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Start-ups in den Niederlanden

Die Niederlande bieten für Start-ups vielfältige Fördermöglichkeiten. Das Land verfügt über eine aktive Gründerszene.

Von Inge Kozel | Berlin

  • Start-ups in den Niederlanden

    Von Inge Kozel | Berlin

  • Niederländischer "Handelsgeest" beflügelt Start-up-Szene

    Acceleratoren und Inkubatoren schaffen in den Niederlanden ein gutes Umfeld. Die Regierung hilft Unternehmen mit Finanzierung und Trainings. Amsterdam ist Start-up-Hochburg.

    In den Niederlanden leben sehr gut ausgebildete und technikaffine Menschen. Der kleine Staat mit seiner offenen Geschäftskultur belegte 2020 Platz fünf des European Innovation Scoreboard (Deutschland: Rang sechs). Stärken des Landes sind die gute Infrastruktur, die Nähe zu europäischen Märkten sowie eine vorteilhafte Unternehmensbesteuerung. In den letzten Jahren haben sich deshalb viele Firmen wie Uber, Oracle, Microsoft, Google, Netflix und Tesla vor Ort angesiedelt.

    Bereits in der Vergangenheit waren die Niederländer für ihren "Handelgeest" berühmt. Dies hat sich heute zu einem Gespür für gute Geschäfte entwickelt. Bei neuen Technologien ist das Land ein früher Anwender (Early Adopter). Mit diesen Voraussetzungen wundert es nicht, dass sich eine lebendige Start-up-Szene entwickelt hat, insbesondere in den Universitätsstädten des Landes.

    Seit 2012 haben die Niederlande laut einem Bericht von Dealroom und StartupAmsterdam zwölf Einhörner hervorgebracht. Amsterdam steht als Start-up-Ökosystem in Europa nach London, Berlin und Paris an vierter Stelle.

    Hubs für Start-ups oft bei Forschungseinrichtungen

    Das Land verfügt über eine Vielzahl von Gründerzentren, gut ausgebildeten Mitarbeitenden und einen boomenden Technologiesektor. Das Universitätssystem zählt zu den drei führenden der Europäischen Union. Etwa 6 Prozent der internationalen Universitätsabsolventen gründen ein Unternehmen in den Niederlanden. Die Kenntnisse von Englisch als Zweitsprache werden im EF English Proficiency Index als die weltweit besten anerkannt. Die Kooperation zwischen Forschung und Start-ups ist eng.

    Wichtige Start-up-Ökosysteme befinden sich in Amsterdam, Rotterdam, Den Haag, Utrecht, Delft und Eindhoven.

    Auswahl an Inkubatoren in den Niederlanden

    Name

    Fokus

    StartLife, Wageningen

    Landwirtschaft, Nahrungsmittel

    ACE, Amsterdam

    Health, Data Science, Life Sciences (2 Hubs: Ready to Start, Ready to Scale)

    Crosspring, Zoetermeer

    Internet, mobile Anwendungen, Software, Games

    Dutch Game Garden, Utrecht

    Gaming

    Utrecht Startup Incubator

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Auswahl an Acceleratoren in den Niederlanden

    Name

    Fokus

    Anmerkungen

    Antler Amsterdam

    Accelerator, Finanzdienstleistungen

    Pre-Seed, Seed, Early Stage, VC

    Techstars Arcadis Accelerator, Amsterdam

    Accelerator, Smart City, Finanzdienstleistungen

    Early Stage, Seed

    Startupbootcamp, Amsterdam

    Fintech, Cyber Security, Nahrungsmittel, Versicherungen, Finanzdienstleistungen, Internet of Things, Big Data, Handel, Transport, Energie

    Seed, VC

    Startupbootcamp Commerce Amsterdam

    Handel, Internet

    Seed, Crowd Funding

    Rockstart

    Accelerator, künstliche Intelligenz, Health TechSeed, Mobilität, Energie, Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Agrifood, Clean Energy, Emerging Tech,

    Collider, Amsterdam

    Accelerator, Marketing, Handel, Medien, Vertrieb

    Pre-Seed, Seed

    World Startup Factory, Den Haag

    Accelerator, Social Entrepreneurship, Umwelt, Nahrungsmittel, Aging, Health, Smart Cities

    Seed

    YES!Delft

    Inkubator, Social Tech, Künstliche Intelligenz, Blockchain, Deeptech, Aviation, Clean Tech, Medizintechnik, Robotik

