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Wirtschaftsumfeld | Simbabwe

Rohstoffe und Landwirtschaft prägen die Wirtschaftsstruktur

Simbabwe kämpft bei der Umsetzung seiner Potenziale mit allerlei Widrigkeiten. Diese sind zum Teil auf äußere Einflüsse zurückzuführen, zum Teil hausgemacht.

Von Marcus Knupp | Berlin

Was für viele afrikanische Länder gilt, trifft auf Simbabwe in besonderem Maße zu: Die natürlichen Voraussetzungen für wirtschaftlichen Wohlstand sind grundsätzlich gut. Das Land ist reich an Rohstoffen wie Gold, Platinmetallen, Chrom, Nickel, Lithium oder Diamanten. Flächenreserven, teilweise gute Böden und in normalen Jahren mehr als ausreichende Niederschläge versprechen ein großes Potenzial für die landwirtschaftliche Produktion. Die klimatische Vielfalt der verschiedenen Höhenlagen ermöglicht den Anbau einer breiten Palette von Nutzpflanzen. 

Von landschaftlichen Schönheiten wie den Victoria-Wasserfällen über artenreiche Wildreservate bis zu kulturellen Attraktionen wie den Ruinen von Great Zimbabwe gibt es zahlreiche touristische Ziele an. Mit Ausnahme der Victoria-Wasserfälle werden diese bisher jedoch kaum vermarktet.

Schwierige internationale Beziehungen belasten die Wirtschaft

Bereits seit 1965 war das damalige Rhodesien von Sanktionen betroffen und baute mit dem Ziel der wirtschaftlichen Selbstversorgung lokale Produktionen auf. Simbabwe entwickelte sich dann bis Mitte der 1990er Jahre zu einem der stärker industrialisierten Länder des Kontinents. Ähnlich wie in die Verkehrsinfrastruktur hat der Staat in den letzten Jahren jedoch nur wenig in den Produktionssektor investiert. Viele Betriebe sind verschwunden oder befinden sich in schlechtem Zustand.

Fortgesetzte Sanktionen und ein in der Folge schlechtes Länderranking haben daran einen Anteil. Innenpolitisch behindert eine teilweise erratische Wirtschafts- und Währungspolitik die wirtschaftliche Entwicklung. Erschwerend kommt hinzu, dass Simbabwe aufgrund ausstehender Tilgungs- und Zinszahlungen an multilaterale Gläubiger derzeit keine neuen Kredite von internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhält.

 

17 Mio.

Personen lebten 2023 in Simbabwe.

Quelle: Weltbank 2024

26,5 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023.

Quelle: Weltbank 2024

1.592

US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2023 aus.

Quelle: Weltbank 2024

Rang 152

belegte das Land 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 149

nimmt Simbabwe im Corruption Perceptions Index 2023 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2024

10 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2022.

Quelle: Weltbank 2024

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

Simbabwe verlangt sehr gute Marktkenntnisse

Rechtssicherheit ist einer der wesentlichen Faktoren für langfristige Investitionen. Enteignungen und schnelle Gesetzesänderungen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten jedoch Zweifel an der Verlässlichkeit der rechtlichen Rahmenbedingungen in Simbabwe gesät. Zudem kann Farmland nicht beliehen werden, da ein freier Eigentumstransfer nicht möglich ist. Dies erschwert den Zugang zu Krediten und schränkt den Investitionsspielraum der Landwirte erheblich ein.

Simbabwe hat nach 1980 stark in den Bildungssektor investiert. Die Zunahme der Beschäftigungsmöglichkeiten im formalen Sektor konnte jedoch nicht mit der wachsenden Zahl der Schulabsolventen Schritt halten. Dies und die sich verschlechternde Wirtschaftslage trugen dazu bei, dass mehrere Millionen junger Simbabwer im Ausland Arbeit suchten, die meisten davon in Südafrika. Dieser Braindrain führte dazu, dass ihre Qualifikationen nun im Land selbst fehlen.

Die langsame und ineffiziente Bürokratie macht Simbabwe für deutsche Unternehmen unattraktiv.

Nur sehr wenige deutsche Unternehmen sind in Simbabwe präsent, darunter etwa der Logistiker DHL. Hinzu kommt eine Handvoll lokaler Firmen unter deutscher Leitung wie Organic Africa. Insgesamt ist der Standort derzeit wenig attraktiv. Zu den Gründen dafür zählen bürokratische Hürden, ein komplexes Steuersystem und eine inkompetente, teils willkürlich handelnde Steuerbehörde, unbeständige politische Entscheidungen, Korruption sowie eine schlechte Infrastruktur, wie Bernd Doppelfeld, Repräsentant der Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK) in Harare, erläutert. Mängel gibt es vor allem bei der Stromversorgung, aber auch bei der Wasserversorgung. "Das Straßensystem ist in teilweise desolatem Zustand und die Eisenbahn quasi nicht existent", so Doppelfeld.

