Einige in- und ausländische Konzerne dominieren die Nahrungs- und Genussmittel- sowie Getränkebranche in Polen. Sie erhöhen ihre Effizienz. Recycelbare Verpackungen sind im Trend.
Die polnische Nahrungsmittelindustrie verdankt ihre große Bedeutung einigen in- und ausländischen Konzernen und zahlreichen kleineren Unternehmen. Sie muss allerdings ihre Effizienz durch Automatisierungen, Digitalisierung und Energieeinsparungen weiter erhöhen. Moderne Technologien für Produktion und Verpackung sind gefragt, wobei deutsche Maschinen eine starke Position haben. Die Verpackungen selbst müssen verstärkt recycelbar sein. Zu den polnischen Exportschlagern zählen Geflügelfleisch, gefrorenes Obst und Gemüse, darunter Champignons, sowie Apfelsaft und Süßwaren.
Wenige Großunternehmen dominieren den Markt
Die führenden Großunternehmen sind meistens auch bedeutende Exporteure wie der Fleischverarbeiter Animex Foods, an dem Smithfield Foods Inc. (USA) mehrheitlich beteiligt ist als Teil der chinesischen WH Group. Das gilt auch für die polnischen Geflügelverarbeiter Superdrób, Cedrób und Indykpol. Den Putenverarbeiter Indykpol will die zur französischen Holding LDC gehörende Gesellschaft Drosed erwerben. An Superdrób beteiligte sich die asiatische Charoen Pokphand Foods (CPF), der neue Markenname lautet LipCo Foods.
Wichtige Branchenunternehmen in PolenUmsatz 2022 in Millionen EuroGrupa Maspex | verschiedene Nahrungsmittel | 3.044 |
Grupa Polmlek | Molkereiprodukte | 2.096 |
Grupa Mlekovita | Molkereiprodukte | 2.010 |
SM Mlekpol | Molkereiprodukte | 1.531 |
Imperial Tobacco Polska | Tabakverarbeitung | 1.207 |
Grupa Sokołów | Fleisch und Fleischverarbeitung | 1.137 |
Kompania Piwowarska | Bierbrauerei (Asahi Beer) | 1.035 |
Krajowa Grupa Spożywcza | Verschiedene Nahrungsmittel | 848 |
Grupa Żywiec | Brauereigruppe (Heineken) | 824 |
Drosed Holding | Geflügelverarbeitung | 646 |
1 umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty; 2 Einnahmen aus Verkäufen.Quelle: Tageszeitung Rzeczpospolita 2023
Zu den wichtigen ausländischen Unternehmen zählen zudem Tochtergesellschaften von Unilever, Bunge, Mars, Nestlé, Coca Cola HBC, PepsiCo, Bahlsen, Danone, Carlsberg, Nord- und Südzucker, GoodMills Group, Lotte Group sowie große Tabakkonzerne. Sie investieren in der Regel in moderne Technik und achten auf Umwelt- und Sozialstandards.
Als Gegengewicht zu dem stark vertretenen Unternehmen mit Auslandskapital entstand die Landesnahrungsmittelgruppe KGS (Krajowa Grupa Spożywcza). Sie soll die Strukturen der insgesamt weiterhin stark zersplitterten Branche straffen und die Nahrungsmittelversorgung des Landes sichern. Der KGS gehören 15 führende inländische Unternehmen aus sechs Bereichen an. Im Zentrum steht die Landeszuckergesellschaft (Krajowa Spółka Cukrowa S.A.; KSC). In der Saison 2023/2024 erzeugten die sieben zur KGS gehörenden Zuckerraffinerien insgesamt erstmals über 1 Million Tonnen Zucker aus 7,2 Millionen Zuckerrüben. Der polnische Output von Zucker insgesamt erreichte gleichzeitig 2,34 Millionen Tonnen (Saison 2022/2023: 2,01 Millionen Tonnen). Für diese wachsende Menge steigt auch der Bedarf an Verpackungen.
