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Zucker, Fische, Milch - Ostafrika baut Verarbeitung aus
Bei den Projekten in Kenia, Tansania, Äthiopien oder Uganda geht es auch um Kartoffeln, Tee oder Speiseöl. Kenias Einzelhandel expandiert weiter.
07.06.2023
Von Ulrich Binkert, Carolina Zishiri | Bonn
Zuckerfabrik in Kenia geplant
Angata Sugar Mills bereitet den Bau einer Zuckerfabrik für 33,5 Millionen US-Dollar (US$) vor. Die Anlage soll in Transmara im Bezirk Narok im Südwesten Kenias gebaut werden und zudem eine Klär- und Wasseraufbereitungsanlage umfassen. Das Unternehmen bemüht sich nach einer Meldung vom März 2023 um eine Genehmigung der kenianischen Umweltbehörde NESA und hat eine Studie zur Umwelt- und Sozialverträglichkeit der Anlage eingereicht.
Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Firma Select Fresh Produce Kenya und dem britischen Urban Economic Development Programme entsteht in Kenia eine 18,5 Millionen US$ teure Fabrik zur Verarbeitung von Kartoffeln (Irish potatoes) und Süßkartoffeln. Die Anlage in Iten im westkenianischen Bezirk Elgeyo Marakwet soll im ersten Jahr nach der Fertigstellung 60.000 Tonnen frische und gefrorene Kartoffeln verarbeiten. Der Meldung vom Februar 2023 zufolge, sollen die Produkte auch nach Europa gehen.
Der kenianische Fischzüchter Victory Farm erhielt eine Finanzierung von 35 Millionen US$ von Creadev und anderen Gebern von Venture-Kapital. Der Erzeuger der Buntbarsch-Art Tilapia will damit seine Aktivitäten in Kenia, Ruanda, Äthiopien, Uganda und Tansania ausweiten, hieß es in einer Meldung im April 2023, ohne weitere Details. Das Unternehmen betreibt auch einen Verarbeitungsbetrieb und plant 2023 ein Futtermittelwerk in Betrieb zu nehmen. Dieses Joint Venture namens Samakgro entsteht früheren Meldungen zufolge in der Stadt Naivasha.
Der staatliche Milchverarbeiter New Kenya Cooperative Creameries (NKCC) fordert von den Behörden knapp 4 Millionen US$, um die Modernisierung seiner Anlagen abzuschließen. Zuvor hatte NKCC Einrichtungen in sieben Bezirken des Landes für insgesamt rund 15 Millionen US$ erneuert und eine neue Molkerei gebaut, so eine Meldung vom Februar 2023.
Im März 2023 wurde bekannt, Pearl Dairy aus Uganda plane, mit Unterstützung der staatlichen Finanzierungsagentur Kenya Development Corporation, in Molkereibetriebe in Kenia zu investieren. Das solle den Wettbewerb anschieben; davor hatte Kenia zeitweise den Import von Milch aus Uganda verboten. In Kenias Molkereisektor herrscht Pressinformationen zufolge ein Oligopol: Das Unternehmen Brookside beherrscht demnach 40 Prozent des Marktes, NKCC 25 Prozent, Sameer Agriculture and Livestock 14 Prozent und Githunguri Dairy Cooperative 12 Prozent.
Die Kenya Tea Development Agency (KTDA) will 13 neue Maschinen beschaffen und bekam dafür von der Regierung 6,4 Millionen US$ versprochen, so eine Meldung vom Januar 2023. Man habe derzeit elf voll ausgelastete Fabriken und wolle in den nächsten anderthalb Jahren 15 weitere an den Start bringen. Mit den neuen Anlagen möchte KTDA auch mehr "orthodoxen Tee" herstellen. Bisher beruhe die Produktion auf CTC (Cutting, Tearing and Curling). Für die Umstellung vereinbarte das Tea Board of Kenya im März eine Zusammenarbeit mit der chinesischen Fujian Starchina International Trade. Daneben kündigte das Landwirtschaftsministerium im Februar 2023 an, die Besteuerung auf Verpackungsmaterial abzuschaffen. Dies werde die Verpackungskosten um etwa 30 Prozent senken.
Kenias Einzelhandel investiert weiter. Nach einer Meldung vom April 2023 öffnete Quickmart Supermarket kürzlich in Nairobis Stadtteil Kileleshwa sein 57. Geschäft. Auch Carrefour soll in Kenia und im benachbarten Uganda Expansionspläne haben, nachdem in Kenia die Umsätze in Landeswährung 2021 um ein Viertel gestiegen waren. Die französische Marke betreibt 19 Läden im Land, davon nur vier außerhalb der Hauptstadt. In einem Geschäft nahm sie kürzlich den ersten Selbstzahler-Service Kenias in Betrieb, was Analysten auch als Zeichen hohen Wettbewerbs werten. Der stationäre Einzelhandel habe noch einigen Raum zur Entwicklung neben dem E-Commerce. Treiber seien nicht nur Verstädterung und Einkommenszuwächse, sondern auch eine Vorliebe der Verbraucher für physischen Einkauf – selbst Amazon habe in Kenia Geschäfte eröffnet. Kenias Einzelhandel liege in Afrika in der Entwicklung an zweiter Stelle, mit einem Umsatzanteil von Supermärkten und anderen größeren Marktteilnehmern von 30 bis 40 Prozent.
