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Ostafrikas Getränke- und Zuckerhersteller mit Projekten
Äthiopien kriselt, trotzdem investieren dort Wasserabfüller oder Fleischverarbeiter. In Kenia und Uganda gibt es neue Teefabriken, in Malawi bald Strom und Dünger aus Zuckerrohr.
19.09.2022
Von Ulrich Binkert | Bonn
- Äthiopien: Wasserabfüller kaufen vor allem chinesische Maschinen
- Kenia: Mikrobrauerei, Tee, Silos – und Kerry aus Irland
- Tansania: Medien berichten über neues Zuckerprojekt
- Uganda: Araber wollen Teefabrik bauen
- Ruanda: Schweineschlachtung soll effizienter werden
- Malawi: Strom und Dünger aus Zuckerrohrabfällen
Äthiopien: Wasserabfüller kaufen vor allem chinesische Maschinen
In Äthiopien treiben die Wasserabfüller Projekte voran, obwohl sie aktuell deutlich mehr für Kunststoff bezahlen müssen und über eine sinkende Nachfrage berichten. Die Hersteller Belima, OK Bottling, Geramba und SBG haben Expansionspläne, hieß es bei der Ethiopian Beverages Manufacturing Industries Association (EBMIA) im Mai 2022. Top Water, der sich als Marktführer mit einem Anteil von 16 Prozent sieht, will nach eigenen Angaben mit einer vierten Abfülllinie 2023 auf eine Kapazität von täglich 200.000 Flaschen (mit meist 0,6 Liter) kommen.
Äthiopiens Wasserabfüller setzen bislang, im Rahmen meist begrenzter Investitionen, ganz überwiegend auf chinesische Technik: Sie haben im Regelfall nur wenig Kapital und tasten sich mit kleinen Mengen in einen boomenden Markt. Top Water allerdings will sich künftig an hochwertiger Technik aus Europa orientieren. Die sei bei höheren Produktionszahlen langfristig preiswerter. Im Markt sei eine Konsolidierung zu erwarten, sagte ein Top-Unternehmensvertreter im Mai 2022. Bis in drei Jahren sei wohl die Hälfte der heutigen Hersteller verschwunden. Die verbliebenen Unternehmen seien dann stärker und würden ebenfalls die Beschaffung teurerer Technik ins Auge fassen. In den vergangenen drei Jahren hat die Branche laut EBMIA jährlich um 17 Prozent mehr investiert, bei einem Umsatzwachstum in ähnlicher Höhe.
Die mit viel internationaler Unterstützung vorangetriebenen Agroindustrieparks (IAIP) füllen sich mit Investoren, allerdings nur langsam. In Bulbula, einem der vier Parks, laufen laut UN-Industrieentwicklungsorganisation UNIDO fortgeschrittene Verhandlungen mit einer chinesischen Firma namens Shire Shanghai, die 120 Millionen US-Dollar (US$) in eine Fleischverarbeitung investieren wolle. Daneben plane dort ein Unternehmen aus Saudi-Arabien Speiseöl herzustellen. Im IAIP Bure baut das chinesische Joint-venture Richland an einer Maisverarbeitung für 150 Millionen US$, die Maschinen dafür sollen aus China kommen.
Kenia: Mikrobrauerei, Tee, Silos – und Kerry aus Irland
East African Breweries (EABL) legte Ende Mai 2022 in Nairobi den Grundstein für eine 8,5 Millionen US$ teure Mikrobrauerei. Die Brauerei, die Ende 2022 fertiggestellt sein soll, umfasst auch eine Erlebnisgastronomie. Mit einem für Ost- und Zentralafrika „nie gesehenen“ Konzept, das auf Erfahrungen des britischen Mutterkonzerns Diageo fußt, soll die neue Brauerei in Kenia nach Hoffnung von EABL eine Touristenattraktion werden.
Der irische Nahrungsmittelhersteller Kerry versucht mit der Eröffnung eines Zentrums für Entwicklung und Anwendung in Kenia im Mai 2022 seine Marktstellung in Ostafrika zu festigen. Im Februar hatten die Iren die Übernahme von Afribon abgeschlossen. Das in Ruanda angesiedelte Unternehmen liefert Geschmacksstoffe unter anderem an die Lebensmittel- und Getränkeindustrie.
EABL kommt bei seinem Plan voran, seine Stromversorgung bis 2030 für insgesamt rund 200 Millionen US$ vollständig auf erneuerbare Quellen umzustellen. Die Tochter Kenya Breweries nahm im Mai 2022 eine 43 Millionen US$ teure Anlage für die Erzeugung von Dampf aus Biomasse in Betrieb. Auch andere Player der Nahrungsmittelindustrie in Kenia setzen zunehmend auf eine eigene Stromerzeugung, was ein Problem ist für den staatlichen Stromversorger Kenya Power.
Der italienische Ölkonzern Eni will in Makueni eine zweite Anlage zur Herstellung von Biotreibstoffen aus Rizinus-, Kroton- und Baumwollsamen örtlicher Erzeuger errichten. Im Juli 2022 ging eine erste Installation in Betrieb. Sie besteht aus einer Presse und einer Sammelstelle und hat eine Kapazität von 15.000 Tonnen, die laut Eni-Pressemitteilung in der “ersten Projektphase” bis 2023 auf 30.000 Tonnen steigen soll. Außerdem sammelt Eni in Kenia nach einer weiteren Pressemitteilung gebrauchtes Speiseöl ein, das nach Italien verschifft werde.
