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Wirtschaftsumfeld | Schweiz | Arbeitskräfte

Fachkräfte

Die Schweiz bietet gut ausgebildete Fachkräfte mit universitärer und beruflicher Bildung. Trotz einer leichten Entspannung bleibt der Fachkräftemangel insgesamt bestehen.

Von Oliver Idem | Bonn

Die Verfügbarkeit von Fachkräften in der Schweiz verbessert sich langsam. Ein Grund dafür ist der leichte Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Der Abbau von Überkapazitäten und die Restrukturierung von Unternehmen tragen dazu bei. Da mehr Personen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, entschärft sich der Fachkräftemangel in einigen Bereichen. Vor allem im Maschinenbau, in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und in der Uhrenindustrie entspannt sich die Situation.

Hohe Gehälter ziehen auch Fachkräfte aus dem Ausland an

Die Schweiz steht vor ähnlichen demografischen Herausforderungen wie andere westliche Industrieländer. Niedrige Geburtenraten und eine hohe Lebenserwartung führen zu einer alternden Bevölkerung und einem Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften.

Dank des hohen Einkommensniveaus kann die Schweiz diese Lücken recht gut füllen. Zuwanderung aus der EU und aus Drittstaaten fängt bislang viele demografischen Herausforderungen auf. Vor allem Personen aus der EU und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA; Mitglieder sind neben der Schweiz Norwegen, Island und Liechtenstein) drängen auf den schweizerischen Arbeitsmarkt. 

Die grundsätzliche Einigung bei den Verhandlungen über die Bilaterale III (drittes bilaterales Vertragspaket zwischen der EU und der Schweiz) bietet auch in Zukunft eine Perspektive für Arbeitskräfte aus EU-Staaten. Mit der Bilaterale III haben beide Seiten die zukünftige Zusammenarbeit geregelt. Bis das Verhandlungspaket in Kraft treten kann, sind noch einige Abstimmungen notwendig. Beobachter rechnen damit, dass dieser Prozess nicht vor Ende 2027 abgeschlossen sein wird.

Die grundsätzliche Einigung ist aber bereits ein Signal für die künftige Zusammenarbeit. Für viele Wirtschaftszweige in der Schweiz spielen der Zugang ausländischer Studenten und Arbeitskräfte sowie Forschungskooperationen eine wesentliche Rolle.

Neben der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt bilden auch Grenzpendler eine relevante Gruppe: Fast 400.000 Menschen arbeiten in der Schweiz, haben ihren Wohnsitz aber in einem anderen Land. Die Schweiz grenzt an Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien und Frankreich. Die sprachliche Vielfalt in der Schweiz ermöglicht es Fachkräften, die Deutsch, Französisch oder Italienisch sprechen, sich leicht im Land zurechtzufinden.

Arbeitslosigkeit legt leicht zu und betrifft Geringqualifizierte stärker

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz nimmt langsam zu. Anfang 2025 hatten Geringqualifizierte das höchste Risiko, keine Arbeit zu haben oder keine zu finden. Die Arbeitslosenquote lag im Januar 2025 laut dem Wirtschaftsministerium landesweit bei 3 Prozent, nach 2,8 Prozent im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat Januar 2024 betrug die Zunahme 0,5 Prozentpunkte.

Bei der Betrachtung der Arbeitsmarktsituation in der Schweiz sind zwei unterschiedliche Berechnungsmethoden zu beachten. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) weist eine etwas höhere Quote aus, wonach die Arbeitslosigkeit im Jahr 2024 bei 4,4 Prozent lag. Für 2025 rechnet die ILO mit einem leichten Anstieg auf 4,7 Prozent.

Der Unterschied zu den ILO-Zahlen erklärt sich dadurch, dass in der Schweizer Statistik Arbeitslose nach dem Ende des Bezugs von Arbeitslosengeld aus der Statistik fallen. Zudem werden in der lokalen Quote nur aktiv gemeldete Personen berücksichtigt. Menschen, die sich zum Beispiel aufgrund hoher Reserven nicht arbeitslos melden, werden nicht mitgezählt.

In einigen Branchen bleibt der Arbeitskräftebedarf gering

Die schweizerische Wirtschaft wächst nicht schnell genug, um in Zweigen mit höherer Arbeitslosigkeit wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu ist der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen zu gering. Dies betrifft zum Beispiel die Zeitarbeit, Teile der Industrie sowie das Gastgewerbe und die Bauwirtschaft. 

In der Pharmaindustrie, der IKT-Branche und der Uhrenindustrie gibt es jedoch trotz zunehmender Nachfrage nach Arbeitskräften eine gleichzeitig ansteigende Arbeitslosigkeit, beobachtet die Konjunkturforschungsstelle KOF. Dies deutet auf ein Mismatch-Problem hin. Die Profile der Arbeitssuchenden und die Bedürfnisse der Arbeitgeber decken sich häufig nicht.

Unternehmen setzen daher teils auf Weiterbildungen und Schulungen für ihre Belegschaft, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. Andere Firmen ersetzen Arbeitskräfte mit veralteten Qualifikationen durch neues Personal, etwa in der IKT-Branche.

Duale Ausbildung und universitäre Bildung mit hohem Niveau

Beim Ausbildungsniveau zählt die Schweiz im internationalen Vergleich zur Spitzengruppe. Das Land verfügt über gut ausgebildete Fachkräfte. Dazu trägt ein duales Ausbildungssystem von hoher Qualität bei. Dieses genießt ein positives Image im Land. Damit ist eine berufliche Ausbildung eine echte Alternative zum Studium, und die Akademikerquote fällt niedriger aus als etwa in Deutschland. Hinzu kommt, dass dank Weiterbildungen die Qualifikationen auf der Höhe der Zeit bleiben.

Die Schweiz im weltweiten Vergleich

Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

 

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