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Warschau ebnet den Weg für mehr Biogasanlagen

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern finden Biogasanlagen in Polen nur langsam Verbreitung. Der Abbau bürokratischer Hürden soll das nun ändern.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polen will die Anzahl seiner Biogasanlagen deutlich steigern. Zu diesem Zweck erarbeitete das zuständige Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung MRiRW ein Gesetzesvorhaben, mit dem sich derzeit das Parlament (Sejm) befasst. Es soll entsprechende Investitionsvorhaben künftig erleichtern.

Erleichterungen für Biogasanlagen in der Landwirtschaft

Die geplanten Änderungen betreffen insbesondere landwirtschaftliche Biogasanlagen. Im Vordergrund steht dabei der Abbau bürokratischer Hürden: Entscheidungen zum Bauprojekt, die Erteilung von Baugenehmigungen und die Angabe der Bedingungen für den Anschluss einer Biogasanlage an das allgemeine Stromnetz - etwa bezüglich der Qualitätsanforderungen und technologischen Voraussetzungen - sollen schneller erfolgen. Die Investoren sparen so Zeit und Kosten.

Diese Vorzugsbedingungen sollen laut dem Gesetzesprojekt nur bestimmten Investoren gewährt werden, darunter auch Energiegenossenschaften. Sonstige Investoren können jedoch gesonderte Gesellschaften gründen, an denen berechtigte Einheiten beteiligt sind. So soll Kapital für die Vorhaben generiert werden. Auch wissenschaftliche Einrichtungen, die neue Technologien für Biogasanlagen entwickeln, sollen von den Erleichterungen für Investoren profitieren.

Die Vereinfachung des bisher langwierigen und komplizierten Investitionsverfahrens betrifft in erster Linie eine Verkürzung von Fristen. Über die Baubedingungen von Biogasanlagen mit bis zu 1 Megawatt soll innerhalb von 65 Tagen entschieden werden, Baugenehmigungen dafür sind innerhalb von 45 Tagen zu erteilen. Die Bedingungen zum Anschluss von Biogasanlagen bis 2 Megawatt an das allgemeine Stromnetz sind innerhalb von 90 Tagen vorzugeben.

Auch sollen künftig mehr Standorte für Biogasanlagen zur Verfügung stehen, darunter bei Nahrungsmittelherstellern, bei denen nutzbare Biomasse als Abfälle entstehen wie Kerne und Schalen von Früchten. Bei solchen landwirtschaftlichen Anlagen mit einer Kapazität von mehr als 1 Megawatt sollen Gemeinderäte Entschlüsse über Standorte fassen. Will ein Inhaber eines Agrarbetriebes eine solche Anlage auf einer Fläche von höchstens 1 Hektar errichten, so braucht er gemäß dem Gesetzesprojekt das Grundstück dafür nicht mehr im Grundbuch anstelle einer landwirtschaftlichen als eine Industriefläche auszuweisen.

Der Nachholbedarf ist noch groß

Die Zahl der Biogasanlagen erhöhte sich in Polen bis Ende 2022 um lediglich 23 Installationen gegenüber Ende 2021. Der Großteil davon entfiel mit 15 Stück laut der Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft (Krajowy Ośrodek Wsparcia Rolnictwa; KOWR) auf landwirtschaftliche Anlagen. Deren Anzahl stieg bis März 2023 auf 146, die 122 Eigentümern gehören und über eine gesamte installierte Stromkapazität von jährlich gut 142 Megawatt verfügen.

Das ist wenig im europäischen Vergleich: In der EU gibt es insgesamt fast 20.000 Biogasanlagen. Die vereinfachten gesetzlichen Regelungen für Biogasanlagen sollen die Entwicklung in Polen nun beschleunigen.

Anzahl der Biogasanlagen in Polen

2021

2022

Landwirtschaftliche Anlagen

128

143

Andere

213

221

Insgesamt

341

364

Quelle: Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR 2023

Polen verfügt über das Potenzial, jährlich 2.000 Megawatt aus landwirtschaftlicher Biomasse zu erzeugen. Das schreibt der zuständige Staatssekretär im MRiRW, Janusz Kowalski, in einem Beitrag in der Tageszeitung Rzeczpospolita. Dieses Potenzial könne sogar doppelt so hoch sein, wenn Rohstoffe aus der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen und Nahrungsmitteln ebenfalls berücksichtigt würden.

Bürokratieabbau hilft Potenzial auszuschöpfen

Um die Potenziale ausschöpfen zu können, fordern Praktiker schon länger einen Abbau bürokratischer Hürden. Denn diese würden derzeit die Entwicklung der Sparte wesentlich behindern, so die Einschätzung von Paweł Grzegorski, Unternehmensvorstand bei Selena Green Investments. Sein Unternehmen aus Wrocław (Breslau) ist als Projektentwickler auf die Nutzung erneuerbarer Energiequellen spezialisiert. Insbesondere für Biomethananlagen fehle eine entsprechende Gesetzgebung und ein Förderungssystem, sagte Grzegorski gegenüber Rzeczpospolita. Auch sei es nötig, das häufig negative Image solcher Anlagen als Emittenten übler Gerüche aufzubessern, um eine höhere Akzeptanz zu erreichen. Denn es handele sich hier um eine zukunftsträchtige Nutzung erneuerbarer Energiequellen.

Biomethananlagen ersetzen Erdgas mit hohem Methananteil, das sonst aus Bergwerken gewonnen wird und in der Industrie sowie privaten Haushalten Verwendung findet. In der EU gibt es bereits über 1.000 Biomethananlagen, in Polen bislang keine einzige. Dabei wäre Potenzial ausreichend vorhanden: In Polen entstehen immer mehr organische Abfälle, die Biogasanlagen verwerten könnten. Stattdessen nutzt das Land nur einen geringen Anteil seiner Biomasse zur Energieerzeugung.

Gute Chancen für die Verwertung von biologisch abbaubaren Abfällen in Biogasanlagen attestiert auch Daniel Zawadzki, der Vorsitzende der eigentlich auf Wasserstoff spezialisierten Vereinigung Hydrogen Poland. Zawadzki verweist darauf, dass sich Erdgas und Strom letztens stark verteuerten, und auch die Preise für CO2-Zertifikate steigen.

Bislang erweisen sich Projekte für Biogasanlagen oft als unrentabel. Die Gesellschaft Atrem S.A. aus Bydgoszcz (Bromberg) befasst sich mit Ingenieurstechnologien, darunter für die Stromerzeugung. Sie will laut Rzeczpospolita Investitionen in Biogasanlagen in Angriff nehmen, sobald die neuen gesetzlichen Bestimmungen in Kraft treten. Solange sich jedoch der Anschluss einer solchen Anlage an das Gas- und Stromnetz hinauszögere, lohne sich der Bau oft nicht. Ein alternatives Geschäftsfeld sieht die Firma daher laut ihrem Vorsitzenden Andrzej Goławski bei verflüssigtem Biogas, das mit Tankwaggons transportiert werden kann. So könne der Brennstoff unabhängig vom Anschluss einer Biogasanlage an das allgemeine Gasversorgungsnetz verkauft und exportiert werden.

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