Wirtschaftsumfeld | Portugal | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Löhne und Gehälter ziehen 2024 stärker an als im Vorjahr. Von der Personalberatung Hays befragte Unternehmen planen zu 83 Prozent Anhebungen um bis zu 10 Prozent ein.
18.09.2024
Von Oliver Idem | Madrid
Im Umfeld von Fachkräftemangel und Wechselbereitschaft geht der Trend 2024 zu kräftigen Lohnzuwächsen. Rund 40 Prozent der circa 800 von der Personalberatung Hays befragten Unternehmen wollen 2024 die Gehälter um maximal 5 Prozent anheben. Weitere 30 Prozent stellen sich auf Steigerungen von bis zu 10 Prozent ein.
Dies entspricht auch den Erwartungen der befragten Arbeitnehmer. Diese gehen mehrheitlich davon aus, 2024 mindestens 5 Prozent Einkommenssteigerung zu erzielen. Ein wesentliches Argument ist für 73 Prozent der Befragten, dass sie ihr Gehalt nicht im Einklang mit ihrem Verantwortungsniveau sehen.
Die wichtigsten Argumente für Lohnzuwächse waren laut Hays 2023 die persönliche Entwicklung der Beschäftigten sowie Anhebungen im gesamten Unternehmen. Nur bei jeder fünften Zunahme spielte die Inflation die Hauptrolle.
Wirtschaftsräume Lissabon und Porto bieten höheres Gehaltsniveau
In den beiden größten Städten Portugals, Lissabon und Porto, erhalten Arbeitskräfte meistens mehr Gehalt als in den anderen Landesteilen. Die Großräume beider Städte bilden die wirtschaftlichen Hotspots Portugals. Den regionalen Spitzengehältern stehen allerdings auch entsprechende Lebenshaltungskosten gegenüber, insbesondere für das Wohnen.
20211) | |
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Landesdurchschnitt | 1.289,5 |
Hauptstadt Lissabon | 1.609,1 |
Hochlohnregion (Lissabon, Setúbal und Norden) | 1.364,3 |
Niedriglohnregion (Algarve, Ostportugal und Vale do Tejo und Zentralportugal) | 1.126,5 |
Für Arbeitgeber sind die Großräume Lissabon und Porto auch wegen der Bildungs- und Forschungsinfrastruktur und der Vernetzung mit anderen Unternehmen interessant. Zudem treffen sie auf einen zahlenmäßig großen Pool von potenziellen Arbeitskräften.
Manche Unternehmen siedeln sich allerdings im Umland der großen Städte an und fahren so günstiger. Einige Business Service Centres haben kleinere Universitätsstädte als Standorte gewählt. Dort können sie Personal rekrutieren und von geringeren Kosten profitieren. Wenn Tätigkeiten für mobiles Arbeiten geeignet sind, können auch günstige Standorte in der zweiten Reihe eine Alternative als Unternehmensstandort sein.
Mindestlohn zieht 2024 erneut um knapp 8 Prozent an
Der Mindestlohn wird in Portugal schwerpunktmäßig im Hotel- und Gaststättengewerbe gezahlt. Die Höhe beträgt 2024, ausgehend von den vorgeschriebenen 14 Monatszahlungen, 820 Euro. Auf zwölf Monatszahlungen umgerechnet entspricht das knapp 957 Euro. Gegenüber Januar 2023 wurde die Untergrenze um 7,9 Prozent angehoben. Dieser Anstieg entspricht fast genau der Zuwachsrate aus dem Vorjahr.
Die portugiesische Statistik unterscheidet zwei verschiedene Bruttodurchschnittsverdienste: den monatlichen Grunddurchschnittsverdienst (Remuneração de base média mensal, RBMM) und den monatlichen Durchschnittsverdienst (Ganho médio mensal, GMM), der auch Überstunden und Variablen wie Essens- oder Transportkostenzuschüsse einschließt.
Die Monatszahlungen erfolgen 14 Mal im Jahr. Die beiden Zusatzgehälter werden in der Regel im Juli/August (Urlaubsgeld) sowie im Dezember (Weihnachtsgeld) mit ausgezahlt. Über Gehaltsanpassungen wird in vielen Unternehmen zwischen Januar und März entschieden.
In den Bereichen Energiewirtschaft und Finanzwesen zahlten portugiesische Unternehmen laut den neuesten verfügbaren Daten die höchsten Gehälter. Hotellerie und Gastronomie bildeten das Schlusslicht der Statistik.
