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Branche kompakt | Saudi-Arabien | Chemische Industrie

Chemieindustrie expandiert weiter

Der Ausbau und die Diversifizierung der Chemieproduktion gehören zu den zentralen Elementen der saudi-arabischen Industrialisierungsstrategie. Ausländische Partner sind gefragt.

Von Robert Espey | Dubai

Ausblick der chemischen Industrie in Saudi-Arabien

Bewertung:

 

  • Hohe Investitionen in den Kapazitätsausbau.
  • Produktionspalette wird weiter diversifiziert.
  • Ausländische Partner spielen eine wichtige Rolle.
  • Chemiebranche arbeitet an Carbon Capture Use and Storage (CCUS)-Strategien.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage des prognostizierten Umsatz- und Produktionswachstums, von Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Die Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2024

  • Markttrends

    Mit Großprojekten setzt Saudi-Arabien den Ausbau der Chemieindustrie fort. Die Produktionskapazität könnte mittelfristig auf 130 Millionen Tonnen jährlich steigen.

    Der Ausbau der chemischen Industrie schreitet in der GCC-Region (Gulf Cooperation Council) weiter voran. Im Sechsjahreszeitraum 2017 bis 2022 haben die sechs GCC-Länder die Produktionskapazität des Chemiesektors um insgesamt 21 Prozent auf 157 Millionen Tonnen pro Jahr erweitert, so die Gulf Petrochemicals and Chemicals Association. Etwa drei Viertel der GCC-Kapazität entfallen auf Saudi-Arabien, gefolgt von Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, Kuwait und Bahrain.

    Wachstum im Chemiesektor beschleunigt sich

    Nach zwei schwierigen Jahren hat sich der Wachstumsprozess im saudi-arabischen Chemiesektor seit 2021 wieder deutlich beschleunigt. Großprojekte setzen die Expansion der Petrochemie fort. Der Ausbau und die Diversifizierung der Downstream-Industrien sind ein zentrales Element der saudi-arabischen Entwicklungsstrategie.

    120

    Millionen Tonnen kann die saudi-arabische Chemieindustrie jährlich produzieren.

    Saudi-Arabien hat im Zeitraum von 2021 bis 2023 Chemieprojekte im Gesamtwert von 2,7 Milliarden US-Dollar (US$) abgeschlossen. Die Saudi Arabian Mining Company (Ma'aden) stellte 2022 für 892 Millionen US$ eine Ammioniakanlage in Ras Al Khair fertig. Die Jahreskapazität liegt bei 1,2 Millionen Tonnen. Es ist das dritte Ma'aden-Ammoniakwerk an dem Standort.

    Eine 400 Millionen US$ teure Erweiterung des Crackers der Eastern Petrochemical Company (Sharq) in Jubail auf eine Jahreskapazität von 1,3 Millionen Tonnen wurde im Oktober 2023 abgeschlossen. Die Energy Chemical Sources Company, ein Joint Venture aus Halliburton und TAQA, stellte im Frühjahr 2022 den Juffali Chemical Complex fertig. Sie investierte etwa 400 Millionen US$ in die Anlagen, die Spezialchemikalien für die Öl- und Gasindustrie produzieren.

    Die Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) gab im Herbst 2022 bekannt, dass eine neue MEG-Anlage (Monoethylenglykol) in Jubail den kommerziellen Betrieb aufgenommen hat. Ihre Jahreskapazität beträgt 700.000 Tonnen. Betreiber ist die Jubail United Petrochemical Company, eine SABIC-Tochter. Die MEG-Anlage ist Teil eines Projekts für 333 Millionen US$, zu dem unter anderem auch ein DEG-Werk (Diethyleneglykol) mit einer Jahreskapazität von 97.000 Tonnen und eine TEG-Anlage (Triethylenglykol) mit einer Jahreskapazität von 5.700 Tonnen gehören.

