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Branchen | Polen | Hochbau

Bauboom bei Lagerflächen setzt sich fort

Die Nachfrage nach Lagerhallen und Logistikflächen ist in Polen ungebrochen stark. Entsprechend rege ist die Bautätigkeit. Umweltschutz und moderne Ausstattungen sind gefragt.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die zahlreichen 2021 erteilten Baugenehmigungen für Industrie- und Lagerhallen lassen einen anhaltenden Bauboom bei Logistikzentren in Polen erwarten. Laut dem Statistischen Hauptamt (Główny Urząd Statystyczny, GUS) handelt es sich bei den genehmigten Vorhaben um Industrie- und Lagerhallen mit einer Gesamtfläche von gut 11,2 Millionen Quadratmetern. Bereits konkret geplant war der Bau von gut 4,3 Millionen Quadratmetern, was einer kräftigen Steigerung um 62,6 Prozent gegenüber 2020 entsprach. Der boomende Onlinehandel erhöht den Bedarf an Lagerflächen, hinzu kommt der Trend zu Nearshoring und verkürzten Lieferketten. Bei Ballungszentren sind außerdem kleinere, automatisierte Warenlager gefragt.

Über 4 Millionen Quadratmeter Hallen entstehen

Zur Jahresmitte 2022 befinden sich laut der Immobilienfirma CB Richard Ellis (CBRE) 4,4 Millionen Quadratmeter Lagerfläche im Bau (+31 Prozent gegenüber Mitte 2021). Knapp die Hälfte davon (2,1 Millionen Quadratmeter) ist bereits vermietet. Nachdem im 1. Halbjahr 2022 rund 2,2 Millionen Quadratmeter Lagerfläche übergeben worden sind, übersteigt der Bestand an insgesamt in Polen vorhandenen modernen Flächen zur Jahresmitte 26,1 Millionen Quadratmeter (+20 Prozent gegenüber Mitte 2021). Die Leerstandquote ist mit 3,2 Prozent extrem niedrig.

CBRE erwartet auch für die kommenden Jahre eine anhaltend hohe Nachfrage nach Lagerflächen. Die Bedeutung des E-Commerce dürfte dabei jedoch zu Gunsten anderer Sektoren wie dem produzierenden Gewerbe, insbesondere der Kfz-Branche, abnehmen. Indes werden nicht mehr so viele neue Flächen hinzu kommen, zumal Baumaterialien und Personal knapp sind. Hohe Kosten für Erdgas und andere Energieträger verteuern die Nutzung der Flächen, zusätzlich führen strengere Vorgaben zum Umweltschutz zu weiteren Kostensteigerungen. Außerdem stehen nicht mehr so viele Grundstücke zur Verfügung, was deren Preise in die Höhe treibt.

Großer Logistikpark bei Breslau im Bau

Ein bedeutendes Projekt ist der Wrocław Logistics South Hub, den die Bauentwicklungsfirma Panattoni vor den Toren der Stadt Wrocław (Breslau) errichtet. Der an der Autobahn A4 in Magnice gelegene Industrie- und Logistikkomplex wird mit 247.000 Quadratmetern Fläche das größte Objekt in der Woiwodschaft Dolnośląskie (Niederschlesien). In einer ersten Etappe entsteht eine spekulativ errichtete Halle von 120.000 Quadratmetern (nicht im Auftrag eines bestimmten Mieters). Sie soll ein BREEAM-Umweltzertifikat der Klasse Excellent erhalten.

Im Jahr 2021 wurden laut GUS 2.254 neue Lagergebäude ihren Nutzern übergeben (-0,3 Prozent gegenüber 2020). Deren gesamte Nutzfläche stieg um 3,8 Prozent auf 4,4 Millionen Quadratmeter. Den größten Anteil daran hatte mit 19,8 Prozent die Woiwodschaft Wielkopolskie (Großpolen) vor Mazowieckie (Masowien; 15,4 Prozent). Die geringste Fläche erhielt Świętokrzyskie (Heiligkreuz) mit nur 0,9 Prozent hinter Podlaskie (Podlachien; 1,1 Prozent).

Umweltfreundliche Lösungen setzen sich durch

Nachdem bislang hauptsächlich Bürohäuser nach modernen Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert werden, setzen sich Zertifizierungen auch für andere Gebäudearten immer mehr durch, allen voran für Lagerhallen und Logistikzentren. Laut Angaben der Polnischen Vereinigung für Ökologisches Bauen (Polskie Stowarzyszenie Budownictwa Ekologicznego, PLGBC) verfügten Ende 2021 bereits 40 Prozent der modernen Lagerhallen (knapp 10 Millionen Quadratmeter) über eine entsprechende Zertifizierung. Weit verbreitet ist das britische multikriterielle Bewertungssystem BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method), das Baumaterialien, Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden der Nutzer, Energieverbrauch, Gebäude-Management wie Abfallentsorgung oder anderes berücksichtigt. Ein multikriterielles Nachhaltigkeitszertifikat hatten laut der Immobilienfirma Savills 398 Logistikobjekte (29,3 Prozent).

Der Trend zu umweltfreundlichen, energiesparenden und nachhaltigen Bauweisen eröffnet deutschen Anbietern neue Zulieferchancen, beispielsweise bei Gebäudetechnik oder modernen Materialien. Das Gleiche gilt für die technische Ausstattung der Logistikflächen, wobei die Nachfrage insbesondere bei Lösungen für die Automatisierung der Auftragsabwicklung steigt. Allen voran für das zeitkritische E-Commerce-Segment ist das automatische Warenhandling von wachsender Bedeutung.

Automatisches Warenhandling spielt zentrale Rolle

Dabei positionieren sich auch polnische Firmen als Anbieter innovativer Lösungen. Ein Beispiel ist das Warschauer Start-up Nomagic, das intelligente Robotersysteme für das automatisierte Umsetzen und Packen von Waren ("Pick-and-Place") entwickelt. Damit bedient das Unternehmen einen Trend: Auch in Polen kommen solche Technologien in immer mehr Lagerhallen zum Einsatz, um die logistischen Abläufe zu beschleunigen und einen Non-Stop-Betrieb zu ermöglichen.

Nomagic möchte seine Lösungen verstärkt auch in Westeuropa anbieten, wie die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet. Zu den Kooperationspartnern von Nomagic gehören bereits Firmen aus dem Bereich des Onlinehandels wie die französische E-Commerce-Plattform Cdiscount und der schweizerische Onlinehändler Brack. Nomagic konnte bereits Kapital in Höhe von insgesamt 30 Millionen US-Dollar (US$) einwerben, 22 Millionen US$ erst kürzlich in einer A-Finanzierungsrunde. Damit will das Start-up weiter in das automatische Bewegen von Gegenständen für den E-Commerce investieren.

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