    High Tech XL, Eindhoven

    VC Investor, Accelerator, Deeptech

    Seed

    Brightlands Innovation Factory, Sittard

    Accelerator, Inkubator, Chemie, Materialien, Medizintechnik, Health, Ernährung, Social Enterprises, Blockchain, künstliche Intelligenz, Big Data

    Adyen, Amsterdam

    Accellerator, Fintech, Handel, mobiles Bezahlen

    Quelle: Dutch Incubation Association; Incubator List

    Niederlande fördern künstliche Intelligenz und Big Data

    Die Regierung investiert im Rahmen des nationalen Strategieplans für künstliche Intelligenz (KI) massiv. Auch Big Data ist ein Thema des Strategieplans. Zudem haben sich im Bereich KI tätige Firmen wie Brain Corp, ABB und Wonderkind in den Niederlanden niedergelassen.

    Das Land ist ein Zentrum für Cybersicherheit in Europa. Das nationale Cybersicherheitszentrum (NCSC) fördert die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Regierung. Viele internationale Sicherheitsagenturen sowie Europol und verschiedene Büros der NATO befinden sich in den Niederlanden. Ebenso im Land sitzt das größte Sicherheitscluster Europas, das Haager Sicherheitsdelta (HSD).

    Viele Kooperationsmöglichkeiten für Start-ups

    Niederländische Firmen digitalisieren in vielen Branchen. So machen Agtech und Smart Farming den Lebensmittel- und Agrarsektor nachhaltiger. Die niederländische Spieleindustrie ist führend in Serious Gaming und bei Simulationen. E-Health und MedTech schreiten stetig voran. Weitere Bereiche, in denen neue Technologien angewendet werden, sind der Hightech-Sektor und die Chemieindustrie. Die Nähe zu großen und innovativen Unternehmen oder Forschungsinstituten bietet Start-ups einen Anziehungspunkt für Kooperationen.

    Obwohl die Niederlande nur etwas größer sind als Nordrhein-Westfalen, verfügen sie über verhältnismäßig viele Inkubatoren und Acceleratoren und eignen sich gut als Testmarkt. Die Hubs für Start-ups sind zwar im gesamten Land verteilt, aber insbesondere in der Hauptstadt Amsterdam überproportional häufig vertreten. Informationen zu interessanten Start-ups werden etwa auf der Webseite von Seedtable bereitgestellt.

    Top Start-ups in den Niederlanden (Kapitalbeschaffung in Millionen Euro)

    Name *

    Kapitalbeschaffung

    Branche

    Neogene Therapeutics

    100

    Medizintechnik

    Vico Therapeutics

    29

    Medizintechnik

    Azafaros

    25

    Medizintechnik

    The Protein Brewery

    22

    Nahrungsmittel

    SalviaBioElectronics

    21

    Medizintechnik

    Citryll

    18,5

    Medizintechnik

    Swishfund

    15

    Fintech

    Ace & Tate

    14,3

    Mode

    Castor EDC

    12

    Medizintechnik

    Finom

    12

    Fintech

    * Finanzierungskategorien Early VC und Series-AQuelle: StartupJuncture; Dealroom

    Förderprogramme und Bildungsstätten erleichtern den Start

    Die Initiativen StartupAmsterdam und Techleap.nl unterstützen junge Firmen mit Trainings sowie beim Networking. Beide sowie auch Acceleratoren und Inkubatoren bieten Trainings zur Unternehmensgründung und -führung für Mitarbeitende an. Auch an Universitäten werden Trainings angeboten.

    Ein wichtiges Anliegen von StartupAmsterdam ist es, junge Unternehmen – auch ausländische – mit der Stadtverwaltung zusammenzubringen. Um das zu fördern, hat Amsterdam einen eigenen Accelerator gegründet: Startup in Residence. Hier sollen kreative Lösungen im städtischen und sozialen Bereich der Hauptstadt gefunden werden. Der Accelerator bietet intensive Trainings, Zugang zum Netzwerk der Gemeinde, Gemeinschaftsbüros (Coworking Spaces) und professionelle Mentoren an.

    Verschiedene Programme unterstützen Start-ups

    Techleap.nl bringt mit verschiedenen Programmen aufstrebende Firmen mit Gründern von Scale-ups, Branchenexperten und anderen Tech-Unternehmern zusammen. Die Initiative hat die Programme Rise, Pole Position und GoGlobal aufgelegt.

    Das Programm Rise ist bestimmt für Tech-Firmen. Scale-up-Gründer tauschen sich mit Skalierungsexperten und erfahrenen Unternehmern über die Wachstumsherausforderungen aus. Jedes Quartal werden zehn Unternehmen ausgewählt, die am kostenlosen Programm teilnehmen können.

