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Rahmenbedingungen
Die spanische Baubranche befindet sich fest in einheimischer Hand. Dennoch können spezialisierte deutsche Anbieter an einigen Nischen ansetzen, um Fuß zu fassen.
16.10.2024
Von Oliver Idem | Bonn
In Spanien existiert eine zentrale Veröffentlichungsplattform für staatliche Ausschreibungen. Diese kann auch in einer englischen und einer französischen Sprachversion genutzt werden. Kritische Anmerkungen des Regulierungsbüros für öffentliche Vergaben legen aber nahe, dass diese nicht überall konsequent genutzt wird. Spaniens Verwaltung besteht aus dem Zentralstaat, den 17 Autonomen Gemeinschaften und zwei Autonomen Städten sowie den Gemeinden. Offenbar unterscheiden sich die regional eingespeisten Daten und werden auch unterschiedlich häufig aktualisiert.
In puncto Korruptionswahrnehmung befindet sich Spanien laut Transparency International unter den Ländern mit eher geringen Problemen. Spanien rutschte in den vergangenen Jahren leicht ab und belegte 2023 Platz 36 unter 180 Ländern. Auch dieser Platz bedeutet noch immer eine Position im besten Viertel unter den Staaten der Erde. Gelegentlich treten zwar Korruptionsfälle auf. Der Gesamtstandard im Land befindet sich aber auf einem guten Niveau.
Deutsche Unternehmen sind vor allem in Nischen erfolgreich
Die Bauwirtschaft in Spanien wird stark von einheimischen Anbietern beherrscht. Ein Engagement deutscher Unternehmen muss dennoch nicht chancenlos sein.
Beim Städtebauprojekt Madrid Nuevo Norte sind die Einstiegshürden außergewöhnlich niedrig. Die Betreibergesellschaft setzt auf einen offenen Pool für innovative Unternehmen, die Lösungen für das Städtebauprojekt anbieten. In diesem Innolab sind ausdrücklich auch ausländische Unternehmen willkommen, um die besten Ideen für das etwa bis 2040 angesetzte Vorhaben zu sammeln.
Solche klaren Geschäftschancen stellen jedoch die Ausnahme in Spanien dar. Wichtig ist es darum für deutsche Unternehmen, an den richtigen Stellen anzusetzen und Nischen zu besetzen.
Markus Kemper, Leiter der Marktberatung der AHK Spanien, berichtet aus seiner langjährigen Erfahrung mit Unternehmen aus beiden Ländern: "Die spanischen Bauunternehmen sind traditionell sehr stark positioniert, sowohl in Spanien selbst als auch im Ausland. Zudem gilt es zu beachten, dass es private Bauherren in Spanien deutlich seltener gibt als in Deutschland."
Gut vernetzte Unternehmen aus dem Bereich der Baumaterialien haben bei einer gezielten Marktbearbeitung Erfolgschancen: "Für Materialanbieter dürfte insbesondere der Bereich der energieeffizienten Sanierung auf Jahre interessant sein. Für die gezielte Marktbearbeitung ist es unabdingbar mit einem gut eingeführten Vertriebspartner zusammenzuarbeiten, der bereits komplementäre Produkte vermarktet. Immer öfter treten deutsche Lieferanten auch mit eigenen Vertriebsmitarbeitern in Erscheinung", beobachtet Markus Kemper.
Deutsche Planungsbüros treffen auf einen harten Wettbewerb in Spanien. Markus Kemper zufolge bietet die Spezialisierung eine Möglichkeit, sich durchzusetzen: "Für Planer gilt es ebenfalls, Nischen zu identifizieren, da das Massengeschäft mit den Planungsbüros vor Ort umgesetzt wird. Ebenso wie die großen Bauunternehmen sind auch die großen Planungsbüros erfolgreich in der ganzen Welt unterwegs, speziell im Infrastrukturbau."
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