    Mehrere Großprojekte in der Bauphase

    Die Datenbank MEED Projects listet für Saudi-Arabien Chemieprojekte im Wert von rund 12 Milliarden US$, die sich im Bau befinden. Davon entfallen 1,4 Milliarden US$ auf ein grünes Wasserstoff-/Ammoniakwerk in der neuen Entwicklungszone NEOM.

    Die Ammoniakanlage mit einer Jahreskapazität von 1,2 Millionen Tonnen entsteht im südlichen Cluster der Industrie- und Hafenzone Oxagon. ThyssenKrupp liefert die Elektrolysetechnik mit einer Kapazität von 2 Gigawatt. Ein 4 Milliarden US$ teurer Wind- und Solarkomplex (1,4 Gigawatt Windkraft und 2,9 Gigawatt Fotovoltaik) wird den Strom liefern. Larsen & Toubro aus Indien erhielt 2022 den Bauauftrag.

    Das größte laufende Chemieprojekt ist der integrierte Raffinerie– und Petrochemiekomplex "Amiral" in Jubail. Zur Realisierung des Großprojekts gründeten der nationale Ölkonzern Saudi Aramco und TotalEnergies 2008 die Saudi Aramco Total Refining and Petrochemical Company (SATORP). An dem Joint Venture ist Aramco mit 62,5 Prozent beteiligt, TotalEnergies hält die restlichen 37,5 Prozent.

    Zunächst wurde eine Raffinerie mit einer Kapazität von 460.000 Barrel pro Tag errichtet, die seit 2014 in Betrieb ist. Ende 2022 entschied SATORP, die Raffinerie um einen Petrochemiekomplex zu erweitern. Die Investitionen werden mit 11 Milliarden US$ veranschlagt. Im Juni 2023 erfolgte die Vergabe von Bauaufträgen in Gesamtwert von rund 8 Milliarden US$. Das Projekt soll bis 2028 fertiggestellt sein.

    Das Herzstück des Amiral-Projekts ist ein Ethylen-Cracker mit einer Jahresleistung von 1,65 Millionen Tonnen. Die Anlage wird von der Hyundai Engineering & Construction Company für 2,5 Milliarden US$ errichtet. An das südkoreanische Unternehmen ging ein weiterer 2,5-Milliarden-US$ -Auftrag unter anderem für verschiedene Infrastruktursysteme des Amiral-Komplexes.

    Maire Tecnimont erhielt für das Amiral-Projekt einen Auftrag in Höhe von 1,2 Milliarden US$ zum Bau von zwei Polypropylen-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von jährlich 1 Million Tonnen. Ferner baut das italienische Unternehmen für 720 Millionen US$ ein HDPE-Werk (High Density Polyethylene) und eine Logistikzone.

    Die Advanced Petrochemical Company (APC) vergab 2021 einen 1,6-Milliarden-US$-Auftrag für ein Propylen- und Polypropylenwerk (Advanced Polyolefins Company/APOC) in Jubail. Seine Fertigstellung soll bis Ende 2024 erfolgen. Die APOC ist ein Joint Venture aus der Advanced Global Investment Company, einer APC-Tochter, mit einem Anteil von 85 Prozent und der südkoreanischen SK Gas Petrochemical (15 Prozent).

    Lange Liste geplanter Investitionen

    MEED Projects listet geplante Chemieprojekte im Wert von 40 Milliarden US$, die bis 2025 vergeben werden sollen. Beobachter gehen aber davon aus, dass es bei vielen Investitionsprojekten zu Verzögerungen beziehungsweise Planungsänderungen kommt. Zu den größten geplanten Petrochemieprojekten gehören zwei COTC-Anlagen (Crude Oil-To-Chemicals) in Yanbu und in Ras Al Khair für jeweils 5 Milliarden US$.

