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Branche kompakt | Singapur | Bauwirtschaft

Singapurs Bauindustrie erwartet hohes Wachstum

Singapurs Bauindustrie freut sich über stark steigende Aufträge. Deutsche Firmen können von der hohen Nachfrage profitieren, müssen aber zunehmender Konkurrenz trotzen.

Von Alexander Hirschle | Singapur

Ausblick der Bauwirtschaft in Singapur

Bewertung:

 

  • Wachstumsbranche: Stark steigende Bauaufträge und Umsätze der Industrie erwartet.
  • Infrastruktur: Singapur legt großen Wert auf Modernisierung und setzt zahlreiche Vorhaben um.
  • Industriebau: Steigende Direktinvestitionen im Zuge regional diversifizierender Firmen kurbeln Nachfrage an.
  • Kosten: Steigende Nachfrage treibt Preise für Materialien und Ausrüstungen nach oben.
  • Wettbewerb: Chinesische Akteure drängen in den Markt und erhöhen den Konkurrenzdruck.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

Markttrends

Singapurs Bauindustrie boomt. Im Jahr 2025 soll die Zahl der Bauaufträge in einer Bandbreite von 6,3 bis 19,9 Prozent auf bis zu 39,2 Milliarden US-Dollar (53 Milliarden Singapur-Dollar, SGD) steigen, prognostiziert die für den Sektor verantwortliche Behörde BCA (Building and Construction Authority). Im Jahr 2024 belief sich der Auftragswert noch auf 33,7 Milliarden US$. 

Die laufenden Umsätze aus der Bauindustrie werden 2025 bis zu 31,1 Milliarden US$ erreichen, was einer Steigerung von 9,4 Prozent entsprechen würde. Für den Zeitraum 2026 bis 2029 schätzt die Behörde einen Umsatz des Sektors von bis zu 34 Milliarden Euro pro Jahr. 

Infrastrukturprojekte kurbeln Nachfrage an

Als Gründe für die positive Entwicklung nennt die Behörde die Ausweitung privater und öffentlicher Bauvorhaben, wie unter anderem Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäuser, Schulen und Abfallaufbereitungsanlagen. Ebenso wird mit der Fortführung mehrerer Infrastrukturprojekte gerechnet, etwa dem Bau von U-Bahn-Strecken und dem Ausbau des Hafens Tuas. Im 1. Halbjahr 2025 soll zudem mit dem Bau des fünften Terminals im Flughafen Changi begonnen werden.

 

Ausgewählte Großprojekte in der Bauwirtschaft in Singapur
Akteur/Projekt

Geschätzte Investitionssumme (in Milliarden US$)

Projektstand

Cross Island MRT-Linie 

(Landverkehrsbehörde)

30

Baubeginn für Phase 1 (12 Stationen) ist im Jahr 2023, Fertigstellung ist für 2030 geplant.

Phase 2 (6 Stationen) bis 2032​

Tuas Port (Mega-Hafenprojekt) (MPA / PSA)

15

Phase 1 (21 Liegeplätze) in Betrieb seit 2022​;

Die Sanierungsphase 2 begann 2018 und ist zu 60 % abgeschlossen (Ziel 2025).

Planung und Entwurf der dritten Phase haben begonnen. Die Sanierungsarbeiten sollen Mitte der 2030er Jahre abgeschlossen sein.

Vollständiger Hafen mit 66 Liegeplätzen bis 2040

Changi Flughafen Terminal 5 

(Changi Airport Group / Verkehrsministerium)

10 

Baubeginn im 1. Halbjahr 2025

Voraussichtliche Eröffnung Mitte der 2030er Jahre

Erweiterung des Marina Bay Sands 

(Las Vegas Sands Corp.)

 8 (5 für Planungs- und Baukosten)

Baubeginn Juli 2025

Fertigstellung 2029/ 2030

Eröffnung 2030/ 2031

Verlängerung der Thomson-Ostküstenlinie 

(Landverkehrsbehörde)

N/A (finanziert im Rahmen des Schienenausbauplans in Höhe von 87,5 Milliarden S$)

4/5 Etappen bis 2024 abgeschlossen.

Die Fertigstellung der fünften Phase ist für 2026 geplant.

Die Erweiterung nach Changi T5 soll 2025 beginnen und bis 2040 abgeschlossen sein.

Sozialwohnungen (nach Maß gebaute Wohnungen) 

(Wohnungsbau- und Entwicklungsbehörde)

N / A 

über 50.000 neue BTO-Wohnungen werden zwischen 2025 und 2027 fertiggestellt​
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

 Tourismus und Industriebau wachsen

Auch Tourismusprojekte wie etwa die Erweiterung des berühmten Marina Bay Sands Komplex kurbeln den Bausektor an. 2024 erzielte die Industrie einen Rekordumsatz von 29 Milliarden US$, schätzt die lokale Tourismusbehörde STB (Singapore Tourism Board). Die Zahl der internationalen Gäste schoss um mehr als 20 Prozent in die Höhe, über 1.400 neue Hotelzimmer sind entstanden. Auch für 2025 zeigen sich die Fachleute optimistisch und rechnen mit weiteren Umsatzsteigerungen in der Branche.