    Pole Position ist eine Initiative für Deeptech-Unternehmer. Gründer im Frühstadium diskutieren mit Interessenvertretern und Unternehmern ihre Wachstumsherausforderungen. Im Jahr 2021 wurden zehn Start-ups mit Schwerpunkt auf Gesundheitstechnologie ausgewählt, für 2022 ist der Bereich Agrartechnik und Lebensmittel vorgesehen. Die Bewerbungsfrist endete am 8. April 2022.

    Ein weiteres Programm ist GoGlobal Deutschland. Das Programm ist für Firmen im Bereich Medizintechnik und Digital Health konzipiert, die nach Deutschland expandieren wollen. Über 20 niederländische Scale-ups werden für die Teilnahme ausgewählt.

    Von Inge Kozel | Berlin

  • Vielfältige Fördermöglichkeiten in den Niederlanden

    Start-ups können öffentliche und private Darlehen erhalten. Zudem gibt es ein großes Business-Angel-Netzwerk.

    Im Jahr 2021 zogen niederländische Start-ups und Scale-ups Investitionen in Höhe von 5,3 Milliarden Euro an. Das ist gegenüber 2020 (1,7 Milliarden Euro) eine Verdreifachung. Im Jahr 2020 waren die Investitionen außerdem bereits doppelt so hoch wie 2019. Experten erwarten, dass sich das Wachstum auch 2022 fortsetzen wird.

    Die Investitionen – auch von ausländischen Financiers – in niederländische Start-ups steigen. Kleinere Deals erhalten dabei weniger Aufmerksamkeit als größere, so der Quarterly Startup Report.

    Immer mehr ausländische Investoren finanzieren niederländische Start-ups

    Ebenso ist die Anzahl der Geschäftsabschlüsse 2021 gestiegen. Im Jahr 2020 waren es fast 300, im Jahr 2021 über 400. Der Anstieg lässt sich vor allem durch die größeren Finanzierungsrunden erklären: Während es 2020 zwei Runden gab, die über 100 Millionen Euro einbrachten, waren es 2021 schon neun.

    Die größten Deals erfolgten 2021 durch den Zahlungsdienstleister Mollie und das Softwareunternehmen Messagebird (je 800 Millionen Euro) sowie den Online-Supermarkt Picnic (600 Millionen Euro).

    Auch aufgrund der niedrigen Zinssätze beteiligen sich immer mehr Investoren an Start-ups. Insbesondere bei ausländischen Investoren scheint das Interesse an niederländischen Start-ups und Scale-ups groß zu sein. Viele amerikanische Investoren sind diesbezüglich in den Niederlanden aktiv. Die Zunahme des ausländischen Anteils hat einen sinkenden Anteil der einheimischen Investoren zur Folge. Damit nimmt auch der Einfluss lokaler Financiers auf Wachstum und Innovationen auf dem Heimatmarkt ab.

    Viele erfolgreiche Gründer sind zugleich Investoren im Bereich Early-Stage-Start-ups. Diese Angel-Investoren verfügen über die notwendige Gründungserfahrung, die sie mit jungen Unternehmen teilen. Auch Venture Capital oder Bankdarlehen sowie Crowdfunding sind Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung. Venture-Capital-Gesellschaften, aufgelistet danach in welcher Phase sie sich beteiligen, werden in einer Übersicht dargestellt.

    Mehrere Programme unterstützen finanziell

    Die niederländische Regierung unterstützt junge Firmen mit einem Innovationskredit. Dabei muss es sich um ein innovatives Unternehmen handeln, das in den Niederlanden ansässig ist. Die Projekte müssen aufgrund von Forschungsergebnissen realisierbar sein und sollten innerhalb von fünf Jahren zu einem marktfähigen Produkt führen. Weitere Voraussetzung ist, dass genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, um das Vorhaben zu beenden. Der maximale Kredit pro Firma hängt von der Größe des Unternehmens ab und beträgt mindestens 150.000 Euro. Für klinische Forschungsprojekte gilt ein Höchstbetrag von 5 Millionen Euro, für technische Vorhaben von 10 Millionen Euro. Der Kredit kann bei der niederländischen Unternehmensagentur RVO beantragt werden.

    Für 2022 stehen 40 Millionen Euro für technische Entwicklungsprojekte und 20 Millionen Euro für klinische Vorhaben zur Verfügung. Mit dem Innovationskredit können kleine Firmen 45 Prozent der Entwicklungskosten eines Projekts finanzieren, mittlere Unternehmen 35 Prozent und Großfirmen 25 Prozent.