Produktion ausgewählter Nahrungs- und Genussmittel, Getränke in Polen 1) 2)Geflügelfleisch | 3.358 | 3.295 | -1,9 |
Wurstwaren | 896 | 737 | -17,7 |
Obst- und Gemüsesäfte (in 1.000 hl) | 13.198 | 10.237 | -22,4 |
Milch (in 1.000 hl) | 37.211 | 34.871 | -6,3 |
Käse, reifend | 384 | 389 | 1,3 |
Frischkäse, Quark | 519 | 520 | 0,2 |
Weizenmehl | 2.517 | 1.957 | -22,2 |
Zucker | 2.146 | 3.393 | 58,1 |
Reiner Wodka (umgerechnet in 100 % Alkohol, in 1.000 hl) | 1.018 | 871 | -14,4 |
Bier (in 1.000 hl) | 39.764 | 35.200 | -11,5 |
1 in 1.000 Tonnen, sofern nicht anders angegeben, hl = Hektoliter; 2 Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten; 3 Angaben für 2023 sind vorläufig, sie können noch nach oben korrigiert werden; 4 Veränderung in Prozent.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2024
Zur größten Nahrungsmittelgruppe wurde 2022 die inländische Maspex, die ihre Kapazitäten 2024 weiter ausbaut. Ihre Umsätze deutlich erhöhen konnten auch die großen Molkereiunternehmen, die ebenfalls seit Jahren kleinere Konkurrenten übernehmen.
Polnischer Export von Agrarerzeugnissen und NahrungsmittelnIn Milliarden EuroJahr | Wert |
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2023 *) | 51,8 |
2022 | 47,9 |
2021 | 37,6 |
2020 | 34,3 |
* SchätzungQuelle: Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR 2024
Im Ausland gefragt dank Preis und Qualität
Die polnischen Ausfuhren von Agrarerzeugnissen und Nahrungsmitteln weisen seit Jahren einen steigenden Trend auf. Dieser setzt sich auch 2024 fort, zumal das Land neue, entfernte Märkte erschließt. Ein Exporthit ist Geflügelfleisch. Die Nahrungsmittel haben in Bezug auf den Preis und die Qualität international eine starke Wettbewerbsposition. Der Wechselkursvorteil schwindet allerdings derzeit, da der bislang schwache Złoty gegenüber anderen Währungen aufwertet. Der nominale Zuwachs des Exportwertes wird 2024 voraussichtlich abflachen, da sich der Preisauftrieb verlangsamt.
Im Jahr 2023 waren die Exporte laut Schätzungen der Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR um 8,1 Prozent gegenüber 2022 gestiegen (auf Euro-Basis). Sie erreichten einen Rekordwert von 51,8 Milliarden Euro, was bei Importen von 33,2 Milliarden Euro einem beachtlichen Überschuss von 18,6 Milliarden Euro entspricht. Hauptabnehmer sind weiter die anderen EU-Länder mit einem Anteil von 73 Prozent, die polnische Agrargüter und Nahrungsmittel für 38 Milliarden Euro abnahmen. Der Zuwachs von 7 Prozent blieb hier aber unterdurchschnittlich.
Exporte nach Deutschland entwickeln sich dynamisch
Dynamischer entwickelten sich die polnischen Ausfuhren nach Deutschland, die sich um 11 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro erhöhten. Hier belegten Tabakprodukte mit 2,2 Milliarden Euro den ersten Platz gefolgt von Fisch und Fischprodukten mit 1,4 Milliarden Euro, Getreide- und Maiskörnern mit 886 Millionen Euro, Geflügelfleisch mit 881 Millionen Euro, Haustierfutter mit 713 Millionen Euro und anderen. Haustierfutter produziert der US-Konzern Mars in Polen.
Mit großem Abstand lagen die Niederlande mit 3,2 Milliarden Euro als Abnehmerland auf Platz zwei (+2 Prozent) vor Frankreich mit 3 Milliarden Euro (+4 Prozent). Nicht-EU-Länder gewannen an Gewicht und nahmen Produkte für 13,8 Milliarden Euro ab (+11 Prozent), allen voran das Vereinigte Königreich für 4,2 Milliarden Euro (+14 Prozent). Außerhalb der EU waren besonders Weizen, Milchprodukte und Geflügelfleisch gefragt.
An den Gesamtexporten 2023 hatten Fleisch, Fleischprodukte und Schlachtvieh mit 9,9 Milliarden Euro den größten Anteil (+1 Prozent). Hier dominierte Geflügelfleisch mit 4,1 Milliarden Euro vor Fleischprodukten mit 2,5 Milliarden Euro. Es folgten Getreidekörner und Produkte daraus mit 7,6 Milliarden Euro (+15 Prozent). Wertmäßig am stärksten stiegen die Ausfuhren von Tabak und Tabakprodukten mit 5,4 Milliarden Euro (+26 Prozent) sowie die von Zucker und Süßwaren mit 3,8 Milliarden Euro (+20 Prozent).
Von Beatrice Repetzki
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Berlin