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Branchen | Rumänien | Energieeffizienz in Gebäuden

Energetische Sanierung hebt Absatz von Fenstern und Türen an

Bis 2026 stellt der rumänische Staat rund 2,2 Milliarden Euro für energetische Sanierungen bereit. Dabei sind neue Türen und Fenster aus Deutschland besonders gefragt.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

In Rumänien verbrauchen unsanierte Gebäude zwei bis dreimal mehr Energie als moderne Gebäude, berichtet das rumänische Energieministerium. Diese Häuser haben oft keine ausreichend gedämmten Fassaden, Dächer, Türen oder Fenster. Das betrifft rund 77 Prozent des gesamten Gebäudebestandes im Land. Dabei handelt es sich um Häuser, die vor 1990 gebaut wurden. Ihre Besitzer müssen sie nun energetisch sanieren. Die Baumaterialien kommen überwiegend aus Deutschland.

Deutsche Unternehmen sind mit ihren Produkten führend auf dem rumänischen Markt für energetische Sanierungen. Im Jahr 2022 beliefen sich die deutschen Einfuhren von Baumaterial für energetische Sanierungen auf etwa 162 Millionen Euro. Fast die Hälfte davon entfiel auf Türen, Tore und Rahmen aus Metall im Wert von 80,2 Millionen Euro. Die Nachfrage nach Baumaterialien für energetische Sanierungen wird voraussichtlich weiter steigen, denn der rumänische Staat versucht Eigentümer verstärkt dazu zu bewegen, ihre Wohnblöcke energetisch zu sanieren.

Mehr Energieeffizienz ist Pflicht

So hat Rumänien sich dazu verpflichtet, bis 2050 bestehende Gebäude klimaneutral zu modernisieren. Mit Energieeinsparmaßnahmen könnten Hauseigentümer die Kosten für Strom, warmes Wasser und Heizung um bis zu 40 Prozent senken, berichtet das Energieministerium. Um dies zu erreichen, gibt es den Energieausweis. Der Gesetzgeber verpflichtet Hausbesitzer seit 2016, bei Verkauf, Erwerb und Neubau, einen solchen Energieausweis zu erwerben. 

Um dieses Dokument zu erhalten, ist ein Energie-Audit erforderlich. Dabei messen Experten den Wärmeverlust der Gebäudehülle und ermitteln die Energieeffizienzklasse der Immobilie. Eigentümer können eine bessere Effizienzklasse erlangen, wenn sie etwa Dämmstoffe an die Fassade anbringen oder erneuerbare Energien einsetzen, das heißt mit Solarenergie heizen, kühlen oder Wasser erhitzen. 

Energetische Sanierung DIY: Baumärkte profitieren

Bei der energetischen Sanierung übernehmen viele rumänische Haus- und Wohnungseigentümer selbst die Bauarbeiten, nach dem Prinzip do it yourself, kurz DIY. Dies hat einen positiven Effekt auf den Markt mit Heimwerkerartikel. Dieser wuchs im Jahr 2022 gegenüber 2021 um 12 Prozent auf ein Volumen von 4 Milliarden Euro, wie aus Daten des Nationalen Statistikinstitut hervorgeht.

4 Milliarden Euro

Umsatz machte der rumänische Handel mit Heimwerkerartikel im Jahr 2022. 

Die energetische Sanierung wird in den kommenden Jahren voraussichtlich die Nachfrage nach Heimwerkartikeln aufrecht halten. Heimwerkermärkte gibt es in den urbanen Zentren und Großstädten Rumäniens. Größte Baumarktkette ist die rumänische Dedeman, gefolgt von der französischen Leroy Merlin und Hornbach aus Deutschland. In diesen Geschäften finden sich Marken deutscher Anbieter wie Kauf Insulation, BASF, Xella, Hörmann, Schüco oder WERU.