Branche | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|
Durchschnittslohn | 1.294 | 3,5 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 1.011 | 6,5 |
Verarbeitendes Gewerbe | 1.225 | 2,2 |
Energiewirtschaft | 2.966 | 0,3 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 1.227 | 1,9 |
Baugewerbe | 1.103 | 5,8 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 1.224 | 4,1 |
Transport und Lagerung | 1.464 | 3,2 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 914 | 6,4 |
Informations- und Kommunikationsdienstleistungen | 2.046 | 3,9 |
Finanz- und Versicherungswesen | 2.374 | 0,3 |
Führungskräfte erzielten laut den neuesten Angaben für 2021 rund den doppelten Durchschnittslohn sowie etwa das dreifache Einkommen verglichen mit Hilfskräften.
Position | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|
Durchschnittslohn | 1.289 | 3,4 |
Führungskraft | 2.767 | 2,7 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 1.992 | 3,1 |
Techniker:in | 1.608 | 1,0 |
Unterstützende Bürokraft | 1.171 | 2,7 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 935 | 4,1 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 943 | 6,5 |
Handwerker:in | 1.005 | 3,5 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 1.078 | 3,2 |
Hilfskraft | 896 | 5,4 |
Weitere Lohnbestandteile
In den Arbeitsverträgen nimmt die Aufteilung in eine Basisentlohnung und eine erfolgsabhängige Komponente zu. Vereinbart wird ein Grundgehalt plus variablem Zusatz, der sich vorrangig am Erfolg der Firma und des Beschäftigten orientiert.
Laut der Personalberatung Mercer zählen zu den kurzfristigen Anreizen Boni, die die große Mehrheit der 430 befragten, mehrheitlich multinationalen Unternehmen einmal im Jahr an ihre Mitarbeiter auszahlen.
Zudem gibt es bei 57 Prozent der Firmen kurzfristige Absatzanreize für Vertriebsmitarbeiter, die auf jährlicher, vierteljährlicher oder monatlicher Basis ausgezahlt werden. Andere teils längerfristige Anreize gehen vor allem mit der wachsenden Verantwortung einer Position einher.
Zusätzliche Leistungen sind ein wirksames Mittel, um Arbeitnehmer zu binden. Verbreitet ist in Portugal eine private Krankenzusatzversicherung. Diese deckt die Kosten von Krankenhausaufenthalten, Geburt, Arzneimitteln, Zahnarztbehandlung, Brillen und Prothesen ab (der sogenannte Plano Médico). Diesen gewähren laut Mercer 92 Prozent der befragten Unternehmen.
Hinzu kommen bei 72 Prozent der Arbeitgeber Lebensversicherungen und bei 45 Prozent Rentenschemata. Etwa 60 Prozent der Firmen bieten als Anreiz zusätzliche Urlaubstage über die vorgeschriebenen 22 Tage hinaus an. Darüber hinaus beteiligen sich viele Unternehmen an den Kosten von Fortbildungen. Rund ein Viertel unterstützt die Schulkosten der Kinder des Mitarbeiters oder gewährt Darlehen oder Vorschüsse, vor allem in Notsituationen.
Sozialversicherungsbeiträge
Die anteiligen Sozialversicherungsbeiträge sind seit einigen Jahren unverändert. Zur Anwendung kommt ein Einheitssatz, die sogenannte "taxa única" in Höhe von 34,75 Prozent auf den Bruttomonatslohn. Der Arbeitgeberanteil beläuft sich auf 23,75 Prozent. In diesem Satz sind unter anderem Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, aber auch Elternzeit eingeschlossen. Der Arbeitnehmer entrichtet einen Anteil von 11 Prozent.
Die Arbeitsunfallversicherung trägt allein der Arbeitgeber. Sie wird bei einer privaten Versicherungsgesellschaft abgeschlossen. Die Kosten schwanken je nach Berufsgruppe etwa zwischen 2 und 7 Prozent der gezahlten Gesamtjahresvergütung, wobei das jeweilige Berufsrisiko ausschlaggebend ist.
Einheitlicher Satz zur Sozialversicherung (Arbeitgeberanteil) | 23,75 |
Einheitlicher Satz zur Sozialversicherung (Arbeitnehmeranteil) | 11,0 |
Gesamter Beitragssatz "taxa única" | 34,75 |