    Ausgewählte Chemieprojekte in der Planungsphase

    Projekt

    Investitionssumme (in Mrd. US$)

    Projektstand*)

    Projektbetreiber

    Waad Al Shamal Phosphate City: DAP Package 1 & 2

    2,5

    AP

    Maaden/Mosaic/SABIC

    Yanbu Propylene Plant

    2

    FEED

    Alujain Corporation

    Agricultural Chemicals Manufacturing Facility

    1

    ST

    UPL

    Yanbu Refinery

    1

    ST

    Saudi Aramco/Sinopec

    Jafurah Blue Hydrogen Plant

    1

    ST

    Saudi Aramco

    New Polyisobutylene Plant in Jubail

    0,8

    ST

    Saudi Aramco Total Refining and Petrochemical Company

    Saudi Arabia Renewable Energy Hub (SAREH)

    0,5

    ST

    Saudi Aramco/Modern Industrial Investment Holding Group/Intercontinental Energy

    Hydrogen Gas Production Plant

    0,5

    ST

    Saline Water Conversion Corporation/Cummins Cogeneration

    Methanol Plant Expansion

    0,5

    PQ

    Methanol Chemicals Company (Chemanol)

    Caustic Soda Plant Project

    0,5

    FEED

    SABIC/Petrokemya

    * FEED = Front End Engineering Design, AP = Angebotsprüfung, ST = Studie, PQ = Präqualifizierung.Quelle: MEED Projects 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Allein 20 Milliarden US$ sollen in weitere Projekte zur Erzeugung von blauem und grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak fließen. Zumeist befinden sich diese Vorhaben in einem frühen Planungsstadium und die weitere Entwicklung ist bislang unklar.

    Beispielsweise unterzeichnete der staatliche Public Investment Fund (PIF) im November 2022 mit fünf südkoreanischen Unternehmen (Korea Electric Power Corporation, Korea Southern Power Company, Korea National Oil Corporation, Posco Holdings, Samsung C&T) eine Absichtserklärung zur Prüfung eines grünen Ammoniakprojekts in Yanbu. Die notwendigen Investitionen sind mit 6,5 Milliarden US$ veranschlagt. Mit Marubeni diskutiert der PIF über ein 10 Milliarden US$ teures Wasserstoffprojekt.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie

    Die saudi-arabische Chemieindustrie soll bis 2050 klimaneutral werden. Für CCUS-Technologien ist dabei eine zentrale Rolle vorgesehen.

    Einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung der saudi-arabischen Industrie sollen CCUS-Technologien (Carbon, Capture, Utilization, Storage) leisten. Regierungsvertreter unterstrichen auf den UN-Klimakonferenzen in Ägypten (2022) und Dubai (2023) die Bedeutung von CCUS. Energieminister Abdulaziz bin Salman erklärte, bis 2035 eine CCUS-Kapazität von jährlich 44 Millionen Tonnen CO₂ erreichen zu wollen.

    CCUS-Hub in Jubail geplant

    Im großen Chemiecluster von Jubail ist der Bau eines CCUS-Hubs mit einer jährlichen Kapazität von 9 Millionen Tonnen geplant. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco, SLB (früher Schlumberger) und Linde im November 2022.

    Der CCUS-Hub ist Teil einer strategischen Kooperation von Linde mit SLB bei CCUS-Projekten seit Oktober 2022, um weltweit die Dekarbonisierung der Industrie zu beschleunigen. Er soll 2027 in Betrieb gehen. Sanjiv Lamba, CEO von Linde, erklärte dazu: "Wir sind bestrebt, unseren Kunden zu helfen, kosteneffektiv ihre Produktion zu dekarbonisieren."

    Erste CCUS-Projekte in Betrieb

    Das größte saudi-arabische CCUS-Projekt ist ein Pilotprojekt von Saudi Aramco im Gaswerk Hawiyah. Seit 2015 werden hier täglich 850.000 Kubikmeter CO₂ aufgefangen und zum Uthmaniyah-Ölfeld transportiert. Dort wird es zur Steigerung des Förderdrucks in das Ölreservoir injiziert.

