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Branche kompakt | Spanien | Bauwirtschaft

Markttrends

Mit einer erwarteten Zunahme der Bauproduktion von 4,0 Prozent belebt der Bausektor 2024 die spanische Wirtschaft. Der Infrastrukturbau und neue Wohnungen sorgen für Dynamik.

Von Oliver Idem | Bonn

Die bedeutende Baubranche in Spanien bleibt auch 2024 ein Wachstumsmotor. Das erwartete Plus der Bauproduktion von 4 Prozent speist sich unter anderem aus den EU-Fördermitteln auf Basis des spanischen Aufbau- und Resilienzplans. Die Gelder treiben zum Beispiel Projekte im Bahnsektor an. Weitere staatliche Investitionspläne, etwa für den sozialen Wohnungsbau und energetische Sanierungen, tragen ebenfalls zum derzeitigen Aufschwung bei. Dem Fachverband SEOPAN zufolge summierte sich die Bauproduktion 2023 auf rund 133 Milliarden Euro.

Alle Bausegmente wachsen 2024 stärker als die Gesamtwirtschaft

SEOPAN rechnet 2024 mit den höchsten Zunahmen im Infrastrukturbau mit 6,8 Prozent und beim Neubau von Wohnungen mit 4 Prozent. Sanierungen und Nichtwohnungsbau bleiben mit Wachstumsraten von 2,4 beziehungsweise 2,3 Prozent dahinter zurück. Beide Raten liegen jedoch oberhalb der Erwartung der EU-Kommission für das Wachstum der spanischen Gesamtwirtschaft von 2,1 Prozent.

6,8 %

mehr Bauproduktion erwartet der Fachverband SEOPAN 2024 im Infrastruktursegment.

Im Wohnungsbau deutet ein leichter Rückgang der Anzahl der Baugenehmigungen um 0,9 Prozent auf knapp 108.000 Wohnungen für 2023 mittelfristig auf ein schwächeres Wachstum hin. Gleichzeitig wirkt das Königliche Dekret 8/2023 zur Förderung von 43.000 Sozialwohnungen bis Ende 2026 positiv. Dafür stehen 4 Milliarden Euro zur Verfügung. Ähnlich ist es mit den Fördergeldern in Höhe von 1 Milliarde Euro aus dem Paket Next Generation EU für Wohnungsbau auf öffentlichen Grundstücken. 

Beliebte Großstädte wie Madrid und Barcelona haben vor allem einen Bedarf an günstigem Wohnraum. Das Großprojekt Madrid Nuevo Norte begegnet der Nachfrage mit einem hohen Anteil an Sozialwohnungen. 

Nichtwohnungsbau mit schwachem Gesamttrend und einigen positiven Ausreißern

Der Nichtwohnungsbau profitiert vor allem von öffentlichen Investitionen. Dieser Effekt aus den Jahren 2022 und 2023 lässt jedoch mittlerweile nach. Da gleichzeitig private Investoren deutlich weniger Fläche bebauen lassen wollen, fallen die kurzfristigen Aussichten eher gedämpft aus.

Für positive Gegenbeispiele sorgen derzeit Logistikimmobilien und Rechenzentren. Beide Projektarten profitieren von Freiflächen außerhalb der großen Städte. Bei Rechenzentren punktet Spanien zudem mit günstigem Strom aus erneuerbaren Energien.  

Sanierungen profitieren von staatlichen Fördergeldern

Noch immer geben Förderprogramme einen Anschub für energetische Sanierungen und Eigenverbrauchslösungen. Die spanische Regierung zielt mit einem laufenden Programm darauf ab, energetische Sanierungen und eine bessere Barrierefreiheit zu fördern. Mit 5,8 Milliarden Euro Budget ist vorgesehen, insgesamt 500.000 Einheiten zu sanieren.

Dass 2023 weniger Sanierungsanträge gestellt wurden als im Vorjahr, lässt jedoch auf gedämpftere mittelfristige Aussichten schließen. Unter dem Strich rechnet SEOPAN für 2024 mit einem Plus von 2,4 Prozent.

Die Bauinvestitionen liegen trotz des aktuellen Aufwärtstrends noch immer unter dem Niveau von vor der Weltfinanzkrise. Die Alterung der Bausubstanz und neue Ansprüche an Effizienz und Komfort sprechen längerfristig für eine wachsende Bedeutung von Renovierungen und Sanierungen.

Kleines Infrastruktursegment glänzt mit hohen Wachstumsraten

Die Infrastruktur stellt das kleinste Segment der spanischen Bauwirtschaft dar, liegt jedoch bei den Wachstumsraten seit mehreren Jahren an der Spitze. SEOPAN rechnet allerdings damit, dass ab Anfang 2025 der Schwung durch die Fördermittel von Next Generation EU nachlassen wird.

Bahn- und Straßenprojekte sowie die Wasserwirtschaft dominierten 2023 die Ausschreibungen. Insbesondere im Bahnsektor sorgt die lange Umsetzungsdauer der Vorhaben für einen anhaltenden Zufluss an Investitionen.

Marktvolumen der Bauwirtschaft in Spanien in Milliarden Euro, Veränderung in Prozent

Kennziffer

2022 

2023

Veränderung 2023/2022

Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

124,1

133,4

7,5

  Wohnungsbau

41,9

32,5

-22,4

  Renovierungen und Sanierungen

26,6

29,7

11,3

  Wirtschaftsbau

36,0

32,5

-9,8

  Infrastrukturbau

19,5

39,0

99,7

Quelle: Fachverband SEOPAN

Experten sehen Geschäftschancen in Spanien in Zulieferungen und Lösungen für den energieeffizienten, gehobenen Neubau, die energetische Altbausanierung und deren Einpassung in smartere Städte. Es geht um Luftfilterung, dynamische Fassaden, Begrünungskonzepte, Klima- und Heiztechnik, Gebäudeautomatik und Wohnrobotik. Barrierefreiheit, Sicherheit und altersgerechtes Wohnen sind in der langlebigen spanischen Gesellschaft weitere wichtige Themen.

