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Ostafrika bietet Projekte in der Nahrungsmittelindustrie
Hohe Kaffeepreise fördern Investitionen auch in den Anbauländern Ostafrikas. Geld fließt zudem in die Verarbeitung von Tee, Früchten und Speiseöl - und in die Getränkeindustrie. (Stand: 30.01.2025)
05.03.2025
Von Ulrich Binkert | Bonn
- Nahrungsmittel- und Getränkemultis investieren in Tansania
- Äthiopien will mehr am Kaffee verdienen
- In Kenia tut sich was bei Öl, Tee und Kaffee - und Verpackungen
- Ruanda sucht in großem Stil Agrar- und Nahrungsmittel-Investoren
- Bierkrösus auf Mauritius mit Modernisierungsplan
- Burundi fördert Kaffeesektor
- Uganda plant eine Rösterei
Nahrungsmittel- und Getränkemultis investieren in Tansania
Der tansanische Nahrungsmittel-Multi Bakhresa plant gut 8 Millionen US-Dollar (US$) in den Ausbau seiner Obstverarbeitung zu investieren. Dazu soll die Konzerngesellschaft BFP die Verarbeitungskapazität in ihrem Werk Mwandege in der Küstenregion Mkuranga bis zum Ende des Geschäftsjahres von 45.000 auf 100.000 Tonnen erhöhen. Nach einer Meldung von Ende 2024 produziert BFP in neun tansanischen Fabriken unter anderem Fruchtsaft, Speiseeis sowie Trinkwasser. Für den Ausbau und die Erneuerung seiner Kapazitäten habe das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren 83 Millionen US$ investiert. Knapp 5 Millionen US$ flossen demnach unter anderem in eine neue Verpackungsmaschine, um die Marke "African Fruit" aufzuwerten.
Auch in Tansania wächst das Interesse am Kaffeegeschäft. Regierung und Unternehmen wollen mehr Wertschöpfung im Land selbst erzielen. Das Tanzania Coffee Board (TCB) hofft, den Anteil von Röstkaffee bis 2025 auf 15 Prozent zu steigern. Bisher seien es 7 Prozent, so ein Bericht vom November 2024. Einheimische Farmer und Anbaugenossenschaften würden ihren Kaffee zunehmend selbst rösten und verpacken. Auch das TCB unterstützt diese Aktivitäten. Bislang exportiert Tansania den Großteil des im Land angebauten Kaffees. Die Behörden wollen außerdem den bislang schwachen Inlandskonsum ankurbeln.
Das Unternehmen Varun Beverages (VBL), das in Indien für den US-Nahrungsmittel und Getränkemulti PepsiCo produziert, übernimmt für gut 150 Millionen US$ den tansanischen Pepsi-Abfüller SBC Beverages Tanzania. Die Übernahme muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden. VBL expandiert in Afrika und hat unter anderem angekündigt, für 50 Millionen US$ eine Pepsi-Fabrik in der DR Kongo zu bauen. Tansanias gesamte Getränkeindustrie erwirtschaftete 2023 nach Angaben des Tanzania Investment Centre (TIC) einen Umsatz von rund 3 Milliarden US$ - 0,5 Milliarden US$ mehr als im Vorjahr. Dabei entfielen 0,73 Milliarden US$ auf Spirituosen. Den Anteil der Importe am gesamten Getränkemarkt beziffert das TIC auf 20 bis 30 Prozent. Dank "anhaltender Investitionen in lokale Produktionskapazitäten" werde Tansania in den nächsten zwei bis drei Jahren den Großteil der Importe ersetzen.
Äthiopien will mehr am Kaffee verdienen
Ein Vermarktungsabkommen zwischen der Neumann Kaffee Gruppe und dem äthiopischen Midroc-Konzern umfasst nach Presseberichten vom November 2024 auch die Verarbeitung und Lagerung von Kaffee in Addis Abeba. Äthiopiens Regierung hatte im März 2024 den Handelssektor des Landes für ausländische Firmen geöffnet. Zuvor war es Importeuren nicht erlaubt, direkt ins Ausland zu verkaufen oder anderweitig im Land zu handeln. Neumann ist dem Vernehmen nach einer der größten Abnehmer von äthiopischem Kaffee und hat seit 2007 ein Vertretungsbüro in Addis Abeba.