    In Jubail nahm SABIC 2015 ein "CO₂-to-Chemicals"-Projekt in Betrieb. Das CO₂ fällt bei der Produktion von Ethylenglykol an. Im Rahmen des Projekts setzt SABIC jährlich 500.000 Tonnen CO₂ vor allem zur Herstellung von Methanol und Urea (Harnstoff) ein. In flüssiger Form wird CO₂ an die Lebensmittelindustrie verkauft.

    Zukünftig sollen Milliarden in CCUS-Technologien investiert werden, um den aus Gas gewonnenen grauen in blauen Wasserstoff zu verwandeln. Voraussichtlich ab 2025 will Saudi-Arabien in NEOM grünen Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak produzieren. Die geplante Jahreskapazität beträgt 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak. Dieser grüne Ammoniak ist für den Export vorgesehen. Das Königreich will darüber hinaus auch große Mengen blauen Ammoniak exportieren.

    Derzeit gibt es in Saudi-Arabien zwei CCUS-Projekte zur Produktion von blauem Wasserstoff. Die Saudi Aramco Jubail Refinery Company (SASREF) kann jährlich etwa 8.000 Tonnen blauen Wasserstoff erzeugen. SABIC verfügt in Jubail über eine Kapazität zur Herstellung von 37.500 Tonnen blauem Ammoniak. Für diese beiden Projekte sind allerdings keine Ausbaupläne bekannt.

    SABIC, BASF und Linde kooperieren bei Dekarbonisierungsprojekt

    SABIC, BASF und Linde haben in Ludwigshafen mit dem Bau der weltweit ersten Demonstrationsanlage für großtechnische elektrisch beheizte Steamcracker begonnen. BASF erklärte, die Nutzung von Strom aus erneuerbarer Energie anstelle von Erdgas ermögliche es, die CO₂-Emissionen eines der energieintensivsten Produktionsprozesse der chemischen Industrie um mindestens 90 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Technologien zu reduzieren.

    BASF und SABIC investieren gemeinsam in das Projekt. BASF betreibt die Demonstrationsanlage. Linde ist Partner für die Planung, Beschaffung und den Bau und wird die entwickelten Technologien vermarkten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt im Rahmen des Förderprogramms "Dekarbonisierung in der Industrie" mit 14,8 Millionen Euro.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Branchenstruktur

    Die Produktion hochwertiger Chemieerzeugnisse soll deutlich steigen. Die zu Saudi Aramco gehörende Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) dominiert die Branche. 

    Die saudi-arabische Chemieindustrie hat im Vergleich zu den anderen GCC-Ländern (Gulf Cooperation Council) bereits einen hohen Diversifizierungsgrad erreicht. Die Palette der im Land produzierten chemischen Erzeugnisse beinhaltet mittlerweile über 140 Produkte. Dennoch dominiert weiterhin die Herstellung chemischer Erzeugnisse mit relativ geringer Wertschöpfung.

    Auf chemische Grundstoffe, Zwischenprodukte, Massenkunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid etc.) und Düngemittel dürften im Jahr 2023 etwa 90 Prozent der Produktionskapazitäten entfallen sein. Hochwertige Chemieprodukte (Hochleistungskunststoffe und -kautschuk, hochveredelte Chemikalien, Spezialchemikalien) hatten dagegen einen Anteil von geschätzt rund 10 Prozent. Allerdings erwirtschaftete diese Produktgruppe mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes.

