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Perus Kupferbergbau investiert 2025 kräftig
Die Bergbaukonzerne investieren Milliarden in den Ausbau bestehender und die Erschließung neuer Kupferminen. GTAI gibt eine Übersicht der größten Projekte.
29.01.2025
Von Janosch Siepen | Bogotá
Peru ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Das gilt besonders für Kupfer. Der Andenstaat verfügt über die weltweit drittgrößten Vorkommen, nach Chile und Australien. Im Jahr 2024 ist die Kupferproduktion aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben, meldet der Informationsdienstleister BNamericas.
Von Januar bis November lag die Produktion bei insgesamt 2,47 Millionen Tonnen. Damit dürfte die angestrebte Menge von 2,9 Millionen Tonnen im Gesamtjahr nicht erreicht worden sein. Für 2025 erwartet der Bergbauverband SNMPE eine Produktion von 2,8 Millionen Tonnen.
Zwar bieten die höheren Kupferpreise Anreize, die Produktion zu steigern. Allerdings sinkt der Kupferanteil in den Erzen bei den bestehenden Minen und damit ihre Produktivität. Entsprechend müssen die Bergbaufirmen mehr investieren. Die peruanische Zentralbank rechnet damit, dass die Bergbauinvestitionen 2025 real um 9,5 Prozent auf 5,9 Milliarden US-Dollar (US$) steigen werden.
Ausbau bestehender Minen und neue Greenfield-Projekte sorgen für Investitionsschub
Laut Perus Energie- und Bergbauministerium MINEM umfasst das Bergbauportfolio des Landes 51 Vorhaben im Wert von 54,5 Milliarden US$. Knapp drei Viertel davon entfallen auf Kupferprojekte. Bei elf Bergbauprojekten mit einem Investitionsvolumen von 8 Milliarden US$ sollen zwischen 2025 und 2026 die Bauarbeiten beginnen.
Im Kupferbereich sorgt vor allem die Erweiterung bestehender Bergwerke für Impulse. Bedeutende Projekte sind der Ausbau der Minen Antamina sowie die Modernisierung von Coroccohuayco.
Für weitere Investitionsschübe sorgen Greenfield-Projekte. Neben dem Großprojekt Zafranal soll nach langen Verzögerungen 2025 auch die Erschließung des Kupferbergwerks Tía María beginnen. Bleiben die Fortschritte bei der Verständigung zwischen dem Projektbetreiber und den lokalen Gemeinden bestehen, könnte das Projekt ab 2027 in Betrieb gehen.
Digitale Plattform für mehr Effizienz
Die fortschreitende Digitalisierung soll die langwierigen Genehmigungsverfahren im Bergbau schlanker machen. Das Ministerium MINEM implementiert derzeit die sogenannte Ventanilla Única Digital (VUD). Über diese digitale Plattform sollen Bergbauinvestoren Genehmigungsverfahren künftig schneller abwickeln können. Die Bearbeitungszeiten sollen von zwei Jahren auf sechs Monate sinken.
Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft
Knapp 40 Prozent der gesicherten und wahrscheinlichen Kupferreserven Perus befinden sich in der Region Arequipa im Süden des Landes, gefolgt von Moquegua (13,5 Prozent) und Piura (11,1 Prozent), so Zahlen von MINEM. Doch das Potenzial ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Aktuell werden laut einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) nur 0,26 Prozent des peruanischen Territoriums erkundet und 1,52 Prozent für den Bergbau genutzt.
Derzeit ringen Peru und die Demokratische Republik Kongo um den Rang als zweitgrößter Kupferproduzent der Welt. Peru muss strukturelle Probleme wie häufige soziale Konflikte und eine schwerfällige Bürokratie in der Branche überwinden, um seine Marktstellung auszubauen.
Ob das gelingt, ist offen. Die Experten der Internationalen Energieagentur gehen davon aus, dass Peru seine Kupferproduktion bis 2030 weiter steigern kann. Mit einem Marktanteil von 10 Prozent wird das Land aber hinter Chile (23 Prozent) und der Demokratischen Republik Kongo (14 Prozent) zurückbleiben.
Wenige Großfirmen dominieren
Perus Kupfersektor wird von wenigen multinationalen Großkonzernen dominiert. Häufig betreiben sie Bergwerke in Konsortien. Größter Produzent des Landes war zwischen Januar und Oktober 2024 Cerro Verde mit einem Marktanteil von 16,8 Prozent. Zu den Anteilseignern zählen Freeport-McMoRan, Sumitomo und Buenaventura.
Auf den weiteren Plätzen folgten:
- Antamina (BHP Billiton, Glencore, Teck, Mitsubishi): 16,4 Prozent
- Southern Perú Copper (Southern Copper): 15,8 Prozent und
- Las Bambas (MMG/China Minmetals, Guoxin, Citic Metal): 11,4 Prozent
Der Bergbau ist wichtig für Perus Wirtschaft. Im Jahr 2023 entfielen 9,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 65,1 Prozent des Gesamtwerts der Exporte auf den Sektor. Die Steuereinnahmen aus dem Bergbau betrugen 2023 etwa 4,3 Milliarden US$. Das waren 10,9 Prozent der Gesamteinnahmen.
China ist wichtiger Akteur
China spielt eine entscheidende Rolle in Perus Kupferwirtschaft. Inzwischen ist die Volksrepublik der wichtigste Investor im Bergbau des Landes und steht für über ein Fünftel des gesamten Bergbauinvestitionsportfolios.
Neue chinesische Kupferprojekte sind unter anderem:
- Chalcobamba
- Ausbau der Mine Toromocho
- Río Blanco
- El Galeno sowie
- der Ausbau des Bergwerks Ferrobamba
Mehr als 70 Prozent des peruanischen Kupfers werden zur Weiterverarbeitung nach China exportiert. Dadurch ist Peru - wie der Kupfermarkt weltweit - stark von der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft abhängig.
Soziale Konflikte und illegaler Bergbau sind Risiken
Der Bergbau ist regelmäßig Gegenstand von Konflikten mit der lokalen Bevölkerung. Dabei geht es um mangelnde Grundversorgung in den Regionen, Landansprüche und die Beteiligung an Bergbauprofiten. Die Ombudsstelle in Peru (Defensoría del Pueblo), ein unabhängiges Verfassungsorgan zum Schutz der Grundrechte, zählte im November 2024 insgesamt 101 sozialökologische Konflikte im Land. 59 davon betrafen den Bergbau. Die Probleme gelten als chronisch. Immer wieder kommt es zu Blockaden wichtiger Transportwege.
Laut Angela Grossheim, ehemalige Bergbauministerin Perus und Vorsitzende des Bergbau- und Energieverbands SNMPE, stehen die Unternehmen im Bergbausektor vor drei wesentlichen Herausforderungen:
- Das Erlangen von Zugangsgenehmigungen für Bergbaugebiete in einem angemessenen Zeit- und Kostenrahmen
- Das Erlangen von behördlichen Genehmigungen und Zulassungen in Umwelt- und Betriebsfragen innerhalb kürzerer Fristen
- Steigende Kosten für Investitionen in die Exportinfrastruktur angesichts des Rückstands bei öffentlichen Investitionen
Auch die Ausbreitung illegaler Bergbauaktivitäten stellt ein potenzielles Risiko für die Kupferbranche dar. Laut Experten des Instituts Videnza und des Instituto Peruano de Economía (IPE) könnte der illegale Bergbau, der vor allem den Goldsektor des Landes in Atem hält, sich künftig auch auf die Kupferbranche ausweiten. Grund dafür sind größere Anreize durch hohe Kupferpreise infolge der globalen Energiewende.