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Special | Nigeria | Start-ups

Erfolgsgeschichten trotz vieler Herausforderungen

Nigeria hat sich zum Zentrum der afrikanischen Start-up-Szene entwickelt. Vor allem Tech-Unternehmen sind erfolgreich.

Von Corinna Päffgen | Accra

  • Steckbrief Start-ups in Nigeria

  • Start-up-Szene in Lagos boomt

    In der größten Metropolregion Afrikas bieten Inkubatoren und Acceleratoren Unterstützung für Start-ups. Größter Hemmschuh ist der Zugang zu Finanzierung.

    Nigeria verfügt mittlerweile über rund 3.000 Start-up-Unternehmen und konnte im Jahr 2021 fast 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) an Kapital sammeln. Damit steht Nigeria erneut an der Spitze bei Investitionen in Start-up-Unternehmen. Dies geht aus dem Investment Report des in London ansässigen Marktforschungsunternehmens Briter Bridges hervor, das dafür rund 740 veröffentlichte Deals analysierte. Besonders erfolgreich sind technologieorientierte Unternehmen in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Gesundheit und Landwirtschaft.

    Start-up-Sektor wächst seit Jahren

    Nigerias Start-up-Sektor entwickelt sich seit etwa 10 bis 15 Jahren rasant. Ein besonderer Unternehmens- und Gründergeist sowie eine hohe Technikaffinität zeichnet die vor allem jungen Entrepreneure aus. Lagos beherbergt die meisten Start-ups, gefolgt von Abuja, Ibadan, Kano und Ada. Die Wirtschaftsmetropole Lagos bietet gute Bedingungen für Jungunternehmern, hier gibt es die meisten Inkubatoren und Acceleratoren sowie zahlreiche Tech- und IT-Firmen.

    Daneben spielen Universitäten und der Aufbau von Netzwerken eine wichtige Rolle. Vor allem drei Universitäten stechen in Bezug auf Absolventen als erfolgreiche Start-up-Gründer hervor: Die Obafemi Awolowo University (OAU) im Bundesstaat Osun, die Covenant University (CU) im Bundesstaat Ogun und die University of Lagos (UNILAG). So haben Absolventen der OAU das Personalvermittlungsunternehmen Jobberman, den Finanzdienstleister Kudi (seit April: Nomba) und das AgriTech-Unternehmen FarmCrowdy gegründet.

    Wichtige Kontakte können Gründer zudem in den zahlreichen Hubs und Communities knüpfen. Die Google Developer Group Lagos ist eine Community, bei der sich Entwickler, Designer und Tech-Enthusiasten regelmäßig treffen, um sich zu Google-Produktionen und -Plattformen auszutauschen.

    Auswahl an Inkubatoren und Acceleratoren in Nigeria

    Name

    Fokus

    Anmerkungen

    Co-Creation Hub

    Inkubator, Accelerator, Community, Funding

    Fokus auf Social-Tech-Unternehmen; bietet Pre-Inkubator-, Inkubator- und Accelerator-Programme an

    MEST (Meltwater Entrepreneurial School of Technology)

    Accelerator, Funding

    Fokus auf E-Commerce, Digital-Media, Agri-Tech, Fin-Tech und Health-Tech. Bietet Accelerator-Programm an

    Google for Start-ups

    Accelerator

    Fokus auf maschinelles Lernen und KI

    Itanna

    Accelerator, Funding

    Fokus auf Tech-Unternehmen

    Adaverse

    Accelerator

    Fokus auf Tech-Unternehmen im Bereich Blockchain

    Founder Institute

    Accelerator, Funding

    Offen für alle Branchen

    (TEEP) Tony Elumelu Entrepreneurship Programme

    Accelerator, Funding

    Offen für alle Branchen

    The Bulb Africa

    Inkubator

    Fokus auf Tech-Unternehmen

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Tech-Unternehmen boomen

    Der niedrige Entwicklungsstand in sämtlichen Infrastrukturbereichen, im Gesundheitssektor und bei Dienstleistungen bietet ein großes Potenzial für innovative Lösungen. Vor allem in den Bereichen FinTech, HealthTech, AgriTech und E-Commerce sind die meisten Start-up-Unternehmen aktiv. Sie entwickeln digitale Lösungen, die Herausforderungen in wichtigen Branchen wie in der Landwirtschaft, im Gesundheits- und Finanzdienstleistungssektor erleichtern oder mit deren Hilfe Probleme im Alltag bewältigt werden können.