Tansania baut mit Spanien eine Fischverarbeitungsfabrik
Die tansanische Behörde für Hochseefischerei DFSA plant zusammen mit dem spanischen Hochseefischereiunternehmen Pacific Star den Bau einer Fischverarbeitungsfabrik im Wert von rund 10 Millionen US$. Die Fabrik soll in Tanga entstehen, 100 bis 200 Tonnen Fisch pro Tag verarbeiten und etwa 100 Arbeitsplätze schaffen.
Nach Meldungen vom Februar 2023 beauftragte Tansanias Regierung das marokkanische Phosphatunternehmen OCP mit dem Bau einer Düngemittelmischanlage auf 15 Hektar Land in Kisarawe im Osten des Landes. Details wurden trotz entsprechender Ankündigungen bisher nicht bekannt. Erste Gespräche zu diesem Projekt gab es schon 2016. Es hat sich dann offenbar nichts getan bis zu einem Besuch der tansanischen Präsidentin im Senegal. Das Vorhaben scheint jetzt wieder oben auf der politischen Agenda zu stehen und hat mediale Aufmerksamkeit bekommen.
Äthiopien setzt auf Verarbeitung in Agro-Industrieparks
Verarbeiter von Tomaten, Avocadoöl, Milch und Futtermitteln wollen sich im Bulbula Integrated Agro Industrial Park niederlassen. Nach einer Vereinbarung mit der Oromia Industrial Park Development Corporation vom Februar 2023 geht es dabei um insgesamt rund 30 Millionen US$. Details dazu sind nicht bekannt. Die äthiopischen Agro-Industrieparks führen teils lange Listen mit tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Investitionen.
Das äthiopische Gemüsebau-Unternehmen WoubGet Holdings will 6,5 Millionen US$ in ein Kühlhaus in Modjo investieren. Es soll auf 2,5 Hektar Fläche und in Zusammenarbeit mit der britischen Kältetechnikfirma InspiraFarms entstehen, so eine Meldung vom März 2023. Das etwa 70 Kilometer von Addis Abeba entfernte Modjo liegt am Verkehrskorridor zum Hafen Dschibuti und ist mit Abstand Äthiopiens größter Güter-Umschlagplatz (dry port). Dort will seit Jahren auch das niederländische Konsortium Flying Swans einen größeren "Cool Port" errichten. Der Stand dieses Projektes ist allerdings unklar.
BGI investierte nach einer Meldung vom Jahresanfang rund 9 Millionen US$ in seine neu übernommene Brauerei Meta Abo. Die Tochtergesellschaft des französischen Getränkekonzerns Castel Group kaufte damit neue Maschinen und Generatoren, um die Produktionskapazität zu erhöhen.
Uganda investiert in Milchverarbeitung
Pearl Dairy will die Kapazität seiner Milchpulverfabrik in Uganda ausweiten. Dafür verhandelt Ugandas größter Milchverarbeiter über einen 35-Millionen-US$-Kredit mit der Weltbank-Tochter IFC. Nach einer IFC-Information von Anfang April 2023 sind 21 Millionen US$ davon für das Milchpulverwerk und den Erwerb einer Verpackungsfabrik in Kenia vorgesehen, der Rest des Kredites für eine Umschuldung.
Inyange Industries will im Mai 2023 seine schon länger geplante, 45 Millionen US$ teure Milchverarbeitungsanlage im Bezirk Nyangatare in Betrieb nehmen. Die Molkerei des führenden Unternehmens in Ruandas Agroindustrie kann laut Presseberichten pro Tag 650.000 Liter Milch zu 50.000 Kilogramm Milchpulver verarbeiten.
Uganda Breweries hat eine rund 11 Millionen US$ teure Produktionslinie in Betrieb genommen. Mit der neuen Anlage kann die Tochtergesellschaft von East African Breweries pro Stunde 30.000 Flaschen zu je 330 Milliliter und 25.000 Flaschen zu je 500 Milliliter abfüllen.
Ruanda plant Düngerproduktion
Der Düngemittelhersteller FOMI mit Sitz in Burundi und Tansania traf Vertreter des Rwanda Agriculture and Animal Resources Development Board, um Pläne für den Bau einer Anlage für organisch-mineralische Düngemittel in Ruanda zu erörtern. Details zu dem Projekt fehlen in der Meldung vom Februar 2023.