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Energieversorger prüfen den Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke

Um das Stromnetz zu stabilisieren, denkt Polen über neue Pumpspeicherkraftwerke nach. Die Projekte stehen noch am Anfang. Bei einem Vorhaben wird es aber mittlerweile konkreter.

Von Christopher Fuß | Warschau

Der rasche Ausbau der erneuerbaren Energien stellt Polens Stromversorgung vor neue Herausforderungen. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, dann produzieren Fotovoltaikanlagen und Windräder viel Energie. Die Verbraucher benötigen den Strom zu diesem Zeitpunkt möglicherweise aber gar nicht. Dieses Szenario trat bereits mehrmals ein.

Der staatliche Übertragungsnetzbetreiber PSE (Polskie Sieci Elektroenergetyczne) musste im April 2023 zeitweise mehrere Fotovoltaikanlagen drosseln lassen, um Schäden am Netz zu verhindern. Die in Polen weit verbreiteten Kohlekraftwerke sind weniger flexibel und lassen sich daher nicht so einfach herunterfahren. Dadurch verschlechtert sich Polens Klimabilanz, obwohl eigentlich billiger grüner Strom vorhanden wäre.

Energiespeicher könnten helfen, solche Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen. Investitionen in große Lithium-Ionen-Batterien laufen bereits. Eine weitere erprobte Technologie rückt ebenfalls in den Fokus, nämlich Pumpspeicherkraftwerke. Die Idee: Überschüssiger Strom im Netz treibt eine Pumpe an. Sie befördert Wasser in ein Becken auf einem Berg. An dunklen oder windstillen Tagen fließt das Wasser zurück ins Tal und treibt dabei eine Turbine zur Stromerzeugung an.

Installierte Leistung könnte sich mehr als verdoppeln

Polen besitzt aktuell sechs Pumpspeicherwerke mit einer Leistung von insgesamt 1,9 Gigawatt. Die beiden jüngsten Anlagen in Porąbka-Żar und Żarnowiec stammen aus den 1970er und 1980er Jahren. Seitdem ist kein weiteres Pumpspeicherkraftwerk mehr ans Netz gegangen. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. An mindestens drei Standorten prüfen die Stromversorger des Landes den Bau neuer Kapazitäten – in Młoty, Rożnów und Tolkmicko. Laut einem gemeinsamen Bericht des Klimaministeriums und mehrerer Energieunternehmen wäre es möglich, die Anlagen bis 2030 in Betrieb zu nehmen. Sie hätten eine Leistung von insgesamt 2,5 Gigawatt.

Am weitesten fortgeschritten ist das Vorhaben im niederschlesischen Młoty. Bereits Anfang der 1970er Jahre gab es Versuche, hier ein Pumpspeicherwerk zu errichten. Polens größter Stromversorger PGE (Polska Grupa Energetyczna) greift die Pläne erneut auf. Mittlerweile hat das Unternehmen dem Vorstandsvorsitzenden Wojciech Dąbrowski zufolge die Arbeiten an einer Machbarkeitsstudie fertiggestellt. Außerdem führen Ingenieure und Geologen eine umwelttechnische Bestandsaufnahme durch.

Das Kraftwerk könnte laut einem Bericht der Polnischen Akademie der Wissenschaften PAN (Polska Akademia Nauk) rund 1,4 Milliarden Euro kosten. Um diese Summe zu stemmen, setzt PGE auf Unterstützung des staatlichen Umweltfonds NFOŚiGW (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej). Im April 2023 hat das polnische Kartellamt grünes Licht für ein Joint Venture gegeben. PGE wird daran etwas mehr als die Hälfte aller Anteile halten. Der Umweltfonds übernimmt 49 Prozent der Stimmen. Die Gesellschaft mit dem Namen PGE Inwest 12 soll das Projekt in Młoty vorantreiben.

Unternehmen noch zurückhaltend

So weit ist der Stromversorger Tauron nicht. Er arbeitet noch an einer Machbarkeitsstudie für das geplante Pumpspeicherwerk Rożnów. Das Dokument wird laut Auskunft des Unternehmens bis Ende 2023 vorliegen. Die zum Orlen-Konzern gehörende Energiegesellschaft Energa wiederum arbeitet an ähnlichen Studien für die mögliche Anlage in Tolkmicko. Weitere Entscheidungen machen die Unternehmen von den Ergebnissen der Untersuchungen abhängig.

Dabei geht es auch um Geld, denn Pumpspeicherkraftwerke sind teuer. Das Klimaministerium spricht von knapp 2 Millionen Euro pro gebautem Megawatt Leistung. Tauron wünscht sich mehr öffentliche Unterstützung. In der Tageszeitung Rzeczpospolita betont das Unternehmen: "Nationale wie auch europäische Programme sind nicht ausreichend, um den Bau von Pumpspeicherkraftwerken angemessen zu fördern." Energa wiederum wünscht sich generell bessere Rahmenbedingungen für Energiespeicher, beispielsweise bei den öffentlichen Energieauktionen.

Immerhin hat Staatspräsident Andrzej Duda Anfang Juni 2023 ein Gesetz unterschrieben, das die Genehmigungsverfahren von Pumpspeicherkraftwerken beschleunigen soll. Die Anlagen gelten nun als sogenannte Investitionen mit öffentlichem Interesse (Inwestycja celu publicznego). Mehrere Genehmigungsfristen fallen dadurch kürzer aus. Die neue Regelung betrifft auch begleitende Projekte, die mit dem Pumpspeicherkraftwerk zusammenhängen. PGE will beispielsweise eine Leitung mit 400 Kilovolt verlegen und ein Umspannwerk modernisieren, um Młoty ans Netz nehmen zu können.

Fördergelder hängen fest

Bei der Finanzierung der neuen Kraftwerke könnte laut Medienberichten der geplante Transformationsfonds FTE (Fundusz Transformacji Energetyki) helfen. Er erhält 40 Prozent aller Einnahmen aus den Versteigerungen von Emissionsrechten im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS). Das entspricht ungefähr 25 Milliarden Euro. Die Gelder sollen den Umbau des Energiesektors unterstützen. Allerdings steckt die Gründung des Fonds im Gesetzgebungsverfahren fest.

Deutsche Unternehmen sollten beachten, dass der Zuschlag bei Energieprojekten in Polen oft an Konsortien geht. Die beiden Unternehmen Mostostal Warszawa und General Electric tauschen beispielsweise im Verbund mehrere Turbinen am Pumpspeicherkraftwerk Porąbka-Żar aus. Das Ingenieurbüro Energoprojekt-Warszawa wiederum arbeitet gemeinsam mit dem Schweizer Bauunternehmen Walo am Oberbecken des Kraftwerks.

Ausschreibungsplattformen der Energieversorger

Unternehmen 

Webseite

PGE

Einkaufsplattform

Energa

Plattform Connect

Tauron

Plattform SWOZ

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