    Einige Start-ups sind sogar so erfolgreich, dass sie einen Einhorn-Status erlangt haben, also eine Marktbewertung von 1 Milliarde US$. Die meisten afrikanischen Start-ups mit sogenanntem Einhorn-Status kommen aus Nigeria. 

    Das erste "Einhorn" Afrikas und wohl bekannteste Start-up Nigerias ist Jumia - auch Amazon Afrikas genannt. Es wurde im Jahr 2012 gegründet und startete im Bereich Onlinehandel. Weitere Einhörner wie Interswitch, Flutterwave und Chipper cash bieten digitale Zahlungssysteme an, die über das Mobilfunktelefon abgewickelt werden können. FinTech-Unternehmen sind so erfolgreich, weil vielerorts die Menschen kaum Zugang zum Finanzsektor haben. So verfügen die meisten Nigerianer weder über ein Bankkonto noch über eine Versicherung.

    Top Start-ups in Nigeria

    Name

    Branche

    Jumia

    Online-Handel

    Flutterwave

    FinTech

    Andela

    Personalvermittlung

    Opay

    FinTech

    Chipper Cash

    FinTech

    Farmcrowdy

    AgriTech

    Thrive Agric

    AgriTech

    Hello Tractor

    AgriTech

    Reliance Nigeria

    InsurTech

    54gene

    HealthTech

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Ökosystem soll durch neues Gesetz verbessert werden

    Trotz vieler Erfolgsgeschichten sehen sich Gründer mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Der größte Hemmschuh ist die Finanzierung. Vor allem Lagos ist teuer, Preise für Strom und Internet hoch und die Versorgung ist zudem unzuverlässig. Oft die einzige Möglichkeit an Gelder zu kommen, ist die Teilnahme an Inkubator- oder Accelerator-Programmen.

    Manche Unternehmen wandern zudem ins Ausland ab, sobald sie erfolgreich sind. Die Verlegung des Sitzes ins Ausland außerhalb Nigerias hat mehrere Gründe. Das Geschäftsumfeld mit hohen Kosten für Zulassungen und Lizenzen, einer hohen Steuerlast und einer langsam arbeitenden Bürokratie gilt als unattraktiv. Eine Entlastung für Start-ups durch eine sogenannte regulatory sandbox gibt es nicht. Unternehmen zieht es deshalb in unternehmensfreundlichere Jurisdiktionen, vor allem in den USA. Dort ist es meist auch einfacher an Kapital zu kommen, zumal der überwiegende Teil der Investitionen von US-Investoren stammt.

    Ein neues Gesetz, die Start-up Bill, sieht eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Start-up-Unternehmen vor. Jungunternehmen erhalten unter bestimmten Voraussetzungen eine offizielle Zulassung und Bezeichnung als Start-up, die dann speziell gefördert werden sollen. So sieht das Gesetz die Einrichtung eines Seed-Funds und die Unterstützung akademischer Einrichtungen, die auf Gründungsentwicklung ausgerichtet sind, sowie spezielle Steueranreize vor. Der Abbau bürokratischer Hürden für Start-ups sowie die Einrichtung von Hubs und Innovationsparks sind weitere Eckpfeiler des Entwurfs, der Nigeria als führendes Technologiezentrum in Afrika positionieren möchte.

    Von Corinna Päffgen | Accra

  • Ausländische Kapitalgeber investieren nach Corona wieder kräftig

    Bislang ist der Zugang zu Finanzierung die größte Herausforderung für Start-ups. Es gibt aber Silberstreifen am Horizont.

    Der nigerianische Start-up-Sektor hat sich seit einigen Jahren einen internationalen Ruf aufgebaut. Zwar ist für viele Jungunternehmen der schwierige Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten der größte Hemmschuh, das Finanzumfeld dürfte sich jedoch stetig verbessern. Vor allem private Investoren haben afrikanische und insbesondere nigerianische Start-ups schon länger im Blick.

