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Branche kompakt | Schweden | Bauwirtschaft

Rahmenbedingungen

Trotz Fachkräftemangel und steigender Qualitätsansprüche ist die Dominanz einheimischer Unternehmen nicht leicht zu durchbrechen. Gründe dafür liegen im administrativen Bereich.

Von Judith Illerhaus | Stockholm

Die Dominanz einheimischer Unternehmen auf dem schwedischen Markt hat mehrere Ursachen. Der relativ hohe Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern begünstigt die Beauftragung lokaler Firmen. Skandinavische Unternehmen haben auch mehr Erfahrung mit dem spezifischen Klima, was ihnen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus Kontinentaleuropa beschert.

Lokale und langjährige Geschäftsbeziehungen werden bevorzugt

Ein weiterer Faktor ist die im Vergleich zu Deutschland niedrigere Bauqualität, die sich im Preis widerspiegelt. Deutsche Unternehmen, die nach den ihnen bekannten Standards bauen wollen, haben bei der Kostenkalkulation somit von Anfang an einen Nachteil. Dieser wird durch die üblichen Rabattkriterien noch verstärkt: Zulieferer, Ausstatter und Unterauftragnehmer honorieren vor allem Kundentreue. Langjährige Geschäftsbeziehungen können somit zum Beispiel den Preis für Baumaterial oder Projektarbeiten wesentlich senken.

 Zum 1. Januar 2024 wurde eine vorübergehende Anhebung der Obergrenze für den sogenannten ROT-Avdrag, eine Art steuerlicher Abzug bei Renovierungsarbeiten, eingeführt. Auf diese Weise sollten Sanierungsarbeiten forciert werden. Ob diese Regelung auch im kommenden Jahr bestehen bleiben wird, ist noch unklar.

Hürden für ausländische Unternehmen

Experten der schwedischen Baubranche haben tatsächlich sowohl die Unterschätzung der Kosten als auch der schwedischen Bürokratie als die größten Herausforderungen benannt. Auf den ersten Blick wirke Schweden sehr unkompliziert und sei auch bekannt für verhältnismäßig überschaubare Verträge und wenige Arbeitsrechte. Doch die Gewerkschaften spielen im Land, ähnlich wie in Deutschland, eine starke Rolle, die nicht unterschätzt werden sollte. Sie legen nicht nur den Mindestlohn fest, der Kostenvorteile beim Personal egalisiert. Auf ihr Wirken ist auch die Registrierungspflicht für ausländische Bauarbeiter und -handwerker zurückzuführen. Jede Person, die auf schwedischen Baustellen tätig ist, muss über eine ID06-Karte verfügen. Diese muss über einen der ausgewiesenen Partner beantragt werden, von denen nur einer über ein Büro in Deutschland verfügt.

Bei Ausschreibungsverfahren sei es außerdem wichtig, zwischen den Zeilen lesen zu können, um zu erkennen, was der Auftraggeber tatsächlich erwartet. Deutsche Unternehmen tun also gut daran, sich einen marktkundigen Experten an die Seite zu holen. Über die Seite der schwedischen Verkehrsbehörde Trafikverket können beispielsweise laufende Projekte aber auch kommende Vergaben eingesehen werden. 

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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