SWOT-Analyse Simbabwe

S

Stärken Strengths

  • Reiche Vorkommen an Bodenschätzen
  • Gutes landwirtschaftliches Potenzial
  • Vergleichsweise diversifizierte Wirtschaft
  • Relativ hohes Bildungsniveau
  • Grundsätzlich gutes Verkehrsnetz
W

Schwächen Weaknesses

  • Binnenlage ohne Zugang zum Meer
  • Schwerfällige Verwaltung
  • Investitionsstau in der Infrastruktur
  • Abwanderung von Fachkräften
  • Währungsturbulenzen
O

Chancen Opportunities

  • Anknüpfen an alte Produktionsstrukturen
  • Nutzung touristischer Potenziale im ganzen Land
  • Verkehrsdrehkreuz für die SADC-Region (Southern African Development Community)
  • Kooperation auf politischer Ebene
  • Stabilisierung der Währung
T

Risiken Threats

  • Versorgungsprobleme mit Nahrungsmitteln
  • Soziale Unruhen
  • Unzuverlässige Energieversorgung
  • Hyperinflation
  • Unklare Eigentumsrechte

Vom "Brotkorb Afrikas" zum Armenhaus

Simbabwes Landwirtschaft erwirtschaftete lange Zeit hohe Überschüsse, sowohl in der Nahrungsmittelproduktion als auch bei Cash Crops wie Tabak. Eine verfehlte Agrarpolitik und inkonsequente Schritte bei der Landreform haben die Basis dafür in den vergangenen Jahrzehnten jedoch immer mehr geschwächt. In jüngster Zeit haben äußere Einflüsse wie Tropenstürme, Dürren und die Auswirkungen der Coronapandemie die Situation weiter verschärft. In einigen Regionen kam es zu Nahrungsmittelknappheit. Im Zuge des globalen Klimawandels werden Niederschlagsschwankungen in Zukunft voraussichtlich zunehmen. Umso wichtiger sind deshalb Investitionen in Technologien zur Klimaanpassung wie Bewässerung und verbesserte Lagerung.

Bergbau profitiert von weltweitem Rohstoffboom

Innenpolitische Erwägungen spielen bei Investitionen in den Abbau von mineralischen Rohstoffen oft eine untergeordnete Rolle. Simbabwes Reichtum an abbauwürdigen Ressourcen stößt trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf reges Interesse. Vor allem chinesische Unternehmen haben sich in den letzten Jahren verstärkt engagiert, etwa im Lithiumabbau. Die Regierung in Harare sieht in dem aktuellen Boom eine Chance für stabiles Wachstum und hat dem Bergbau in ihrer Entwicklungsstrategie "Vision 2030" eine zentrale Rolle eingeräumt.

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Simbabwe (Anteile in Prozent)

Sektoren

Anteil am BIP 2022

Anteil an den Beschäftigten im 1. Quartal 2024 *

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

7,2

22,9

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

12,6

6,9

Verarbeitendes Gewerbe

21,5

7,8

Energieversorgung

1,7

k.A.

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

0,2

k.A.

Baugewerbe

4,5

3,8

Dienstleistungen

40,7

48,5

*) Die Statistik nennt nicht alle Wirtschaftsbereiche, daher bleibt die Summe unter 100%.Quelle: Zimbabwe National Statistics Agency (ZimStat) 2024

Relativ gleichmäßige Gewichtung der Regionen

Ein großer Teil Simbabwes wird vom zentralen Hochland eingenommen. Hier befinden sich die größeren Städte des Landes. Bedingt durch höhere Niederschläge liegt das Kerngebiet der landwirtschaftlichen Produktion, vor allem von Tabak und Mais, im nordöstlichen Teil Simbabwes. Ganz im Osten erreichen die bewaldeten Inyangaberge Höhen von über 2.500 Meter. Das Tiefland im Norden und Süden ist trockener und wird neben Bewässerungsflächen vor allem für die Viehzucht genutzt. Der Kariba-Stausee am Sambesi, der die Nordgrenze zu Sambia bildet, ist mit seinem Wasserkraftwerk die wichtigste Stromquelle des Landes.

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