    Chemieindustrie soll stärker diversifiziert werden

    Das 2011 gegründete Unternehmen Sadara, ein Joint Venture aus Saudi Aramco (65 Prozent) und Dow Chemicals (35 Prozent), soll einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Diversifizierung der Branche leisten. Im Sadara Chemical Complex nahm 2017 die letzte von insgesamt 26 integrierten Chemieanlagen ihren Betrieb auf. Sadara kann jährlich etwa 3 Millionen Tonnen Spezialchemikalien und Kunststoffe produzieren. Das Unternehmen betreibt unter anderem eine TDI-Anlage (Toluylendiisocyanat) mit einer Kapazität von 200.000 Tonnen/Jahr, ein MDI-Werk (Diphenylmethandiisocyanat; 400.000 Tonnen/Jahr) sowie eine Polyether-Polyol-Fabrik zur Herstellung von Polyurethanen (370.000 Tonnen/Jahr).

    Neben dem Sadara-Komplex in der Jubail Industrial City II wurde der 12 Quadratkilometer große PlasChem Park eingerichtet. Dort sollen lokal hergestellte Chemikalien weiterverarbeitet werden. Der Chemiepark ist eine Kooperation von Sadara und der Royal Commission for Jubail & Yanbu. Seit Frühjahr 2022 ist ein Pipelinesystem in Vollbetrieb, über das Sadara den Park mit Ethylenoxid und Propylenoxid versorgt. Halliburton betreibt im PlasChemPark eine 80 Millionen US-Dollar (US$) teure Anlage für Spezialchemikalien

    SABIC dominiert den Chemiesektor

    Die 1976 gegründete Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) ist das dominierende Branchenunternehmen des Landes. SABIC ist an über 30 lokalen Chemiefirmen beteiligt. Zudem gibt es zahlreiche Auslandsgesellschaften und -beteiligungen. Seit 2020 hält die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco an SABIC eine Beteiligung von 70 Prozent.

    SABIC verzeichnet erhebliche Umsatzschwankungen, die vor allem die Preisentwicklungen auf den Rohstoff- und Chemiemärkten widerspiegeln. Einen Tiefpunkt erreichte der Umsatz 2020 mit nur noch 31 Milliarden US$ (2019: 36 Milliarden US$). Dagegen wurde 2022 mit 53 Milliarden US$ ein neuer Spitzenwert verbucht. In den ersten neun Monaten 2023 sank der Umsatz gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 26 Prozent auf 28 Milliarden US$.

    SABIC stemmt etwa die Hälfte der saudi-arabischen Chemieproduktion. Der Ausstoß des Unternehmens ging in der Sparte "Petrochemicals" seit 2018 stark zurück. SABIC produzierte 2022 insgesamt 47,9 Millionen Tonnen (2018: 61,2 Millionen Tonnen), davon 37,7 Millionen Tonnen Basischemikalien (2018: 45,4 Millionen Tonnen), 4,6 Millionen Tonnen Polyethylen (2018: 8,2 Millionen Tonnen) und 5,7 Millionen Tonnen Hochleistungspolymere (2018: 7,6 Millionen Tonnen).

    Die Erzeugung von Spezialchemikalien bei SABIC zeigt derzeit ebenfalls keinen Wachstumstrend. Die Produktion ging von 120.000 Tonnen im Jahr 2018 auf 70.000 Tonnen im Jahr 2022 zurück. Die Fertigung von SABIC-Agrarchemikalien (Urea, Ammoniak, anorganische Produkte auf Stickstoffbasis etc.) erholte sich 2022 auf 8,3 Millionen Tonnen (2021: 7,6 Millionen Tonnen; 2018: 8,4 Millionen Tonnen).

    Wichtige Branchenunternehmen (Auswahl)

    Unternehmen

    Sparte/Produkte (Auswahl)

    Umsatz in Mrd. US$ (2022)

    Saudi Aramco

    Öl & Gas, Petrochemie

    319,9 1)

    Saudi Basic Industries Corporation (SABIC)

    Petrochemie, Agrarchemikalien, Spezialchemikalien, Metall

    52,9

    Rabigh Refining & Petrochemical Company (Aramco / Sumitomo)

    Raffinerie, Polymere, Monomere

    14,9

    Saudi Aramco Total Refining & Petrochemical Company (SATORP)

    Raffinerie, Petrochemie

    20,5

    Saudi Industrial Investment Group 2)

    Benzol, Styrol, Polypropylen, High Density Polyethylen, Hexen-1

    k.A.

