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Wirtschaftsumfeld | Slowakei | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Löhne und Gehälter

Die gute Lage am Arbeitsmarkt lässt die Löhne in der Slowakei weiter steigen. Arbeitnehmer haben derzeit eine gute Verhandlungsposition und erwarten Zusatzleistungen.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Trotz hoher nominaler Zuwächse schrumpften die Löhne in der Slowakei zwei Jahre in Folge. Grund war die hohe Inflationsrate, die über dem Lohnplus lag. Ab 2024 wendet sich das Blatt für die Beschäftigten. Das für die Regierungsprognosen zuständige Finanzministerium rechnet für 2024 mit nominalen Lohnzuwächsen von 6,3 Prozent auf durchschnittlich 1.520 Euro. Für 2025 wird ein Plus von 5,5 Prozent auf 1.600 Euro erwartet. Real sollen die Löhne in den beiden Jahren um 3,2 und 1,4 Prozent steigen. 

Auch 2024 hohe Zuwächse geplant

Die Prognosen der Regierung werden durch die Erhebungen von Personalagenturen bestätigt. Laut Grafton Recruitment planen 56 Prozent der befragten Firmen 2024 Lohnanstiege zwischen 6 und 10 Prozent. Mit Lohnkürzungen rechnet kein Unternehmen.

Die ausländischen Unternehmen in der Slowakei wollen ihre Löhne 2024 durchschnittlich um 7,8 Prozent anheben. Das hat die Konjunkturumfrage unter sechs Auslandshandelskammern im Frühjahr ergeben. 

Schon im 4. Quartal 2023 stieg das durchschnittliche Monatsgehalt im Land erstmals auf über 1.500 Euro. Der Durchschnittslohn ist aber nur ein erster Anhaltspunkt für Gehaltsplanungen in der Slowakei. Denn fast zwei Drittel der slowakischen Beschäftigten haben weniger Geld in der Lohntüte. Das zeigen Berechnungen des Dienstleisters Trexima, der im Auftrag des Arbeitsministeriums Marktdaten und Prognosen erstellt. Demnach verdiente im 3. Quartal 2023 jeder zehnte Arbeitnehmer weniger als 760 Euro im Monat. 

Mindestlohn soll deutlich ansteigen

Über 200.000 Arbeitnehmende in der Slowakei bekommen sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn. Er ist in sechs Kategorien gestaffelt, je nach Komplexität der Tätigkeit. Seit dem 1. Januar 2024 beträgt der Mindestlohn monatlich 750 Euro oder 4,31 Euro für jede geleistete Arbeitsstunde. In der höchsten Kategorie, zum Beispiel für Geschäftsführer, liegt er bei 1.330 Euro pro Monat (7,644 Euro pro Stunde).

Die aktuelle Regierung plant langfristig ein Mindestlohnniveau von 60 Prozent des Durchschnittslohns. Experten rechnen daher mit einem Anstieg bis 2027 auf rund 970 Euro. 

West-Ost-Gefälle schwächt sich ab

Das wirtschaftliche West-Ost-Gefälle der Slowakei spiegelt sich auch bei den Löhnen wider. Im Bezirk Banská Bystrica lag das Lohnniveau 2023 um 12 Prozent unter dem Landesdurchschnitt, in der Region Prešov sogar um 22 Prozent. Allerdings sind die Lohnkostenvorteile im Osten nicht von Dauer, denn dort wächst der Wettbewerb um Personal ebenfalls. Das zeigt die Region Košice, wo die Großinvestition von Volvo Cars den Bedarf an neuen Beschäftigten erhöht.

Erhebliche Lohnunterschiede gibt es zwischen den einzelnen Branchen. Am wenigsten zahlt das Hotel-und Gaststättengewerbe, wo die Durchschnittslöhne weit unter 1.000 Euro liegen. Auch in der Landwirtschaft und im Baugewerbe sind die Verdienstmöglichkeiten vergleichsweise gering.

Überdurchschnittlich hohe Löhne werden im Finanz-, IT- und Telekommunikationssektor sowie in der Energiewirtschaft gezahlt.

 

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchen (in Euro, Veränderung in Prozent)
Branche

2023 (in Euro) 1)

Veränderung zu 2022 (in %) 2)

Durchschnittslohn

1.430

9,7

Land- und Forstwirtschaft

1.115

10,5

Verarbeitendes Gewerbe

1.486

9,9

Energieversorgung

2.346

11,4

Wasser- und Abfallwirtschaft

1.384

13,0

Baugewerbe

1.025

12,1

Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz

1.358

10,1

Transport und Lagerhaltung

1.378

9,9

Hotel- und Gastgewerbe

835

9,3

Informations- und Kommunikationsleistungen

2.405

6,7

Finanzen und Versicherungen

2.428

8,1

1 Berechnung aufgrund der Quartalsangaben; 2 nominal.Quelle: Statistikamt der Slowakischen Republik 2024

Ausländische Unternehmen zahlen in der Regel mehr 

Beschäftigte, die bei ausländischen Unternehmen in der Slowakei arbeiten, bekommen dort höhere Löhne als bei einheimischen Betrieben. Das gilt vor allem für Führungskräfte, wie die Erhebungen von Trexima zeigen. So verdienen Manager bei ausländischen Firmen im Monat durchschnittlich rund 2.000 Euro mehr als bei slowakischen Arbeitgebern. Bei Spezialisten und technischen Fachkräften beträgt der Lohnunterschied rund 1.000 Euro. 

