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Branche kompakt | Slowakei | Bauwirtschaft

Rahmenbedingungen

Die kleine Marktgröße und der starke Wettbewerb sind herausfordernd. Dennoch bieten sich in Nischen gute Geschäftschancen. Die Rahmenbedingungen sind aber nicht immer leicht.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Das Baugeschäft in der Slowakei gilt als schwieriges Terrain. Beim inzwischen ausgesetzten Ranking der Weltbank zu den Geschäftsbedingungen rangierte die Slowakei bei der letzten Erhebung 2020 insgesamt auf Rang 45 von 190 Volkswirtschaften. Doch beim Thema Baugenehmigungen landete das Land auf Platz 146. Die Bearbeitungszeit von Bauanträgen dauerte mit 300 Tagen doppelt so lang wie im Durchschnitt der OECD-Länder. Außerdem mussten vergleichsweise viele Unterlagen eingereicht und Prozessschritte durchlaufen werden. Untersucht wurde beispielhaft die Errichtung eines Warenlagers in Bratislava.

Personal- und Auftragsmangel größte Probleme

Für die Baufirmen gibt es aktuell noch viele weitere Barrieren, die das Wachstum ausbremsen. Bei der monatlichen Stimmungsumfrage des Statistikamtes im September 2024 nannte jedes dritte Bauunternehmen den Personalmangel und die schlechte Auftragslage als größtes Problem. Außerdem sei der Zugang zu Finanzierungen weiterhin schwierig. Negativ werden auch die komplizierten Prozesse bei öffentlichen Ausschreibungen empfunden. Engpässe bei Baumaterialien wirken sich nur für fünf Prozent der Baufirmen negativ aus. Auch die Preise haben sich offensichtlich normalisiert. 

Für 2025 ist ein deutlicher Anstieg der Preise im Baugeschäft zu erwarten. Ein Konsolidierungspaket der Regierung sieht bei der Mehrwertsteuer einen Anstieg des Basissatzes um 3 Prozentpunkte vor. Das dürfte Bauleistungen und Baumaterialien deutlich verteuern. Die Nationalbank NBS erwartet eine Inflationsrate von 5 Prozent für 2025.

Register für öffentliche Aufträge hilfreich

Firmen, die sich an öffentlichen Aufträgen beteiligen wollen, können über die zentrale Ausschreibungsdatenbank die aktuellen Beschaffungsvorgänge recherchieren. Für eine Teilnahme an größeren Ausschreibungen empfiehlt sich eine Aufnahme in das Register der Partner des öffentlichen Sektors (RPSP). Für Beteiligungen an öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) ist das verpflichtend.

Premierminister Robert Fico kündigte im April 2024 an, bei der Sanierung der Verkehrsinfrastruktur künftig verstärkt auf private Partner zu setzen. So will die Regierung die Modernisierung von 500 Brücken im Paket an einen Investor vergeben, der diese Aufgabe als PPP-Projekt umsetzt. Auch für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Bratislava und Komárno ist ein solches Modell geplant.

Baugesetz wird allmählich überarbeitet

Das Baugesetz in der Slowakei stammt noch aus dem Jahr 1976. Es wird langsam modernisiert und überarbeitet. Eine letzte große Novelle ist am 1. April 2024 in Kraft getreten. Sie betrifft vor allem die Raumordnung und Schwarzbauten. Verschiedene Bau- und Genehmigungsverfahren für Nebenobjekte eines Bauvorhabens (wie Verkehrswege, Stromnetze) werden jetzt dem Hauptbauobjekt zugeordnet. Damit muss nur noch ein Verfahren durchgeführt werden. Die verbindliche Stellungnahme der Gemeinden im Rahmen der Raumplanung muss je nach Bauobjekt innerhalb von 60 oder 90 Tagen erfolgen. Anderenfalls gilt der Bau als genehmigt.

Die Novelle enthält außerdem eine Amnestie für Schwarzbauten, die ohne Genehmigung vor dem 31. Dezember 1989 errichtet wurden. Sie gelten als gesetzeskonform, wenn sie kontinuierlich für ihren Zweck verwendet werden und der Eigentümer des Gebäudes auch Eigentümer des Grundstückes ist.

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