    Sadara Chemical Company (Aramco / Dow Chemicals)

    Ethoxylate, PEG, TDI, Benzol, MDI, Butanol, Polyole, Epoxidharze, Acrylate

    3,9

    Saudi Kayan Petrochemical Company

    Ethylen, Propylen und Derivate, Downstream Produkte

    3,0

    Sahara International Petrochemical Company (Sipchem)

    Propylen, Polypropylen, Ethylen, Low Linear Density Polyethylen, Methanol, Butanediol, Carbon Monoxide, Acetic Acid, Vinyl Acetate

    2,7

    Saudi Aramco Base Oil Company (Luberef)

    Base Oil (Grundöl)

    2,8

    Yanbu National Petrochemical Company

    Ethylen, Ethylenglycol, High Density Polyethylen, Low Linear Density Polyethylen, Polypropylen, Butene 1, Butene 2, MTBE, BTX

    1,9

    1 nur Geschäftsbereich "Downstream" (Raffinerien, Petrochemie etc.); 2 ist beteiligt unter anderem an Saudi Polymers, Saudi Chevron Phillips und Jubail Chevron Phillips.Quelle: Unternehmensangaben; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    SABIC investiert Milliarden in den Ausbau der Kapazitäten sowie in die Entwicklung neuer Produkte. In Yanbu ist bis 2027 gemeinsam mit Saudi Aramco und Sinopec die Umsetzung eines 25 Milliarden US$ teuren COTC-Projekts (Crude Oil to Chemicals) geplant. Dort sollen täglich 0,4 Millionen Barrel Rohöl zu jährlich 9 Millionen Tonnen Chemieprodukten verarbeitet werden. Ende 2022 gab SABIC bekannt, die Realisierung eines COTC-Projekts für 5 Milliarden US$ in Ras Al Kair prüfen zu wollen.

    Saudi-Arabien strebt an, mittelfristig COTC-Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 3 Millionen Barrel pro Tag zu errichten. Davon sollen allerdings 1,4 Millionen Barrel pro Tag auf Projekte im Ausland entfallen.

    Ein SABIC-Großvorhaben in Kooperation mit der Saudi Arabian Mining Company (Ma'aden) und dem US-Düngemittelhersteller Mosaic ist das mit 10 Milliarden US$ veranschlagte Projekt Waad Al Shamal Phosphate City. Weitere geplante SABIC-Projekte sind unter anderem zwei Elektrolyse-Wasserstoffanlagen für insgesamt 600 Millionen US$ und ein neues Petrochemiewerk in Jubail für 500 Millionen US$.

    Große Produktion von Farben und Lacken

    Bei Farben und Lacken sowie Bauchemikalien verfügt Saudi-Arabien mittlerweile über erhebliche lokale Produktionskapazitäten. Zu den führenden Anbietern von Farben, Lacken und Beschichtungen gehört die norwegische Firma Jotun. Sie ist mit zwei Firmen in Saudi-Arabien vertreten (Jotun Powder Coatings Saudi Arabia Co. Ltd./Dammam; Jotun Saudia Co. Ltd /Jeddah) und produziert an drei Standorten.

    Weitere Farbenhersteller sind unter anderem Sigma Paints (PPG Architectural Coatings EMEA), Paintco, Saudi Chemical Industries Company (Marken: Dulux, Glidden etc.), Al Jazeera Paints, Hempel Paints, Colours Paints (Al-Khayalah Al-Arabia Group), Saudi Industrial Paint Company (Sipco), Akzo Nobel (International Paint Saudi Arabia) und Berger Paints (Eigentümer ist die indische Gruppe Asian Paints). Caparol aus Deutschland produziert in Dubai und versorgt von dort den saudi-arabischen Markt.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Rahmenbedingungen

    Saudi-Arabien will internationale Technologieanbieter dazu bewegen, verstärkt lokal zu produzieren und bietet entsprechende Förderprogramme an.