Ein guter Anhaltspunkt für die am Markt erwarteten Entlohnungen ist die Gehaltsbenchmark, die die AHK Slowakei regelmäßig durch Befragungen bei deutschen Unternehmen erstellt. Sie enthält Angaben zu vielen Fach- und Führungspositionen, zu gewährten Zusatzleistungen und regionalen Unterschieden. Die Datenanalyse kann bei der AHK in Bratislava bestellt werden.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen (in Euro, Veränderung in Prozent)
Stellenbezeichnung (Klassifizierung nach SK ISCO-08, Klasse)

3. Quartal 2023 (in Euro)

Veränderung zum 3. Quartal 2022 (nominal in %)

Durchschnittslohn (insgesamt)1.5809,6
Führungskraft (1)2.9667,5
Personal mit akademischer Ausbildung (2)1.98510,4
Techniker, Technikerin (3)1.6928,4
Unterstützende Bürokraft (4)1.2766,5
Dienstleistungs- und Verkaufskraft (5)1.1257,2
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft (6)1.2066,6
Handwerker, Handwerkerin (7)1.4477,9
Anlagen- und Maschinenbedienung, Montagekraft (8)1.3697,5
Hilfskraft (9)9315,7
Quelle: Forschungs- und Beratungsgesellschaft Trexima 2024

Weitere Lohnbestandteile

Die hohen Preissteigerungen der jüngsten Vergangenheit animieren Beschäftigte verstärkt dazu, für höhere Löhne den Job zu wechseln. Deshalb ist es wichtig, neben einem attraktiven Gehalt Zusatzleistungen anzubieten.

Übliche Benefits in der Slowakei reichen von Firmenfesten und Beiträgen für Sport, Kultur und Gesundheit bis hin zu zusätzlichen Urlaubstagen und Prämien. Je nach Position und Tätigkeit werden Mobiltelefone, Notebooks oder ein Dienstfahrzeug zur privaten Nutzung gewährt. Durch die geringe Mobilität der Beschäftigten organisieren viele Firmen den Transport oder bezuschussen die Fahrtkosten. Sonderzahlungen kann es bei Geburt eines Kindes oder einer Hochzeit geben.

Befragungen des Personalberaters Grafton Recruitment zeigen, dass besonders beliebte Benefits ein 13. oder sogar 14. Gehalt sind sowie Krankengeld von der Firma, Urlaubsgeld und Weihnachtsboni. 

Jedes zweite deutsche Unternehmen zahlt seinen Beschäftigten in der Slowakei Zuschüsse zur Rentenversicherung. Ein 13. Gehalt bekommt etwa jeder zweite leitende Angestellte und nicht-gewerbliche Beschäftigte. Sehr weit verbreitet sind Essensgutscheine, Gleitzeit und flexible Arbeitszeiten.

Welche Zusatzleistungen bieten deutsche Firmen in der Slowakei an?(in % der befragten Unternehmen)
Zusatzleistung

Leitende Angestellte

Gewerbliche Beschäftigte

Nicht-gewerbliche Beschäftigte

Zuschuss zur Rentenversicherung

54

50

54

Dienstwagen (auch zur privaten Nutzung)

54

4

32

Urlaubsgeld

32

36

36

Weihnachtsgeld

29

29

39

Fahrtkostenzuschuss

25

36

29

Essenszuschuss / Essensgutscheine

86

82

93

Zeitkonten

25

39

29

Flexible Arbeitszeit, Gleitzeit

68

7

79

13. Gehalt

46

36

54

14. Gehalt

25

18

29

Quelle: Gehaltsbenchmark der AHK Slowakei 2023

Sozialversicherungsbeiträge 

Die Sozialabgaben und Krankenversicherungsbeiträge betragen 2024 für Arbeitgeber 36,2 Prozent des Bruttoverdienstes, für Arbeitnehmer 13,4 Prozent. Sozialabgaben müssen auch für geringfügige Beschäftigungen, den "Vereinbarungen über die Erbringung von Arbeitsleistungen" (dohoda o pracovnej činnosti), bezahlt werden.

Sozialbeiträge 2024 (Arbeitgeberanteile, in Prozent der Bemessungsgrundlage)
Rentenversicherung, davon

17,0

  Altersrentenversicherung

14,0

  Invaliditätsversicherung

3,0

Krankenversicherung

11,0

Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz

1,4

Arbeitslosenversicherung

1,0

Sonstige Versicherungen, davon

5,0

  Reservefonds

4,75

  Garantieversicherung

0,25

Quelle: bpv Braun Partners 2024; Gesetz Nr. 461/2003 Slg. über die Sozialversicherung

Erläuterungen zur Beitragsbemessung

Für die Unfall- und Krankenversicherung gibt es keine Beitragsbemessungsgrenzen. Der Beitragssatz für die Unfallversicherung beträgt 0,8 Prozent, er wird vom Arbeitgeber getragen und bezogen auf die Lohnkosten berechnet. Für alle übrigen Sozialabgaben entspricht die Bemessungsgrenze dem siebenfachen Durchschnittslohn aus der Zeit vor zwei Jahren und liegt 2024 bei 9.128 Euro pro Monat.

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