Coca-Cola Beverages Africa (CCBA) hat in seinem Werk Equator Bottlers in Kisumu eine 2 Millionen US$ teure Abwasserbehandlung in Betrieb genommen. Das Unternehmen arbeite an weiteren Projekten zur Bereitstellung von sicherem Wasser, zitiert eine Meldung vom Juli 2022 sinngemäß einen Verantwortlichen von CCBA.
Die Nyayo Tea Zones Development Corporation will „bald“ eine Anlage zur Verarbeitung von Purple Tea und anderen speziellen Teesorten installieren. Es wäre die zweite Produktionslinie in der zweiten Fabrik der Staatsfirma, die im Mai 2022 im Bezirk Kirinyaga fertiggestellt wurde. Kenia ist aktuell der drittgrößte Teeproduzent der Welt und mit einem Anteil von 22 Prozent der größte Exporteur, vermeldete im April die Kenya Broadcasting Corporation.
Giant Millers plant zur Verbesserung seiner Rohstoffversorgung den Bau von Silos. Der Maisverarbeiter hat nach einem Firmenporträt in der Februar-2022-Ausgabe von Food Business Africa Erfolg mit seiner jungen Ugali-Marke „Canna“. Eine Anlage produziere stündlich 4.200 Packungen zur Zubereitung des in Ostafrika verbreiteten Breis aus Maismehl.
Tansania: Medien berichten über neues Zuckerprojekt
An einem 70 Millionen US$ teuren Vorhaben zur Erzeugung von jährlich 100.000 Tonnen Zucker arbeitet die Firma Lake Agro Investment. Aus den suahelisprachigen Berichten vom Juni 2022 geht nicht klar hervor, welchen Stand das Projekt hat, das in Utete im küstennahen Bezirk Rufiji gut 200 Straßenkilometer südwestlich von Daressalam angesiedelt ist.
In Tansania wird das Cereals and Other Products Board (CPB) nach einem Pressebericht vom Juli 2022 mit 8,7 Millionen US$ den Bau neuer Mühlen und Silos finanzieren. Geplant sind demnach eine 2,1 Millionen US$ teure Mais- und Maniok-Mühle mit 125 Tonnen Tageskapazität in Mwanza, eine Maismühle in Mzizma (100 Tonnen) und eine Reismühle im Bezirk Kyela (96 Tonnen). Das staatliche CBP, das für den Handel mit Grundnahrungsmitteln zuständig ist, soll mit dem Geld der Meldung zufolge zudem die Silo- und Lagerkapazität von 120.000 auf 600.000 Tonnen erhöhen.
Uganda: Araber wollen Teefabrik bauen
Ugandas Landwirtschaftsministerium will zusammen mit Elite Agro aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Fabrik zur Verarbeitung von Tee bauen. Nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung im April 2022 durch die beiden Seiten hieß es zudem, man werde nun eine Machbarkeitsstudie für das Projekt erstellen und einen Standort suchen.
Der Vanille- und Kaffeeverarbeiter Einmiri will eine Anlage zur Lagerung und Verarbeitung von Vanille errichten, inklusive eines Labors zur Qualitätskontrolle. Geplant ist nach einem Bericht vom Juli 2022 auch die Beschaffung von Technik zur Trocknung und Verarbeitung von Arabica-Kaffee. Die 2019 gegründete Firma, die eigentlich als Plattform kleine Erzeuger mit Abnehmern verbindet, erhielt für diese Vorhaben eine 0,5-Millionen-US$-Kapitalspritze des Yield Uganda Investment Fund.
Ruanda: Schweineschlachtung soll effizienter werden
Die ruandische Regierung will „mindestens“ zehn kleine Schlachthöfe für Schweine errichten. Nach einer Information vom Mai 2022 stellen die Behörden dafür 1,4 Millionen US$ bereit. Nach dem Rwanda Livestock Master Plan sollte, bei steigender Nachfrage, die Produktion von Schweinefleisch bis Ende 2022 dreimal so hoch sein wie die geschätzt 23.000 Tonnen im Jahr 2019.
Bei einem Bestand von 1,38 Millionen Schweinen in Ruanda werden die Tiere bisher meist „im Busch und an anderen minderwertigen Orten“ geschlachtet, so das Rwanda Agricultural and Animal Resources Development Board. Auch Einrichtungen für die Verarbeitung kleinerer Tiere wie Geflügel sowie Schafen und Ziegen sollen verbessert werden. Bis 2023 sollen zwei moderne Schlachthöfe und Verarbeitungsbetriebe entstehen.
Malawi: Strom und Dünger aus Zuckerrohrabfällen
In Malawi hat die Ethanol Company (EthCo) Ende April 2022 den Bau einer 6,4 Millionen US$ teuren Anlage zur Behandlung seiner Abwässer angekündigt. Aus jährlich 218.000 Kubikmetern soll granulierter Kaliumdünger entstehen sowie, über Fermentierung, Biogas, das wiederum 2 Megawatt Strom für den Eigenverbrauch erzeugen soll. EthCo verwendet zur Herstellung von Äthanol Molasse aus der Zuckerherstellung, das hauptsächlich vom südafrikanischen Konzern Illovo stammt.