Vernetzung als Erfolgsfaktor für das deutsche Bauhandwerk

Hochwertiges deutsches Bauhandwerk sprengt bei spanischen Aufträgen oft den üblichen Preisrahmen. Dennoch gibt es Projekte, bei denen die Stärken dieser Gewerke gefragt sind: "Das deutsche Bauhandwerk bietet zum Teil Qualitäten, die man vor Ort in Spanien nicht erhalten kann", berichtet Markus Kemper, Leiter der Marktberatung der AHK Spanien. "Allerdings gelte es, diejenigen zu identifizieren, die diese höheren Qualitäten zu zahlen bereit sind. "In der Regel sind das private Bauherren hochwertiger Ferienimmobilien, Hotelbetreiber oder auch der Ladenbau. Viele Handwerker sammeln ihre erste Spanienerfahrung, indem sie von einem deutschen Kunden "Huckepack" genommen werden", berichtet Kemper aus seiner Erfahrung.

Bauvorhaben deutscher Landsleute in Spanien können ein Türöffner für das Bauhandwerk sein. Im Jahr 2023 waren knapp 177.000 Deutsche in Spanien gemeldet. 

Für die Erfolgsaussichten sind Kontakte und Zusammenarbeit entscheidend. "Für die strategische Bearbeitung des spanischen Marktes ist eine enge Vernetzung mit Multiplikatoren vor Ort notwendig, insbesondere mit Planungsbüros. Der gemeinsame Auftritt mit anderen Gewerken als Systemanbieter ist sinnvoll", empfiehlt Markus Kemper. 

Verlaufen die ersten Schritte erfolgreich, sollte ein Handwerksbetrieb an einem passenden Ort auf sich aufmerksam machen. Markus Kemper sieht dafür eindeutige regionale Schwerpunkte: "Auf mittlere Sicht ist eine eigene Präsenz in Spanien zu empfehlen, sei es zumindest in Form eines Showrooms. Die interessantesten Regionen für das deutsche Handwerk dürften die Balearen und Costa del Sol sein, mit Abstrichen auch die Costa Blanca sowie Barcelona und Madrid."

Ausgewählte Großprojekte der Bauwirtschaft in SpanienSumme in Milliarden Euro
Akteur/ProjektInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen

Neues Stadtviertel im Norden von Madrid (Madrid Nuevo Norte) 

25 (öffentlich und privat)

Circa 2,7 Mio. qm für gemischte Nutzung: 10.500 Wohnungen, Büros, Handel und Dienstleistungen; erste Arbeiten haben im November 2022 begonnen; Verkäufe von Grundstücken der Bahngesellschaft adif sollen spätestens Ende November stattfinden; Bauzeit circa 20 Jahre

Betreibergesellschaft: Distrito Castellana Norte (DCN)

Neues Stadtviertel im Süden von Madrid Valdecarros

7,5

Größtes Städtebauprojekt Spaniens mit 19 Mio. qm.; Rohrleitungen und IKT Anschlüsse für die ersten Bauphasen mit 13.500 Wohnungen sind im Gange. Das gesamte Projekt mit 8 Bauphasen soll über 50.000 Wohnungen umfassen, davon zur Hälfte Sozialwohnungen, 150.000 Einwohner anziehen und bis 2039 laufen

Wichtigste Immobilienentwickler sind: Zapata, Pryconsa, Oncisa und die Familie Fernández de Córdoba 

Verbindung Schnellzuglinien zwischen Murcia-Almeria und Granada 

 

6,7

Ausbau des Mittelmeer-und Atlantik-Bahnkorridors; schrittweise Ausschreibungen

 

Laufende Aufträge online abrufbar

Verbindung Schnellzuglinien zwischen Santander und Bilbao

2,5

In Planung; die Linie soll für den Personen- und Warentransport ausgelegt werden

Auftraggeber: Eisenbahnbereich des Ministerium für Transport Ministerio de Transporte, Movilidad y Agenda Urbana (MITMA)

Immobilienplan für den Flughafen Madrid-Barajas

2,4

Begonnene Erweiterung des Flughafens Madrid; drei von den vier Terminals werden zusammengelegt; die Kapazität soll innerhalb von zehn Jahren von 70 auf 80 Mio. Fluggäste steigen; erwartete Fertigstellung 2030

Flughafen-Betreibergesellschaft AENA

Espai Barça, Sanierung des Fußballstadions Camp Nou von FC Barcelona

1,5

Im Bau; Fertigstellung Fußballsaison 2026-2027

Erweiterung des Stadions, Umbau der Umgebung und Neubau einer Sportanlage "Palau Blaugrana"; Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollen im Vordergrund stehen 

Neues Hafen Terminal Nord, Port de Valencia

1,1

Bau des Terminals mit einer Kapazität von 5 Mio. Container; es soll voll Elektrifiziert sein und hundert Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden; zudem gehen die Bauarbeiten der neuen Wohnviertel "Plan Nazaret" nebenan mit ca. 230.000 qm Fläche voran

Auftragsgewinner ist die Unternehmenszusammenschlüsse von Acciona Construccion, Jan de Nul und Gupo Bertolin. Hauptzweck sei die Verbesserung der Intermodalität; Auftraggeber: Hafengesellschaft ValenciaportTiL Group

Quelle: Pressemeldungen; Recherchen von Germany Trade & Invest

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