    Seit 2018 hat die Regierung den Future Food Fund (FFF) aufgelegt. Der Fonds fokussiert sich auf Smart Farming, biobasierte Zutaten, Novel Food und intelligente Lieferketten. Der FFF ist ein Risikokapitalfonds, der sich auf niederländische Unternehmen konzentriert, nicht nur Kapital wird zur Verfügung gestellt. Das Management des Fonds greift auf jahrelange eigene Erfahrungen in den Bereichen Unternehmertum, Risikokapital und Mentoring zurück und teilt sie mit jungen Firmen. Bevorzugt werden Unternehmen in der frühen Wachstumsphase, die eine Gesamtinvestition zwischen 500.000 Euro und 3,5 Millionen Euro benötigen. Der Fonds strebt eine Minderheitsbeteiligung zwischen 20 Prozent und 50 Prozent an. Die Start-up Box führt mit verschiedenen Fragen zu einem Kredit oder sonstigen Unterstützungsmaßnahmen der niederländischen Regierung.

    Auch allgemeine Förderprogramme gelten für Start-ups

    Neben diesen Förderungen können Start-ups in den Niederlanden auch die allgemeinen Förderprogramme ausschöpfen. Diese können gleichermaßen von ausländischen Start-ups, die in den Niederlanden tätig werden wollen, genutzt werden. Insbesondere kommen folgende Programme in Betracht:

    • Unternehmen und Selbstständige erhalten eine steuerliche Förderung. Das Gesetz zur Förderung der Forschungs- und Entwicklungsarbeit (WBSO, Wet Bevordering Speur- en Ontwikkelingswerk) wird vom Rijksdienst voor Ondernemend Nederland (RVO) umgesetzt und stimuliert die technische Innovation innerhalb der niederländischen Wirtschaft. Im Jahr 2022 stehen rund 1,3 Millionen Euro bereit.
    • Im Rahmen des Abzugs von Umweltinvestitionen (MIA, Milieu-investeringsaftrek) können Firmen bis zu 45 Prozent der Investitionskosten für eine umweltfreundliche Investition zusätzlich zu den regulären Investitionssteuerabzügen absetzen. Mit der Abschreibung von Umweltinvestitionen (Vamil, Willekeurige afschrijving milieu-investeringen) können Unternehmen 75 Prozent ihrer Investitionskosten abschreiben.
    • Ein weiteres Programm ist Seed Capital, das Gründern hilft, einen Investor zu finden.

    Gute Bedingungen für Einhörner

    Ein erfolgreiches Start-up in den Niederlanden ist Mollie. Der vor der Coronakrise noch unbekannte Zahlungsabwickler hat sich zum drittgrößten Fintech-Anbieter Europas gemausert. Mollie profitierte von den Covid-19-Einschränkungen im Handel, die den digitalen Zahlungsverkehr notwendig machten. Seit September 2020 ist es ein Einhorn und nach eigenen Angaben profitabel.

    Das Unternehmen nahm 2019 erstmalig eine Finanzierung auf. Im Jahr 2020 erhielt Mollie rund 91 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde und wurde anschließend mit Angeboten von Investoren überschwemmt. Im Juni 2021 nahm Mollie in einer Megafinanzierungsrunde (Serie C) rund 827 Millionen Euro ein und erreichte damit einen Wert von 5,9 Milliarden Euro. Die Firma will mit den Mitteln in Europa, Lateinamerika und Asien expandieren.

    Bedeutende Veranstaltungen

    Event

    Ort

    CES Unveiled

    Amsterdam

    LOEY Awards

    Amsterdam

    Impact StartupFest

    Den Haag

    The Breda Startup Award

    Breda

    Brave New World

    Leiden

    Startup Funding Event

    Rotterdam

    The Next Web

    Amsterdam

    Amsterdam Capital House

    Amsterdam

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Inge Kozel | Berlin

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkung

    Deutsch-Niederländische Handelskammer

    Unterstützung für deutsche Unternehmen in den Niederlanden

    Invest in Holland

    Förderung ausländischer Investitionen

    Point of Entry

    Unterstützung von Start-ups

    Techleap.nl

    Förderung von Start-ups, verschiedene Förderprogramme

    Startup Amsterdam

    Informationen zu Start-ups in Amsterdam

    Rijksdienst voor Ondernehmend Nederland

    Niederländische Agentur für Unternehmen

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