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Wirtschaftsausblick | Philippinen

Reformpaket soll neue Wachstumsimpulse setzen

Die philippinische Wirtschaft könnte 2025 erneut um rund 6 Prozent wachsen. Niedrigere Steuern und weniger Bürokratie sollen Investoren ins Land locken.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Top-Thema: "Create More"-Gesetz soll mehr Investitionen ins Land locken

Die Philippinen hatten bei der Standortentscheidung internationaler Investoren gegenüber regionalen Mitbewerbern wie Indonesien, Vietnam oder Malaysia bislang oft das Nachsehen – vor allem, wenn es um Industrieansiedlungen geht. Gründe sind die vergleichsweise hohen Energiekosten, das komplizierte Steuerrecht, Defizite bei der Verkehrsinfrastruktur und die zum Teil ineffiziente Bürokratie.

Das neue "Create More"-Gesetz soll den Archipel für ausländische Direktinvestitionen nun attraktiver machen. Darin wird der Körperschaftssteuersatz auf das steuerpflichtige Nettoeinkommen für alle ansässigen Unternehmen – unabhängig vom Umsatz und Betriebsvermögen – auf 20 Prozent festgesetzt. Bislang lag dieser für größere Firmen bei 25 Prozent. Um die Unternehmen in der verarbeitenden Industrie zu entlasten, gelten verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten unter anderem auf neue Maschinen und Ausrüstung, auf Energiekosten sowie auf Ausgaben für Forschung und Entwicklung und berufliche Qualifizierungsmaßnahmen. Auch wurden die Zoll- und Umsatzsteuerbefreiungen für exportorientierte Unternehmen auf weitere Produkte und betriebliche Aktivitäten ausgedehnt.

Investitionen in höherwertige Produktionsschritte im Fokus

Die Regierung hofft, mit diesem Reformpaket im regionalen Standortwettbewerb um Investoren aus der verarbeitenden Industrie punkten zu können. Fokussektoren sind unter anderem die Elektromobilität, erneuerbare Energien und Stromspeichertechnik sowie Datenzentren. Im Bereich Halbleiterfertigung sollen Investitionen im Frontend der Wertschöpfungskette wie Chip-Design und Wafer-Produktion angelockt werden. Bislang sind die Philippinen vor allem beim Testing und Packaging in der globalen Halbleiterlieferkette vertreten.

Mit dem Gesetzespaket sollen sich auch die Bedingungen für private Investitionen im Infrastruktursektor verbessern. Im Rahmen ihres "Build Better More"-Programms will die Regierung bis 2028 knapp 200 Schlüsselprojekte mit einem Investitionsvolumen von 164 Milliarden US-Dollar (US$) wenn möglich als öffentlich-private Partnerschaften realisieren oder zumindest anschieben.

Wirtschaftsentwicklung: Philippinen liegen beim Wachstum im ASEAN-Raum mit an der Spitze

Vorläufigen Schätzungen zufolge legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 real zwischen 5,5 und 6,0 Prozent zu. Für 2025 erwartet die Asian Development Bank (ADB) ein Plus von 6,2 Prozent, die Economic Intelligence Unit (EIU) sogar von 6,5 Prozent. Das Land würde unter den Ländern der Staatengemeinschaft ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) dann mit Vietnam an der Spitze liegen, so die Daten der ADB. Zur positiven Konjunkturprognose tragen mehrere Faktoren bei.

So sollen die Konsumausgaben der privaten Haushalte dank sinkender Inflation 2025 um real gut 6 Prozent anziehen. Die Teuerungsrate könnte 2025 erstmals seit 2020 wieder unter die 3-Prozent-Marke fallen, prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF). Auch die niedrigere Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Lohnsteigerungen sowie höhere Rücküberweisungen von im Ausland beschäftigten Filipinos sorgen dafür, dass die Verbraucher 2025 mehr Geld für Waren und Dienstleistungen im Portemonnaie haben. Der Servicesektor dürfte laut EIU-Prognose 2025 real um 7 Prozent zulegen.

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Kapazitätsauslastung im Industriesektor wächst

Auch die verarbeitende Industrie und der Bausektor sollen kräftig zulegen und für steigende private und öffentliche Investitionen sorgen. Die Bruttoanlageinvestitionen dürften laut IWF-Prognose 2025 um 8,5 Prozent wachsen. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen in der Elektro- und Elektronikindustrie sowie im Maschinenbau ist im Jahresverlauf 2024 kontinuierlich gestiegen und lag im September 2024 knapp über 80 Prozent. In Kombination mit den Investitionsanreizen des neuen "Create More"-Reformpakets könnte dies Investitionen in neue Maschinen und Ausrüstungen auslösen.

Die Elektronikbranche erwartet für 2025 eine höhere Weltnachfrage nach Halbleitern. Mit knapp 46 Milliarden US-Dollar (US$) trug das Segment 2023 rund 60 Prozent zu den philippinischen Gesamtexporten bei. Die Ankündigung Donald Trumps, Importzölle zu verhängen und US-Investments aus dem Ausland zurückholen zu wollen, könnte allerdings negative Folgen für die Branche haben. Die USA sind mit einem Anteil von 16 Prozent an den Ausfuhren der wichtigste Absatzmarkt für die Philippinen, die zudem 2023 einen Handelsüberschuss von gut 3 Milliarden US$ mit den USA erzielten.

Deutsche Perspektive: Ausbau der erneuerbaren Energien bietet Potenzial

Die philippinische Regierung will den Anteil der erneuerbaren Energien an den gesamten Stromerzeugungskapazitäten von aktuell 30 auf 50 Prozent im Jahr 2040 ausbauen. Laut Board of Investment (BOI) befinden sich zurzeit Solarprojekte mit einer Leistung von 5,3 Gigawatt sowie Windkraftvorhaben mit 2,1 Gigawatt in der Planung. Die philippinische Investitionsbehörde sieht darüber hinaus bis 2030 Potenzial für weitere 9,3 Gigawatt Wind-, 4,6 Gigawatt Solar- und 3,1 Gigawatt Wasserkraftkapazitäten.

Die Ausbaupläne bieten auch deutschen Unternehmen Geschäftschancen. So will der Bremer Projektentwickler WPD bis 2030 fast 7 Milliarden US$ in den Bau von sieben Onshore- und Offshore-Windparks mit einer Kapazität von insgesamt 5 Gigawatt investieren. 

Der bilaterale Handel mit den Philippinen dürfte 2024 auf dem Vorjahresniveau gelegen haben. Die deutschen Exporte legten in den ersten neun Monaten um nominal 2 Prozent auf 1,7 Milliarden US$ zu. Im Gegenzug gingen die Importe um 0,5 Prozent auf 1,9 Milliarden US$ zurück.

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Länderseite Philippinen.

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