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Branchen | Niederlande | Bau

Tiefbau bietet langfristig Chancen

Mehrere Trends sorgen dafür, dass der Sektor auch künftig Aufträge erhält. Allerdings sind die Gewinnspannen gering und die Anforderungen an Umweltverträglichkeit hoch.

Von Inge Kozel | Berlin

Bis 2028 will die niederländische Regierung 25 Milliarden Euro in den Straßenbau investieren, um bestehende Engpässe zu reduzieren. Auch langfristig bleibt der Bedarf an Straßen-, Erd- und Wasserbauarbeiten hoch, so die ING Bank. Dafür sprechen mehrere Gründe: Die Regierung wird in den kommenden Jahren den Schwerpunkt auf die Instandhaltung von Schienen und Straßen legen. Zudem müssen das Stromnetz wegen der Energiewende ausgebaut und Deiche wegen zunehmender Klimarisiken verstärkt werden. Da die Bevölkerung weiter wächst und zunehmend Trockenperioden aufgrund des Klimawandels zu erwarten sind, muss außerdem in die Trinkwasserversorgung investiert werden.

Der Infrastruktursektor ist ein wichtiger Teil der niederländischen Wirtschaft und für Bau, Instandhaltung von Straßen, Bahnverbindungen und Wasserwerken verantwortlich. Die Jahresproduktion beläuft sich wertmäßig auf etwa 18 Milliarden Euro. Das sind rund 14 Prozent der gesamten Bauproduktion. Fast die Hälfte des Infrastruktursektors besteht aus dem Straßenbau. Das Land verfügt über ein sehr großes, feinmaschiges Straßennetz. Auf jeden Einwohner kommen etwa 8 Meter Straße. In Deutschland sind es nur 3 Meter.

Bauvolumen in den letzten zehn Jahren leicht gesunken

Wegen steigender Preise haben zwar die Umsätze der Teilsektoren zugelegt. Durch einen Auftragsrückgang ging in den letzten Jahren das Volumen allerdings leicht zurück: Im Jahr 2021 lag das Produktionsniveau etwa 3 Prozent unter dem von 2011.

Mehrere Gründe führten dazu. Die Gewinne des Sektors sind gering. Sinkende Volumina verschärften den Wettbewerb und erhöhten den Druck auf Gewinnspannen und Preise weiter. Andererseits benötigt der Sektor hohe Investitionen in Transportmittel und Maschinen. Zudem haben in den letzten Jahren einige Infrastrukturunternehmen Verluste bei risikoreichen Großprojekten erlitten. Die Zahl der Kunden in der Branche ist begrenzt. Hauptsächlich sind es die Behörde Rijkswaterstaat, Wasserverbände und Gemeinden.

Die Branche beschäftigt rund 60.000 Menschen. Rund 6 Prozent der Infrastrukturunternehmen beschäftigen mehr als 50 Arbeitnehmende. Bei drei Viertel der Betriebe arbeiten allerdings nur 2 bis 10 Mitarbeitende.

Stickstoffproblematik verzögert Projekte

Die sinkenden Bauvolumina sind auch auf das Stickstoffproblem zurückzuführen. Die Regulierungen zum Stickstoffausstoß haben viele Infrastruktur-Projekte wie die VIA 15 bei Arnheim und die Umgehungsstraße A27 bei Utrecht verzögert.

Seit 2019 müssen alle stickstoffausstoßenden Bauprojekte nachweisen, dass sie keine Auswirkungen auf bestimmte Naturschutzgebiete haben. Nur wenn geplante Vorhaben die Emissionen nicht erhöhen, werden Baugenehmigungen unter bestimmten weiteren Bedingungen erteilt. Insbesondere Infrastrukturprojekte sind betroffen: Straßen emittieren sowohl in der Bau- als auch in der Nutzungsphase nicht nur Stickstoff, sondern auch CO2 und Feinstaub.

Teilsektoren im Aufwind

Kabel- und Rohrleitungsverleger profitierten in den letzten Jahren erheblich von der Verstärkung des Stromnetzes und dem Ausbau des Glasfaserinternets. Das brachte ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von rund 10 Prozent.

Der sonstige Tiefbau (Wasserbau, Fluss- und Hafenbau) ist - anders als andere niederländische Bausektoren - sehr international ausgerichtet. Insbesondere Aufträge von Trinkwasserversorgern und Wasserverbänden sorgten in letzter Zeit für höhere Umsätze.

Energiewende und neue Technologien eröffnen Chancen

Die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien erfordert eine neue Infrastruktur für den Transport dieser Energie. Stromnetze und Pipelines müssen ausgebaut werden, um zum Beispiel auch Wasserstoff zu transportieren. Um zu den Endverbrauchern zu gelangen, müssen weitere neue Energieinfrastrukturen gebaut werden (wie Ladestationen, Wärmenetze zur Beheizung von Gebäuden, Wasserstofftankstellen).

Zunehmend wird in Technologien investiert, die die Infrastruktur intelligent und effizient machen. zum Beispiel intelligente Ampel- und Parksysteme. Autonome Fahrzeuge werden eine neue Infrastruktur erfordern, was Chancen für darauf spezialisierte Bauunternehmen eröffnet.

Ausschreibungen fordern oft nachhaltiges Bauen

Das nationale Programm "Circular Netherlands by 2050" zielt auf eine vollständig kreislauforientierte Wirtschaft auch im Infrastrukturbau bis 2050 ab. Demzufolge erwarten öffentliche Stellen zunehmend nachhaltiges Bauen.

Oft besteht ein Vergabevorteil, wenn die Bauunternehmen elektrische Baumaschinen anstatt mit Diesel betriebene verwenden. Allerdings sind derzeit nur schätzungsweise ein Prozent der Fahrzeuge und Maschinen im Infrastrukturbereich elektrifiziert. Das Angebot an Elektrofahrzeugen nimmt jedoch zu. Die notwendige Ladeinfrastruktur ist allerdings nicht überall vorhanden.

Viele Projekte wurden in den letzten Jahren aufgrund der Stickstoffproblematik und explodierender Asphaltpreise verschoben, weil sie nicht mehr in die staatlichen Budgets passten. Bereits ausgeschriebene Projekte werden zwar weitergeführt, neue werden vorerst aber nicht mehr begonnen.

Informationen zum niederländischen Bausektor finden Sie hier.

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