Wirtschaftsumfeld | Portugal | Investitionsförderung
Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen
Portugal konnte seine Wettbewerbsfähigkeit über Jahre steigern. Wissensintensive Aktivitäten bilden einen aktuellen Schwerpunkt ausländischer Investoren.
07.07.2022
Von Oliver Idem | Madrid
Portugal trotzt mit einer dynamischen Entwicklung allen aktuellen weltwirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Europäische Kommission erhöhte im Mai 2022 ihre Wachstumserwartungen für das Land. Nun wird mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 5,8 Prozent für 2022 und mit einem Plus von 2,7 Prozent für 2023 gerechnet.
Die 10,3 Millionen Einwohner erwirtschafteten 2021 ein Bruttoinlandsprodukt von 211 Milliarden Euro. Portugal besitzt mit seinen natürlichen Ressourcen und gut ausgebildeten Arbeitskräften eine günstige Grundlage für die Energiewende und weitere Digitalisierung. Ein Risiko stellt die Verschuldung im öffentlichen und privaten Sektor dar.
Auf der anderen Seite locken relativ geringe Lohnkosten Investoren ins Land. Der monatliche Mindestlohn stieg 2022 auf 705 Euro und ist vor allem in der Hotellerie und Gastronomie verbreitet. Eine weitere Erhöhung auf 750 Euro ist für das Jahr 2023 geplant. Weitere Informationen dazu bietet die Publikation Lohn- und Lohnnebenkosten.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|
Büroraum in Lissabon (Hauptstadt) | |||
Klasse A 1) | 25 | 25 | 25 |
Klasse B 2) | 19 | 19 | 22 |
New Office Zone | 18 | 18 | 21 |
Büroraum in Porto | |||
CBD Boavista 1) | 18 | 17 | 18 |
CBD Downtown 1) | 17 | 17 | 17 |
Expansion Zones | 14 | 14 | 14 |
Zukunftstrends: Technologie, Wasserstoff und Lithium im Fokus
Portugal verfügt über eine günstige Grundlage für die Umsetzung der Ziele der Europäischen Union (EU) zur Dekarbonisierung und Digitalisierung. Mehr als die Hälfte der Stromproduktion auf dem Festland stammt bereits aus erneuerbaren Energien, der Ausbau schreitet weiter voran. Damit verbunden ist die Produktion von grünem Wasserstoff, der im Inland und als Exportgut genutzt werden soll.
Im Norden verfügt das Land über umfangreiche Lithiumreserven von hoher Reinheit. Die Unternehmen Galp und Northvolt haben sich für die Hafenstadt Setúbal entschieden, um den Rohstoff zu verarbeiten.
Zudem gewinnt Portugal als Technologiestandort an Bedeutung. Lokale und internationale Unternehmen siedeln Zentren für Ingenieurdienstleistungen sowie Informations- und Kommunikationstechnologie an oder bauen ihre Belegschaften aus. Maschinenbauunternehmen entwickeln vermehrt eigene Automationslösungen. Außerdem beherbergt das Land mehr als 2.000 Start-ups, von denen viele ebenfalls einen Technologiefokus haben.
Portugal gelang es in den vergangenen Jahren, an Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zuzulegen. Viele Unternehmen spezialisierten sich und trieben ihre Internationalisierung voran. Damit ist die Ausgangslage günstig, um von der aktuellen Diversifizierung der Lieferbeziehungen und der Suche nach stabilen Partnern zu profitieren.
Kleiner Binnenmarkt stärkt internationale Orientierung
Auf der iberischen Halbinsel ist Portugal gegenüber Spanien der wesentlich kleinere Markt. Entsprechend stoßen gerade stark spezialisierte Unternehmen auf dem Binnenmarkt schnell an Grenzen. Dieser Umstand erklärt, warum das Auslandsgeschäft eine so hohe Bedeutung hat. Aufgrund enger wirtschaftlicher und persönlicher Verbindungen eignet sich Portugal als Sprungbrett nach Brasilien, Angola und Mosambik.
Die Voraussetzungen als Exporthub sind zudem gegeben. Die Weltbank sah Portugal 2020 auf dem ersten Rang weltweit beim grenzüberschreitenden Handel. Sowohl hinsichtlich des Zeitbedarfs als auch der anfallenden Kosten erreichte das Land die maximale Punktzahl im Doing Business Index 2020.
Aufwärtstrend bei der Zahl der Investitionsprojekte
Die Unternehmensberatung EY stellte in ihrem European Investment Monitor 2022 einen Aufwärtstrend bei den Investitionsprojekten in Portugal fest. Im Jahr 2021 legte die Zahl der Vorhaben um 46 auf 200 zu. Insbesondere Unternehmen aus den USA, Frankreich und Deutschland entschieden sich für eine Präsenz in Portugal. Inhaltliche Schwerpunkte bildeten die verarbeitende Industrie, Software und Informationstechnologie (IT) sowie Transport und Logistik. Außerdem erhalten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten Auftrieb durch neue Ansiedlungen. Auch Investoren wie Bosch, die schon vor Ort vertreten sind, bauen ihre Aktivitäten aus.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|
Kumulierter Bestand 1) | 146.993 | 144.584 | 154.981 |
Nettotransfers 1) | 6.050 | 5.904 | 5.608 2) |
Indikator | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
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Kumulierter Bestand *) | 2.508 | 2.654 | 2.493 | k.A. |
Nettotransfers | 121 | 385 | 92 | 714 |
Nach Angaben der portugiesischen Wirtschaftsförderungsagentur AICEP haben circa 550 deutsche Unternehmen in Portugal investiert. Die Ansiedlung von Volkswagen in Palmela vor rund 30 Jahren war die größte einzelne Transaktion. Infolgedessen eröffneten mehrere Zulieferer Werke im Land.
Manche deutschen Unternehmen in Portugal setzen stark auf den Export. Vorläufigen Zahlen des Statistikamts INE zufolge gehören Volkswagen Autoeuropa und Bosch Car Multimedia Portugal zu den 20 größten Exporteuren des Landes.
Unternehmen | Branche | Volumen |
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Volkswagen Autoeuropa | Kraftfahrzeuge | 3.737 |
Bosch Car Multimédia Portugal | Technologie | 1.332 |
BMW Portugal | Kraftfahrzeuge | 531 |
Siemens | Technologie | 336 |
Aldi Portugal | Einzelhandel | 294 |
Bosch Termotecnología | Maschinen- und Anlagenbau | 242 |
DHL Express Portugal | Transport und Logistik | 131 |