    Das meiste Kapital kommt aus dem Ausland

    Start-ups in Nigeria werden überwiegend privat finanziert, Bankkredite sind eher unüblich. Lokale Investoren sind dabei vor allem in der Frühphase aktiv. Das Kapital bei großen Investitionen kommt hingegen regelmäßig aus dem Ausland. Die Covid-19-Pandemie hat der Investitionsfreude keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Das Jahr 2021 war ein Rekordjahr für afrikanische Start-ups. Besonders Nigeria konnte profitieren. Das meiste Risikokapital ist in nigerianische FinTech-Unternehmen geflossen.

    Wurden im Jahr 2020 afrikaweit noch 2,4 Milliarden US-Dollar (US$) an Risikokapital gesammelt, haben sich die Investitionen mit 4,6 Milliarden US$ im Jahr 2021 fast verdoppelt. Davon flossen etwa 1,5 Milliarden US$ nach Nigeria. Der Trend zeigt seit etwa 5 Jahren klar nach oben. Im Jahr 2017 hatte das Investitionsvolumen "nur" 640 Millionen US$ betragen. Die Risikokapitalgeber stammen überwiegend aus den USA, gefolgt vom Vereinigten Königreich, Südafrika und Kanada. Unter ihnen sind Accel, endeavor Catalyst, Softbank Group, partech und Bezos Expeditions. Vor Ort vertreten sind unter anderem der Acumen Fund und Bamboo Capital Partners. Daneben investieren große Finanzdienstleister wie Visa und Mastercard direkt in Jungunternehmen oder finanzieren Inkubatoren und Events.

    Inländische Fördermöglichkeiten werden ausgebaut

    Gerade die Anfangsphase (Pre-Seed und Seed-Phase) ist für Start-ups herausfordernd. Unternehmen, die nicht die Möglichkeit haben, an Inkubatoren- und/oder Acceleratoren-Programmen teilzunehmen, schaffen es nur schwer, an Kapital zu kommen.

    Abhilfe soll hier unter anderem das neue Start-up-Gesetz schaffen, dass junge Gründer vielfältig fördern möchte, indem es unter anderem die Verbesserung des Zugangs zu Finanzierung vorsieht. Dazu wird ein eigener Start-up Investment Seed Fund gegründet. Der Fund soll qualifizierte Start-ups mit Zuschüssen und der Gewährung von Darlehen unterstützen. Das Gesetz wurde bereits vom Parlament verabschiedet und wartet nun auf die Ausfertigung durch den Präsidenten.

    Daneben existieren bereits einige private und öffentliche Initiativen, die Entrepreneurship vor allem von jungen Menschen fördern. Mit dem YouWIN (Youth Enterprise With Innovation In Nigeria) Connect Nigeria Programm des Bundesfinanzministeriums und dem Youth Entrepreneur Support (YES) Programm der Bank of Industry werden junge Menschen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen unterstützt. Das Lagos Angel Network ist eine Community von Business Angels, die Start-ups Pre-Seed und Seed Funding anbieten sowie als Mentoren zur Seite stehen.

    Von Corinna Päffgen | Accra

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkung

    Germany Trade & Invest (GTAI)

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Wirtschaft.

    Delegation der deutschen Wirtschaft Nigeria (AHK Nigeria)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit eigenem Kompetenzzentrum für Innovationen und Start-up.

    GIZ Nigeria

    Die GIZ unterhält u.a. die Initiative Make-IT in Africa mit Fokus auf GreenTech und Smart-City Lösungen sowie die Förderung von Start-ups.

    Afrikanische Entwicklungsbank

    Die Kampagne Boost Africa ist eine gemeinsame Initiative mit der Europäischen Investitionsbank, die Start-ups fachlich und finanziell unterstützt.

    Africa Tech Summit

    Konferenz zu FinTech und Krypto, findet am 27. und 28.9.2022 in Accra (Ghana), am 24.11.2022 in London und am 15.2. und 16.2.2023 in Nairobi (Kenia) statt.

    Lagos Startup Week

    Regelmäßig stattfindende Tech-Konferenz für Start-ups in Lagos.

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