In Plattenbauten gibt es viele Interessenskonflikte

Die größte Hürde für den rumänischen Staat, die energetische Sanierung voranzubringen, ist allerdings die Struktur des Wohnungsmarktes. Rumänien gehört zu den Ländern mit der im EU-Vergleich höchsten Anzahl an Wohnungsbesitzern. Die Eigentümerquote beträgt 95 Prozent. In Deutschland liegt diese nur bei 49,1 Prozent. Die meisten Menschen, die in rumänischen Städten leben, besitzen dabei Wohnungen in Plattenbauten.

"Oft gibt es in den Wohnblöcken keine Verwaltung, mit der die Eigentümer das Gebäudemanagement organisieren", sagt Johann Strese von der Initiative Wohnungswirtschaft e.V. Dies ist zum Beispiel daran zu erkennen, dass ein Wohnblock mal neue, mal alte Fenster habe. "Viele Besitzer von Wohnungen haben unterschiedliche Interessen, die schwer zu vereinbaren sind." Entsprechend gelte es, Sanierungsvorhaben möglichst günstig und sozial verträglich für alle Beteiligten umzusetzen, so Strese bei einer Veranstaltung der AHK Rumänien zum Thema Energieeffizienz.

Staat gibt 2,2 Milliarden Euro Fördermittel aus

Die rumänische Regierung fördert dafür energetische Sanierungen. Aktuell stehen im Rahmen des Regierungsprogramms "Sanierungswelle" 2,2 Milliarden Euro bereit. Mit diesen Mitteln werden bis 2026 bis zu 4.000 Wohnblöcke erneuert, informiert das Ministerium für Investitionen. Die lokalen Behörden geben die Gelder an die Eigentümer weiter. Förderfähig sind folgende Baumaßnahmen:

  • neue Fenster und Türen einbauen
  • Fassaden und Dächer dämmen
  • Dächer und Fassaden mit Lack bestreichen, der Wärme reflektiert und abschirmt
  • Heizungsanlagen modernisieren
  • Wärmepumpen oder Solarpaneele installieren

Bukarest hat ein eigenes Sanierungsprogramm

Die rumänische Hauptstadt Bukarest vereint energetische Sanierungen und Erdbebensicherheit. Bukarest fördert energetische Sanierungen im Rahmen eines Programms zur Konsolidierung von Gebäuden mit Erdbebenrisiko. Für das Jahr 2023 stehen so rund 74 Millionen Euro bereit. In der Hauptstadt sind viele Gebäude einsturzgefährdet. Bukarest befindet sich in einer seismisch aktiven Zone.

"Wichtig für eine erfolgreiche Sanierung ist eine gute Beziehung zu den Eigentümern", sagt Razvan Munteanu, Direktor der Behörde für die Konsolidierung seismisch gefährdeter Gebäude in Bukarest. Er weist darauf hin, dass die sechs Bezirksämter der Hauptstadt regelmäßig Ausschreibungen zum Sanierungsprogramm veröffentlichen.

Öffentliche Ausschreibungen erreichen jedoch nicht jeden Hauseigentümer. "Wir brauchen eine stärkere private Beteiligung und einen Wettbewerb um Investitionen in Gebäudesanierung", sagt Radu Dudău, Direktor der Energy Policy Group. Private Kredite sollten einfacher verfügbar werden. Die EPG ist ein Thinktank, der die Regierung zur Energiepolitik berät und die rumänische Gesellschaft über Energieeffizienz mit dem Projekt Romania Eficienta aufklärt.

Kontaktadressen
Bezeichnung Anmerkungen
Econet Romania Interessenvertretung deutscher Branchenunternehmen
Romania EfficientaInformationsportal zu Energieeffizienz
Ministerium für Investitionen und Europäische ProjekteVerwaltet die Projektmittel der Europäischen Union für die rumänische "Renovierungswelle"
Administration für die Konsolidierung erdbebengefährdeter Gebäude in BukarestSetzt Renovierungsvorhaben in Bukarest um, gibt Fördermittel dafür aus
BancibancomateVergleichsportal für Kreditanbieter für Renovierungsvorhaben

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