Ebenso dürfte der Industriebau weiter boomen. Architekten bestätigen in der lokalen Presse die große Anziehungskraft Singapurs aufgrund seiner langfristigen Projektplanungen und dem hohen Zufluss an Investitionen aus dem Ausland. Singapur zog 2023 rund 60 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen in der ASEAN-Gemeinschaft (Association of Southeast Asian Nations) im Gesamtwert von rund 140 Milliarden US$ an. Im Jahr 2024 stiegen die angekündigten Investitionen aus dem In- und Ausland nach Angaben der Behörde EDB (Economic Development Board) um 6,3 Prozent weiter an. Dies dürfte zu einer steigenden Nachfrage nach Fabrikgebäuden und Büroräumen in der Löwenstadt führen. 

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen


Allerdings werden die Kosten für Bauprojekte in Singapur in den kommenden Jahren überproportional anziehen. Nach Schätzungen der Immobilienfirma JLL (Jones Lang Lasalle) dürfte die Preissteigerung 2025 zwischen 5 und 6 Prozent betragen, im Folgejahr sogar zwischen 6 und 7 Prozent. Die Erhöhungen im Bausektor liegen damit über der allgemeinen Inflation, die 2024 nur circa 2,4 Prozent betrug. Auch die Preise für das Ausleihen von Bauausrüstungen könnten im Zuge der erhöhten Nachfrage steigen. 

Als Grund für die dynamische Preisentwicklung nennt JLL die zahlreichen großen Infrastrukturprojekte, welche die Nachfrage nach Baumaterialien, Ausrüstungen und Beschäftigten nach oben schrauben. Der Fachverband Singapore Contractos Association geht davon aus, dass auch der Bedarf an Personal künftig um 20 Prozent ansteigen wird. 

Steigende Konkurrenz in Singapurs Baugewerbe

Für Branchenunternehmen sei daher eine gute strategische Planung und Kostenmanagement von enormer Bedeutung, um sich in dem umkämpften Markt konkurrenzfähig aufzustellen. Zumal sich auch zunehmend mehr chinesische Akteure um Projekte bewerben, die mit sehr niedrigen Preisen in den Markt drängen. Darüber hinaus empfehlen Verbandsvertreter den Firmen, sich technologisch weiterzuentwickeln um effizienter zu werden und Kosteneinsparungen zu erzielen. Modulare und Fertigbautechnologien lägen dabei im Trend. 

Ebenso sei eine Differenzierung der Produkte und Dienstleistungen notwendig, um sich von der kostengünstigeren Konkurrenz abzusetzen. Nach Vorstellung der lokalen Behörden sollten Entwickler und Baufirmen in Singapur ihre Produktivität erhöhen durch stärkere Digitalisierung sowie die Nutzung von Robotik und Automatisierung. Darüber hinaus seien Nachhaltigkeitsaspekte bei Bauprojekten in Singapur von enormer Wichtigkeit, so die Stimmen. 

Gute Aussichten für deutsche Produkte 

Für made in Germany ergeben sich in Singapurs Bausektor vielfältige Absatzchancen, seien es Dienstleistungen, Materialien, Vorprodukte oder Ausrüstungen. So soll nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens ResearchandMarket.com der Markt für Baumaschinen bis 2029 um jährlich 5,8 Prozent zulegen. Während 2023 noch 4.896 Einheiten abgesetzt wurden, wird sich die Nachfrage dieser Prognose zufolge sechs Jahre später auf 6.884 Maschinen belaufen. 

In Singapur selbst sind nach Angaben der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer (AHK) bereits zahlreiche Firmen mit deutschen Wurzeln in verschiedenen Segmenten des Bausektors aktiv, darunter Bomag, Bauer Technologies, Drees & Sommer, Ed Züblin, HeidelbergMaterials, Herrenknecht, Liebherr, Knauf Ceiling Solutions, Putzmeister, Sto, Tialoc und Thyssenkrupp. Die deutschen Exporte von Baumaschinen stiegen 2024 nach dreijährigem Abwärtstrend wieder um 12,1 Prozent auf 23 Millionen US$ an.

Darüber hinaus nutzen viele deutsche Unternehmen den Stadtstaat als Basis, um Projekte in anderen ASEAN-Ländern zu steuern und zu finanzieren. Beispielsweise wächst der Bausektor in Indonesien nach mehreren Krisenjahren wieder. Auch in ganz ASEAN stellen sich die Perspektiven für Lieferanten in den nächsten Jahren positiv dar. Gemäß einem Bericht von MordorIntelligence wird der Markt für Baumaschinen in der Wirtschaftsgemeinschaft zwischen 2025 und 2029 um jährlich 6,6 Prozent zulegen auf dann 11,2 Milliarden US$. Das Wachstum wird diesen Prognosen zufolge unter anderem angekurbelt durch umfangreiche Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur und internationalen Firmen, die ASEAN als alternativen Standort im Rahmen ihrer Diversifizierungsstrategien nutzen.

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