    Eine weitere Verschärfung der "Local Content"-Regelungen dürfte auch im Chemiesektor Anbietern von Anlagen und Ausrüstungen den Marktzugang erschweren. Mit strengeren Lokalisierungsvorschriften will die Regierung die inländische Wertschöpfung erhöhen und damit die Beschäftigung und Qualifizierung einheimischer Arbeitskräfte fördern. In der Chemiebranche wie auch im Ölsektor spielen diese Ziele bereits eine wichtige Rolle.

    Investitionen erfordern zunehmend lokale Wertschöpfung

    Wer bei Ausschreibungen des führenden saudi-arabischen Chemieunternehmens, der Saudi Basic Industries Corporation (SABIC), erfolgreich sein will, muss einen möglichst hohen Lokalisierungsgrad erreichen. Die einfache Lieferung und Montage von Maschinen und Ausrüstungen wird immer weniger möglich sein.

    Zur Unterstützung in- und ausländischer Firmen, die zur Erhöhung der lokalen Wertschöpfung in Saudi-Arabien investieren wollen, hat SABIC das NUSANED-Programm entwickelt. Dieses Lokalisierungsprogramm ist dem IKTVA-Programm (In Kingdom Total Value Add) des nationalen Ölkonzerns Saudi Aramco ähnlich.

    Deutsche Chemieunternehmen produzieren im Königreich

    Im Chemiesektor unterliegen ausländische Investitionen keinen Beschränkungen. Die staatliche Investitionsförderagentur Invest Saudi schlägt ausländischen Unternehmen derzeit 454 Chemieindustrieprojekte vor. Viele internationale Chemiefirmen verfügen in Saudi-Arabien bereits über Produktionsbetriebe, zumeist in Kooperation mit lokalen Partnern.

    Auch deutsche Firmen sind in der saudi-arabischen Chemieindustrie mit Produktionsstätten vertreten. Beispielsweise unterhält das in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Joint Venture Henkel Polybit unter anderem eine Fertigungsstätte in Dammam. Dort werden Abdichtungsmaterialien und andere Chemieprodukte für den Bausektor hergestellt. Das Familienunternehmen Bischof + Klein aus Lengerich produziert in Al Khobar SmartFlex- und FFS- Verpackungsfolien.

    Evonik ist mit 25 Prozent an der Saudi Acrylic Polymers Company (SAPCO) beteiligt. Der Joint-Venture-Partner ist die Saudi Acrylic Acid Company. Das Unternehmen begann 2014 im Chemiepark Jubail mit der Produktion von Superabsorbern. Die Kapazität beträgt 80.000 Tonnen/Jahr. Evonik ist ein weltweit führender Produzent von Superabsorbern, einem wesentlichen Basismaterial für die Herstellung von Hygieneprodukten wie Windeln oder Binden.

    Die Linde Gruppe investierte 380 Millionen US$ in eine Anlage zur Herstellung von Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Ammoniak. Die Fabrik ging 2017 auf dem Gelände des Sadara-Komplexes in Jubail in Betrieb.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Saudi-Arabien (Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Industry & Mineral ResourcesFederführendes Ministerium für die chemische Industrie
    Ministry of CommerceMinisterium für Handel
    Ministry of InvestmentMinisterium für Investitionen
    Royal Commission for Jubail & YanbuBehörde mit starken Engagements im Chemiesektor *)
    Saudi Industrial Development FundStaatlicher Industriefonds
    Saudi Chemical SocietyNationaler Fachverband *)
    Gulf Petrochemicals & Chemicals AssociationRegionaler Fachverband
    Saudi Plastics & PetrochemFachmesse, jährlich; nächster Termin: 06. bis 09. Mai 2024 in Riad 

    * Website zeitweise nicht erreichbar

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