Wirtschaftsumfeld | Simbabwe
Rohstoffe und Landwirtschaft prägen die Wirtschaftsstruktur
Simbabwe kämpft bei der Umsetzung seiner Potenziale mit allerlei Widrigkeiten. Diese sind zum Teil auf äußere Einflüsse zurückzuführen, zum Teil hausgemacht.
08.10.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Was für viele afrikanische Länder gilt, trifft auf Simbabwe in besonderem Maße zu: Die natürlichen Voraussetzungen für wirtschaftlichen Wohlstand sind grundsätzlich gut. Das Land ist reich an Rohstoffen wie Gold, Platinmetallen, Chrom, Nickel, Lithium oder Diamanten. Flächenreserven, teilweise gute Böden und in normalen Jahren mehr als ausreichende Niederschläge versprechen ein großes Potenzial für die landwirtschaftliche Produktion. Die klimatische Vielfalt der verschiedenen Höhenlagen ermöglicht den Anbau einer breiten Palette von Nutzpflanzen.
Von landschaftlichen Schönheiten wie den Victoria-Wasserfällen über artenreiche Wildreservate bis zu kulturellen Attraktionen wie den Ruinen von Great Zimbabwe gibt es zahlreiche touristische Ziele an. Mit Ausnahme der Victoria-Wasserfälle werden diese bisher jedoch kaum vermarktet.
Schwierige internationale Beziehungen belasten die Wirtschaft
Bereits seit 1965 war das damalige Rhodesien von Sanktionen betroffen und baute mit dem Ziel der wirtschaftlichen Selbstversorgung lokale Produktionen auf. Simbabwe entwickelte sich dann bis Mitte der 1990er Jahre zu einem der stärker industrialisierten Länder des Kontinents. Ähnlich wie in die Verkehrsinfrastruktur hat der Staat in den letzten Jahren jedoch nur wenig in den Produktionssektor investiert. Viele Betriebe sind verschwunden oder befinden sich in schlechtem Zustand.
Fortgesetzte Sanktionen und ein in der Folge schlechtes Länderranking haben daran einen Anteil. Innenpolitisch behindert eine teilweise erratische Wirtschafts- und Währungspolitik die wirtschaftliche Entwicklung. Erschwerend kommt hinzu, dass Simbabwe aufgrund ausstehender Tilgungs- und Zinszahlungen an multilaterale Gläubiger derzeit keine neuen Kredite von internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhält.
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Simbabwe verlangt sehr gute Marktkenntnisse
Rechtssicherheit ist einer der wesentlichen Faktoren für langfristige Investitionen. Enteignungen und schnelle Gesetzesänderungen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten jedoch Zweifel an der Verlässlichkeit der rechtlichen Rahmenbedingungen in Simbabwe gesät. Zudem kann Farmland nicht beliehen werden, da ein freier Eigentumstransfer nicht möglich ist. Dies erschwert den Zugang zu Krediten und schränkt den Investitionsspielraum der Landwirte erheblich ein.
Simbabwe hat nach 1980 stark in den Bildungssektor investiert. Die Zunahme der Beschäftigungsmöglichkeiten im formalen Sektor konnte jedoch nicht mit der wachsenden Zahl der Schulabsolventen Schritt halten. Dies und die sich verschlechternde Wirtschaftslage trugen dazu bei, dass mehrere Millionen junger Simbabwer im Ausland Arbeit suchten, die meisten davon in Südafrika. Dieser Braindrain führte dazu, dass ihre Qualifikationen nun im Land selbst fehlen.
Die langsame und ineffiziente Bürokratie macht Simbabwe für deutsche Unternehmen unattraktiv.
Nur sehr wenige deutsche Unternehmen sind in Simbabwe präsent, darunter etwa der Logistiker DHL. Hinzu kommt eine Handvoll lokaler Firmen unter deutscher Leitung wie Organic Africa. Insgesamt ist der Standort derzeit wenig attraktiv. Zu den Gründen dafür zählen bürokratische Hürden, ein komplexes Steuersystem und eine inkompetente, teils willkürlich handelnde Steuerbehörde, unbeständige politische Entscheidungen, Korruption sowie eine schlechte Infrastruktur, wie Bernd Doppelfeld, Repräsentant der Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK) in Harare, erläutert. Mängel gibt es vor allem bei der Stromversorgung, aber auch bei der Wasserversorgung. "Das Straßensystem ist in teilweise desolatem Zustand und die Eisenbahn quasi nicht existent", so Doppelfeld.
Vom "Brotkorb Afrikas" zum Armenhaus
Simbabwes Landwirtschaft erwirtschaftete lange Zeit hohe Überschüsse, sowohl in der Nahrungsmittelproduktion als auch bei Cash Crops wie Tabak. Eine verfehlte Agrarpolitik und inkonsequente Schritte bei der Landreform haben die Basis dafür in den vergangenen Jahrzehnten jedoch immer mehr geschwächt. In jüngster Zeit haben äußere Einflüsse wie Tropenstürme, Dürren und die Auswirkungen der Coronapandemie die Situation weiter verschärft. In einigen Regionen kam es zu Nahrungsmittelknappheit. Im Zuge des globalen Klimawandels werden Niederschlagsschwankungen in Zukunft voraussichtlich zunehmen. Umso wichtiger sind deshalb Investitionen in Technologien zur Klimaanpassung wie Bewässerung und verbesserte Lagerung.
Bergbau profitiert von weltweitem Rohstoffboom
Innenpolitische Erwägungen spielen bei Investitionen in den Abbau von mineralischen Rohstoffen oft eine untergeordnete Rolle. Simbabwes Reichtum an abbauwürdigen Ressourcen stößt trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf reges Interesse. Vor allem chinesische Unternehmen haben sich in den letzten Jahren verstärkt engagiert, etwa im Lithiumabbau. Die Regierung in Harare sieht in dem aktuellen Boom eine Chance für stabiles Wachstum und hat dem Bergbau in ihrer Entwicklungsstrategie "Vision 2030" eine zentrale Rolle eingeräumt.
Sektoren | Anteil am BIP 2022 | Anteil an den Beschäftigten im 1. Quartal 2024 * |
---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 7,2 | 22,9 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 12,6 | 6,9 |
Verarbeitendes Gewerbe | 21,5 | 7,8 |
Energieversorgung | 1,7 | k.A. |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 0,2 | k.A. |
Baugewerbe | 4,5 | 3,8 |
Dienstleistungen | 40,7 | 48,5 |
Relativ gleichmäßige Gewichtung der Regionen
Ein großer Teil Simbabwes wird vom zentralen Hochland eingenommen. Hier befinden sich die größeren Städte des Landes. Bedingt durch höhere Niederschläge liegt das Kerngebiet der landwirtschaftlichen Produktion, vor allem von Tabak und Mais, im nordöstlichen Teil Simbabwes. Ganz im Osten erreichen die bewaldeten Inyangaberge Höhen von über 2.500 Meter. Das Tiefland im Norden und Süden ist trockener und wird neben Bewässerungsflächen vor allem für die Viehzucht genutzt. Der Kariba-Stausee am Sambesi, der die Nordgrenze zu Sambia bildet, ist mit seinem Wasserkraftwerk die wichtigste Stromquelle des Landes.