Äthiopiens Kaffeesektor ist von Millionen Kleinbauern geprägt. Diese Bauern haben nur wenige Daten über ihre Parzellen und den Anbau, der meist unter Bäumen stattfindet. Damit ist der Sektor schlecht vorbereitet auf die Entwaldungsverordnung der wichtigen Abnehmerin EU, die umfassende Informationen verlangt. Nun plant Äthiopien ein nationales Online-Waldregister zur Verbesserung der Waldbewirtschaftung und -erhaltung einzurichten. Das Geld dafür soll aus dem rund eine halbe Milliarde US$ schweren Topf kommen, den der Klimainvestitionsfonds gemeinsam mit der Weltbank und anderen Finanzierungspartnern für Äthiopien eingerichtet hat.
Im Jahr 2022 erwirtschaftete Äthiopien fast 40 Prozent seiner Exporteinnahmen mit Kaffee. Der Sektor profitiert von steigenden Mengen und den gestiegenen Weltmarktpreisen. Im Fiskaljahr bis Juni 2024 erreichte der Export einen Mengenrekord und Umsätze von 1,45 Milliarden US$. Mit 908 Millionen US$ gab es im darauffolgenden Halbjahr einen weiteren kräftigen Anstieg. Allerdings exportiert Äthiopien fast ausschließlich grünen Kaffee. Die Verarbeitung und damit ein Großteil der Wertschöpfung findet im Ausland statt.
"Das Management muss über die Zukunft des Projektes erst noch entscheiden." So oder ähnlich zitiert die Presse mehrfach aus einem Prüfbericht über die halbfertigen oder zerstörten Zuckerraffinerien in Äthiopien. Der Bericht umfasst den Zeitraum bis Juni 2022 und wurde von der staatlichen Ethiopian Sugar Industry Group (ESIG) im September 2024 online gestellt. Für die Fertigstellung der Projekte scheint durchweg das Geld zu fehlen. Allein 42 Milliarden Birr, nach aktuellem Wechselkurs rund 320 Millionen US$, fehlen für die Welkayit Sugar Plant in der Nordprovinz Tigray, die bei Ausbruch des dortigen Bürgerkriegs 2020 noch im Bau war und danach beschädigt wurde. Die Regierung sucht seit geraumer Zeit Investoren für mehrere ESIG-Zuckerprojekte.
In Kenia tut sich was bei Öl, Tee und Kaffee - und Verpackungen
Der kenianische Rapsölproduzent Agventure hat eine Finanzierung über 9,5 Millionen US$ vom Agrarinvestor AgDevCo erhalten. Einem Bericht vom November 2024 zufolge produziert Kenia jährlich nur 80.000 Tonnen Speiseöl, bei einem Verbrauch von 900.000 Tonnen. Der Marktumsatz würde von 540 Millionen US$ im Jahr 2023 auf 950 Millionen im Jahr 2028 steigen. Agventure wird als 2010 gegründetes "Kollektiv" von Bauern, Forschern und Unternehmern beschrieben, das sich "regenerativen Produktionsverfahren" verschrieben hat.
Der staatliche Kaffeeproduzent New Kenya Planters Co-Operative Union will 250 Nassmühlen bauen und damit seine Verarbeitungskapazität auf 30.000 Tonnen nahezu verzehnfachen. Außerdem plant das Unternehmen laut einer Mitteilung vom November 2024, seine 24 Lager zu modernisieren. Aktuell arbeite man am Lager Sagana und verbessere das neue Labor.
Fast neun Jahre nach dem Projektstart sollte in Kenia der Bau der Madala Tea Factory Ende 2024 wieder aufgenommen werden, so eine Meldung vom Oktober 2024. Die zuständigen Behörden im Unterbezirk Shinyalu ermöglichten dies nach eigenem Bekunden mit einer Finanzierung von umgerechnet 5,7 Millionen US$.
Die staatliche Kenya Tea Development Agency (KTDA) hat laut einer Meldung vom November 2024 die Software von SAP in allen 71 Fabriken eingeführt. Den Bau neuer privater Teefabriken will das Agrarministerium der Meldung zufolge erst dann genehmigen, wenn die bestehenden privaten Verarbeiter umfassend auditiert wurden. Bei "gewissen privaten" Branchenunternehmen gebe es Qualitätsprobleme, während die KTDA hier vorbildlich sei, zitiert die Presse den zuständigen Ministerialbeamten.
Kenias Regierung strebt eine Besteuerung von Verpackungsmaterialien an. Die Extended Producers Responsibility Regulations 2024 würden laut Presseberichten unter anderem importierte Verpackungen und verpackte Waren mit umgerechnet gut 1 US$ belasten und Herstellerorganisationen mit einer fünfprozentigen Abgabe belegen. Nach Presseberichten vom Dezember letzten Jahres hat das Parlament die Verordnung noch nicht verabschiedet. Die Alcoholic Beverages Association of Kenya protestiert dagegen. Sie argumentiert, dass die Auflagen die Herstellung von Alkoholika um bis zu 70 Prozent verteuern würden.
