

    Der niederländische Pharmamarkt besteht hauptsächlich aus patentierten Arzneimitteln. Generika machen bislang einen überschaubaren, aber wachsenden Anteil am Umsatz aus. Die Regierung, beziehungsweise das Gesundheitsministerium, ist als größter Arzneimittelabnehmer weiterhin auf Kostensenkungen bedacht. Die lokale Industrie produziert einen nicht unerheblichen Anteil für das Ausfuhrgeschäft. Bei einem Teil der Exporte handelt es sich allerdings um Transitware.

    Das Marktforschungsinstitut Fitch Solutions rechnet damit, dass verschreibungspflichtige Medikamente auch in den kommenden Jahren ihren hohen Marktanteil in den Niederlanden beibehalten werden. Ein gut etabliertes Gesundheitssystem, das sowohl Krankenhaus- als auch öffentliche Apotheken umfasst, werde den einfachen Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten erleichtern. Innovative, patentierte Medikamente dürften dabei den Ton angeben, auch wenn deren Marktanteil durch die zunehmende Verwendung von Generika in den kommenden Jahren leicht schrumpfen wird.

    Fitch Solutions geht davon aus, dass es bei verschreibungspflichtigen Medikamenten 2024 ein Absatzwachstum von rund 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp 9 Milliarden Euro gab. In Zukunft dürfte sich die zunehmende Verwendung hochwertiger Biologika, insbesondere personalisierter Medikamente, positiv auf das Wachstum auswirken.

    Apothekennetz puscht den OTC-Markt

    Auch der niederländische OTC-Markt wächst, wobei der Verkauf durch das gut etablierte Apothekennetz des Marktes erleichtert wird. Der Verkauf von OTC-Medikamenten wird durch die alternde Bevölkerung und nicht zuletzt dem größereren Gesundheitsbewusstsein und damit wachsenden Trend zur Selbstmedikation unterstützt. Der Markt steht jedoch weiterhin vor regulatorischen Herausforderungen, beispielsweise einer möglichen Neuklassifizierung bestimmter OTC-Produkte in den Status eines verschreibungspflichtigen Produkts.

    Bis zum Jahr 2028 erwarten die Experten von Fitch Solutions in der Kategorie ein durchschnittliches, jährliches Wachstum von 1,2 Prozent auf ein Marktvolumen von 1,07 Milliarden Euro. Einige Segmente, wie etwa Vitamine, erfahren durch den Anstieg der Krankenversicherungsprämien und anderer Gesundheitskosten einen Aufschwung. Die Umsätze mit Eigenmarken haben sich in den letzten Jahren erhöht, was durch den zunehmenden Preiswettbewerb in der Branche begünstigt wurde.

    Von Michael Sauermost | Bonn

  • Rahmenbedingungen

    Die Regierung steuert das System im Rahmen von gemeinschaftlichen EU-Regeln.

    Die Niederlande haben ein dezentrales Gesundheitssystem, das privatwirtschaftlich organisiert ist, jedoch durch die zuständigen staatlichen Stellen reglementiert wird. So legt das Gesundheitsministerium fest, welche Leistungen die Krankenkassen mindestens anbieten müssen. Diese Grundabsicherung ist sowohl für Arbeitnehmer wie auch Selbstständige obligatorisch. Private Zusatzversicherungen werden hauptsächlich für umfangreichere zahnärztliche Behandlungen und erweiterte physiotherapeutische Behandlungen abgeschlossen.

    Der Medicines Evaluation Board regelt den Marktzutritt

    Das niederländische Regulierungssystem für Arzneimittel und Gesundheitswesen gilt als transparent. Die EU-Richtlinien 65/65/EWG, 75/318/EWG und 75/319/EWG bilden die Grundlage für die Marktregulierung. Das überarbeitete Arzneimittelgesetz von 2007 führte zwei zusätzliche OTC-Kategorien ein, wobei rezeptfreie Arzneimittel nun in apothekenpflichtig (zum Beispiel Ibuprofen 200 mg), apotheken- und drogeriepflichtig (zum Beispiel Naproxen 550 mg und Diclofenac 25 mg) eingeteilt werden. Homöopathische Produkte werden als Arzneimittel eingestuft, ebenso wie einige pflanzliche Produkte, je nach Dosierung.

    Auf nationaler Ebene ist der Medicines Evaluation Board (MEB) die wichtigste Regulierungsbehörde. Sie ist befugt, Arzneimittel auf der Grundlage gesetzlicher Kriterien zu genehmigen, abzulehnen oder aus dem Register zu streichen. Nach der Aufnahme des Produkts in das Register, das derzeit schätzungsweise rund 15.000 Produkte enthält, stellt das MEB die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage fertig. Das MEB ist auch befugt, den Status eines Arzneimittels (verschreibungspflichtig oder OTC) festzulegen.

    Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) nach Amsterdam umgezogen

    Im November 2019 wurde, ausgelöst durch den Brexit, der neue Hauptsitz der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) in Amsterdam Zuidas fertiggestellt. Die EMA ist für die wissenschaftliche Bewertung von Arzneimitteln und die Überwachung ihrer Qualität in der gesamten EU verantwortlich. 

    Teilweise undurchsichtige Preisregulierung

    Seit 1996 unterliegen alle verschreibungspflichtigen Medikamente, die in den Niederlanden über Apotheken verkauft werden, dem Arzneimittelpreisgesetz, dem System der Wet Geneesmiddelen Prijzen. Die zulässigen Höchstpreise werden zweimal jährlich (im März und im Oktober) überprüft. Die maximalen Einzelhandelspreise sowohl für Generika als auch für Markenarzneimittel legt das Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport fest. Sie basieren auf dem Durchschnittspreis vergleichbarer Arzneimittel in vier Referenzländern (Deutschland, Frankreich, Belgien und Großbritannien).

    Das Preissystem, Geneesmiddelen Vergoedings Systeem (GVS), deckt erstattungsfähige generische und innovative Produkte ab, die als gleichwertig angesehen werden. Es schreibt Erstattungshöchstgrenzen für die entsprechenden Arzneimittel vor. Erstattungsfähige Arzneimittel sind auf einer Positivliste aufgeführt und unterliegen einem Referenzpreissystem, das auf therapeutischer Austauschbarkeit basiert.

    Medikamente, denen ein großer therapeutischer Nutzen zugeschrieben wird, fallen in eine separate GVS-Kategorie und können höhere Preise erhalten. Krankenhausmedikamente (außer solche für ambulante Patienten) unterliegen im Allgemeinen keinen Höchstpreiskontrollen. Das niederländische Nationale Gesundheitsinstitut veröffentlicht auf seiner Website verschiedene Informationen zu Medikamenten und neuen Medikamenten.

    Vertriebswege über drei führende Großhändler

    Das niederländische Gesundheitsministerium beschafft Waren und Dienstleistungen, wobei es keine spezifische Politik zur Förderung der lokalen Arzneimittelherstellung gibt. Die führenden Großhändler sind Brocacef (eine Tochtergesellschaft des deutschen Großhändlers Phoenix mit einem Marktanteil von schätzungsweise einem Fünftel), die Alliance Healthcare Nederland Group und Mediq (vormals OPG).

    Alle diese Unternehmen sind sowohl im Apothekengroß- als auch im Apothekeneinzelhandel aktiv. Alliance Healthcare betreibt außerdem ein Parallelimportgeschäft unter den Namen Stephar, Kruidvat und Etos und beliefert Drogerien. Mediq betreibt in den Niederlanden 226 Apotheken. 

    Die Zahl der Apotheken ist trotz einer Änderung des Arzneimittelgesetzes gestiegen, die strengere Vorschriften zur Konzentration von Verkaufsstellen in städtischen Gebieten beinhaltet. OTC-Medikamente können sowohl über Apotheken als auch über Drogerien verkauft werden, wobei letztere einen Anteil von etwa drei Viertel halten. Vitamine sind auch in Kaufhäusern und ähnlichen Verkaufsstellen erhältlich. Von den rund 2.000 Apotheken vor Ort ist der Großteil einer Kette oder einem Franchisesystem angeschlossen.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Michael Sauermost | Bonn

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Niederlande

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Ministerie van Volksgezondheid, Welzijn en Sport

    Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport
    Nederlandse Zorgautotiteit (NZA)Behörde für das Gesundheitswesen
    Zorginstituut NederlandNationales Gesundheitsinstitut, erstellt u.a. Analysen über das Gesundheitswesen
    Nederlandse Federatie van Universitair Medische Centra (NFU)Niederländische Vereinigung der Universitätskliniken

    The Royal Dutch Pharmacists Association (Koninklijke Nederlandse Maatschappij ter bevordering der Pharmacie, KNMP)

    Niederländischer Dachverband für die Pharmaindustrie
    Vereniging Innovatieve GeneesmiddelenNiederländischer Verband für innovative Medizin
    NVZA – Dutch Association of Hospital PharmacistsNiederländischer Verband für die Pharmazie in Krankenhäusern

     

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