Wirtschaftsumfeld | Simbabwe
Das Investitionsklima ist schlecht, Geld fließt trotzdem
Simbabwe ist ein schwieriges Pflaster. Die Rahmenbedingungen für Investoren mahnen zur Vorsicht. Die Rohstoffvorkommen erweisen sich dennoch als Magnet.
08.10.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Potenzielle Investoren müssen sich in Simbabwe auf einen Cocktail zum Teil widersprüchlicher Standortfaktoren einstellen. Mineralische Rohstoffe und vielfältige landwirtschaftliche Produktionsmöglichkeiten schaffen ein breites Spektrum denkbarer Markteintritte. Für Investitionen in die Industrie spricht das Ziel, die Wertschöpfung im Land zu erhöhen, etwa durch die Weiterverarbeitung von Erzen und Metallen oder die lokale Produktion von Nahrungsmitteln.
Die Regierung in Harare versucht dies zum Teil mit Gesetzen zu forcieren. So hat sie Anfang 2023 den Export von unverarbeitetem Lithiumerz verboten, um die Raffinierung vor Ort zu fördern. De facto hat das Bergbauministerium jedoch mehreren Unternehmen Sondergenehmigungen für den Export des Erzes erteilt. In der Regel handelt es sich dabei um Unternehmen mit staatlicher Beteiligung. Hinzu kommen illegale Exporte, die durch die grassierende Korruption erleichtert werden.
Aufgrund des seit Jahren anhaltenden Devisenmangels gibt es in Simbabwe zudem Restriktionen für den Transfer von Devisen. So müssen Exporterlöse über die Zentralbank abgewickelt werden. Nur ein Teil wird dann in Devisen gutgeschrieben, der Rest in lokaler Währung. Auch bei den harten Standortfaktoren wie der Verkehrsinfrastruktur ist das Bild nicht eindeutig. Zwar verfügt Simbabwe über ein vergleichsweise dichtes Straßennetz und mehrere Eisenbahnstrecken. Deren Zustand ist jedoch schlecht, da jahrzehntelang zu wenig in die Infrastruktur investiert wurde.
Ausländische Direktinvestitionen steigen
Die Regierung hat im Rahmen eines Investitionsprogramms für die Infrastruktur damit begonnen, wichtige Lücken zu schließen, vor allem im Bereich der Fernstraßen und der Stromversorgung. Wegen des sehr eingeschränkten Zugangs zu internationalen Finanzierungen muss der größte Teil allerdings aus dem Haushalt finanziert werden. Simbabwe geht daher in kleinen Schritten vor und hat zuletzt einzelne Abschnitte an lokale Bauunternehmen vergeben.
Ausländische Direktinvestitionen fließen dagegen vor allem in den Bergbausektor. Die meisten Investitionen stammen aus China. Nach Analysen der Lloyds Bank gehören aber auch Russland, Iran und Indien zu den wichtigsten Herkunftsländern. Neben der Erschließung neuer Lagerstätten spielt in jüngster Zeit auch die Übernahme bestehender Bergwerke eine größere Rolle.
Nach Angaben der Confederation of Zimbabwe Industries (CZI) leidet die verarbeitende Industrie des Landes unter einer starken Abhängigkeit von zahlreichen Vorprodukten, die aus dem Ausland eingeführt werden müssen. Dazu zählen Polymere für die Herstellung von Kunststoffprodukten, Verpackungsmaterialien aus Papier und Pappe, Gummi sowie verschiedene Chemikalien. Diese Bereiche könnten für ein Engagement interessant sein.
Nur wenige deutsche Unternehmen sind in Simbabwe präsent. Dazu gehören der Logistiker DHL, im Gesundheitssektor B. Braun, der Schmierstoffhersteller Fuchs mit einer Vertriebsrepräsentanz und die Pflanzenschutzsparte von Bayer. Darüber hinaus haben einige Deutsche eigene Firmen vor Ort gegründet, die in diesem Zusammenhang aber eher als lokale Unternehmen anzusehen sind.
Investitionsförderung: Open for Business?
Als Regierungschef Emmerson Mnangagwa 2017 die Nachfolge des langjährigen Präsidenten Robert Mugabe antrat, erklärte er, Simbabwe sei nun "open for business". In der internationalen Gemeinschaft stieß dies zunächst auf abwartendes Interesse. Seither ist die Bilanz gemischt. An den innen- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen hat sich wenig geändert. Der Zufluss ausländischer Investitionen konzentrierte sich in der Folge relativ einseitig auf wenige Branchen und Herkunftsländer, in denen diese Faktoren eine geringere Priorität genießen.
Die allgemeine Investitionsförderung obliegt seit 2020 der staatlichen Zimbabwe Investment Development Agency (ZIDA). Sie agiert als zentrale Anlaufstelle (one-stop-shop) für interessierte Unternehmen und konzentriert die Förderung in sechs Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zones, SEZ). Vorteile bei der Ansiedlung in einer SEZ sind vor allem Steuererleichterungen und die zollfreie Einfuhr von Investitionsgütern und Rohstoffen. Eine Zusammenfassung der Instrumente bietet eine Übersicht der Investitionsförderagentur ZIDA.
SEZ | Lage | Größe (ha) | Verwaltende Behörde | Ausrichtung |
---|---|---|---|---|
Beitbridge | Beitbridge (Grenze zu Südafrika) | 248 | Municipality of Beitbridge/ ZIDA | Logistik |
Belmont-Donnington-Kelvin-Westondale | Bulawayo | 3.000 | Bulawayo City Council | Produzierendes Gewerbe, Industrie |
Fernhill | Mutare | 89 | Mutare City Council | Logistik, Weiterverarbeitung von Mineralien und Agrarprodukten |
Masuwe | Victoria Falls | 1.200 | Victoria Falls-Hwange Joint Committee/ Mosi Oa Tunya Development Company | Tourismus und Finanzdienste |
Sunway City | Harare | 1.216 | Sunway City (Pvt) Limited | High Tech, Leichtindustrie, Medical Park |
Umvumila | Bulawayo | 179 | Bulawayo City Council | Industrie |
Simbabwe zeigt Interesse an öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) in Bereichen wie der Verkehrs-, Energie- oder Wasserinfrastruktur. Die diesbezüglichen Informationen der ZIDA beschränken sich jedoch bisher im Wesentlichen auf Ideen und Wünsche.
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