Ruanda sucht in großem Stil Agrar- und Nahrungsmittel-Investoren
Rundas Landwirtschaftsministerium hat im Oktober 2024 fünf "Investitionschancen" mit einem Gesamtvolumen von 785 Millionen US$ veröffentlicht. Den Rahmen dafür bildet die "Hand-in-Hand"-Initiative der UN-Agrarorganisation FAO, die Details zu den Vorhaben veröffentlicht hat. Ein Großteil des Geldes soll in die Landwirtschaft fließen, ein weiterer Teil in die Nahrungsmittelverarbeitung. Geplant sind unter anderem eine neue Teefabrik im Bezirk Nyamagabe sowie eine Verarbeitungs- und Lagereinrichtung für Kartoffeln. Im Geflügelbereich nennt das Ministerium eine Brüterei für Legehennen und eine Aufzuchtfarm sowie eine Futterverarbeitungsanlage und Silolager für Geflügel- und Schweinefutter. Die hierfür notwendigen Investitionen beziffert die FAO auf 170 Millionen US$. Für Rinder sind es 40 Millionen US$, einschließlich der Aufstockung des Viehbestandes.
Ruandas Agrarministerium will bis Juni 2025 mehrere Trocknungsanlagen für Zwiebeln und Chilis errichten. Die für die Hauptstadt Kigali geplante Anlage soll einer Meldung vom Dezember 2024 zufolge knapp 1,6 Millionen US$ kosten und täglich 40 Tonnen trocknen können. Fünf weitere Stationen in der Provinz schlagen demnach mit jeweils 0,67 Millionen US$ zu Buche. Die Ausrüstungen würden insgesamt 1,2 Millionen US$ kosten. Die Behörden hoffen mit dem Projekt die Nachernteverluste von 30 auf 8 Prozent zu drücken.
Luxmi Tea aus Indien kündigte im Dezember 2024 die Übernahme des ruandischen Teeerzeugers Sorwathe an. Luxmi ist laut Presse bereits stark in Ruanda vertreten und hat 2019 dort 30 Millionen US$ in den Ausbau der Rugabano Tea Factory investiert.
Das Rwanda Agriculture and Animal Resources Board plant den Bau eines Zentrums für die Erforschung und Züchtung von Fischen. Laut einer Meldung vom Dezember 2024 sollen in der Anlage jährlich zwischen einer Million und drei Millionen Zuchttiere produziert werden. Ziel ist es, mehr Fisch im eigenen Land zu produzieren und Importe zu reduzieren.
Bierkrösus auf Mauritius mit Modernisierungsplan
Phoenix Beverages in Mauritius will in den kommenden zwei Jahren wichtige Produktionslinien modernisieren, den Energieverbrauch optimieren und die Nachhaltigkeit des Unternehmens verbessern. Eine Investitionssumme dafür wurde in einer Pressemitteilung vom November 2024 nicht genannt. Die größte Brauerei des Inselstaates steigerte demnach im vergangenen Geschäftsjahr (Juni 2024) ihren Umsatz in Landeswährung um 7 Prozent auf umgerechnet 269 Millionen US$. Der Gewinn stieg sogar um 49 Prozent auf 24 Millionen US$. Ein Teil der getätigten Investitionen in Höhe von 9 Millionen US$ sei bereits in die Modernisierung der Anlagen geflossen.
Burundi fördert Kaffeesektor
Der Kaffeehändler JNP Coffee will in Burundi eine Trockenmühle für Microlot-Kaffee bauen und eine "Coffee Academy of Burundi" einrichten. Das Geld dafür soll die Entwicklungsorganisation USAID beisteuern. Kaffee macht in Burundi 40 Prozent der Exporterlöse aus und ist die Lebensgrundlage für fast zwei Drittel der Bevölkerung. Microlot-Kaffee kommt von sehr kleinen Anbauflächen, mit geringen Mengen und sorgfältiger Verarbeitung.
Uganda plant eine Rösterei
In Uganda plant die neu gegründete Mwanyi Terimba Coffee Company den Bau einer Anlage zur Verarbeitung von grünem Kaffee und einer Rösterei. Die Behörden von Buganda, dem größten der traditionellen Königreiche des Landes, haben dafür das notwendige Land zugeteilt.